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Joerg Duppler, Gerhard P. Gross, Hgg. Kriegsende 1918. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. Schriften des Militaergeschichtlichen Forschungsamtes. Beitraege zur Militaergeschichte, 53. Muenchen: R. Oldenbourg Verlag, 1999. 399 S. Illustrations. DM 88.00 (gebunden), ISBN 3-486-56443-9.

Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Dieter Langewiesche, und Hans-Peter Ullmann, Hgg. Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitaetsgeschichte des Ersten Weltkrieges. Schriften der Bibliothek fuer Zeitgeschichte, N.F. 5. Essen: Klartext Verlag, 1997. 456 S. References. DM 58.00 (taschenbuch), ISBN 3-88474-538-7.

Reviewed by Bjoern Hofmeister, Institut fuer Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universitaet Berlin.
Published by H-Soz-u-Kult (February, 2001)


Die historische Forschung wendet sich seit Anfang der 1990er Jahre verstaerkt den sozialgeschichtlichen und kulturellen Rueckwirkungen der "Urkatastrophe" am Ende des langen 19. Jahrhunderts zu, als welche der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedaechtnis der europaeischen Nationen erinnert wird. Aufgrund der industriell und umfassend gefuehrten Kampfhandlungen brachte der Erste Weltkrieg weitreichende soziale, oekonomische und ideologische Veraenderungen mit sich und war somit auch ein Gesellschaftszustand. Die erfahrungsgeschichtliche Perspektive ermoeglicht nicht nur einen Blick auf die Wahrnehmung des Krieges innerhalb verschiedener sozialer Milieus und regionaler Kollektive, sondern erlaubt auch Interpretationschancen fuer die Wirkungen des Krieges auf Weltanschauung und Mentalitaet sozialer Akteure ueber die Zaesur von 1918 hinaus. Die beiden vorliegenden Publikationen koennen und wollen nicht mit den neueren umfassenden Sammelbaenden von Wolfgang Michalka, Gerhard Hirschfeld / Gerd Krumeich / Irina Renz, Wolfgang Kruse und Wolfram Wette konkurrieren [1], sondern vielmehr diese von zwei verschiedenen organisatorischen Standpunkten aus um einzelne Aspekte der Kultur- und Sozialgeschichte des Ersten Weltkrieges ergaenzen.

Die inhaltliche Ausrichtung des Projektes von Gerhard Hirschfeld / Gerd Krumeich / Dieter Langewiesche/ Hans-Peter Ullmann, die Forschungsarbeiten vor allem von Magisterstudenten aber auch einiger Promoventen zur Sozial- und Kulturgeschichte des Ersten Weltkrieges in Form eines Sammelbandes zu veroeffentlichen, findet sich in der Untergliederung in drei Abschnitte wieder: 1. Kriegsfront - Heimatfront, 2. Wirtschaft und Krieg, 3. Gesellschaftsbilder - Feindbilder. Insgesamt konzentriert sich der ueberwiegende Teil der Beitraege auf den regionalen Raum Badens und Wuerttembergs. Diese Schwerpunktsetzung basiert auf der bewussten Tatsache, dass die Arbeiten im Umfeld der Universitaeten Freiburg, Tuebingen und Stuttgart entstanden sind und in Colloquiumsform lange fuer diesen Band vorbereitet wurden.

Zwei Aufsaetze erweitern den Blick nach Frankreich und England. Gundula Bavendamm greift in ihrem gelungenen Beitrag die Diagnose von Michael Jeismann auf, wonach die Wahrnehmung des Kriegsgegners in Frankreich eine "Kollektivpsychose des unerkannten Feindes" ausloeste [2]. Die Angst vor versteckter Spionage, so Bavendamm, schlug bei der Pariser Bevoelkerung in patriotischen Abwehreifer um, der haeufig in Denunziation des Nachbarn muendete. Geruechte, Andeutungen und Spionageverdaechtigungen waren mehr als nur Kompensationsbemuehungen eigener Unsicherheit ueber das reale Kriegsgeschehen an der "Heimatfront". Vielmehr stellten sie auch den Versuch dar, das durch Zensur hervorgerufene Informationsvakuum und die im Verlauf des Kriegsalltags ausgeblichenen Sinndeutungen "von oben" individuell zu fuellen. Die Frage, inwieweit der dauerhafte Ausnahmezustand der Kriegsfront fuer den Soldaten auch eine kognitive Umformung hin zur alltaeglichen Einrichtung bewirkte und die Front auch zur "Heimat werden konnte, geht Aribert Reimann anhand deutscher und englischer Feldpostbriefe nach. Aus dieser lange vernachlaessigten und unterschaetzten Quellengattung rekonstruiert Reimann ueberzeugend, dass die Heimat in beiden Faellen stets der Bezugshorizont blieb. Die staendige Praesenz des Todes erzeugte jedoch spezifische Formen kollektiver Feld- und Kameradschaftsreligiositaet, die aufgrund der schwer zu ueberbrueckenden "Erlebnisdifferenz" (139) eine eigentuemliche Entfremdung zur Heimat bis weit nach 1918 mit sich brachte.

In Baden nahm sich die Reaktion auf den Kriegsbeginn unterschiedlich aus und von allgemeiner Kriegseuphorie kann nicht zuletzt aufgrund der Naehe zur Frontlinie schwerlich gesprochen werden. Lange dominierte in der Forschungsliteratur das auf urbane Zentren, vor allem Berlin, und auf kulturelle und politische Eliten ausgerichtete Bild einer wenn auch nervoesen, so doch weitgehend kraftvollen Kriegsbegeisterung. Neuere Arbeiten zu laendlichen Regionen im Kaiserreich [3] lassen jedoch bedeutende Schattierungen dieser Interpretation zu. Vorsicht, Ambivalenz, Zurueckhaltung und auch Distanz und Ablehnung bestimmten die Wahrnehmung vor allem aelterer Generationen im Juli und August 1914 jenseits der Zentren preussischer Machtpolitik sowie bildungs- und kleinbuergerlicher Nationendiskurse. Christian Geinitz und Uta Hinz versuchen das "Augusterlebnis" in Suedbaden weder der engen Interpretation einer allgemeinen "Kriegsbegeisterung" zu unterziehen, noch schien die Stimmung der Bevoelkerung in einer generellen "Kriegsablehnung" aufzugehen. Differenzieren die beiden Autoren auch nicht hinreichend die vorsichtig ausgewertete Lokalpresse nach politischer Ausrichtung und Sozialprofil der Leserschaft, so schien der "medialen Oeffentlichkeit" (23) waehrend der Julikrise noch an einer friedlichen Beilegung des Konflikts gelegen zu sein, bevor der Kriegsausbruch im August unterstuetzt und ihm schliesslich wieder mit Vorsicht begegnet wurde.

In sozialgeschichtlichen Querschnitten untersuchen die Beitraege des ersten Kapitels, inwieweit der Krieg auf das soziale Verhalten gesellschaftlicher Gruppen einwirkte, sich Weltanschauungssysteme und herkoemmliche Sinnangebote unter der herausfordernden Last der Weltkriegserfahrung veraenderten. Als entscheidender Teil der "Heimatfront" waren die Frauen unentbehrlich bei der praktischen Konstruktion einer solidarischen "Volksgemeinschaft". Elke Koch macht darauf aufmerksam, dass der Krieg vorsichtige emanzipatorische, aber eben auch traditionsverstaerkende Dynamiken innerhalb der Geschlechterbeziehungen bewirkte. Auf der einen Seite versuchten Frauen beim Roten Kreuz, sowie in anderen traditionellen weiblichen Taetigkeitsfeldern ihren Beitrag zu leisten, doch erfuhren gerade diese "haeuslichen Pflichten" (46) unter den Bedingungen des Krieges eine breite gesellschaftliche Aufwertung. Hans-Otto Binder zeigt fuer die Autorinnen von Kriegsliteratur den hohen Grad an ueberzeugtem Integrationswillen in die Kriegsgesellschaft und die darueber hinaus gehende Intention, auch als Frau propagandistisch ueberzeugend mitgestalten zu wollen.

Dass die Erzaehlung von der klassenlosen "Schuetzengrabengemeinschaft" ein Mythos war und die Front die sozialen Unterschiede der wilhelminischen Gesellschaft replizierte, verdeutlicht nochmals Cornelia Rauh-Kuehne in ihrer Fallstudie zu dem in der Tuerkei und in Finnland eingesetzten Offizier Hans Constantin Paulssen. Der Kriegsalltag gestaltete sich nicht nur nach Schauplaetzen im Westen und im Osten, nach Front und Etappe, sondern auch innerhalb der militaerischen Einheit je nach sozialer Stellung und Status unterschiedlich; der Unmut ueber die vermeintliche Arroganz vieler Vorgesetzter unter den Soldaten wurde im vielzitierten "Offiziershass" kanalisiert. Das eher verhaltene Erleben der Kampfhandlungen verbunden mit dem Kennenlernen fremder Kulturen und oftmals geselligem Empfang der Offiziere durch lokale Repraesentanten schien sich dem buergerlichen Leben des Offiziers nach eigenen Berichten in Deutschland einzufuegen, und keineswegs wurde hier die Zaesur des Krieges als schwerwiegend empfunden.

Der nationalen Haltung von Verbindungsstudenten aus Tuebingen geht Ute Wiedenhoff nach und betont die Kontinuitaet korporativer Mentalitaetsstrukturen trotz der als erschuetternd wahrgenommenen Kriegsrealitaet. Die "Diskrepanz zwischen Selbstbild und Realitaet" (203) wurde kognitiv durch staendige weltanschauliche Integration in bewaehrte heroische Deutungsmuster uminterpretiert: die schmerzhafte Verletzung wurde zum Mensurgleichnis, der grauenhafte Kameradentod zum "Heldentod" und dem Zusammenbruch der Front 1918 wurde der ehrenhafte "Siegfrieden" entgegengesetzt. Dies waren Denkformen, die in der Studentenbewegung von Weimar revisionistisch und voelkisch wirkten. Fuer die Tuebinger Universitaet stellt Sylvia Palatschek fest, dass die Hochschullehrer ebenso zum Krieg eingezogen wurden und nicht zuletzt aufgrund eines Personalmangels die Institution zur vorsichtigen Neustrukturierung gezwungen war. Eine "aktive Minderheit" (105) vertrat politisch annexionistische Ziele und arbeitete aktiv an der "Heimatfront" mit Schriften, Vortraegen und der Mitwirkung in dem letzten aussenpolitisch-radikalen Sammlungsversuch: der Deutschen Vaterlandspartei.

Den wohl gelungensten Abschnitt stellen die Beitraege im zweiten Kapitel dar, die das Wechselverhaeltnis von nationaler Zwangsbewirtschaftung, Handelskrieg und Unternehmermentalitaet beleuchten. Pointiert bemerkt Hans-Peter Ullmann einleitend, dass weniger nationales Pathos, sondern vielmehr oekonomische und wirtschaftliche Motive fuer den Unternehmer handlungsleitend waren; ein Umstand, der den Wirtschaftshistoriker "sehr viel weniger" wundert als andere Historiker (244). Dies trifft angesichts finanzieller und politischer Unterstuetzung voelkischer Verbaende durch die rheinisch-westfaelische und die hanseatische Schwerindustrie fuer alle Unternehmer sicherlich nicht so ohne weiteres zu. Nicht nur Hugo Stinnes begruesste das Kriegszielprogramm der Alldeutschen und wollte seinen Einfluss auf den Centralverband der Deutschen Industrie zur Werbung geltend machen. Auch die direkte Auftragsabhaengigkeit belgischer Firmen von deutschen Grossunternehmen und die Einbindung Hunderttausender Fremd- und Zwangsarbeitern aus Belgien und Polen waehrend des Weltkrieges musste nationalpolitisch-kategorisierend vorgedacht werden. Doch letztlich schien der Krieg als politisches Ereignis bei den untersuchten sueddeutschen kleineren Unternehmen der Kleidungs- und Spielwarenindustrie in der Tat weniger bedeutsam zu sein. Vielmehr bemuehte man sich um das betriebliche Wohl, die Arbeiterschaft und die Gemeinde. Nicht mit Versailles, sondern mit der Herstellung voelliger unternehmerischer Freiheit nach Abschaffung der Zwangsbewirtschaftung wurde der Zustand des Kampfes als beendet wahrgenommen; die Kriegsgesellschaften wurden erst im Fruehjahr 1920 vollstaendig aufgeloest.

Weil diese Unternehmer den Weltkrieg eben vor allem als Wirtschaftskrieg wahrnahmen, ging es um die Ausweitung des Absatzes bzw. um die wirtschaftliche Umstrukturierung des Produktionsangebotes je nach Wirtschaftslage im Innern und der politischen Exportmoeglichkeit nach Aussen. England als entscheidender Konkurrent der in Wuerttemberg dominierenden exportorientierten Fertigindustrie war demnach das dominante Feindbild in dem sich das oekonomische Kriegsinteresse verdichtete, so Achim Hopach. Die Auslastung der Produktion waehrend des Krieges wurde durch das Bemuehen um militaerische Auftraege erreicht bis hin zur gelegentlichen Expansion des Unternehmens. Jedoch diente dies vornehmlich dem Ausgleich weggebrochener Produktionskapazitaeten von zivilen Guetern und gelegentlich wurde auch bewusst wieder umstrukturiert, wenn die Auslastung der Kapazitaeten mit zivilen Guetern wieder moeglich wurde.

Hartmut Berghoff versucht anhand der Produkt- und Werbegestaltung der weltmarktfuehrenden wuerttembergischen Harmonikaindustrie zu zeigen, dass aufgrund von nationalistischen Toenen nicht automatisch auf eine militaeristische Gesinnung der Unternehmer geschlossen werden kann. Der Ansatz, dass Produktgestaltung immer vornehmlich auf die Einstellung des Kaeufers ziele, kann jedoch nur allzu leicht eine affirmative Grundtendenz gewinnen. Ob die verantwortliche Rueckbindung an den Produzenten aus den Blick geraten darf, sollte zumindest kritisch angemerkt werden. Denn dies hiesse, dem Primat der Oekonomie des Unternehmers eine unabhaengige Systemimmanenz zu unterstellen und jegliche politische Interessenkongruenz auszuschliessen, nur weil die jeweils vorhandene Stimmungslage lediglich "registriert und kommerziell ausgewertet" wuerde (266). Vielmehr war es doch ein "Spannungsverhaeltnis von Patriotismus und Geschaeftssinn" (262), das sich keineswegs immer aufloesen laesst. Nicht zuletzt, so Heike Hoffmann, erfolgten ausser der Kontingentierung von Rohstoffen und der Regulierung des Arbeitsmarktes keine propagandistischen Vorgaben von staatlicher Seite.

Die Aufsaetze des letzten - dritten - Kapitels nehmen sich der Ausformulierung von Weltkriegsfeindbildern in der Nachkriegszeit an und untersuchen die Funktion dieser anthropologischen Konstruktionen im Hinblick auf gesellschaftliche Integrationsbemuehungen der einzelnen Traegerschichten. Die Niederlage von 1918 bewirkte keineswegs einen Bruch mit tradierten Feindbildern; ganz im Gegenteil. Vielmehr wandelten sich Vorurteile, wurden miteinander verknuepft und gerannen zu angepassten Sinnstiftungshorizonten, die der aktuellen politischen Situation Rechnung trugen und somit zur Reduktion tagespolitischer Komplexitaet beitragen sollten. Reinhard Ilg zeigt zunaechst anhand eines wuerttembergischen katholischen Gymnasiums vor und waehrend des Weltkrieges, dass sich sowohl das berufliche wie weltanschauliche Selbstverstaendnis der Rektoren- und Lehrerschaft auf einen festgefuegten Kanon von Werten und Gegenwerten stuetzte. Der Weltkrieg bedeutete hier keinen entscheidenden Einschnitt, sondern aufgrund einer sicherlich vorsichtigen, jedoch letztlich ueberzeugten affirmativen Einstellung zum preussisch-deutschen Nationalstaat vielmehr eine gottgewollte Ueberpruefung des ueberkommenden Freund-Feind-Schemas. Die folgliche Sakralisierung des Krieges und die eifrige Mythisierung der aussenpolitischen Gegnerschaft zur generellen kulturell-religioesen Dichotomie deckten sich auch vielfach mit Feindbildkonstruktionen innerhalb des protestantischen Milieus.

In der evangelischen Publizistik zur Zeit der Weimarer Republik, so Michael Trauthig, ueberlebte das Feindbild des franzoesischen Erbfeindes und das des englischen Konkurrenten. Christlich eingefaerbter Nationalismus und uebersteigerter Vaterlandsbezug bildeten in der Demokratie nach 1918 weiterhin ein antiliberales und vermeintlich "unpolitisches" Selbstverstaendnis, aus dem heraus seit Mitte der 1920er Jahre die Feindbildprojektion des antichristlichen Bolschewismus (377) erwuchs. Die revolutionaeren "Ideen von 1789 und 1793" sollten erneut den "Ideen von 1914" unversoehnbar gegenueberstehen: eine vermeintlich spezifisch deutsche Kultur trat nicht mehr nur gegen die westliche Zivilisation an, sondern Frankreich wurde als Ideenwerkstatt narrativ verbunden mit der kommunistischen Umsturzgefahr aus dem Osten Europas. Auch im liberal-konservativen Bildungsbuergertum der Weimarer Republik gewannen die Befuerchtungen vor dem Kommunismus eine entscheidende Politisierungsfunktion. Die Existenz der Sowjetunion schien nicht nur ein aussenpolitisches Gestaltungsproblem zu sein, sondern erhielt mit der KPD eine unmittelbare innenpolitische Wirksamkeit. Michael Scherrmann zeichnet anhand des "Schwaebischen Merkur", der auf eine protestantische bildungs- und besitzbuergerliche Leserschaft ausgerichtet war und politisch der DVP nahestand, nach, dass die Bekaempfung der radikalen Linken nicht der Verwirklichung eines protestantischen Liberalismus vorgeschaltet war, denn auf der anderen Seite wurde dem Aufstieg der revisionistischen Rechten lediglich mit Distanz und zuweilen Resignation begegnet.

Die Verarbeitung des Weltkriegserlebnisses wurde gerade im Kontinuitaetsbemuehen von Bildungsinstitutionen nur allzu oft instrumentalisiert, wie Reiner Bendick anhand der Geschichtspolitik in franzoesischen und deutschen Schulbuechern zu zeigen versucht. Waehrend in Frankreich das Kriegsgeschehen mit zeitlicher Distanz den Schuelern nicht mehr nur als Befreiungskampf, sondern seit den 1930er Jahren generell als Zivilisationsstoerung nahe gebracht wurde, so behandelte man in deutschen Klassenzimmern den Krieg als noch immer nicht abgeschlossen. Dieser in der Weimarer Zeit weitgehend konsensfaehige Zugang ermoeglichte der revisionistischen Rechten ein wesentliches Mobilisierungspotential, und im fruehen Nationalsozialismus wurde der junge Mensch schliesslich zu einem aus dem Schatten der Niederlage heraustretenden und fuer das "neue Deutschland" kaempfenden Volksgenossen (v)erklaert. Auch an den Universitaeten fand im Grunde keine kritische Auseinandersetzung mit dem Weltkrieg statt: ein gut erforschter Befund, den Mathias Kotowski fuer die Universitaet Tuebingen erweitert. Die Universitaet organisierte Kundgebungen gegen den Versailler Vertrag und veranstaltete Rheinland-, Saarland- und Kolonialkundgebungen. Darueber hinaus wurden die Reichsgruendungsfeiern zur kritischen Auseinandersetzung mit der neuen Demokratie genutzt und die Langemarck-Feier von 1932 konnte schliesslich vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund initiiert werden, der seit Juli 1932 den AstA dominierte.

Grundsaetzlich ist die Publikation von Forschungsansaetzen in dieser Form sehr lohnend. Doch einige Beitraege sind von ganz unterschiedlicher analytischer wie argumentativer Reichweite und lesen sich zuweilen eher wie ein vorlaeufiges Thesenpapier oder Arbeitsexpose; die meisten Beitraege belaufen sich auch nur auf einen durchschnittlichen Textumfang von 15-19 Seiten. Der Band ist von den Herausgebern bewusst so angelegt, wirft jedoch vereinzelt die Frage nach dem erkenntnistheoretischen Wert der Aufnahme in diese Publikation auf, da sich eine ausgewogene Darstellung und eine fundierte Thesenbildung nicht immer gegenseitig bedingen. Zuweilen geraet auch die Stringenz der Argumentation durcheinander. Bei der Fallstudie von Andreas Dornheim zur klassengebundenen Kriegswahrnehmung eines sueddeutschen Fuersten haette man sich eine uebersichtliche Verknuepfung von Fragestellung und Auswertung des Quellenmaterials gewuenscht, um nicht nach extensiven Briefzitaten in loser Abfolge ganz unterschiedliche Beobachtungen zum Thema vorgestellt zu bekommen. Auch Felix Hoeffler bleibt in seinem Aufsatz zum Wandel von Kriegserfahrungen in der wuerttembergischen Heimat letztlich sehr kursorisch. Der Verfasser muss am Ende eingestehen, dass er seine eingangs gestellte Frage, inwieweit die Bevoelkerung nun eigentlich von der Niederlage 1918 ueberrascht wurde, nicht repraesentativ beantworten kann. Ebenso ist die eigentliche Intention des Aufsatzes bei Susanne Brandt zur unterschiedlichen Darstellung der Westfront zwischen 1914 und 1940 unklar, wenn es nicht ueberraschend heisst: "In allen Berichten, die sich mit der Westfront beschaeftigen, spielte die Zerstoerung eine bedeutende Rolle" (454). Dass waehrend des Ersten Weltkrieges die visuelle Darstellung der Westfront letztlich der Mobilisierung, in Weimar einer "doppelten Verdraengung" und im "Dritten Reich" als Vorbereitung auf den naechsten Krieg dienen sollte, wird zusammenfassend behauptet und ueberzeugt in der knappen Praezision durchaus, wird aber in der Darstellung keineswegs hinreichend aufgezeigt.

Der vom Militaergeschichtlichen Forschungsamt durch Joerg Duppler und Gerhard P. Gross herausgegebene Sammelband zur 40. Internationalen Tagung konzentriert sich auf die Wirkung des Kriegsendes 1918 und umfasst insgesamt 25 Beitraege. Das letzte Jahr des Krieges wird hier als tiefgreifende Zaesur nicht nur fuer den Kriegsablauf, sondern auch fuer die gesellschaftlichen und politischen Folgen nach Kriegsende verstanden. Nachdem die militaerischen Operationen der Mittelmaechte an der Westfront 1918 (Dieter Storz zum Deutschen Reich und Wolfgang Etschmann zu Oesterreich-Ungarn) im ersten Abschnitt, und die der Entente (J.P. Harris zu Grossbritannien, Andre Bach zu Frankreich und Edward M. Coffman zur US-Armee) im zweiten Abschnitt nochmals uebersichtlich problematisiert werden, greift der Band schliesslich die alltags- und mentalitaetsgeschichtlichen Fragestellungen der letzten Jahre auf.

Kapitel III nimmt sich zunaechst dem Kriegsalltag an der Front an und fragt nach der Wirkung der Kriegsereignisse des Fruehjahrs 1918 auf die Truppe, als die als "Michael" apostrophierte Durchbruchsschlacht am Schnittpunkt der englischen und franzoesischen Stellungen erneut zu einem "Siegfrieden" verhelfen sollte. Die Feldpost der Soldaten untersucht Benjamin Ziemann und stellt fest, dass sich die Stimmung innerhalb der Truppe 1918 je nach der veraenderten innen- wie aussenpolitischen Situation gravierend veraenderte und sich schliesslich aufgrund der massiven Januarstreiks geradezu ein Konkurrenzverhaeltnis zur Heimatfront auftat. Trotz der Uebereinstimmung mit den Friedensforderungen der Streikenden befuerchtete man den Abzug der Nahrungsmittelrationen von der Front, falls die Arbeiter zu Hause somit beruhigt werden sollten. Weiterhin ueberwogen die Ansichten, wonach eine kraftvolle Offensive im Westen einen guenstigen Verstaendigungsfrieden bringen wuerde. Daher waren auch die Aeusserungen nicht zu ueberhoeren, die eine schnelle Einberufung aller reklamierten Arbeiter zum Fronteinsatz forderten.

Mit der deutschen "Michael"-Offensive im Maerz drehte sich die Stimmung erneut, gestuetzt von einer stark verbesserten Verpflegung. Der Uebergang zum Bewegungskrieg, so Ziemann, wirkte mobilisierend gerade fuer diejenigen Soldaten, die seit Einberufung oder Versetzung an die Westfront in den Schuetzengraeben wartend aushalten mussten. Der jaehe Abbruch des Angriffs Anfang April und die Verlagerung der militaerischen Operationen in Rueckzugsgefechte seit August 1918 liessen die Forderungen nach einem baldigen Friedensschluss ueberwiegen. Der schnelle Wandel der Stimmungen und Einstellungen der Soldaten und die zuweilen diffuse Wahrnehmungslogik der komplexen Ereignisse war eine Voraussetzung fuer die Anschlussfaehigkeit generalisierender Kriegsmythen und Verdraengungsleistungen in der Nachkriegszeit.

Eine Ursache dafuer sieht Klaus Latzel in dem Umgang mit dem Tod selbst, der nur abstrahiert moeglich war. Nicht die Handelnden selbst, sondern die Kriegsmittel wurden als Akteure wahrgenommen: "So entliess die Sprache der Soldaten die toetenden Menschen aus der Wirklichkeit. [...] Ihr Handeln wurde statt dessen Gewalten zugemessen, die sich gegenueber ihren menschlichen Traegern verselbstaendigt hatten." (189) Bereits im Krieg war daher in den Schuetzengraeben zunehmend von "dem Krieg", vom "Unglueck" und von "Schicksal" die Rede. Das Unverstaendliche in den Erfahrungshaushalt zu integrieren und mit Sinn zu versehen (191) scheiterte beim Einzelnen nur allzu oft, da das Individuum im Angesicht des unpersoenlichen Massenelends entwertet wurde. Diese Einbindung des Einzelnen in einen unueberschaubaren Gemeinschaftszusammenhang konnten die Nationalsozialisten aufnehmen und gleichsam das Kriegserlebnis in einen neuen Totenkult umdefinierten: die Utopie des Vernichtungskrieges, so Latzel pointiert, war letztlich eine allerletzte Flucht vor dem Tod in das erneute Toeten.

Die militaerischen Entscheidungstraeger spielten bei der Durchsetzung dieser Vernichtungsideologie eine ganz entscheidende Rolle. Nicht nur eine Elitenkontinuitaet von 1918 hin zu 1933/39, sondern auch weltanschauliche Kontinuitaetslinien fundierten die Anschlussfaehigkeit an den Nationalsozialismus. Michael Epkenhans geht auf die fatale Durchhaltepolitik der Militaerelite ein, und fasst ueberzeugend zusammen, wie sich Realitaetsverlust und Realitaetsbeschoenigung auch noch 1918 gegenseitig bedingten. Geschult nach der militaerischen Matrix von offensiver Machtpolitik, Schlieffenplan, Ehrenkodex und kultureller Ueberlegenheit gegenueber dem Feind gab man sich Illusionen, Verdraengungen und der Angstabwehr vor dem Eingestaendnis der personellen wie materiellen Ohnmacht hin. Auch innenpolitisch konnten hohe Militaers die Bedeutung des sozialen wie reformerischen Drucks nicht richtig einschaetzen; aus diesen traditionalen Denkformen speisten sich die ideologischen Versatzstuecke der "Dolchstosslegende", die schliesslich im Angesicht der Niederlage beliebig und strategisch um soziale wie politische Feindbilder (vor allem Juden, Sozialdemokraten, Kommunisten und Linksintellektuelle) erweitert wurden.

Die Aufsaetze des IV. Kapitel erweitern den Blick zum Kriegsalltag in der Heimat. Eine Bruecke zwischen Front und Heimat schlaegt Christoph Jahr in seinem vergleichenden Aufsatz zur Desertion im deutschen und britischen Heer. Beide Truppen werden hier fuer den Einsatz an der Westfront untersucht. Das methodisch schwierig zu fassende und fuer den Ersten Weltkrieg bislang vernachlaessigte Thema hat Jahr in seiner Dissertation ausfuehrlich behandelt. [4] Sozialgeschichte trifft hier auf Mentalitaetsgeschichte und ermoeglicht weitreichende Interpretationen zu deren Wirkungszusammenhang. Desertion war in allen Armeen ein entscheidender Faktor, bei dem das militaerische Prinzip von Gehorsam und Befehl hinterfragt und somit das gesellschaftliche Subsystem Militaer gewollt oder ungewollt dysfunktionalisiert werden konnte. Meutereien traten im Fruehjahr 1917 auch im franzoesischen Heer auf, und massenhafte Aufloesungserscheinungen im russischen Heer im Verlauf des Revolutionsjahres 1917 schwaechten die Abwehrbemuehungen gegenueber den Deutschen.

Der Befund zur unterschiedlichen militaergerichtlichen Handhabung der Desertion ist aeusserst erstaunlich: Grossbritannien und Frankreich vollstreckten fast zehnmal mehr Todesurteile bezogen auf die Groesse ihrer Armee als die Deutschen, und das bei aehnlicher sozialer Zusammensetzung der britischen wie deutschen Deserteure. Offiziere waren im Grunde gar nicht, Unteroffiziere kaum wegen Desertion angeklagt. Es war auf beiden Seiten vornehmlich der einfache Soldat, ohne familiaere Bindung, zumeist Arbeiter oder aus subproletarischer Schicht, der sich dem "Disziplinierungsdruck des Systems" (243) oder auch der schizophrenen Situation von arbeitsteiliger Struktur- und Regelhaftigkeit auf der einen und der staendigen Ausnahmesituation von Tod und Verwuestung auf der anderen Seite entziehen wollte.

Fuer Soldaten nationaler Minderheiten aus Elsass-Lothringen, Nordschleswig und den Ostprovinzen polnischer Nationalitaet war die Diskriminierung ein weiterer Verweigerungsgrund. Letztlich, so Jahr, kann man von einer Gesamtzahl von bis zu 150.000 rechtskraeftigen Verurteilungen wegen Desertion ausgehen, davon bis zu 50.000 im Feldheer. Die "Dunkelziffer" liegt ungefaehr dreimal so hoch. Angesichts aehnlicher Probleme bei den feindlichen Armeen war Desertion nicht entscheidend beim Kriegsausgang, jedoch spielte die Kriegsverweigerung gerade im Herbst 1918 eine entscheidende Rolle bei der revolutionaeren Umgestaltung der inneren Verhaeltnisse und der Realisierung des Waffenstillstandes. Die Erzaehlung der "Dolchstosslegende" wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges um die Deserteure und "Drueckeberger" erweitert, die wie die revolutionsstiftende Heimat der Front in den Ruecken gefallen seien: 1934 wurde die erst 1920 abgeschaffte Militaergerichtsbarkeit wieder eingefuehrt, um einen erneuten "November 1918" nicht wieder zu ermoeglichen.

Doch dass die Revolutionierung der wilhelminischen Gesellschaft nicht erst 1918, sondern schon lange vor Kriegsbeginn einsetzte, macht Volker Ullrich praegnant deutlich. So wenig auch eine direkte Linie von den Hunger- und Industriearbeiterstreiks zur Novemberrevolution gezogen werden darf, so bestand doch ein "dialektischer, sich wechselseitig verstaerkender Zusammenhang" (281) zwischen Verfall der monarchischen wie militaerischen Autoritaet, Hungersnot, Friedenssehnsucht und Forderung nach endgueltiger Demokratisierung des Wahlrechts.

Zwei Beitraege beschaeftigen sich mit der kuenstlerischen und bildhaften Verarbeitung des Krieges. Gabriele Werner versucht den dialektischen Zusammenhang von Biographie und Kriegserlebnis und dem Werk Otto Dix' nachzuzeichnen. Die Darstellung bleibt jedoch zuweilen einem widerspruechlich prosaischem Stil verhaftet wenn angesichts der schwierigen Kriegsbewaeltigung von Dix behauptet wird, er habe die "Erhabenheit des Endes im Sinne Nietzsches geahnt", und als er mit 23 Jahren in den Krieg zog, sei er "psychisch und kuenstlerisch auf dieses Urerlebnis vorbereitet" gewesen (300f.).

Sabine Behrenbeck's Beitrag beschaeftigt sich mit dem Thema Kriegstod und der Kriegsniederlage in Denkmaelern und Denktafeln der Weimarer Republik. Zwar wird zu Recht mit Reinhard Koselleck davon ausgegangen [5], dass auch Kriegerdenkmaeler, die seit 1924 in erhoehtem Masse entstanden, vornehmlich der Identitaetsstiftung der Ueberlebenden dienten. Jedoch glaubt Behrenbeck daraus keine "Indizien einer nationalen Identitaet" (315) ableiten zu koennen, obwohl sie sich gleichzeitig auf eine vorsichtige Aussage hinsichtlich des Verhaeltnisses von Krieg - Vergangenheitsbewaeltigung - Denkmalsgestaltung - Nationale Identitaet einlaesst. Die Zersplitterung der politischen Kultur Weimars fand aber nicht nur einen Ausdruck in "verschiedenen Mythisierungen von Krieg" (338), sondern war zugleich eben auch Folge einer zersplitterten und uneinheitlichen "kollektiven Identitaet" der sozialen und politischen Milieus in der Republik. Schaut man auf die Initiatoren und Stifter von Kriegerdenkmaelern, so wird der Zusammenhang zwischen kollektiver Verarbeitung und geschichtspolitischer Deutung der Vergangenheit sichtbar. Die Verfasserin zeigt in der insgesamt sehr interessanten und gelungenen Analyse der einzelnen Denkmalsformen, dass Gemeinden entweder schlichte Gedenktafeln verwandten und somit bewusst dem heldenhaften Denkmalsstil der Vorkriegszeit eine programmatische Absage erteilten, oder dass Veteranenvereine stilistisch pomphaft auf Mythen und ikonographische Sakralisierungen zugriffen, um die Erinnerung an die Opfer der Gefallenen zu saekularisieren und als strategisches Mobilisierungselement zu nutzen. Die Spannbreite der Denkmalsaesthetik variierte von pazifistisch bis revanchistisch, so Behrenbeck. Doch gerade daher war sie politisch in der Definition auch nationaler Identitaetsbezuege: auf der einen Seite passive und somit friedliebende Sinnstiftung durch konkret personenbezogene Verarbeitung des Leids, aber auf der Gegenseite die Tendenz zur Verkollektivierung des Todes der Gefallenen mit dem Anspruch einer aktiven "volksgemeinschaftlichen" Einloesung des Opfers in der Zukunft. Oeffentliches Gedenken war eben nicht nur individuelles oder kollektives Erinnern an die Toten, sondern trug angesichts eines fuer Politik sensiblen oeffentlichen Raumes in der Zwischenkriegszeit immer auch eine Aussage ueber das Verhaeltnis zur Gegenwart.

Im abschliessenden V. Kapitel wird nach der direkten Wirkung des Krieges auf politisches Handeln und individuelle wie kollektive Verarbeitung nach 1918 gefragt. Der Beitrag von Sabine Behrenbeck haette hier sichtlich einen besseren Platz gefunden und der dieses letzte Kapitel einleitende Aufsatz von Gerhard P. Gross zum letzten Flottenvorstoss der Marinefuehrung 1918 waere in der Sektion zur Front inhaltlich sinnvoller aufgehoben gewesen; er schliesst bei Michael Epkenhans zum Versagen der Militaereliten an, da letztlich nur realitaetsferner "Weltmachtglaube und blinder Ressortegoismus" (362) der Flotte die Initialzuendung zum Matrosenaufstand 1918 gaben.

Die Erinnerung an das Kriegserleben war in Weimar hoechst umkaempft und die Vergangenheit wurde, so Bernd Ulrich in seinem Essay, zu einem politischen "Machtfaktor fuer die Gegenwart" (397). Da Erinnerung keine stabile Groesse ist, sondern mit Abstand zum Ereignis selbst gravierenden Veraenderungen unterworfen ist, konnten die unterschiedlichen Erlebensformen, wie schon Klaus Latzel andeutete, fuer generalisierende Zukunftsentwuerfe anfaellig sein. Gerade bei der sogenannten Kriegsjugendgeneration der kurz nach der Jahrhundertwende Geborenen entwickelte sich im Anschluss an die verstaerkte Verbreitung von sozialbiologischen Rassekategorien und einer versachlichten Kampf- und Kriegsaesthetik eine heroisch-realistische Weltanschauung, die mit einer eigenen Binnenrationalitaet in der Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus folgenreich werden sollte. [6] Beide Sammelbaende erweitern die bisherige Literatur zur Sozial- und Kulturgeschichte des Ersten Weltkrieges und zeigen die aktuellen Diskussionslinien auf. In jedem Fall wird man sie in Zukunft bei der Beschaeftigung des Ersten Weltkrieges heranziehen muessen.

Anmerkungen:

[1]. Gerhard Hirschfeld / Gerd Krumeich / Irina Renz (Hrsg.): "Keiner fuehlt sich hier mehr als Mensch..." Erlebnis und Wirkung des Ersten Weltkrieges, Essen 1993 (TB 1996); Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, Muenchen 1994; Wolfgang Kruse (Hrsg.): Eine Welt von Feinden. Der Grosse Krieg 1914-1918, Frankfurt/M. 1997. Wolfram Wette (Hrsg.): Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militaergeschichte von unten, Muenchen/Zuerich 1992. Ferner ist als Nachschlagewerk in Bearbeitung: Enzyklopaedie des Ersten Weltkrieges, hrsg. von Gerhard Hirschfeld / Gerd Krumeich / Irina Renz, Paderborn voraussichtlich 2001.

[2]. Michael Jeismann: Das Vaterland der Feinde. Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverstaendnis in Deutschland und Frankreich 1792-1918, Stuttgart 1992, S. 340.

[3]. Vgl. u.a. Benjamin Ziemann: Front und Heimat. Laendliche Kriegserfahrungen im suedlichen Bayern 1914-1923, Essen 1997; Christian Geinitz: Kriegsfurcht und Kampfbereitschaft. Das Augusterlebnis in Freiburg. Eine Studie zum Kriegsbeginn 1914, Essen 1998. Zum staedtischen Kriegserlebnis der Versuch von Jeffrey Verhey: Der "Geist von 1914" und die Erfindung der Volksgemeinschaft, Hamburg 2000

[4]. Christoph Jahr: Gewoehnliche Soldaten. Desertion und Deserteure im deutschen und britischen Herr 1914-1918, Goettingen 1998. Die schwierige Problematik von Militaergerichtsbarkeit, Desertion, Fahnenflucht und soldatischem Widerstand ist seit den letzten zehn Jahren fuer den Zweiten Weltkrieg untersucht worden: siehe die zusammenfassenden Sammelbaende von Norbert Haase/Gerhard Paul (Hrsg.): Die anderen Soldaten. Wehrkraftzersetzung, Gehorsamsverweigerung und Fahnenflucht im Zweiten Weltkrieg, Frankfurt/M. 1995; Fietje Auslaender (Hrsg.): Verraeter oder Vorbilder. Deserteure und ungehorsame Soldaten im Nationalsozialismus, Bremen 1990

[5]. Vgl. Reinhard Koselleck: Einleitung, in Ders. / Michael Jeismann (Hrsg.): Der politische Totenkult. Kriegerdenkmaeler in der Moderne, Muenchen 1994, S. 9-20.

[6]. Vgl. Ulrich Herbert: Best. Biographische Studien ueber Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft 1903-1989, Bonn 1996; Ders.: "Generation der Sachlichkeit". Die voelkische Studentenbewegung der fruehen zwanziger Jahre, in: Ders.: Arbeit, Volkstum, Weltanschauung. Ueber Fremde und Deutsche im 20. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1995, S. 31-58.

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