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Gunnar Teske, Red. Dreissigjaehriger Krieg und
Westfaelischer Friede. Forschungen aus westfaelischen Adelsarchiven.
Vortraege auf dem Kolloquium der Vereinigten Westfaelischen Adelsarchive
e. V. vom 3.- 4. Dezember 1998 in Muenster. Vereinigte
Westfaelische Adelsarchive e. V.; Veroeffentlichung Nr. 13. Muenster:
Selbstverlag der Vereinigten Westfaelischen Adelsarchive e. V., 2000.
135 S. 12 [13] Abb. Nein preis, ISBN 3-7923-0711-1.
Reviewed by Matthias
Schnettger, Institut fuer Europaeische Geschichte, Mainz .
Published by H-Soz-u-Kult
(February, 2001) Die ersten Referate sind dem Krieg gewidmet. Wolfgang Bockhorst stellt "Westfaelische Adlige als Kriegsunternehmer im Dreissigjaehrigen Krieg" vor. Waehrend Lothar Dietrich von Boenninghausen, Alexander von Velen und Bernhard Hackfort von Westerholt zu den "Gewinnern" des Krieges zaehlten -was im Fall Westerholts allerdings deutlich zu relativieren ist, denn ihm brachte seine militaerische Karriere nicht nur ein grosses Vermoegen ein, sondern 1638 vor Vechta auch den Schlachtentod -, setzte Johann von Morrien zu Nordkirchen mit dem daenischen Koenig auf das falsche Pferd; er erlitt erhebliche finanzielle Einbussen und wurde ueberdies vom Kaiser mit der Konfiskation seiner Gueter bedroht, als 1628 ein frueher Tod seine wenig erfolgeiche Laufbahn beendete. Nicht als aktiver Part und schon gar nicht als Gewinner erlebte Toenies von Padberg den Dreissigjaehrigen Krieg (Horst Conrad, "Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreissigjaehrige Krieg in den Kalendernotizen des Toenies von Padberg"). Der an der Grenze des kurkoelnischen Herzogtums Westfalen zur Grafschaft Waldeck und zur Landgrafschaft Hessen-Kassel begueterte, zur Reformation neigende Padberg hinterliess einen von 1610 bis zu seinem Tod 1658 gefuehrten Schreibkalender, der in der "Fixierung auf das Faktische und die Beschreibung des unmittelbaren Lebenshorizontes des Autors" (29) vieles mit anderen Selbstzeugnissen des 17. Jahrhunderts gemeinsam hat. Waehrend die in den ersten Beitraegen behandelten Persoenlichkeiten allenfalls Maenner aus dem zweiten Glied waren, rueckte "Johann Graf zu Sayn-Wittgenstein, Kriegsteilnehmer auf hessischer und schwedischer Seite und Hauptgesandter des Kurfuersten von Brandenburg", (Eberhard Bauer) in letzterer Funktion als Vertreter eines der wichtigsten Reichsstaende in die Reihe derjenigen vor, die auf dem Westfaelischen Friedenskongress "grosse Politik" mitgestalteten. Wie schon dieser, schlaegt auch der folgende Beitrag von Rudolfine Freiin von Oer, der "Die Schlacht bei Stadtlohn in der westfaelischen Geschichte" behandelt, eine Bruecke vom Krieg zum Friedensvertrag, denn die Autorin befasst sich nicht nur mit den unmittelbaren Auswirkungen der Schlacht auf die Region und mit den beteiligten westfaelischen Offizieren, sondern auch mit den weiter reichenden Folgen im Hinblick auf die Gestaltung der konfessionellen Verhaeltnisse im Normaljahr 1624 und damit ueber 1648 hinaus. Mit den konfessionellen Folgen von Krieg und Friedensschluss beschaeftigt sich auch Oskar Prinz von Bentheim in seinem Beitrag "Das Normaljahr 1626[!?!] und der territoriale Konflikt zwischen dem Fuerstbistum Muenster und der Grafschaft Steinfurt", insbesondere mit den Bestrebungen des muensterschen Fuerstbischofs Christoph Bernhard von Galen, in der mitten in seinem Hochstift gelegenen protestantischen Enklave Steinfurt entgegen den Friedensbestimmungen das katholische Religionsexercitium in der Grossen Kirche einzufuehren. Im letzten Aufsatz des Bandes analysiert Gunnar Teske die "Beziehungen zwischen westfaelischen Adligen und den Gesandten am Friedenskongress" und fragt dabei nach den Quellen, nach geschaeftlichen und persoenlichen Beziehungen. Insgesamt sieht er das Verhaeltnis der Westfalen gegenueber den auswaertigen Diplomaten "[z]wischen Anpassung und Selbstbewusstsein" (89). Verdienstvoll ist es, dass Teske in einem weiteren Beitrag ("Persoenliche Aufzeichnung des muensterschen Kanzlers Dietrich Hermann von Merveldt aus dem Jahr 1645 ueber den Tod zweier Soehne und seiner Frau zur Zeit des Friedenskongresses") eine seiner Hauptquellen ediert hat, deren Aussagewert sich keineswegs auf den unmittelbaren Zusammenhang des Friedenskongresses beschraenkt. Der Band schliesst mit dem Abdruck der anlaesslich des Kolloquiums im muensterschen Erbdrostenhof veranstalteten Ausstellung "Quellen zum Westfaelischen Frieden aus westfaelischen Adelsarchiven" (Antje Weikert). |