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[Das Gericht vertagt sich bis 14.15 Uhr.]

Nachmittagssitzung.

OBERST TAYLOR: Will der Hohe Gerichtshof den Zeugen nun vereidigen?

VORSITZENDER: Wie heißt er?

OBERST TAYLOR: Erich von dem Bach-Zelewski.

[Der Zeuge von dem Bach-Zelewski betritt den Zeugenstand.]

VORSITZENDER: Wie heißen Sie?

ZEUGE ERICH VON DEM BACH-ZELEWSKI: Von dem Bach-Zelewski.

VORSITZENDER: Bitte, legen Sie den folgenden Eid ab: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen und nichts hinzufügen werde.

[Der Zeuge spricht die Eidesformel nach.]

OBERST TAYLOR: Darf ich den Zeugen daran erinnern, daß er sehr langsam sprechen und seine Antworten so kurz wie möglich halten muß. Können Sie mich hören?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Waren Sie Angehöriger der SS?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Welchen letzten Rang bekleideten Sie in der SS?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS.

OBERST TAYLOR: Haben Sie im Krieg 1914/18 gedient?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja, ich war von 1914 bis 1918 an der Front, bin zweimal verwundet worden und erhielt das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse.

OBERST TAYLOR: Blieben Sie nach dem Ende des letzten Krieges in der Armee?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja, ich verblieb im Hunderttausend-Mann-Heer.

OBERST TAYLOR: Wie lange sind Sie in der Armee verblieben?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Bis zum Jahre 1924, wo ich meinen Abschied nahm.

OBERST TAYLOR: Hörte Ihre militärische Tätigkeit dann auf?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Nein, ich war dann Bataillonsführer im Grenzschutz und habe anschließend bis zum Polenfeldzug meine Übungen bei der Wehrmacht mitgemacht.

OBERST TAYLOR: Sind Sie der NSDAP beigetreten?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: In welchem Jahre?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Im Jahre 1930.

OBERST TAYLOR: Welcher Gliederung der Partei traten Sie bei?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Der Allgemeinen SS.

OBERST TAYLOR: Welches war Ihre Tätigkeit in der SS vor Ausbruch des Krieges?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ich habe die Allgemeine SS und die SS-Grenzschutzformationen in den Regierungsbezirken Frankfurt an der Oder und Schneidemühl aufgestellt und war dann ab 1934 Oberabschnittsführer in Ostpreußen und dann in Schlesien.

OBERST TAYLOR: Waren Sie während dieser Zeit Mitglied des Reichstags?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja, ich bin Reichstagsabgeordneter von 1932 bis zum Schluß gewesen.

OBERST TAYLOR: Haben Sie vor dem Feldzug gegen Sowjetrußland aktiv am Kriege teilgenommen?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Nein, bis zum Rußlandfeldzug war ich nicht eingesetzt.

OBERST TAYLOR: Was war Ihr Rang zu Beginn des Krieges?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Zu Beginn des Krieges war ich SS-Gruppenführer und Generalleutnant.

OBERST TAYLOR: Und wann wurden Sie befördert?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ich wurde am 9. November 1941 zum SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS befördert.

OBERST TAYLOR: Welche Stellung hatten Sie nach Beginn des Feldzuges gegen die Sowjetunion inne?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ich bitte die Frage nochmals zu wiederholen, sie war etwas undeutlich.

OBERST TAYLOR: Welches war Ihre Stellung und Ihre Funktion bei Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Den Beginn des Rußlandfeldzugs machte ich als Höherer SS- und Polizeiführer Rußland-Mitte im rückwärtigen Gebiet der Heeresgruppe Mitte mit.

OBERST TAYLOR: War ein SS-Offizier mit ähnlichen Befugnissen in der rückwärtigen Zone jeder Heeresgruppe eingesetzt?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Jawohl, in jeder Heeresgruppe, Nord, Mitte und Süd, war ein Höherer SS- und Polizeiführer vorhanden.

OBERST TAYLOR: Wer war der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte war am Anfang Generalfeldmarschall von Bock, später Generalfeldmarschall Kluge.

OBERST TAYLOR: Und wer war der Wehrmachtsbefehlshaber in der rückwärtigen Zone der Heeresgruppe Mitte?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: General der Infanterie von Schenkendorff.

OBERST TAYLOR: War er dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe direkt unterstellt?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Wer war Ihr unmittelbarer Vorgesetzter in der SS?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Heinrich Himmler.

OBERST TAYLOR: Und wer war Ihr unmittelbarer Vorgesetzter in der rückwärtigen Zone der Heeresgruppe?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: General von Schenkendorff.

OBERST TAYLOR: Welches war Ihre Hauptaufgabe als Höherer SS- und Polizeiführer in Zentralrußland?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Meine Haupttätigkeit bestand in der Partisanenbekämpfung.

OBERST TAYLOR: Sind Sie allgemein mit der Tätigkeit der sogenannten Einsatzgruppen des SD vertraut?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Haben diese Einheiten eine irgendwie wichtige Rolle in antirussischen Großaktionen gespielt?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Nein.

OBERST TAYLOR: Welches waren die Hauptaufgaben der Einsatzgruppen?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Die Hauptaufgabe der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei war die Vernichtung der Juden, Zigeuner und der Politischen Kommissare.

OBERST TAYLOR: Welche Streitkräfte wurden dann aber für die großangelegten Aktionen gegen die Partisanen verwendet?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Zur Partisanenbekämpfung waren Formationen der Waffen-SS, der Ordnungspolizei, und in erster Linie die Wehrmacht eingesetzt.

OBERST TAYLOR: Bitte, beschreiben Sie die Natur dieser regulären Heereseinheiten, die für die Partisanenbekämpfung eingesetzt wurden.

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Die Einheiten der Wehrmacht waren in erster Linie die im rückwärtigen Gebiet hinter der kämpfenden Front eingesetzten Sicherungs-Divisionen; ferner sogenannte Landesschützen-Bataillone, die selbständig unter den Wehrmacht- Befehlshabern eingesetzt waren; ferner Wehrmachtformationen zum Objektschutz, eingesetzt an den Eisenbahnlinien, Rollbahnen und zum Schutze sonstiger militärischer Objekte, außerdem ab 1943 oder 1942 sogenannte Alarmeinheiten, die aus den rückwärtigen Formationen, aus den Etappenformationen, aufgestellt waren.

OBERST TAYLOR: Bis zu welchem Zeitpunkt blieben Sie Höherer SS- und Polizeiführer Rußland- Mitte?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ich war Höherer SS- und Polizeiführer Rußland-Mitte, mit Unterbrechung einiger Fronteinsätze und einer längeren Erkrankung, von zirka einem halben Jahre, bis Ende 1942, wo ich zum Chef der Bandenkampfverbände ernannt wurde.

OBERST TAYLOR: Wurde diese Stelle als Chef der Bandenkampfverbände besonders für Sie geschaffen?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Wem waren Sie in dieser neuen Eigenschaft direkt unterstellt?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Heinrich Himmler.

OBERST TAYLOR: Waren Ihre Funktionen in dieser neuen Stellung auf einen bestimmten Teil der Ostfront beschränkt?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Nein, mein Aufgabengebiet umfaßte den gesamten Osten.

OBERST TAYLOR: Welches war der allgemeine Charakter Ihrer Dienstpflichten als Chef der Bandenkampfverbände?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: In erster Linie hatte ich im Hauptquartier Himmlers eine zentrale Meldesammelstelle einzurichten, in der alle Meldungen über die Partisanenbewegungen einliefen, und bei der alle diese Meldungen bearbeitet und an die zuständigen Stellen weitergeleitet wurden.

OBERST TAYLOR: Haben Sie jemals im Verlauf Ihrer Tätigkeit mit den Befehlshabern der Heeresgruppen und der Armeen an der Ostfront verhandelt?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Mit den Oberbefehlshabern von Heeresgruppen, nicht von der Armee, und mit den Wehrmachtsbefehlshabern.

OBERST TAYLOR: Haben Sie die Befehlshaber bezüglich der Methoden, die in der Bekämpfung der Partisanen zur Anwendung kommen sollten, beraten?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Können Sie uns einige der Befehlshaber nennen, mit denen Sie persönlich Besprechungen hatten?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ohne erschöpfend zu sein, nach dem Gedächtnis: Wehrmachtsbefehlshaber Ostland: General der Kavallerie Bremer mit dem Generalfeldmarschall Küchler; Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord mit den Oberbefehlshabern der Heeresgruppe Mitte: Kluge und Busch mit dem Wehrmachtsbefehlshaber Ukraine; General der Flieger und der Luftwaffe, Kitzinger, mit Generalfeldmarschall Freiherr von Weichs, Oberbefehlshaber in Serbien, also Belgrad, und General Kügler, Wehrmachtsbefehlshaber im Raume von Triest.

OBERST TAYLOR: In welchem zahlenmäßigen Verhältnis standen die in diesen Partisanenbekämpfungs-Aktionen eingesetzten Wehrmachtstruppen zu denen der Polizei und der SS?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Da die Truppenzahl der Polizei und der SS nur sehr gering war, wurde die Partisanenbekämpfung in erster Linie von Formationen der Wehrmacht durchgeführt.

OBERST TAYLOR: Standen die Partisanenbekämpfungs-Truppen gewöhnlich unter dem Befehl von Wehrmachtsoffizieren oder SS-Offizieren?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Das war verschieden. Erstens nach dem Gebiet; im Operationsgebiet führte fast allgemein die Wehrmacht. Es galt aber die Bestimmung, daß derjenige Teil, ganz gleich, ob Wehrmacht, Waffen-SS oder Polizei, die Führung für ein Unternehmen hatte, der die meisten Truppen stellte.

OBERST TAYLOR: Haben die höchsten militärischen Führer Anordnungen gegeben, daß die Partisanenbekämpfungs-Unternehmungen mit Strenge durchgeführt werden sollten?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Haben die höchsten militärischen Stellen irgendwelche ins einzelne gehenden Anordnungen über die bei der Partisanenbekämpfung anzuwendenden Methoden herausgegeben?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Nein.

OBERST TAYLOR: Was war die Folge in den letzten Gebieten, daß ausführliche Anweisungen von oben nicht gegeben wurden?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Es herrschte infolgedessen, als Folge dieses Nichtbefehls, eine wilde Anarchie der Partisanenbekämpfung.

OBERST TAYLOR: Waren nach Ihrer Meinung die Maßnahmen, die in der Partisanenbekämpfung zur Anwendung kamen, viel strenger als es die Umstände rechtfertigten, oder nicht?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Da keine Befehle vorlagen, und die unteren Kommandeure selbständig handeln mußten, fielen die Unternehmungen nach dem Charakter des Kommandeurs und nach der Qualität der Truppe verschieden aus, und ich bin der Ansicht, daß die Unternehmungen oft nicht nur zweckwidrig, sondern auch weit über das Ziel hinausgeschossen wurde.

OBERST TAYLOR: Hatten diese Maßnahmen die unnötige Tötung einer großen Anzahl von Zivileinwohnern zur Folge?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja.

OBERST TAYLOR: Haben Sie diese Ausschreitungen den Befehlshabern der Heeresgruppen und anderen Wehrmachtsoffizieren, mit denen Sie zusammenarbeiteten, gemeldet?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Diese Folge war allgemein bekannt; es brauchte darüber nicht besonders berichtet zu werden, weil jede Unternehmung termingemäß und pflichtgemäß sofort in allen Einzelheiten gemeldet wurde und jedem verantwortlichen Führer bekannt war.

OBERST TAYLOR: Wurden irgendwelche wirksame Schritte von den höchsten Militärbehörden oder von den Befehlshabern der Armeegruppen unternommen, um diesen Ausschreitungen Einhalt zu gebieten?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ich entsinne mich, daß besonders General von Schenkendorff in dieser Hinsicht unzählige Berichte mit mir abgestimmt hat, die wir beide auf unserem Dienstwege pflichtgemäß weitergegeben haben.

OBERST TAYLOR: Haben diese Berichte des Generals von Schenkendorff irgendwelche Ergebnisse gehabt?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Nein.

OBERST TAYLOR: Warum nicht?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Der Generalquartiermeister Wagner hatte wohl versucht, einen gewissen Wandel zu schaffen durch eine straffere Führung, die eingesetzt werden sollte; er ist aber nicht damit durchgedrungen.

OBERST TAYLOR: Wurde jemals ein Befehl erlassen, und zwar von höchster Stelle, daß deutsche Soldaten, die sich Vergehen gegen die Zivilbevölkerung hatten zuschulden kommen lassen, durch Militärgerichte nicht bestraft werden sollten?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja. Ein solcher Befehl ist herausgekommen.

OBERST TAYLOR: Erwies sich dieser Befehl als ein Hindernis bei der Unterdrückung dieser Ausschreitungen seitens der Truppen?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ja. Nach meiner Ansicht verhinderte dieser Befehl jede ordnungsgemäße Kampfführung, denn man kann eine Truppe nur dann erziehen, wenn man die Disziplinargewalt und die Gerichtsbarkeit hat und gegen Exzesse einschreiten kann.

OBERST TAYLOR: Welche Auszeichnungen erhielten Sie während des Krieges?

VON DEM BACH-ZELEWSKI: Ich habe in diesem Kriege die Spangen zum Eisernen Kreuz I. und II. Klasse, das Deutsche Kreuz in Gold und das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhalten.

OBERST TAYLOR: Herr Vorsitzender, der Zeuge steht nun Anderen für das Kreuzverhör zur Verfügung.

VORSITZENDER: Wünscht der Sowjet-Anklagevertreter Fragen zu stellen?

OBERST POKROWSKY: Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich eine Reihe von Fragen stellen.