[Zum Zeugen gewandt:]
Haben Sie am 24. September 1939 in Stockholm mit Forbes gesprochen?
DAHLERUS: Nein, ich traf Forbes am 24. September in Oslo. Es war dies nach der Besetzung Polens. Es war dies ein Versuch, festzustellen, ob noch eine Möglichkeit bestünde, den Weltkrieg zu vermeiden. Er gab mir die Ansicht der Britischen Regierung schriftlich bekannt. Sie lautet zusammengefaßt wie folgt: Die Britische und Französische Regierung...
VORSITZENDER: Einen Augenblick bitte. Was hat dies mit dem Angeklagten Göring zu tun?
DR. STAHMER: Es beweist das, daß er sich auch hinterher noch bemüht hat, zum Frieden zu kommen. Dann will ich nur eine Frage noch stellen, die Göring unmittelbar betrifft.
VORSITZENDER: Die Tatsache, daß Herr Dahlerus mit Forbes am 24. September in Oslo zusammentraf, scheint nichts mit Göring zu tun zu haben.
DR. STAHMER: Es scheint insofern von Bedeutung, als sie die Veranlassung für Herrn Dahlerus war, sich nun seinerseits wieder mit Berlin und Göring in Verbindung zu setzen, um nun nochmals zu versuchen, in dem jetzigen Stadium zu einem Frieden zu gelangen.
VORSITZENDER: Gehen Sie nun zur nächsten Frage über.
DAHLERUS: Die Bedingungen waren: Um Europa vor fortgesetzten deutschen Angriffen zu retten und den Völkern Europas zu ermöglichen...
VORSITZENDER: Einen Augenblick. Was hat das Schreiben, das Sir George Ogilvy Forbes schrieb, mit Göring zu tun?
DR. STAHMER: Dies Schreiben, den Inhalt dieses Schreibens, hat Herr Dahlerus am 26. September mit Göring besprochen und hat versucht, auf dieser Basis zu einer Einigung zu kommen.
JUSTICE JACKSON: Hoher Gerichtshof! Darf ich ebenfalls Einspruch erheben? Es hat nichts mit der Anklageschrift zu tun. Wir haben nicht behauptet, daß der Krieg gegen England ein Angriffskrieg war. Die Anklage lautet, daß der Krieg gegen Polen ein Angriffskrieg war. All diese Verhandlungen, England aus dem Kriege zu halten, während sie Polen besetzten, sind für die Anklageschrift unerheblich. Ich erlaube mir zu erklären, daß das Schreiben, da es nichts mit der Anklage zu tun hat, abgelehnt werden sollte.
VORSITZENDER: Dr. Stahmer! Wenn der Zeuge mit Göring später eine Unterredung hatte, so können Sie das bringen, aber nicht die vorhergehenden Unterredungen, die der Zeuge mit Sir George Ogilvy Forbes hatte.
DR. STAHMER: Das wird ja aber nicht verständlich; er muß ja doch mitteilen, was Forbes ihm gesagt hat. Er ist bei Forbes, Forbes macht ihm bestimmte Vorschläge, und mit diesen Vorschlägen begibt sich Herr Dahlerus nach Berlin, und nun teilt er selbstverständlich Göring mit, was ihm Forbes gesagt hat. Also sonst läßt sich das ja gar nicht...
VORSITZENDER: Lassen Sie den Zeugen den Bericht über seine Zusammenkunft mit Göring schildern.
DR. STAHMER: Jawohl.
Herr Dahlerus, Sie haben dann am 26. September Göring aufgesucht, nicht wahr, in Berlin?
DAHLERUS: Ja, ich habe sowohl ihn als auch Hitler am 26. September getroffen.
DR. STAHMER: Haben Sie Göring davon in Kenntnis gesetzt, welche Vorschläge Forbes Ihnen gemacht hatte?
DAHLERUS: Ich besprach mit Hitler, unter welchen Bedingungen er bereit wäre, den Schaden, den er Polen verursacht hatte, wieder gutzumachen, und Frieden zu schließen. Zu meiner großen Enttäuschung erklärte er dann endgültig, daß er überhaupt nicht bereit wäre, den Fall Polen zu diskutieren. Polen wäre besetzt und ginge Großbritannien nichts mehr an. Ich erkannte dann, daß sein Ziel gewesen war, Polen und Großbritannien auseinander zu bringen und sodann, mit der Zustimmung Großbritanniens, Gelegenheit zu erhalten, Polen zu besetzen, ohne Gefahr zu laufen, mit Großbritannien und Frankreich in einen Krieg verwickelt zu werden.
DR. STAHMER: Sind Sie im Juli 1940 nochmal mit Göring zusammengetroffen?
DAHLERUS: Ja. Göring schlug im Juli 1940 vor, daß Seine Majestät der König von Schweden sich bemühen sollte, die verschiedenen Mächte zu Friedensverhandlungen zusammenzubringen.
DR. STAHMER: Ich habe keine weiteren Fragen mehr.
VORSITZENDER: Der Gerichtshof wird sich nunmehr auf 14.10 Uhr vertagen.