[Zum Zeugen gewandt:]
Es ist der 25. Dezember 1941. Sehen Sie sich jetzt Heft »B« an, darin werden Sie eine Anzahl von Auszügen finden, die von Seite A bis Seite 21 gehen. Wollen Sie sich einmal bitte Seite 24 in diesem Buch »B« ansehen?
STREICHER: Seite 24?
OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ja, Seite 24. Es ist ein Artikel im »Israelitischen Wochenblatt« vom 27. November 1942. Ich möchte wissen, ob Sie diesen Artikel gelesen haben:
»Auf dem Zionistischen Delegiertentag der Schweiz gab der Vertreter der Jewish-Agency in Genf... einen Bericht über die Lage des europäischen Judentums... Die Zahl der Opfer geht in die Millionen. Wenn der jetzige Zustand anhält und das deutsche Programm durchgeführt wird, ist damit zu rechnen, daß an Stelle der sechs bis sieben Millionen Juden in Europa nur noch zwei Millionen vorhanden sein werden.«
Und dann, die letzten drei Zeilen von diesem Auszug:
»Die dort vorhandenen Juden wurden zumeist nach dem berüchtigten ›unbekannten Ziele‹ weiter östlich deportiert. Am Ende dieses Winters werden die Opfer vier Millionen betragen.«
Nennen Sie das nur einen Hinweis über das Verschwinden von Juden im Osten?
STREICHER: Ich kann mich nicht entsinnen, das je gelesen zu haben. Ich sage aber dazu, wenn ich es gelesen haben würde, hätte ich es nicht geglaubt.
OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Jetzt wollen wir auf Mappe »A« zurückgehen und den Artikel ansehen, den Sie am 17. Dezember 1942 geschrieben haben. Er steht auf Seite 34-A. Dieser Artikel ist mit den Buchstaben »Str« gezeichnet, und ich nehme daher an, daß er von Ihnen geschrieben ist.
»Die Londoner Zeitung ›The Times‹ vom 16. September 1942 veröffentlichte...«
STREICHER: Das habe ich noch nicht.
OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Seite 34-A.
STREICHER: Einen Moment.
OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Helfen Sie ihm! Er trägt die Überschrift »Aug' um Auge, Zahn um Zahn«.
»Die Londoner Zeitung ›The Times‹ vom 16. September 1942 veröffentlichte eine Entschließung, die von dem Abgeordnetenausschuß britischer Juden einstimmig angenommen wurde. Diese Entschließung bringt im Auftrage der Englisch-Jüdischen Gemeinschaft den Schmerz und Schrecken über die unaussprechbaren Ausschreitungen zum Ausdruck, die von den Deutschen und ihren Verbündeten und Vasallen gegenüber den Juden Europas begangen worden seien und die nur den einen Zweck hätten, die gesamte jüdische Einwohnerschaft Europas mit kaltem Blute zu vernichten.«
Sie müssen doch diesen Artikel in der »Times« gelesen haben, da Sie das sagen?
STREICHER: Jawohl.
OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES:
»Wie doch die Juden der Englisch-Jüdischen Gemeinschaft auf einmal hellhörig werden! Als der zweite Weltkrieg seinen Anfang nahm, warnte der Führer des deutschen Volkes die jüdischen Kriegsmacher davor, die Welt aufs neue in ein Blutbad zu stürzen. Und seitdem hat der deutsche Führer immer wieder gewarnt und prophezeit, daß der von dem Weltjudentum heraufbeschworene zweite Weltkrieg die Vernichtung des Judentums zur Folge haben müßte. Und auch in seiner letzten Rede erinnerte der Führer wiederum an seine Prophezeiungen.«
Haben Sie das geschrieben?
STREICHER: Jawohl, hier handelt es sich lediglich um ein Zitat, um den Hinweis auf eine Vorhersagung des Führers, von der niemand wissen konnte, was sie in Wirklichkeit bedeutete.
OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Sehr gut.
Wenn Sie nun weder das noch das »Israelitische Wochenblatt« gelesen haben, haben Sie jemals von der Erklärung der Vereinten Nationen gehört, die am 17. Dezember 1942 abgegeben wurde?