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[Zum Zeugen gewandt:]

So würde sich dann ergeben, Herr Dr. Schacht, daß ein guter Teil Ihrer derzeitigen Gesellschaft die Gesellschaft ist, die mit Ihnen im Jahre 1933 und 1934 begonnen hatte?

SCHACHT: Ist das eine Frage oder?

JUSTICE JACKSON: Nun, ist das nicht richtig?

SCHACHT: Nein, wenn Sie mich mit meinen anderen Bekannten ebensooft photographiert hätten, würde der Stapel zehnmal so groß sein.

JUSTICE JACKSON: In Ihrer Aussage vom 30. April vormittag (Band XII, Seite 462) erklärten Sie, daß grundsätzliche Erwägungen Sie abhielten, Parteimitglied zu werden und daß die Parteimitgliedschaft nicht im Einklang mit Ihren Grundsätzen stünde.

SCHACHT: Das ist richtig.

JUSTICE JACKSON: Sie sagten weiter aus – ich beziehe mich auf Ihre Aussage vom 30. April, nachmittag (Band XII, Seite 497) –, daß Sie von 1932 bis zum 30. Januar 1933... ich zitiere:

»Ich habe während dieser ganzen Zeit kein Wort für Hitler geschrieben oder öffentlich – publicy – geredet.«

SCHACHT: Ich glaube, das stimmt, wenn Sie den Ton auf »publicy« legen.

JUSTICE JACKSON: Man muß »publicy« betonen?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Dann möchte ich Sie als nächsten Punkt fragen: Sie haben auch ausgesagt:

»Ich habe niemals dazu beigetragen, durch Rücksprache mit irgendeinem der maßgeblichen Herren, sei es nun von Hindenburg, sei es Meißner oder sonst jemanden, irgendeinen Einfluß zugunsten Hitlers auszuüben. Ich bin an der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler völlig unbeteiligt.«

Ist das korrekt?

SCHACHT: Das ist korrekt.

JUSTICE JACKSON: Nun, gibt es hier Worte, die wir zu betonen haben, um sie richtig zu verstehen?

SCHACHT: Nein. In Bezug auf das Kanzlerwerden Hitlers bitte ich, die Worte »competent men« zu beachten.

JUSTICE JACKSON: Gut, ich weiß nicht genau, was Sie damit meinen, aber ich werde Ihnen Gelegenheit geben, das zu erklären.

SCHACHT: Ja, »kompetent« heißen diejenigen Leute, die die Kanzlerschaft bestimmen konnten. Ich habe selbstverständlich gesagt, daß Hitler Kanzler werden würde, Kanzler werden müsse und habe diese Überzeugung in privaten Kreisen zum Ausdruck gebracht.

JUSTICE JACKSON: Sie haben das öffentlich erklärt?

SCHACHT: Nein, ich habe das nur in dem Kreis meiner Freunde, meiner Wirtschaftsfreunde und dergleichen ausgesprochen.

JUSTICE JACKSON: Nun, jetzt möchte ich Ihnen eine Aussage von Papen zitieren:

»Im Juli oder August, es war in meinem Hause, als ich Reichskanzler war, im Jahre 1932, kam Schacht, um mich aufzusuchen. Er sagte: Da ist ein sehr intelligenter Mann – es war in Gegenwart meiner Frau, ich habe es nie vergessen –, geben Sie ihm Ihre Stellung, geben Sie die Stellung Hitler, das ist der einzige Mann, der Deutschland retten kann.«

Haben Sie das gesagt oder nicht?

SCHACHT: Ich weiß es nicht, ob ich das gesagt habe: Er ist der einzige Mann, der Deutschland retten kann. Aber ich habe ihm gesagt, Hitler wird und muß Kanzler werden. Das ist aber schon im August oder Juli 1932 nach den Juliwahlen geschehen und hat mit der Ernennung Hitlers, die ja erst nach dem Kabinett Schleicher in Frage stand, worüber ich hier gefragt worden bin, nichts zu tun.

JUSTICE JACKSON: Nun, Herr Dr. Schacht, ich habe Sie gerade gefragt, ob Sie nicht ausgesagt haben, daß Sie nichts mit seiner Ernennung zum Kanzler zu tun hatten. Sie sagten...

SCHACHT: Das ist wahr.

JUSTICE JACKSON:... und hier sagt man, daß Sie von Papen ersucht haben, den Posten an ihn abzugeben und...

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Und behaupten Sie – und ich will, daß Sie dazu alles sagen, was Sie sagen wollen –, behaupten Sie, daß das Hitler nicht verhalf, Kanzler zu werden?

SCHACHT: Ich weiß nicht, ob es eine Hilfe für Hitler gewesen ist. Ich bin hier im Zeugenverhör gefragt worden, ob ich bei der Wahl Hitlers oder bei der Ernennung Hitlers zum Kanzler im Januar 1933 irgendwelchen Einfluß ausgeübt hätte. Ich habe genannt die Namen Hindenburg, Meißner und so weiter, das heißt den Kreis, der um Hindenburg war. Papen war seit dem Anfang November 1932 nicht mehr Kanzler, hatte also auf diese Dinge gar keinen Einfluß. Ich habe auch in diesen Wochen mit Papen gar nicht gesprochen. Dagegen habe ich nach den Wahlen von 1932 gesagt, es ist unausweichlich, daß ein Mann, der eine solche Stimmenzahl im Reichstag auf sich vereinigt, die politische Führung übernehmen muß; auch Papen gegenüber.

JUSTICE JACKSON: Ich möchte Sie richtig verstehen. Als Sie sahen, daß Hitler gewinnen wird, haben Sie sich ihm angeschlossen?

SCHACHT: Nein.

JUSTICE JACKSON: Ich möchte klarstellen, was Sie eigentlich meinen. Sie haben sich ihm nicht angeschlossen, bis er mehr Stimmen hatte als irgendeine andere Partei im Reichstag?

SCHACHT: Ich habe mich Hitler nicht angeschlossen, als ich sah, daß er gewinnen würde, sondern als ich feststellen mußte, daß er gewonnen hatte.

JUSTICE JACKSON: Nun gut, ich nehme diese Verbesserung an.

Sie haben sich auf den Brief bezogen, den Sie an Hitler am 29. August 1932 geschrieben haben...

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON:... in dem Sie ihm geraten haben, nicht irgendein ins Detail gehendes Wirtschaftsprogramm vorzulegen?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Sie erklärten ihm, daß es kein Programm gäbe, mit dem 14 Millionen übereinstimmen könnten?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Und daß eine Wirtschaftspolitik kein Faktor sei, um eine Partei aufzubauen?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Und Sie haben hinzugefügt, »... Sie können auf mich zählen als Ihren zuverlässigen Helfer«. Nicht wahr?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Und das war, nachdem er gewonnen hatte?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Und dann am 12....

SCHACHT: November.

JUSTICE JACKSON: Ja, ich wollte mich gerade auf das Dokument EC-456, US-773, beziehen. Nun, am 12. November 1932 haben Sie an ihn einen Brief geschrieben, in dem Sie unter anderem sagten:

»Es unterliegt für mich gar keinem Zweifel, daß die Entwicklung der Dinge nur das eine Ende haben kann, und das ist Ihre Kanzlerschaft.«

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON:

»Es scheint, als ob unser Versuch, eine Reihe von Unterschriften aus der Wirtschaft dafür zu bekommen, doch nicht ganz umsonst ist...«

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Sie haben zu diesem Zweck Unterschriften gesammelt?

SCHACHT: Nicht ich, aber ich habe mich daran beteiligt.

JUSTICE JACKSON: Sie haben also geholfen?

SCHACHT: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Und das war EC-456.

Nun wurde im November 1932 einer großen Anzahl von Industriellen ein Dokument zur Unterschrift vorgelegt, das im wesentlichen darauf abzielte, Hitler als Reichskanzler zu wählen. Stimmt das?

SCHACHT: Ich erinnere mich an das Dokument nicht mehr, aber ich nehme an, es ist das Dokument.

JUSTICE JACKSON: Und Männer wie Schacht, Schröder, Krupp und eine große Anzahl von Industriellen haben dieses Dokument unterschrieben, nicht wahr?

SCHACHT: Das ist möglich, ja.

JUSTICE JACKSON: Und es wurde an von Hindenburg übersandt?

SCHACHT: Das weiß ich nicht.

JUSTICE JACKSON: Das Ziel war doch, Hitler zu helfen, Kanzler zu werden?

SCHACHT: Das ist möglich.

JUSTICE JACKSON: Es ist adressiert an den Reichspräsidenten. Stimmt das nicht? Es ist 3901-PS, US-837.

SCHACHT: Ich habe es nicht gesehen, aber es wird wohl stimmen.

JUSTICE JACKSON: Also, Sie streiten nicht ab, daß dies geschehen ist?

SCHACHT: Ich nehme an, daß es stimmt, ich habe es nicht gesehen, aber ich bezweifle es gar nicht.

JUSTICE JACKSON: Und dann, im November 1932 haben Sie Hitler das Ergebnis Ihrer Wahlfondskampagne mitgeteilt. Nicht wahr?

SCHACHT: Davon weiß ich nichts.

JUSTICE JACKSON: Ich möchte Sie durch Ihr eigenes Verhör daran erinnern. Ich erinnere Sie zuerst an Ihre Aussage, in der Sie sagten, daß Sie wohl nicht für Gelder geworben haben, sondern daß Göring es gemacht hat.

Ich frage Sie, ob Sie nicht am 9. Oktober 1945 auf diese Fragen folgende Antworten gegeben haben bezüglich der Ereignisse vom Februar 1933?

SCHACHT: Events of what?

JUSTICE JACKSON: Ereignisse vom Februar 1933.

SCHACHT: Ja, ich danke sehr.

JUSTICE JACKSON: Gehen wir zurück zu 1933. Hier ist die Frage:

»Vor der Zeit, bevor Hitler Sie zum Präsidenten der Reichsbank ernannt hatte, erinnern Sie sich einer Zusammenkunft im Hause Görings?

Antwort: Ja. Das war eine finanzielle Zusammenkunft. Ich wurde schon darüber verhört, und zwar mehrere Male.

Frage: Können Sie mir darüber etwas sagen?

Antwort: Ja, gern. Hitler mußte, wie Sie sich erinnern werden, am 5. März als Kandidat für die Wahlen aufgestellt werden. Er brauchte Geld für seine Wahlpropaganda. Er ersuchte mich darum, das Geld aufzubringen, und das tat ich auch. Göring ließ diese Herren zusammenkommen, und ich hielt eine Rede – nicht eine Rede, denn Hitler hielt ja die Rede –, und dann bat ich sie, die Beträge aufzuschreiben und für die Wahlen zu zeichnen. Das taten sie auch. Insgesamt zeichneten sie drei Millionen, und den Betrag teilten sie unter sich auf.

Frage: Wer waren die Leute, die diese Gelder aufbrachten?

Antwort: Ich glaube, sie waren alle Bankiers und Industrielle, sie waren von der chemischen Industrie, Eisenindustrie, Textilindustrie, alle haben es gemacht.

Frage: Alle Industrien waren vertreten?

Antwort: Alle, alle Schwerindustrien.

Frage: Erinnern Sie sich an irgendeinen Namen?

Antwort: Sicherlich. Krupp war anwesend, der alte Herr Gustav. Er stand auf, dankte Hitler und war für ihn damals sehr begeistert. Und dann war da noch Schnitzler. Ich glaube, er war es, und Vögler von den Vereinigten Stahlwerken.«