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[Zum Zeugen gewandt:]

Haben Sie diese Aussagen gemacht?

SCHACHT: Certainly.

JUSTICE JACKSON: Nun, bei dieser Zusammenkunft, auf die Sie sich beziehen – es ist Beweisstück D-203, das Protokoll der Zusammenkunft –, hat Göring im wesentlichen folgendes gesagt, nicht wahr?:

»Das erbetene Opfer würde der Industrie sicherlich um so leichter fallen, wenn sie wüßte, daß die Wahl am 5. März die letzte sicherlich innerhab zehn Jahren, voraussichtlich aber in hundert Jahren sei.«

Sie hörten das, nicht wahr?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Nun, gestern oder vorgestern wurden Sie über Ihre Unterstützung und über die Anerkennung, die Ihnen Goebbels zollte, gefragt. Sie sagten dem Gerichtshof: »Es ist nicht meine Schuld, wenn Goebbels einen Irrtum beging.« Erinnern Sie sich daran?

SCHACHT: Yes.

JUSTICE JACKSON: Und ich frage Sie in Bezug auf die Aussage über Dr. Goebbels, ob Sie dem amerikanischen Vernehmungsoffizier folgendes erklärt haben, und zwar am 17. Oktober 1945; es ist Dokument US- 616. (Dokumentennummer 3729-PS.)

»Frage: Wann interessierten Sie sich dafür, mit Hitler zusammenzuarbeiten?

Antwort: Ich möchte sagen in den Jahren 1931/32.

Frage: Und das war, als Sie sahen, daß er eine Massenbewegung hinter sich hatte, die wahrscheinlich die Macht ergreifen würde?

Antwort: Ganz recht, die wurde ständig größer.

Frage: Und haben Sie in diesen Jahren öffentlich Ihre Unterstützung für Hitler erklärt?

Antwort: Ich glaube, ich gab im Dezember 1930 eine Erklärung ab, als ich von Amerika zurückkehrte, und zwar in der Bayerischen Volkspartei. Ich sagte, es gäbe für jede zukünftige Regierung nur die Wahl: Entweder aushalten gegen 25 Prozent Sozialisten oder gegen 20 Prozent Nationalsozialisten.

Frage: Aber was ich meine – um es ganz kurz zu machen –, haben Sie Ihren angesehenen Namen dazu hergegeben, um Hitler zur Macht zu verhelfen?

Antwort: Ich habe öffentlich erklärt, daß ich erwarte, daß Hitler an die Macht kommt, und zwar das erstemal, soweit ich mich erinnere, im November 1932.

Frage: Und Sie wissen, oder vielleicht wissen Sie es nicht, daß Goebbels in seinem Tagebuch mit großer Genugtuung...

Antwort: Ja.

Frage: Die Hilfe, die Sie ihm zu der Zeit gegeben haben?

Antwort: Ja, ich weiß das.

Frage: November 1932?

Antwort: Sie sagen, das Buch heißt: ›Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei‹?

Frage: Das ist richtig, haben Sie das gelesen?

Antwort: Ja.

Frage: Und Sie streiten nicht ab, daß Goebbels recht hatte?

Antwort: Ich glaube, sein Eindruck war, daß er damals recht hatte.«

[Zum Zeugen gewandt:]

Haben Sie dieses Zeugnis abgegeben?

SCHACHT: Ich habe nie bezweifelt, daß Goebbels unter diesem Eindruck stand. Ich habe nur gesagt, er hat sich geirrt.

JUSTICE JACKSON: Also haben Sie es nicht getan. Nun, ich werde nicht weiter darauf eingehen. Sie haben ausgedehnte Zitate aus Botschafter Dodds Tagebuch gebracht, und zwar vorgestern. Stimmt das?

SCHACHT: Yes.

JUSTICE JACKSON: Und seien wir uns ganz klar darüber Botschafter Dodd war ständig und zu allen Zeiten gegen die gesamten Nazis. Nicht wahr?

SCHACHT: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Also, Sie haben von ihm keine Anregung bekommen, bei dieser Gesellschaft zu bleiben?

SCHACHT: O nein.

JUSTICE JACKSON: Nun, Sie haben ausgesagt, so wie ich Sie verstanden habe, daß Botschafter Dodd Sie eingeladen hatte, nach den Vereinigten Staaten von Amerika zu kommen und Sie sagen... aus Ihrer Aussage vom 30. April, nachmittag (Band XII, Seite 479), zu der Zeit –, und zwar 1937 –:

»... kam er noch einmal zu mir und legte mir dringend nahe, ich möge doch mit oder sobald wie möglich nachkommen, meinen Wohnsitz nach Amerika verlegen. Ich würde eine ausgezeichnete Aufnahme in Amerika fin den. Ich glaube auch, das hätte er mir nie gesagt, wenn er nicht auch für mich eine gewisse freundschaftliche Empfindung gehabt hätte.«

Sie haben das dem Gerichtshof gesagt, nicht wahr?

SCHACHT: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Ich glaube, Sie wollten dem Gerichtshof den Eindruck geben, daß Botschafter Dodd großes Vertrauen und große Freundschaft zu Ihnen hatte?

SCHACHT: Ich hatte den Eindruck.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie das ganze Tagebuch gelesen oder nur Auszüge?

SCHACHT: Ich kenne auch den Passus, wo er sagt, »you would make a very bad American« or something like that. (Es würde ein sehr schlechter Amerikaner aus Ihnen werden, oder so etwas Ähnliches.)

JUSTICE JACKSON: Ja, ja, Sie haben das vor dem Gerichtshof nicht erwähnt.

SCHACHT: Ich glaube, das wäre Sache der Anklage.

JUSTICE JACKSON: Gut, wir wollen Sie dann nicht enttäuschen. Kennen Sie nicht auch seine Eintragungen vom 21. Dezember 1937, wo er von dem Essen sprach, bei dem Sie waren. Er sagt:

»Schacht sprach davon, daß Deutschlands Niederlage im Jahre 1918 nur darauf zurückzuführen sei, daß Woodrow Wilson Amerika in den Krieg brachte. Ich erwiderte, daß Wilsons 14 Punkte die einzige große Hoffnung für internationalen Frieden und Zusammenarbeit seien und daß alle Nationen auf beiden Seiten dazu beigetragen hätten, seine Ziele zu vereiteln. Glauben Sie nicht, daß man Wilson in 50 Jahren für einen der größten Präsidenten, den die Vereinigten Staaten je gehabt haben, halten wird? Er vermied es, darauf zu antworten, fing dann an, über den japanisch-chinesischen Krieg zu sprechen und nahm gegen das Bündnis Deutschlands mit Japan Stellung. Dann zeigt er das wahre deutsche Gesicht...«

und jetzt zitiert er Sie:

»Wenn die Vereinigten Staaten dem japanischen Krieg ein Ende setzen und Deutschland in Europa nicht im Wege stehen würden, dann würden wir den Weltfrieden haben.«

SCHACHT: What is the question? (Wie lautet die Frage?)

JUSTICE JACKSON: Haben Sie das gesagt?

SCHACHT: Ich weiß nicht, ob ich es gesagt habe. Aber es erscheint mir auch heute noch ein außerordentlich vernünftiges »statement« zu sein. Ich bin völlig der Meinung, daß es richtig war, nur mit einer Ausnahme, ich glaube...

JUSTICE JACKSON: Nun, ich möchte das ganz klarstellen. Wenn ich Sie richtig begreife, kann man Frieden haben, wenn man Deutschland in Europa nicht im Wege stehen würde.

SCHACHT: Ja. Darf ich nur fragen, über diesen Weg Deutschlands sind ja die Leute verschiedener Meinung gewesen. Mein Weg war ein friedlicher.

JUSTICE JACKSON: Nun, jetzt fährt er fort:

»Ich erwiderte darauf nichts, und die anderen hatten auch nichts dazu zu sagen. Schacht meinte dasselbe, was die deutschen Armeekommandeure im Jahre 1914 meinten, als sie, in der Hoffnung, Frankreich in sechs Wochen zu erobern, in Belgien einfielen; nämlich die benachbarten kleinen Länder zu beherrschen und zu annektieren, besonders die im Norden und Osten.«

SCHACHT: Soll ich antworten?

JUSTICE JACKSON: Haben Sie das gesagt?

SCHACHT: Nein, nein.

JUSTICE JACKSON: Hat das Dodd über Ihre Unterhaltung geschrieben?

SCHACHT: Aber ich habe es nicht gesagt.

JUSTICE JACKSON: Und Sie...

SCHACHT: Nein, darf ich bitte...

JUSTICE JACKSON: Was für einen Eindruck...

SCHACHT: Nein, darf ich bitte erwidern?

JUSTICE JACKSON: Nun frage ich Sie: Was für einen Eindruck hat ein Mann, den Sie einen anständigen Menschen und Ihren Freund nennen, im Laufe Ihrer Bekanntschaft von Ihnen gewonnen?

SCHACHT: Darf ich darauf erwidern, daß ich schon ausgeführt habe, daß Herr Dodd zahlreichen Mißverständnissen zum Opfer gefallen ist. Und er sagt auch hier nicht, daß ich das gesagt habe, sondern er sagt: »Schacht meinte.« Das war seine Auffassung, die er mir unterschob. Ich habe das nie gesagt.

JUSTICE JACKSON: Ich habe es so verstanden; aber es war die Einschätzung eines Ihrer Erklärung nach freundlich gesinnten Beobachters.

SCHACHT: Ein freundschaftlich gesinnter Beobachter, der ständig mißverstand, wie Ambassador Henderson in seinem eigenen Buch ja bewiesen hat.

JUSTICE JACKSON: Es mag sein, daß er Henderson mißverstanden hat. Aber es besteht kein Zweifel, daß er die Nazi-Gefahr von Anfang an verstanden hatte, nicht wahr?

SCHACHT: Ja, aber er hat mich mißverstanden.

JUSTICE JACKSON: Nun; als Sie zuerst den Außenminister und dann Hitler ersuchten, nach den Vereinigten Staaten fahren zu dürfen oder jemanden in die Vereinigten Staaten zu schicken, – es steht in Ihrer Aussage vom 1. Mai vormittag, (Band XII, Seite 510) haben Sie zu Hitler folgendes gesagt:

»... daß es nur wesentlich erschiene, daß man dauernd jemanden drüben in Amerika hätte, der in aufklärendem Sinne über die deutschen Interessen in der Öffentlichkeit, in der Presse und so weiter wirken könne.«

Haben Sie das gesagt?

SCHACHT: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie wirklich das zu Hitler gesagt?

SCHACHT: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Ich möchte jetzt Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren eigenen Brief an den Reichsmarschall lenken, – es ist Dokument 3700-PS:

»Anfang 1940 habe ich dem Führer angeboten, nach den Vereinigten Staaten zu gehen, um den Versuch zu machen, die Rüstungsunterstützung Englands durch Amerika zu verlangsamen und Amerikas tiefere Verstrickung in den Krieg womöglich zu verhindern.«

Jetzt frage ich Sie: Welches von diesen beiden ist die Wahrheit?

SCHACHT: Beide.

JUSTICE JACKSON: Beide? Dann haben Sie also gestern, als Sie diese Unterhaltung wiedergaben, dem Gerichtshof nicht alles erzählt, was Sie vorgaben, was Sie in den Vereinigten Staaten tun würden.

SCHACHT: Nein, sicherlich nicht. Ich wollte zum Beispiel auch versuchen, die Vermittlung des Präsidenten für einen Friedensschluß herbeizuführen. Auch das habe ich hier nicht mitgeteilt.

JUSTICE JACKSON: Sie haben auch gestern ausgesagt, daß Ihnen niemals über die Größe, die Art und die Schnelligkeit der Aufrüstung berichtet wurde? Erinnern Sie sich daran?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Aber obwohl Sie keine solche Auskunft hatten, haben Sie doch gesagt, daß es zu viel war?

SCHACHT: Ich habe das Gefühl gehabt, man müsse langsam gehen.

JUSTICE JACKSON: Jetzt möchte ich Sie an eine Aussage das Generals von Blomberg erinnern; sie betrifft das Jahr 1937:

»Antwort: Zu der Zeit war der Aufbau der geplanten Wehrmacht nahezu abgeschlossen.

Frage: Wann? Im Jahre 1937?

Antwort: Ich glaube, es war im Jahre 1937.

Frage: War dies ein Plan, der mit Dr. Schacht im Zu sammenhang mit der Finanzierung und der zukünftigen Größe der Wehrmacht erörtert worden war?

Antwort: Jawohl. Schacht kannte den Plan für den Aufbau der Wehrmacht sehr wohl, da wir ihm in jedem Jahr die Aufstellung neuer Formationen, für die wir Geld ausgegeben hatten, mitteilten. Ich erinnere mich, daß im Jahre 1937 eine Aussprache darüber stattfand, was die Wehrmacht für laufende Ausgaben benötigen würde, nachdem ein großer Betrag für den Aufbau als solchen ausgegeben worden war.

Frage: Das bedeutet, daß Sie Schacht eine klare Aufstellung über den Geldbetrag gaben, der in jedem Jahr zur Schaffung neuer Truppenteile, neuer Anlagen und so weiter verausgabt worden war, und darüber, wieviel Sie für die laufenden Unkosten der Wehrmacht brauchten?

Antwort: Das ist sehr richtig.

Frage: Wenn Sie sagen, daß bis zum Jahre 1937 der Plan schon durchgeführt war, meinen Sie da im großen und ganzen?

Antwort: Ja, im großen und ganzen.«

Eine weitere Frage: Ich überspringe zwei oder drei unerhebliche Fragen.

»Wenn Sie behaupten, daß Schacht diese Zahlen kannte, wie erfuhr er davon?

Antwort: Die Geldforderungen wurden Schacht schriftlich zugeleitet.

Frage: Das bedeutet, daß im Zusammenhang mit den Geldern, die er für die Aufrüstung aufbrachte, ihm mitgeteilt wurde, wieviele Divisionen und Tanks und so weiter mit diesen Geldern angeschafft werden konnten?

Antwort: Ich glaube nicht, daß wir die Summen, die wir für jeden Tank und so weiter brauchten, niederlegten; aber wir sagten, wieviel Geld jeder Wehrmachtsteil, wie zum Beispiel Marine und Luftwaffe und so weiter, benötigte; und dann wurde angegeben, wieviel die Neuaufstellungen und wieviel die laufenden Operationen kosten würden. Das heißt, Dr. Schacht konnte jedes Jahr ersehen, wie sich die Wehrmacht als Ergebnis des von ihm beschafften Geldes vergrößerte. Das ist sicher.«

Ich frage Sie, ob Sie die Erklärungen ableugnen, die General von Blomberg so gemacht hat, wie ich Ihnen diese hier vorgelegt habe?

SCHACHT: Ja, ich muß leider sagen, daß mir das völlig unbekannt ist. Und ich würde bitten, es wird ja ein Mitglied des Reichsbankdirektoriums, der Geheimrat Vocke, morgen hier noch als Zeuge auftreten, daß Sie dem auch mal diese Frage vorlegen, denn es handelte sich nicht darum, daß ich informiert wurde, sondern daß das Reichsbankdirektorium informiert wurde. Alles, was ich wußte, wußte selbstverständlich auch das Reichsbankdirektorium.

JUSTICE JACKSON: Herr Dr. Schacht! Es ist mir ganz gleich, soweit es die Anklage angeht, ob Sie etwas darüber wissen oder nicht. Ich stelle Ihnen diese Frage nur, um zu erfahren, inwieweit wir uns auf Ihre Aussage verlassen können.

SCHACHT: Ja, ich verstehe.

JUSTICE JACKSON: Damit kein Mißverständnis darüber entsteht: Sie leugnen ab, daß von Blomberg die Wahrheit sagte als er sagte, daß er Ihnen schriftlich diese Tatsache mitteilte?

SCHACHT: Ja, das muß ich leider abstreiten. Er erinnert sich hier offenbar nicht.

JUSTICE JACKSON: Ja, Sie haben gestern oder vorgestern ausgesagt, daß der sogenannte »Neue Plan« nichts mit dem Aufrüstungsprogramm zu tun hatte, nicht wahr?

SCHACHT: Nichts Spezielles mit der Aufrüstung.

JUSTICE JACKSON: Oh, nichts Spezielles.

SCHACHT: Nein, ich meine selbstverständlich... das Gericht ist ja ausdrücklich gefragt worden, ob ich über den »Neuen Plan« hier sprechen sollte oder nicht, und das Gericht hat dann entschieden, daß es bei Ihrer »cross-examination« zur Sprache kommen sollte. Ich bin gern bereit, hier über den »Neuen Plan« Auskunft zu geben, bevor Sie...

JUSTICE JACKSON: Nun, Herr Dr. Schacht, Sie haben doch nichts dagegen, meine Frage zu beantworten, nicht wahr?

SCHACHT: Sicher nicht.

JUSTICE JACKSON: Ich beziehe mich auf die Antwort, die Sie gegeben haben – nicht auf die, die Sie nicht geben durften, auf Ihre Aussage vom 1. Mai vormittag (Band XII, Seite 529):

»Frage: Nun war ein Teil Ihrer Wirtschaftspolitik als Wirtschaftsminister, wie Ihnen ja vorgeworfen wird, als Kriegsvorbereitung der sogenannte ›Neue Plan‹. Was war das?

Antwort: Ich darf vorausschicken, daß der ›Neue Plan‹ mit der Aufrüstung gar nichts zu tun hatte.«

Und dann schickten Sie sich an, eine Erklärung über den ›Neuen Plan‹ abzugeben, die der Gerichtshof nicht hören wollte.

Ich stelle nun die Frage an Sie:

Haben Sie nicht in Ihrer Rede über das Finanzwunder am 29. November 1938, nachdem Sie eine große Menge Zahlen genannt hatten, gesagt:

»Aus diesen Zahlen ergibt sich, wieviel der ›Neue Plan‹ zur Durchführung der Aufrüstung, wie zur Sicherung unserer Ernährung, beigetragen hat.«

Haben Sie das gesagt oder nicht?

SCHACHT: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Das ist Dokument EC-611, US-622. Ich habe Ihrer Aussage entnommen, daß Sie sagten, daß Sie wirklich nichts gesellschaftlich mit Hitler oder mit den anderen Nazis zu tun hatten, und daß Sie Einladungen zum Mittagessen in der Reichskanzlei abgeschlagen haben; und daß einer der Hauptgründe dafür war, daß die Anwesenden so eine kriecherische Unterwürfigkeit Hitler gegenüber zeigten. Sagten Sie das?

SCHACHT: Ja.

JUSTICE JACKSON: Ich möchte Ihnen jetzt aus Ihrer Rede vorlesen. Es ist Dokument EC-501. Ihre Eröffnungsrede anläßlich des Führers Geburtstag. Es war übrigens eine öffentliche Rede nicht wahr?

SCHACHT: I don't know, I don't remember. (Ich weiß nicht ich erinnere mich nicht.)

JUSTICE JACKSON: Sie haben am Geburtstag des Führers am 20. April 1937 eine Rede gehalten, die in den Zeitungen erschien.

SCHACHT: Maybe (vielleicht).

JUSTICE JACKSON: »Wir haben uns hier zusammengefunden, um in Hochachtung und Liebe des Mannes zu gedenken, dem das deutsche Volk vor mehr als vier Jahren die Leitung seiner Geschicke anvertraut hat.«

Und dann nach einigen anderen Bemerkungen sagen Sie:

»Mit der unbändigen Leidenschaft eines glühenden Herzens und mit dem unfehlbaren Instinkt des geborenen Staatsmannes hat Adolf Hitler in einem vierzehnjährigen, mit unbeirrbarer Folgerichtigkeit geführten Kampfe die Seele des deutschen Volkes für sich gewonnen.«

War das ein Teil Ihrer veröffentlichten und öffentlichen Rede?

SCHACHT: Ich nehme an, daß es von Ihnen völlig richtig zitiert ist und glaube nicht, daß jemand an der Geburtstagsfeier des Staatsoberhauptes etwas anderes, viel anderes, sagen kann.

Darf ich Mr. Justice nur um etwas bitten. Sie sind über den »Neuen Plan« jetzt ganz hinweggegangen, während das Gericht darauf gewartet hatte oder darauf verwiesen hatte, daß es hier in der »cross-examination« diskutiert werden würde. Ich darf bitten, wenn Sie nicht darauf kommen, daß dann in der »re-examination« der »Neue Plan« von meinem Anwalt noch einmal angeschnitten wird.

JUSTICE JACKSON: Ich habe Sie nicht gefragt, was der »Neue Plan« war. Ich habe gefragt, ob Ihre Aussage, daß er mit Aufrüstung nichts zu tun hatte, der Wahrheit entsprach oder nicht. Aber wenn Ihr Verteidiger Sie darüber fragen will, kann der Gerichtshof darüber entscheiden. Sie haben heute Hitlers Brief vom 19. Januar 1939 zitiert, durch den Sie als Reichsbankpräsident entlassen wurden; Sie haben den abschließenden Satz nicht zitiert, der folgenden Wortlaut hat, soweit ich mich erinnere:

»Ich freue mich, Sie in Ihrer Eigenschaft als Reichsmi nister nunmehr zur Lösung neuer Aufgaben einsetzen zu können.«

Das Zitat ist korrekt, nicht wahr?

SCHACHT: Ich verweise auf die Aussage des Zeugen Gisevius hier, der bereits ausgesagt hat, daß Hitler niemals nach außen erkennen ließ, daß irgendeine Dissonanz mit seinen bisherigen Mitarbeitern vorhanden sei, sondern daß er immer versuchte, der Welt ein anderes Bild zu geben als es wirklich bestand. Ich bin nicht ein einziges Mal nach dem Januar 1939 von Hitler um meine Meinung, Mitarbeit oder sonst etwas angegangen worden.

JUSTICE JACKSON: Ersuchte Sie jemand anders darum?

SCHACHT: Nein, ich habe die Male, wo ich gefragt worden bin, heute vormittag zitiert. Das ist im Falle Belgien gewesen, im Falle der Zeitschrift »Das Reich«; ich glaube, das war alles.

JUSTICE JACKSON: Und Sie haben keine Funktionen bezüglich Belgiens ausgeübt?

SCHACHT: Nein.

JUSTICE JACKSON: Ich zitiere Ihren Brief vom 17. Oktober 1940 an den Reichswirtschaftsminister, Dokument EC-504, US-830. Zu der Zeit waren Sie nicht mehr Reichsbankpräsident, nicht wahr?

SCHACHT: Jawohl, ich war nur noch Minister ohne Portefeuille.

JUSTICE JACKSON: »Um ein Neben- beziehungsweise Gegeneinanderarbeiten der deutschen Banken in den besetzten westlichen Gebieten zu vermeiden, hatten Sie der Deutschen Bank die Aufgabe zugewiesen, den Weg für ein engeres wirtschaftliches Zusammenarbeiten mit Holland freizumachen und der Dresdner Bank die gleiche Aufgabe für Belgien gestellt.«

Und Sie gehen dann dazu über, die Lage zu beschreiben und sagen:

»Um zunächst einmal diese Schwierigkeit aus dem Wege zu räumen, erklärten Sie sich, Herr Minister, damit einverstanden, daß der Unterzeichnete dem Wunsche der beiden Banken um eine schiedliche Meinungsäußerung in dieser Vorfrage nachkam.

Ich habe daraufhin mit den beiden Banken die Lage durchgesprochen und in der Unterhaltung bestätigt gefunden, daß zur Zeit grundsätzlich keine Neigung bei den holländischen oder belgischen Finanzinstituten besteht, generelle Bindungen gegenüber den deutschen Geschäftsfreunden einzugehen...«

Erinnern Sie sich daran?

SCHACHT: Ja, ich erinnere mich jetzt, nachdem Sie das vorgelesen haben. Darf ich mich dazu äußern, oder was ist die Frage?

JUSTICE JACKSON: Ich wollte nur wissen, ob Sie sich daran erinnern.

SCHACHT: Ja, und ich bitte, mich dazu äußern zu dürfen. Es handelt sich um...

JUSTICE JACKSON: Wenn Sie glauben, daß es einer Erklärung bedarf...

SCHACHT: Ich möchte doch glauben; aber das bitte ich, dem Gericht zu überlassen. Wenn ich sprechen darf: Es handelt sich um eine Rivalität zwischen zwei Großbanken, und diese beiden Großbanken waren an mich als ehemaligen »banker« und Reichsbankpräsidenten herangetreten, diese Angelegenheiten zwischen ihnen beiden zu entscheiden, und das habe ich getan. Was das mit der offiziellen Beteiligung an der belgischen Verwaltung zu tun hat, ist mir nicht ersichtlich.

JUSTICE JACKSON: Und der Zweck Ihrer Intervention war, Mißverständnisse in den besetzten Ländern zwischen den Bankinteressen in den besetzten Gebieten und den deutschen Banken zu vermeiden, nicht wahr?

SCHACHT: Sicherlich. Sie sollten friedlich zusammenarbeiten.

JUSTICE JACKSON: Ja. Obwohl Sie dem Gerichtshof gesagt haben, daß Sie vollkommen dagegen waren, daß die Deutschen überhaupt dort waren.

SCHACHT: Selbstverständlich, aber nachdem sie mal da waren, habe ich zum Frieden geredet.

JUSTICE JACKSON: Auch Krupp von Bohlen hat sich an Sie gewandt bezüglich einer Geldsammlung, die als »Hitler-Spende« bekannt war. Stimmt das?

SCHACHT: Nein.

JUSTICE JACKSON: Das geschah nicht?

SCHACHT: Niemals.

JUSTICE JACKSON: Aber das ist höchst unangenehm, daß Ihr Name verbunden ist mit...

SCHACHT: Ja, ich kenne den Brief.

JUSTICE JACKSON: Sie haben nie einen solchen Brief empfangen?

SCHACHT: Doch, ich kenne den Brief, aber ich bin nicht beauftragt worden mit der Erhebung dieser Spende.

JUSTICE JACKSON: Aber Sie haben doch dabei geholfen, nicht wahr?

SCHACHT: Nein.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie dazu beigetragen?

SCHACHT: Ich persönlich sicherlich nicht. Ich weiß nicht, was Sie mir vorwerfen!

JUSTICE JACKSON: Ich dachte, Sie wußten von dem Brief von Krupp von Bohlen?

SCHACHT: Jawohl, ich bitte, was werfen Sie mir vor? Fragen Sie mich!

JUSTICE JACKSON: Haben Sie irgendwelches Geld aufgebracht oder haben Sie im Mai 1933 Krupp von Bohlen geholfen, eine Spende zu organisieren... die Hitler-Spende?

SCHACHT: Nein.

JUSTICE JACKSON: Wie haben Sie auf den Brief von Krupp von Bohlen geantwortet, in dem er Sie darum bat?

SCHACHT: Bitte, wollen Sie mir in die Erinnerung zurückrufen, was Herr von Krupp mir geschrieben hat, damals?

JUSTICE JACKSON: Haben Sie den Brief vom 29. Mai?

SCHACHT: Jawohl, einen Augenblick, ich bin gleich durch. Darf ich jetzt dazu antworten? Aus diesem...

JUSTICE JACKSON: Vor allem, haben Sie so einen Brief erhalten?

SCHACHT: Selbstverständlich!

JUSTICE JACKSON: Gut, erzählen Sie uns, was geschehen ist.

SCHACHT: In diesem Brief unterrichtet mich Herr von Krupp, daß die Industrie und die übrigen Wirtschaftskreise, wie Landwirtschaft und so weiter, die Absicht haben, eine gemeinschaftliche Hitler-Spende zu organisieren, um die wilden Parteisammlungen, die an allen Ecken und Enden das Land unsicher machten, in einer Sammlung aufzufangen.

Er hat mir davon Mitteilung gemacht und teilt mir hier in diesem Briefe ferner mit, daß ein Kuratorium für diese Hitler-Spende eingesetzt werden solle, und ich bemerke, daß ich diesem Kuratorium niemals beigetreten bin oder angehört habe. Er macht ferner davon Mitteilung, daß die Vertreter der Banken, nämlich Dr. Fischer und Dr. Mosler, sich mit mir über diese Dinge in Verbindung setzen werden und mich über die Dinge unterrichten werden. Das ist alles, was in dem Brief drin steht.

JUSTICE JACKSON: Ich lege das Dokument als US- 831 vor.