[Pause von 10 Minuten.]
PROF. DR. EXNER: Wir sprachen davon, inwieweit Sie die Gunst des Führers genossen haben, also in Bezug auf...
Haben Sie nicht überdurchschnittliche Auszeichnungen von Hitler erhalten?
JODL: Ich bekam vom Führer überraschenderweise zur Beendigung der Krise von Winniza am 30. Januar 1943 das goldene Ehrenzeichen der Partei. Das war die einzige Auszeichnung, die ich vom Führer erhalten habe.
PROF. DR. EXNER: In diesen ganzen fünfeinhalb Kriegsjahren?
JODL: Ja.
PROF. DR. EXNER: Haben Sie ein Geschenk oder sonst etwas von Hitler oder der Partei erhalten?
JODL: Keinen Pfennig, keinen Hosenknopf. Um ja nichts zu verschweigen, muß ich erwähnen, daß wir vom Führer im Hauptquartier zu Weihnachten jedesmal ein Paket Kaffee bekamen.
PROF. DR. EXNER: Haben Sie irgendwelche Besitztümer aus den von uns besetzten Gebieten erworben und als Geschenk bekommen oder als Souvenir?
JODL: Nicht ein Stück. Wenn in der Anklageschrift summarisch der Satz steht: »Die Angeklagten bereicherten sich aus den besetzten Gebieten«, so kann ich das, was mich betrifft, mit einem Wort bezeichnen – ich muß es offen sagen – das ist die Verleumdung eines anständigen deutschen Offiziers.
PROF. DR. EXNER: Sie haben sich wohl in der Kriegszeit einiges von Ihrer Besoldung als Generaloberst erspart. Sagen Sie, wie haben Sie dieses Geld angelegt?
JODL: Ich habe sämtliche Ersparnisse dieses Krieges augenblicklich in Reichsschatzanweisungen...
VORSITZENDER: Er sagt, daß er nicht einen Pfennig ersparen konnte. Er ist darüber noch nicht ins Kreuzverhör genommen worden.
PROF. DR. EXNER: Sie waren während des ganzen Krieges mit Hitler zusammen und müssen ihn also eigentlich am besten kennen. Ich wollte Sie deshalb über die Persönlichkeit des Führers genau betragen. Aber das Gericht liebt keine Wiederholungen. Sagen Sie also nun ganz kurz, was hat Sie denn besonders beeinflußt an Hitler in seinem Verhalten, was hat Ihnen besonders imponiert? Was hat Sie abgestoßen?
JODL: Hitler war eine Führerpersönlichkeit von ungewöhnlichem Ausmaß. Sein Wissen und sein Intellekt, seine Rhetorik und sein Wille triumphierten letzten Endes bei jeder geistigen Auseinandersetzung gegenüber jedermann. In einer seltenen Weise mischte sich bei ihm Logik und Nüchternheit im Denken, Skepsis mit einer ausschweifenden Phantasie, die sehr oft das Kommende erahnte, aber auch sehr oft irre ging. Geradezu bewundert habe ich ihn, als er im Winter 1941/1942 mit seinem Glauben und mit seiner Energie die wankende Ostfront zum Stehen brachte, da zu dieser Zeit eine Katastrophe drohte wie im Jahre 1812. Sein Leben im Führerhauptquartier war nichts als Pflicht und Arbeit. Die Bescheidenheit in seiner Lebensführung war imponierend. Es gab keinen Tag, den er in diesem Kriege nicht...
VORSITZENDER: Einen Augenblick. Dr. Exner, wie Sie bereits sagten, hat der Gerichtshof derartige Dinge immer wieder zu hören bekommen. Wir haben kein Interesse daran.
PROF. DR. EXNER: Vielleicht sagen Sie dem Gerichtshof noch etwas, das er weniger oft gehört hat, nämlich, was Sie abstoßend fanden an der Persönlichkeit Hitlers?
VORSITZENDER: Ich glaube nicht, daß es in dieser allgemeinen Weise den Gerichtshof interessieren würde, was ihn an Hitler abgestoßen hat. Könnte er nicht mit seinem eigenen Fall fortfahren?
PROF. DR. EXNER: Hatten Sie das Gefühl, daß Sie dem Führer persönlich nahe stehen?
JODL: Nein, in keiner Weise.
PROF. DR. EXNER: Alle Ihre Beziehungen waren im wesentlichen dienstlicher Art?
JODL: Rein dienstlicher Art. Ich gehörte nicht zu seinem privaten Kreis, und er wußte von mir nicht mehr, als daß ich Jodl heiße und vermutlich deswegen aus Bayern stamme.
PROF. DR. EXNER: Wer gehörte denn zu dem privaten Kreis?
JODL: Im wesentlichen die ganzen alten Kämpfer aus der Zeit, als die Partei noch im Anwachsen war, also Bormann in erster Linie, die alten Sekretärinnen, der Leibarzt, die politischen oder SS-Adjutanten.
PROF. DR. EXNER: Nun, Ihr Gauleitervortrag ist von der Anklagebehörde als Beweis dafür angeführt worden, daß Sie ein bedingungsloser Gefolgsmann des Führers sind, ein enthusiastischer Anhänger desselben. Sagen Sie mal, wie ist es denn zu diesem Vortrag gekommen?
JODL: Diesen Vortrag hat Bormann beim Führer beantragt, und der Führer hat ihn befohlen, obwohl ich sehr ungern, vor allem aus Mangel an Zeit, an diesen Vortrag heranging; aber es war allgemein der Wunsch vorhanden, in dieser Zeit der Krisen...
PROF. DR. EXNER: Wann war der Vortrag?
JODL: Der Vortrag war im November 1943; es war also der italienische Abfall vorausgegangen. Es war die Zeit der schweren Luftangriffe. In dieser Zeit bestand das begreifliche Bedürfnis, politischen Führern der Heimat ein völlig ungeschminktes Bild über die gesamte militärische Lage zu geben, sie aber gleichzeitig auch mit einem gewissen Vertrauen in die oberste Führung zu erfüllen. Diesen Vortrag, der betitelt war: »Die strategische Lage Deutschlands zu Beginn des fünften Kriegsjahres«, konnte ja nun nicht ein Blockleiter halten, den konnte nur ein Offizier des Wehrmachtführungsstabes halten; und so ist es zu diesem Vortrag gekommen.
PROF. DR. EXNER: Und was war der Inhalt des Vortrags?
JODL: Der Inhalt war, wie ich schon sagte, ein Überblick über die strategische Lage. Hier vor dem Gericht wurde naturgemäß nur die Einleitung verlesen. Diese Einleitung gab einen Rückblick über das, was hinter uns lag; aber auch nicht vom politischen Standpunkt aus, sondern ebenfalls vom strategischen Standpunkt aus. Ich schilderte den operativen Zwang für alle Operationen der sogenannten Angriffskriege. Ich identifizierte mich keineswegs mit der Nationalsozialistischen Partei, wohl aber, wie es selbstverständlich ist für einen Generalstabsoffizier, mit seinem Obersten Befehlshaber; denn zu dieser Zeit drehte es sich nicht mehr um die Frage: Nationalsozialismus oder Demokratie; da drehte es sich um Sein oder Nichtsein des deutschen Volkes. Und es gab auch in Deutschland Patrioten, nicht nur in seinen Nachbarländern, und ich rechne mich zu diesen Patrioten, so lange ich atme. Im übrigen ist es ja doch nicht maßgebend, vor wem man spricht, sondern es ist entscheidend, was man spricht, und über was man spricht. Im übrigen kann ich noch feststellen, daß ich diesen selben Vortrag auch vor den Wehrkreisbefehlshabern und den hohen Offizieren des Ersatzheeres gehalten habe.
PROF. DR. EXNER: Sagen Sie, Anfang und Schluß der Rede enthalten unbestreitbar ein Loblied auf den Führer und die Partei. Warum haben Sie denn das aufgenommen in diese rein sachliche, militärische Rede?
JODL: Ich konnte unmöglich einen solchen Vortrag mit einer kritischen Polemik an der Partei oder an meinem Obersten Befehlshaber beginnen. Es war notwendig, das Vertrauen herzustellen zwischen dem Offizier und dem Parteiführer; denn dieses Vertrauen war nicht nur die Voraussetzung, damit der Vortrag seinen Zweck erfüllte; dieses Vertrauen war ja auch die Voraussetzung für den Sieg. Im übrigen möchte ich aber doch noch etwas Entscheidendes sagen: das, was die Anklagebehörde als Dokument L-172 hier vorgelegt hat.
PROF. DR. EXNER: Das ist der Gauleitervortrag.
JODL: Das ist ja gar nicht der Gauleitervortrag; das ist ja gar nicht der Vortrag, den ich gehalten habe; das ist nichts anderes als der Papierkorb dieses Vortrags. Es ist nämlich ein erster Rohentwurf, der völlig umgearbeitet und abgeändert wurde, weil er viele Unwichtigkeiten enthielt, und das ganze Kernstück des Vortrags, nämlich der Abschnitt über die heutige Lage, der Abschnitt über den Feind und seine Machtmittel und seine Absicht, der fehlt. Das, was hier in diesem Dokument mit drinliegt, das sind Hunderte von Vortragsnotizen, die mir mein Stab geschickt hat, aus denen ich dann den Vortrag erst herausgezogen habe, und dieses ganze Zeug gab ich dann meinem Stab wieder zurück.
PROF. DR. EXNER: Das ist also nicht das Manuskript Ihres Vortrags?
JODL: Keineswegs das Manuskript, sondern dieses sieht gänzlich anders aus.
PROF. DR. EXNER: Nun etwas anderes. Welche Führer der Partei hatten Sie seit der Machtergreifung bis zum Krieg kennengelernt?
JODL: Einzig und allein, wenn ich von den Soldaten absehe, den Reichsminister Frick. Bei ihm war ich zweimal, als die Fragen der Reichsreform besprochen werden sollten.
PROF. DR. EXNER: Und welche von den hier Angeklagten haben Sie vor 1939 oder bis zum Kriegsbeginn gekannt?
JODL: Von den Angeklagten kannte ich ausschließlich den Reichsmarschall, Großadmiral Raeder, Feldmarschall Keitel und Minister Frick. Sonst niemand.
PROF. DR. EXNER: Hatten Sie sich inzwischen mit der Literatur des Nationalsozialismus befaßt?
JODL: Nein.
PROF. DR. EXNER: Haben Sie an Reichsparteitagen teilgenommen?
JODL: Ich habe im Jahre 1937 dienstlich an den drei letzten Tagen in Nürnberg teilgenommen bei den Vorführungen des Arbeitsdienstes, der SA und der Wehrmacht.
PROF. DR. EXNER: Haben Sie teilgenommen an den Gedenkfeiern in München, also jeweils am 9. November?
JODL: Nein, da gehörte ich wahrhaftig nicht hin.
PROF. DR. EXNER: Sagen Sie, wie war Ihre Stellung zu den militärähnlichen Verbänden der Partei?
JODL: Diese halbmilitärischen Verbände, die schossen nach der Machtergreifung wie die Pilze aus dem Boden, aber nur die SA unter Röhm griff nach der ganzen Macht. Es ist hier von dem Zeugen Gisevius gesagt worden, daß es keinen Röhm-Putsch gegeben hat. Das ist richtig, aber er stand unmittelbar bevor. Wir waren damals im Reichskriegsministerium bis an die Zähne bewaffnet, und Röhm war ein wirklicher Revolutionär und kein Gehrockputschist. Als dann der Führer eingegriffen hatte im Juni 1934, von diesem Augenblick an gab es zwischen Wehrmacht und SA keinerlei Konflikte mehr. Um so mißtrauischer wurde die Wehrmacht gegen die Verbände der SS, die sich von diesem Augenblick an außerordentlich vermehrten. Das Heer, kann man ruhig sagen, hat sich niemals mit diesem Dualismus zweier bewaffneter Organisationen innerhalb des Volkes ausgesöhnt.
PROF. DR. EXNER: Ich möchte hier einige Stellen aus Ihrem Tagebuch, 1780-PS, vorlesen, und zwar Seite 2 des ersten Bandes des Dokumentenbuches, um zu zeigen, daß Jodl sich immer wieder mit diesem Eindringen der SS in die Armee beschäftigt hat:
Am 19. April, das ist also der zweite Absatz; oder schon am 22. März haben wir so eine Eintragung. Dann kommt wieder am 19. April:
»H. bei Chef Wehrmachtsamt trägt ihm seine Bedenken über die Entwicklung der SS vor.«
In der französischen Übersetzung ist dieses »H« durch Heydrich ersetzt. Das ist natürlich absolut sinnlos, denn Heydrich hat sicher keine Bedenken gegen die Entwicklung der SS gehabt, sondern das H heißt ganz offenbar Halder, der Oberquartiermeister gewesen ist. Ich weiß nicht, ob es im französischen Dokumentenbuch ausgebessert ist. Ich habe leider feststellen müssen, daß eine ganze Reihe von Übersetzungsfehlern im englischen und im französischen Dokumentenbuch sind und habe eine Eingabe an den Generalsekretär in dieser Richtung gemacht und um Korrektur gebeten. Ich muß allerdings sagen, diese große Zahl von Übersetzungsfehlern stimmt etwas bedenklich, besonders wenn sie derart sind, daß für ein H eingesetzt wird: Heydrich und der Chef des Wehrmachtsamtes in Zusammenhang gebracht wird mit einer der unerfreulichsten Figuren der SS. Ich sage, es stimmt mich deshalb bedenklich, das muß ich ausdrücklich hinzufügen, weil dem Gericht noch im Laufe der letzten Monate Hunderte von Dokumenten vorgelegt worden sind, deren Übersetzungen wir nicht kontrollieren konnten. Wenn wir einmal kontrollierten, so stellten wir ziemlich viele Mängel fest, wie das schon Herr Dr. Siemers neulich getan hat.
VORSITZENDER: Dr. Exner! Man erwartet von Ihnen, daß Sie Fragen stellen, und nun geben Sie lange Erklärungen ab.
PROF. DR. EXNER: Ja, ich möchte an der vorletzten Stelle vom 3. Februar von der gleichen Seite...
VORSITZENDER: Professor Exner! Wir können es nicht zulassen, daß die Verteidigung lange Erklärungen abgibt, die nicht zum Beweisvortrag gehören. Sie können nicht derartige Erklärungen abgeben. Wenn Sie Übersetzungsfehler finden, können Sie uns darauf aufmerksam machen, aber nicht in der Weise, daß Sie allgemeine Erklärungen über die Übersetzung der Dokumente abgeben.
PROF. DR. EXNER: Herr Vorsitzender! Ich will jetzt keine Erklärungen mehr abgeben, sondern Stellen aus meinem Dokumentenbuch vorlesen, und zwar vom 3. Februar...
VORSITZENDER: Sie haben eine anscheinend falsche Übersetzung oder falsche Auslegung des Buchstaben H berichtigt. Sie können das wieder so machen, wenn Sie Fehler an anderen Stellen in der Übersetzung finden. Aber Sie können keine allgemeinen Erklärungen dazu abgeben.
PROF. DR. EXNER: Ich lese nur vor, das ist zulässig. Ich lese Stellen aus dem Dokumentenbuch vor ohne irgendeine Kritik. Ich habe nichts mehr dazu zu erklären.
VORSITZENDER: Jawohl, jawohl.
PROF. DR. EXNER: Da heißt es am 3. Februar:
»General Thomas teilt mit, Verbindungsoffizier zum Wirtschaftsministerium,... Oberstleutnant Drews erschien bei ihm im Auftrag von Schacht. Dieser habe den Eindruck, als ob von seiten der SS alle Mittel angewendet würden, um die Wehrmacht zu verdächtigen und sie jetzt im Zustand ihrer Schwäche an die Wand zu drücken.«
Dann heißt es wieder am 10. Februar:
»Himmler soll bedrückt sein, daß ihm von hohen Offizieren der Wehrmacht die unerhörtesten Vorwürfe gemacht werden.«
Dann vielleicht noch eine Stelle von der nächsten Urkunde, Seite 4 des Dokumentenbuches; wiederum dasselbe Tagebuch, 1809-PS, Eintragung vom 25. Mai 1940:
»Der grenzenlose Erweiterungsplan der SS stimmt allgemein bedenklich.«
Haben Sie sich denn schon damals Gedanken gemacht über die Gefahr dieses Dualismus, von dem Sie da gerade gesprochen haben?
JODL: Ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht als ein sehr guter Kenner der Geschichte. Aber ich habe mir nicht nur Gedanken gemacht, sondern habe sie auch während des Krieges noch offen gegenüber Himmler und Bormann ausgesprochen.
PROF. DR. EXNER: Wie ist es denn dann gekommen, daß Himmler einen immer größeren Einfluß auf die militärischen Belange bekam?
JODL: Das erklärt sich daraus, daß der Führer das Gefühl hatte, das vielleicht auch im großen und ganzen richtig war, daß ein großer Teil des Offizierskorps seinen Ideen ablehnend gegenüberstand. Er sah darin nicht nur eine innere politische Gefahr, sondern er sah darin auch eine Gefahr für den Sieg, von dem er glaubte, daß er nur durch rücksichtslose Methoden zu erreichen sei.
PROF. DR. EXNER: Nun, und welche praktische Folgen hatte das?
JODL: Die praktischen Folgen waren, daß die SS- Verbände ungeheuer vermehrt wurden, daß die Polizei Befugnisse bekam, die bis in das Operationsgebiet des Heeres hineinreichten, daß später dann die Höheren SS- und Polizeiführer geschaffen wurden, daß der Nachrichtendienst an die SS überging, der übrigens von Kaltenbrunner viel besser organisiert wurde als er vorher war, daß das Ersatzheer Himmler überantwortet wurde und zum Schluß auch noch das ganze Gefangenenwesen.
PROF. DR. EXNER: In Ihrem Tagebuch äußern Sie sich glücklich über die Ernennung des Generals von Brauchitsch zum Oberbefehlshaber des Heeres durch den Führer. Es stand damals die Wahl zwischen ihm und dem General Reichenau. Warum waren Sie so glücklich, daß Brauchitsch kam?
JODL: Herr General von Reichenau galt als ein wirklich politischer General, und ich fürchtete, daß er vielleicht bereit sein könnte, die ganze gute alte Tradition des Heeres skrupellos dem neuen Regime zu opfern.
PROF. DR. EXNER: Ich verweise diesbezüglich wiederum auf das Tagebuch Jodls, 1780-PS, Seite 6, erster Band, und zwar ist es die Eintragung vom 2. Februar 1938, zweiter Absatz, und vom 3. Februar 1938. Da ist er auf Seite 7 besonders glücklich:
»Der Chef des Wehrmachtsamtes orientiert mich«, schreibt er: »Die Schlacht ist gewonnen. Der Führer hat sich für General von Brauchitsch als Oberbefehlshaber des Heeres entschieden.«
VORSITZENDER: Ich glaube nicht, daß Sie das verlesen müssen. Es besagt nur, daß er für Brauchitsch war.
PROF. DR. EXNER: Sie haben auch an besondere Konsequenzen, was die Generale anlangt, gedacht für den Fall, daß Reichenau ernannt werde.
JODL: Ja, es war kein Zweifel, daß die älteren Generale, wie Rundstedt, Bock, Adam, List, Halder und so weiter sich niemals Reichenau unterstellt hätten.
PROF. DR. EXNER: Nun, nach dieser Einleitung wollen wir zu den Verbrechen gegen das Kriegsrecht und die Menschlichkeit übergehen, welche Ihnen vorgeworfen werden. Es ist nicht sehr viel Zeit.
Ich werde daher nur Ihre Beteiligung an dem Kommissarbefehl aufklären. Sie haben auf den Entwurf des Oberkommandos des Heeres über die Behandlung sowjetrussischer Kommissare, der Ihnen vorgelegt worden war, eine Randbemerkung geschrieben, und aus dieser wurde Ihnen von den Anklägern der Vorwurf gemacht...
VORSITZENDER: Welches ist die Nummer des Dokuments, bitte?
PROF. DR. EXNER: Die Nummer des Dokuments ist 884-PS, USSR-351, Seite 152 im zweiten Band meines Dokumentenbuches. Das Ganze ist eine Vortragsnotiz.