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[Hoßbach-Konferenz wurde vom Dolmetscher mit Berchtesgaden übersetzt.]

VON NEURATH: In Berchtesgaden war diese Rede überhaupt nicht, das ist ein Irrtum, das war in Berlin, diese Ansprache...

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Ich sagte nicht Berchtesgaden, ich sagte bei der Hoßbach-Konferenz. Wir nennen es Hoßbach-Konferenz, weil Hoßbach das Protokoll führte.

VON NEURATH: Mit wem ich gesprochen habe, habe ich gestern schon gesagt, mit Generaloberst von Fritsch und mit dem damaligen Generalstabschef Beck, und ich habe auch ausgeführt, daß wir damals übereingekommen seien, gemeinschaftlich gegen Hitler und gegen seine in dieser Rede zu Tage gekommene Tendenz Front zu machen.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Sprachen Sie darüber mit Hitler?

VON NEURATH: Ja, das war...

Ich habe das gestern eingehend ausgeführt, daß ich erst dazu gekommen bin, mit Hitler zu reden am 14. oder 15. Januar, weil er nämlich von Berlin weg ist und ich ihn nicht sehen konnte. Das war ja der Anlaß, weshalb ich um meinen Abschied eingekommen bin damals.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Sprachen Sie darüber mit Göring oder mit Raeder?

VON NEURATH: Nein.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Nun möchte ich von Ihnen mit einem oder zwei Worten etwas über diesen Geheimen Kabinettsrat hören, zu dessen Vorsitzenden Sie ernannt worden sind, nachdem Sie das Auswärtige Amt verlassen hatten.

Sehen Sie sich bitte die ersten Sätze des Berichts über die Zusammenkunft vom 5. November an!

Euer Lordschaft! Es ist Seite 82 im englischen Dokumentenbuch und Seite 93 im deutschen Dokumentenbuch.

Nur die ersten zwei Sätze, Angeklagter:

»Der Führer stellte einleitend fest, daß der Gegenstand der heutigen Besprechung von derartiger Bedeutung sei, daß dessen Erörterung in anderen Staaten wohl vor das Forum des Regierungskabinetts gehörte, er – der Führer – sähe aber gerade im Hinblick auf die Bedeutung der Materie ab, diese in dem großen Kreise des Reichskabinetts zum Gegenstand der Besprechung zu machen.«

Und sehen Sie sich die Leute an, die anwesend waren: Der Führer, der Reichskriegsminister, die drei Oberbefehlshaber und der Minister des Auswärtigen.

Angeklagter! Nehmen wir nun an, Hitler hätte im Februar oder März 1938 die österreichische Frage vor demselben Rat, vor derselben begrenzten Anzahl von Leuten erörtern wollen. Wollen wir einmal sehen, wer die Plätze der Leute, die ich eben genannt habe, eingenommen hätte: An Stelle des Herrn von Blomberg und des Herrn von Fritsch würden wir den Angeklagten Keitel als Chef des OKW gehabt haben und von Brauchitsch als Oberbefehlshaber des Heeres, nicht wahr?

VON NEURATH: Ja, ich glaube.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Raeder und Göring hätten ihre Stellungen beibehalten. Der Angeklagte von Ribbentrop hätte Ihre Stelle eingenommen, und Sie wären Vorsitzender des Geheimen Kabinettsrates gewesen. Lammers wäre Chef der Reichskanzlei gewesen, und Goebbels als Propagandaminister wäre noch wichtiger geworden.

Ich möchte, daß Sie sieh nunmehr ansehen, wer die Leute waren, die den Geheimen Kabinettsrat bildeten.

Euer Lordschaft! Sie werden es auf Seite 8 des Dokumentenbuches 12 finden, und es ist Seite 7 des deutschen Dokumentenbuches.

[Zum Zeugen gewandt:]

Nun, sehen Sie, wer diese Leute sind: Der Angeklagte von Ribbentrop, der Angeklagte Göring, der Stellvertreter des Führers, Heß, Dr. Goebbels, Chef der Reichskanzlei, Dr. Lammers, von Brauchitsch, Raeder und Keitel.

Wenn ich Sie richtig verstehe, behaupten Sie, daß dieser Geheime Kabinettsrat in Wirklichkeit gar nicht existiert?

Das ist doch Ihre Ansicht, nicht wahr?

VON NEURATH: Ja.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Warum haben Sie denn als Vorsitzender des Geheimen Kabinettsrates besondere Fonds bekommen, um diplomatische Informationen zu erhalten?

VON NEURATH: Habe ich keine bekommen. Ich möchte wissen...

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Wirklich nicht?

VON NEURATH: Nein.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Nun, sehen Sie sich doch dies an. Wollen Sie Dokument 3945-PS betrachten!

Euer Lordschaft! Es ist auf Seite 129 des Dokumentenbuches 12a, es wird GB-518.