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[Zum Gerichtshof gewandt:]

Diesen Auszug wird der Gerichtshof auf Seite 17 des englischen Textes finden. Es ist das Dokument USSR-60. Krejci sagt aus:

[Zum Zeugen gewandt:]

»Ich weiß, daß die Turnvereine auf Befehl des Reichsprotektors aufgelöst und ihre Guthaben und Einrichtungen deutschen Verbänden, wie der SS, SA, Hitlerjugend und so weiter übergeben wurden. Am 1. September 1939, als die deutsche Armee Polen angriff, fanden weitgehende Verhaftungen statt, insbesondere von Offizieren, Intellektuellen und wichtigen politischen Persönlichkeiten. Die Verhaftungen wurden von der Gestapo ausgeführt, jedoch konnte das nicht ohne Einwilligung des Reichsprotektors geschehen.«

Und auf der nächsten Seite ein weiteres Zitat:

»Was das Judenproblem betrifft, so nötigte der Reichsprotektor die Protektoratsregierung zu Maßnahmen gegen die Juden, und als dieser Druck nicht den gewünschten Erfolg zeigte, schritten die Deutschen oder die Reichsprotektoratskanzlei zur Judenverfolgung gemäß den Nürnberger Gesetzen. Das Ergebnis war, daß Zehntausende von Juden ihres Lebens und ihres Eigentums verlustig gingen.«

Wollen Sie auch diese Aussagen abstreiten?

VON NEURATH: Zu den eingangs von Ihnen erwähnten Befehlen über die Turnvereine, da habe ich zu sagen, daß das eine Polizeimaßnahme war, die nicht von mir veranlaßt worden ist, und ich wiederhole ferner, und das habe ich gestern schon gesagt, daß die Verhaftungen bei Kriegsbeginn von der Gestapo auf direkten Befehl von Berlin erfolgt sind, ohne daß ich überhaupt etwas davon erfahren habe. Ich habe es erst nachher erfahren.

Endlich, was das am Schluß erwähnte Judenproblem betrifft, so ist die in der Anklageschrift, glaube ich, enthaltene Behauptung, daß ich versucht hätte, die Protektoratsregierung zu veranlassen, die Judengesetze einzuführen, unrichtig. Ich habe beziehungsweise mein Staatssekretär hat, soviel ich weiß, mit Herrn Elias gesprochen, ich überhaupt nie; sondern ich habe nur mit Herrn Hacha nachher gesprochen bei einem späteren Anlaß, nämlich, wie versucht wurde, die Rassengesetzgebung auch gegen die Tschechen einzuführen. Dagegen hat sich Herr Hacha gesträubt, und ich habe ihm gesagt, auf meine Verantwortung hin brauche er das auch nicht zu machen. Die Einführung der Judengesetze ist allerdings auf eine Anordnung von mir erfolgt, weil ich schon Anfang April 1939 die Weisung bekommen hatte, ich müßte die Judengesetzgebung nunmehr auch in dem dem Reich einverleibten Protektorat einführen. Ich habe diese Einführung bis zum Juli hinausgezogen durch allerlei Rückfragen in Berlin, um nämlich den Juden Zeit zu lassen, einigermaßen sich darauf einzurichten. Das ist die Tatsache.

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Sagen Sie mir bitte, ist Ihnen Dr. Hawelka bekannt?

VON NEURATH: Herrn Hawelka kenne ich, ja, ja.

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Er kannte genau Ihre Besprechungen mit Hacha, nicht wahr?

VON NEURATH: Ja, wie weit er die kannte, weiß ich nicht. Herr Hawelka war ein- oder zweimal bei mir. Er war der Minister des Verkehrs, glaube ich.

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Jawohl, ganz richtig. Er war ein Verkehrsminister, aber vorher war er der Chef der Kanzlei von Hacha.

VON NEURATH: Ja.

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Hawelka hat bei seinem Verhör am 9. November 1945 folgende Aussagen gemacht:...