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3. Angriff auf Österreich und die Tschechoslowakei.

a) Die 1936-1938-Phase des Planes: Vorbereitung des Angriffs auf Österreich und die Tschechoslowakei.

Als nächstes wandten sich die Nazi-Verschwörer einem genauen Plan für die Einverleibung Österreichs und der Tschechoslowakei zu. Hierbei erkannten sie, daß es aus militärischen Gründen notwendig sei, sich zunächst Österreichs zu bemächtigen, bevor die Tschechoslowakei anzugreifen sei. Am 21. Mai 1935 erklärte Hitler in einer Reichstagsrede: »Deutschland hat weder die Absicht noch den Wunsch, sich in die inneren Angelegenheiten Österreichs einzumischen, Österreich zu annektieren oder den 'Anschluß' zu vollziehen«. Am 1. Mai 1936, weniger als zwei Monate nach der Wiederbesetzung des Rheinlands, erklärte Hitler: »Die Lüge wird wieder verbreitet, daß Deutschland morgen oder übermorgen über Österreich oder die Tschechoslowakei herfallen wird«. Danach bewirkten es die Nazi-Verschwörer, daß am 11. Juli 1936 ein Vertrag zwischen Österreich und Deutschland abgeschlossen wurde, dessen Artikel 1 besagte: »Im Sinne der Feststellungen des Führers und Reichskanzlers vom 21. Mai 1935 anerkennt die deutsche Reichsregierung die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich.«1 Unterdessen wurden Angriffspläne zur Verletzung dieses Vertrages gemacht. Im Herbst 1937 war jegliche nennenswerte Opposition innerhalb des Reiches niedergeschlagen. Die militärische Vorbereitung für die »Österreichische Aktion« war praktisch beendet. Eine einflußreiche Gruppe der Nazi-Verschwörer traf mit Hitler am 5. November 1937 zusammen, um die Lage zu überprüfen. Es wurde nochmals versichert, daß Nazi-Deutschland Lebensraum in Mitteleuropa haben muß. Sie erkannten, daß eine solche Eroberung wahrscheinlich auf Widerstand stoßen würde, der mit Gewalt niedergeschlagen werden müsse und daß ihre Entscheidung zu einem allgemeinen Krieg führen könne; aber diese Aussicht wurde außer Betracht gelassen, da das Risiko sich lohnte. Aus diesem Treffen ergaben sich drei mögliche Pläne für die Eroberung von Österreich und der Tschechoslowakei. Welcher von diesen dreien benutzt werden sollte, sollte von der militärischen und politischen Entwicklung in Europa abhängen. Man zog in Erwägung, daß die Eroberung von Österreich und der Tschechoslowakei (durch erzwungene Auswanderung von 2 Millionen Personen aus der Tschechoslowakei und 1 Million Personen aus Österreich) zusätzliche Nahrung für das Reich für 5 bis 6 Millionen Menschen bereitstellen und die strategische Lage dadurch verbessern würde, daß die Grenze verkürzt und verbessert und die Möglichkeit geschaffen würde, neue Armeen bis zu ungefähr 12 Divisionen aufzustellen. So betrachtete man das Ziel des Planes gegen Österreich und die Tschechoslowakei nicht als Endzweck, sondern nur als eine vorbereitende Maßnahme für die nächste Angriffshandlung der Nazi-Verschwörung.

b) Die Ausführung des Planes in Österreich einzumarschieren:

November 1937 bis März 1938.

Hitler berief am 8. Februar 1938 den Bundeskanzler Schuschnigg zu einer Konferenz nach Berchtesgaden. Bei diesem Treffen am 12. Februar 1938 gab Schuschnigg unter der Drohung des Einmarsches nach und versprach, die im Gefängnis befindlichen Nazis zu amnestieren und Nazis in Ministerposten zu berufen. Er stimmte zu, sich bis zu der Rede Hitlers am 20. Februar schweigend zu verhalten, einer Rede, in der Österreichs Unabhängigkeit wieder versichert werden sollte; Hitler jedoch, anstatt die Versicherung österreichischer Unabhängigkeit abzugeben, erklärte sich zum Schutzherrn aller Deutschen. Unterdessen nahm die unterirdische Tätigkeit der Nazis in Österreich zu. Am 9. März 1938 kündigte Schuschnigg eine Volksabstimmung über die österreichische Unabhängigkeit an. Am 11. März sandte Hitler ein Ultimatum, in dem er verlangte, daß diese Volksabstimmung abgesagt werde, andernfalls die Deutschen in Österreich einmarschieren würden. Später am selben Tage drohte ein zweites Ultimatum mit dem Einmarsch, wenn Schuschnigg nicht innerhalb von drei Stunden zurücktreten würde. Schuschnigg trat zurück. Der Angeklagte Seiß-Inquart, der zum Kanzler ernannt wurde, ersuchte Hitler, deutsche Truppen nach Österreich zu entsenden, um die »Ordnung aufrecht zu erhalten«. Der Einmarsch begann am 12. März 1938. Am 13. März maßte sich Hitler durch eine Proklamation das Amt des österreichischen Staatsoberhauptes an und übernahm das Oberkommando über die österreichischen Streitkräfte. Durch Gesetz vom selben Tage wurde Österreich Deutschland einverleibt.