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[Keine Antwort.]

Das ist alles.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Nachdem Euere Lordschaft mich gütigerweise fragte, ob ich weitere Fragen zu stellen hätte; ich habe noch einige weitere Informationen erhalten; und ich würde dem Gerichtshof dankbar sein, wenn ich eine oder zwei Fragen stellen dürfte.

[Zum Zeugen gewandt]:

Können Sie sich an eine Besprechung zwischen Kaltenbrunner, Gruppenführer Nebe und Gruppenführer Müller erinnern, die im Frühjahr 1944 in Berlin, Wilhelmstraße 102 stattfand?

SCHELLENBERG: Ja.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Womit beschäftigte sich diese Besprechung?

SCHELLENBERG: Dieses Gespräch, das ich, ohne selbst Gesprächsteilnehmer zu sein, flüchtig erfassen konnte, beschäftigte sich mit der nachträglichen Abdeckung von ungefähr fünfzig erschossenen englischen oder amerikanischen Kriegsgefangenen. Des Gesprächs im einzelnen erinnere ich mich so, daß offenbar eine Anfrage des Internationalen Roten Kreuzes als Nachfrage über den Verbleib von fünfzig englischen und amerikanischen Kriegsgefangenen gehalten wurde. Diese Anfrage des Internationalen Roten Kreuzes war offenbar über das Auswärtige Amt dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD zugeleitet worden. Ich konnte aus dem Gespräch...

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: War es bereits in Protestform gegen die Erschießung der Kriegsgefangenen gehalten?

SCHELLENBERG: Ich glaube, es war bereits eine Protestform, denn aus den Gesprächsfetzen konnte ich entnehmen, daß man sich darüber unterhielt, in welcher Form man die Erschießung dieser Kriegsgefangenen, die ja bereits stattgefunden habe, kaschieren und abdecken wollte.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Besprach Kaltenbrunner dies mit Müller und Nebe?

SCHELLENBERG: Kaltenbrunner besprach diese Angelegenheit mit Müller und Nebe, und da ich nur Gesprächsfetzen aufnehmen konnte, hörte ich nur ganz flüchtig, daß sie sich verabredeten, am Nachmittag die Dinge im einzelnen zu besprechen.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Haben Sie irgendeinen Vorschlag gehört, was für eine Erklärung zu geben sei, um die Erschießung dieser Gefangenen zu decken?

SCHELLENBERG: Ja! Kaltenbrunner selbst gab diese Vorschläge.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Und was waren das für Vorschläge?

SCHELLENBERG: Der größte Teil sollte in Einzelfällen behandelt werden; als »zu Grunde gegangen durch Bombenangriffe«, dann einige, glaube ich, wegen »Widerstandes«, also wegen »körperlichen Widerstandes« und andere wegen »Verfolgung auf der Flucht«.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Sie meinen also bei Fluchtversuch erschossen?

SCHELLENBERG: Ja, auf der Flucht.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Dies waren also die Entschuldigungen, die Kaltenbrunner vorschlug?

SCHELLENBERG: Ja, es waren die Entschuldigungen, die Kaltenbrunner vorschlug.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Nun möchte ich Sie bitten, sich so gut wie möglich an die Sache mit diesen Gefangenen zu erinnern. Können Sie sich noch an irgendeine bestimmte Zahl von Gefangenen erinnern, über die gesprochen wurde, oder wie man auf diese Erklärungen kam? Über wie viele?

SCHELLENBERG: Also, ich erinnere mich nur, daß immer wieder die Zahl von fünfzig erwähnt wurde, aber wie das im einzelnen sich aufteilte, kann ich nicht sagen. Das waren ja nur Gesprächsfetzen, die ich aufnehmen konnte. Ich konnte die ganze Unterredung gar nicht verfolgen.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Aber die Zahl fünfzig haben Sie noch in Ihrem Gedächtnis?

SCHELLENBERG: Fünfzig habe ich gehört, ja.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Können Sie sich irgendwie an den Ort oder an das Lager erinnern, wo diese Leute, die angeblich erschossen worden waren, sich aufgehalten hatten?

SCHELLENBERG: Ich kann es nicht unter Eid sagen. Es besteht die Möglichkeit, daß ich Nachträgliches hinzukombiniere, noch etwas hinzufüge; ich glaube mich zu erinnern, ich glaube, daß es Breslau ist, aber ich darf es nicht sagen als feststehend.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Können Sie sich an irgendwelche Einzelheiten bezüglich der Waffengattung, zu denen diese Leute gehörten, erinnern, zum Beispiel: Luftwaffe oder Heer. Können Sie sich erinnern?

SCHELLENBERG: Ich glaube, es waren alles Offiziere sogar.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Offiziere?

SCHELLENBERG: Ja.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Aber Sie können sich nicht erinnern, welcher Waffengattung sie angehörten?

SCHELLENBERG: Nein, das kann ich nicht.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Ich danke dem Gerichtshof, daß ich diese Fragen stellen durfte.

OBERST AMEN: Das ist alles von diesem Zeugen.

VORSITZENDER: Der Zeuge kann sich zurückziehen.