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[Der Zeuge verläßt den Zeugenstand.]

M. DUBOST: Wir bitten jetzt den Gerichtshof, den französischen Zeugen, Doktor Dupont, zu hören.

VORSITZENDER: Jawohl, gut.

[Der Zeuge betritt den Zeugenstand.]

VORSITZENDER: Heißen Sie Doktor Dupont?

ZEUGE VICTOR DUPONT: Ja, Dupont, Victor.

VORSITZENDER: Wollen Sie diesen Eid nachsprechen! Sie schwören, daß Sie ohne Haß und Furcht sprechen werden, die Wahrheit sagen werden, die ganze Wahrheit, nichts als die Wahrheit.

[Der Zeuge spricht die Eidesformel in französischer Sprache nach.]

M. DUBOST: Sie heißen Victor Dupont.

DUPONT: Ja, Victor Dupont.

M. DUBOST: Sie sind am 12. Dezember 1909 geboren?

DUPONT: Ja, richtig.

M. DUBOST: In Charmes in den Vogesen?

DUPONT: Ja, das stimmt.

M. DUBOST: Sie sind französischer Staatsangehörigkeit, von französischen Eltern geboren?

DUPONT: Das ist richtig.

M. DUBOST: Sie haben Auszeichnungen erworben; welche?

DUPONT: Ich habe das Kreuz der Ehrenlegion; ich bin »Ritter der Ehrenlegion«; ich wurde zweimal im Tagesbefehl der Armee erwähnt und besitze den Orden der Widerstandsbewegung.

M. DUBOST: Sie sind nach Buchenwald deportiert worden?

DUPONT: Ich bin am 24. Januar 1944 nach Buchenwald deportiert worden.

M. DUBOST: Verblieben Sie dort?

DUPONT: Ich bin dort 15 Monate geblieben.

M. DUBOST: Bis zum 20. Mai 1945?

DUPONT: Bis 20. April 1945.

M. DUBOST: Wollen Sie bitte über die Lebensweise in dem Lager, in dem Sie interniert waren, berichten, sowie über das Ziel, das die Urheber dieser Vorschriften verfolgt haben.

DUPONT: Ich war mir bald nach meiner Ankunft in Buchenwald über die schwierigen Lebensbedingungen im klaren. Die den Häftlingen auferlegte Lebensweise war nicht auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit aufgebaut. Es herrschte der Grundsatz der Aussäuberung. Ich will das erklären. Wir, ich spreche von den Franzosen, befanden uns fast alle in Buchenwald, ohne von Gerichten verurteilt worden zu sein.

In den Jahren 1942, 1943, 1944 und 1945 waren Urteile eine Seltenheit. Viele von uns waren vernommen und dann deportiert worden. Andere waren bei der Vernehmung für unschuldig erklärt und deportiert worden; andere waren nicht verhört worden. Ich werde drei Beispiele anführen:

Am 11. November 1943 waren in Grenoble mehrere hundert Personen im Verlauf einer Kundgebung zum Gedächtnis des Waffenstillstands festgenommen worden. Sie kamen nach Buchenwald, wo ein großer Teil von ihnen starb. Dasselbe ereignete sich in dem Dorf Verchenie im Departement La Drôme im Oktober 1943. Ich sah sie ebenfalls in Buchenwald. Dasselbe ereignete sich schließlich in St. Claude im April 1944. Ich sah diese Kameraden im August 1944 ankommen.

Es waren also in Buchenwald Leute zusammen, die unter das Kriegsgesetz fielen. Es gab jedoch auch eine ganze Reihe anderer Fälle, sogar bis zur unleugbaren Unschuld, Leute, die, wie bereits erwähnt, im Verhör für unschuldig befunden oder überhaupt nicht vernommen worden waren. Schließlich gab es dort auch politische Gefangene. Sie waren deportiert worden, weil sie Parteien angehörten, die in ihrer Gesamtheit bekämpft wurden. Das bedeutet nicht, daß die Verhöre keine ernsten Sachen waren. Die Verhöre, denen ich unterworfen wurde, und bei denen ich Zeuge war, waren, Sie wissen das, besonders unmenschlich.

Ich werde einige Verfahren aufzählen: Jede Art von Schlägen, Untertauchen in Badewannen, Zusammendrücken der Hoden, Aufhängen, schließlich das Zusammendrücken des Kopfes und die Folterungen der Familien. Ich habe z.B. gesehen, wie eine Frau in Gegenwart ihres Mannes gefoltert wurde; andererseits wurden Kinder vor ihren Müttern gefoltert. Um der Genauigkeit willen werde ich einen Namen nennen: François Goret, wohnhaft in Paris, Rue de Bourgogne, wurde in Gegenwart seiner Mutter gefoltert.

War man einmal im Lager, dann waren die Bedingungen für jedermann die gleichen.

M. DUBOST: Sie sprachen von der rassenmäßigen, politischen und sozialen Aussäuberung. In Verbindung mit welchen Merkmalen?

DUPONT: In Buchenwald lebten alle unter den gleichen Bedingungen: sogenannte politische und völkische Elemente, vor allem Juden und Zigeuner, sowie asoziale Elemente, besonders Verbrecher. Es gab Verbrecher aller Nationen: Deutsche, Tschechen, Franzosen und so weiter, die alle zusammenlebten und demselben Regime unterworfen waren.

Die Aussäuberung schließt nicht den Begriff der Vernichtung ein; die Aussäuberung war jedoch tatsächlich durch eine Ausrottung gewährleistet, von der ich sprechen werde. Sie begann für uns mit Einzelfällen und wurde ganz plötzlich beschlossen. Ich werde ein Beispiel anführen: Im Laufe des Jahres 1944 kam ein Transport von Zigeunerkindern in Buchenwald an; es waren mehrere hundert. Was für geheime behördliche Gründe dahinterstanden, haben wir nie erfahren. Im Laufe des Winters 1944 wurden diese Kinder zusammengetrieben, um zur Vergasung nach Auschwitz geschickt zu werden.

Das ist eine der grausigsten Erinnerungen meiner Verschlepptenzeit. Diese Kinder wußten genau, was sie erwartete. Sie weinten und schrien, als man sie in die Wagen hineinstieß. Sie wurden noch am gleichen Tage nach Auschwitz auf den Weg gebracht.

In anderen Fällen war die Vernichtung eine allmähliche: Sie begann bei der Ankunft des Transportes. In einem von Compiegne am 24. Januar 1944 abgegangenen und am 26. Januar eingetroffenen französischen Transport zum Beispiel waren in einem Wagen, den ich gesehen habe, unter 100 Personen zwölf Tote und acht Wahnsinnige.

Während der Zeit meiner Verschleppung habe ich zahlreiche Transporte ankommen sehen. Es war jedesmal das gleiche Bild, nur die Zahlen wechselten. Sobald der Transport angekommen war, begann die erste Aussonderung, die auf folgende Weise durchgeführt wurde: Zunächst ging es in die Quarantänestation, wo die Häftlinge während des Appells mehrere Stunden lang der Kälte ausgesetzt wurden. Die Schwächsten starben dabei. Dann kam die Vernichtung durch Arbeit. Bestimmte Häftlinge wurden ausgesucht und zu Arbeitskommandos abgeteilt, wie Dora, S III und Laura.

Ich habe gesehen, wie nach solchen Abfahrten, die allmonatlich stattfanden, wenn die Kommandos abgelöst wurden, Lastwagen mit Toten nach Buchenwald zurückkehrten. Ich hatte sogar Gelegenheit, bei Leichenöffnungen dabei zu sein. Ich kann über ihre Ergebnisse folgendes angeben: Die körperlichen Schädigungen bestanden in einem weit fortgeschrittenen Kräfteverfall. Und bei Häftlingen, die ein, zwei und drei Monate durchgehalten hatten, beobachtete man sehr häufig Fälle von akuter Tuberkulose, vor allem des granulierten Typs.

In Buchenwald selbst mußte gearbeitet werden, und, wie übrigens überall, war das die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben. Die Vernichtung in Buchenwald wurde durch eine Auslese gewährleistet, die durch den Chefarzt Schiedlauski vorgenommen wurde. Diese Auslese...

M. DUBOST: Verzeihen Sie, wenn ich unterbreche: Welcher Staatsangehörigkeit war dieser Chefarzt.

DUPONT: Es war ein deutscher SS-Arzt.

M. DUBOST: Sind Sie ganz sicher?

DUPONT: Ich bin ganz sicher.

M. DUBOST: Können Sie das persönlich bezeugen?

DUPONT: Ja, ich kann es persönlich bezeugen.

M. DUBOST: Fahren Sie bitte fort.

DUPONT: Diese Auswahl wurde von Schiedlauski getroffen, der die Invaliden und Kranken heraussuchte. Sie wurden vor Januar 1945 nach Auschwitz transportiert und später nach Bergen-Belsen. Keiner ist davon zurückgekommen.

Ein anderer Fall, den ich erlebt habe, betrifft ein Arbeitskommando von Juden, das nach Auschwitz geschickt worden war, wo es einige Monate blieb. Bei ihrer Rückkehr wurden die Juden, die nicht einmal mehr die leichteste Arbeit verrichten konnten, wieder untersucht und nochmals nach Auschwitz befördert.

Dies ist ein Augenzeugenbericht. Ich war bei diesen Auslesen zugegen und war Zeuge der Abbeförderungen.

Später nahm man die Hinrichtungen im Lager Buchenwald selbst vor. Sie begannen, soviel ich weiß, im September 1944, im Raum 7, einem kleinen Raum im Revier. Die Männer wurden durch Herzspritzen getötet. Die Leistung war ziemlich niedrig, höchstens einige Dutzend täglich.

Bei den späteren, immer zahlreicher werdenden Transporten nahm die Zahl der durch Kräfteverfall Geschädigten zu. Man mußte die Tötung beschleunigen. Sie wurde zunächst gleich bei der Ankunft des Transportes durchgeführt. Von Januar 1945 an wurde sie dann in einem besonderen Block, Block 61, vorgenommen. Zu jener Zeit befanden sich in diesem Block alle Männer, die wir wegen ihres Aussehens Muselmänner nannten. Man sah sie immer nur mit ihren Decken über den Schultern; sie waren unfähig, auch nur die leichteste Arbeit zu verrichten. Alle mußten Block 61 passieren. Die Zahl der Toten in Block 61 betrug täglich ungefähr mindestens 10 bis 200. Die Tötungen wurden durch Einspritzungen von Phenol in das Herz vorgenommen, und zwar auf die brutalste Weise. Die Leichen wurden dann vornehmlich während der Appellzeiten und in der Nacht auf kleinen Wagen in das Krematorium geschafft. Schließlich wurde die Ausrottung in der letzten Zeit auf den Transporten vorgenommen; die Transporte, die während des Vormarsches der Alliierten Buchenwald verließen, hatten den Auftrag, für die Vernichtung zu sorgen.

Ich führe ein Beispiel an:

In den letzten Märztagen des Jahres 1945 kamen in Buchenwald Häftlinge an, die vom Kommando S III zurückgeschickt worden waren. Sie kamen vollständig erschöpft an, unfähig zu irgend einer Anstrengung. Zwei Tage nach ihrer Ankunft wurde bestimmt, daß diese als erste zurücktransportiert werden sollten. Zwischen ihrem Abfahrtsplatz, der im kleinen Lager war, das heißt, im unteren Teil des Lagers Buchenwald, und dem Appellplatz, wo sie sich versammeln sollten, war eine Entfernung von 500 Metern. Um einen Begriff von der Schwäche dieser Leute zu vermitteln, will ich lediglich erwähnen, daß wir zwischen ihrem Abfahrtsplatz und jenem Sammelplatz, d.h. auf einer Strecke von 500 m, ungefähr 60 Tote gesehen haben, die umgefallen waren. Sie waren nicht imstande gewesen, weiterzugehen. Viele starben sehr schnell in den darauffolgenden Stunden oder Tagen.

Dies sind die Verfahren der methodischen Ausrottung, die ich in Buchenwald beobachtet habe. Hauptsächlich....

M. DUBOST: Und diejenigen, die am Leben blieben?

DUPONT: Diejenigen, die bei den letzten Transporten noch lebten? Das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte. Wir waren in großer Angst, fürwahr.

Am 1. April, ich kann für das genaue Datum nicht garantieren, versammelte der Lagerkommandant Pfister eine große Anzahl von Häftlingen um sich und erklärte ihnen folgendes: »Die Spitze der alliierten Truppen hat die nähere Umgebung von Buchenwald erreicht. Es ist mein Wunsch und mein Wille, den Alliierten das Lager zu übergeben. Ich will keine Grausamkeiten, ich will, daß das gesamte Lager ihnen übergeben wird.«

In der Tat begannen 3 Tage später – der alliierte Vormarsch hatte sich verzögert – die Evakuierungen. Eine Abordnung von Häftlingen begab sich zum Kommandanten und erinnerte ihn an sein Versprechen. Er hatte sein Wort gegeben, genauer sein »Wort als Soldat«. Er schien sehr verlegen, und es kam folgende Erklärung heraus: Der Statthalter von Thüringen, Sauckel, hätte den Befehl erteilt, daß kein Häftling in Buchenwald bleiben solle, denn das bedeute für die Provinz eine starke Gefahr.

Dazu kam: Wir wußten, daß alle diejenigen, die Mitwisser der Verwaltungsgeheimnisse des Lagers gewesen waren, verschwinden sollten. Einige Tage vor der Befreiung durch die Alliierten wurden 43 unserer Kameraden verschiedener Nationalität aufgerufen; sie sollten liquidiert werden. In diesem Augenblick trat etwas Außergewöhnliches ein: Das Lager revoltierte. Die 43 Männer wurden versteckt und niemals ausgeliefert. Wir wußten übrigens, daß alle diejenigen, die entweder im Versuchsblock oder im Krankenrevier beschäftigt gewesen waren, um keinen Preis das Lager verlassen sollten.

Das ist es, was ich über die letzten Tage zu sagen habe.

M. DUBOST: War der Offizier, der das Lager befehligte, und von dem Sie uns sagen, daß er sein Ehrenwort gegeben hatte, Soldat?

DUPONT: Den Häftlingen gegenüber war er unerbittlich. Im übrigen erhielt er seine Befehle. Ehrlich gesagt, es war ein Soldat besonderer Art. Die Behandlung, die den Häftlingen zuteil wurde, ist jedoch nicht auf seine Initiative zurückzuführen.

M. DUBOST: Welcher Waffengattung gehörte er an?

DUPONT: Er gehörte zur SS-Division »Totenkopf«.

M. DUBOST: War er SS.

DUPONT: Er war SS.

M. DUBOST: Sie sagten, daß er die Befehle ausführte?

DUPONT: Ja, natürlich, er führte Befehle aus.

M. DUBOST: Wozu wurden die Häftlinge verwendet?

DUPONT: Bei der Verwendung der Häftlinge wurde niemals darauf Rücksicht genommen, daß sie menschliche Wesen waren. Sie wurden zu Versuchszwecken benutzt. In Buchenwald fanden diese Versuche in Block 46 statt. Die Männer, die dazu benutzt werden sollten, wurden stets auf Grund einer ärztlichen Untersuchung ausgewählt, die – jedenfalls soweit ich bei dieser Auswahl zugegen war – von dem bereits erwähnten Arzt, Dr. Schiedlauski, vorgenommen wurde.

M. DUBOST: War das ein Arzt?

DUPONT: Ja, er war Arzt. Die Häftlinge wurden zu den schwersten Arbeiten herangezogen; zum Bohren von Stollen im Bergwerk Laura, sie wurden in den Salzbergwerken, zum Beispiel beim Kommando Wansleben am See beschäftigt; sie wurden bei Aufräumungsarbeiten nach Luftangriffen eingesetzt. Dazu muß übrigens bemerkt werden: je härter ein Kommando war, desto härter waren die Bedingungen für die Häftlinge, wobei die Bedingungen von ihren Wachtposten abhingen.

Sie wurden in Buchenwald zu allen möglichen Arbeiten verwandt, zum Beispiel Erdarbeiten, Arbeiten in Steinbrüchen und in Fabriken.

Hier ein besonderer Fall. Es waren an Buchenwald zwei Rüstungsfabriken angegliedert: das Gustloffwerk und das Mühlbachwerk, Rüstungsfabriken, die unter der Leitung von nicht militärischem, technischem Personal standen. Es bestand in diesem Fall eine Art von Rivalität zwischen der SS und der technischen Leitung der Werke. Die technische Leitung der Betriebe, der es um die Leistung zu tun war, trat für die Häftlinge ein, indem sie ihnen manchmal zusätzliche Lebensmittel beschaffte. Die Arbeitskraft der Häftlinge bot gewisse Vorteile. Sie kostete praktisch nichts und garantierte andererseits vollkommene Geheimhaltung, da die Häftlinge keinerlei Verbindung mit der Außenwelt hatten, und deshalb nichts durchsickern konnte.

M. DUBOST: Sie meinen das Durchsickern von militärischen Informationen?

DUPONT: Ja, ich spreche von dem Durchsickern militärischer Informationen.

M. DUBOST: Man sah aber von außen, daß die Gefangenen mißhandelt wurden und übel dran waren?

DUPONT: Das ist eine andere Frage, bestimmt.

M. DUBOST: Sie werden diese Frage Später beantworten?

DUPONT: Jawohl, ich werde später darauf antworten. Ich habe eine Einzelheit vergessen. Die Häftlinge wurden zu einem gewissen Grade nach ihrem Tod verwendet: Die Asche aus dem Krematorium kam in die Abortgrube und diente zur Düngung der Felder in der Umgebung von Buchenwald. Ich führe diese Einzelheit an, weil sie mir während der Zeit meiner Haft besonders auffiel.

Wie bereits erwähnt, war also die Arbeit, ganz gleich welcher Art, für die Häftlinge die einzige Möglichkeit, zu überleben. Sobald sie zu nichts mehr verwendet werden konnten, waren sie verloren.

M. DUBOST: Hat man die Häftlinge nicht auch als Blutspender benützt, natürlich als unfreiwillige?

DUPONT: Ich habe diesen Punkt übersehen. Die Häftlinge, die leichtere Arbeit verrichteten und deren Arbeitsleistung äußerst gering war, wurden als »Blutspender« benutzt. Wiederholt kamen Wehrmachtsangehörige – zweimal habe ich in Buchenwald gesehen, wie sie diesen Männern Blut abzapften. Diese Blutentnahmen fanden in Raum CP-2 statt, das heißt im Operationssaal Nummer 2. Schließlich...

M. DUBOST: Das geschah sicherlich auf höheren Befehl?

DUPONT: Ich wüßte nicht, wie das hätte anders sein können.

M. DUBOST: Auf eigene Initiative?

DUPONT: Das ging nicht vom Lager aus; diese Leute hatten mit der Lagerverwaltung und der Lagerwache überhaupt nichts zu tun. Ich betone, daß die, die ich gesehen habe, von der Wehrmacht kamen; wir wurden jedoch von SS-Leuten bewacht, die alle der Division Totenkopf angehörten.

Schließlich machte man mit ihnen in letzter Zeit etwas ganz Besonderes. In den ersten Monaten des Jahres 1945 kamen Gestapo-Leute nach Buchenwald. Sie nahmen den Toten alle Papiere ab, um deren Identität festzustellen und um gefälschte Ausweispapiere auszustellen. Ein Jude wurde insbesondere damit beschäftigt, Photographien zu retuschieren und die Ausweispapiere der Toten für Personen zurechtzumachen, die wir natürlich nicht kannten. Der Jude verschwand wieder. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, wir haben ihn nie wieder gesehen.

Diese Identitätsverschleierung beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Toten. Man beorderte eine Anzahl französischer Häftlinge – mehrere Hundert – an einen Ort namens »Fliegerverwaltung«; dort wurden sie einem sehr genauen Verhör über ihre Identität, ihre Verwandtschaft, die Kreise, in denen sie sich bewegt hatten, unterzogen. Dann wurde ihnen mitgeteilt, daß sie auf keinen Fall Briefe erhalten dürften, auch keine Pakete, soweit sie solche bekamen. Sie waren verwaltungsmäßig ausgelöscht, und jegliche Verbindung mit der Außenwelt wurde, noch mehr als ohnehin schon, unmöglich. Wir machten uns große Sorgen um diese Kameraden. Die Befreiung kam sehr schnell; ich kann nur über die Verwendung des Häftlings sprechen, dessen Identität man benutzte, um gefälschte Ausweispapiere herzustellen.

M. DUBOST: Welches waren die Folgen dieses Lebens?

DUPONT: Die Folgen dieses Lebens von der menschlichen Seite aus gesehen?

M. DUBOST: Von der menschlichen Seite aus.

DUPONT: Von der menschlichen Seite aus betrachtet war das Ergebnis die Erniedrigung des Menschen. Diese Erniedrigung ergab sich bereits aus den Lebensverhältnissen, die ich gerade beschrieben habe. Das Ganze wurde systematisch betrieben. Es scheint, als ob ein unerbittlicher Wille am Werk war, diese Männer zu erniedrigen, sie auf ein- und dieselbe Stufe zu bringen, und zwar durch Angleichung an das jeweils niedrigste Niveau.

Der erste degradierende Faktor war die Vermischung. Es mag angehen, daß alle Nationalitäten vermischt werden; es geht jedoch nicht an, alle Gruppen zusammenzustecken, das heißt politische Häftlinge, dann solche, die ich mit militärisch bezeichnen möchte, denn die Angehörigen der französischen Widerstandsbewegung waren Soldaten, dann Häftlinge aus rassischen Gründen, und schließlich gewöhnliche Verbrecher.

Verbrecher aller Nationen wurden mit ihren Landsleuten zusammengesteckt, und alle Nationen unter sich waren vermischt. Schon allein das war äußerst unangenehm.

Dann das Zusammengepferchtsein, die sanitären Zustände und die Zwangsarbeit. Ich möchte hier einige Beispiele anführen, die diese unterschiedslose Vermischung beleuchten.

Im März 1944 sah ich den französischen General Duval sterben. Er war mit mir zusammen den ganzen Tag mit Erdarbeiten beschäftigt gewesen. Am Abend kam er, vollkommen erschöpft, mit Schmutz bedeckt zurück; einige Stunden nach seiner Rückkehr starb er.

Der französische General Vernaud verschied in Raum Nummer 6, wohin man die Sterbenden legte, auf einem mit Kot beschmutzten Strohsack, umgeben von Sterbenden.

Ich habe Herrn de Tessan sterben sehen...

M. DUBOST: Wollen Sie dem Gerichtshof sagen, wer Herr de Tessan war?

DUPONT: Herr de Tessan war ein ehemaliger französischer Minister, der mit einer Amerikanerin verheiratet war. Auch er starb auf einem Strohsack, in Eiter schwimmend, an einer Krankheit, die Septicopyohaemie heißt.

Ich war auch Zeuge des Todes des Grafen Lipkowski, der in diesem Krieg ein vorzüglicher Soldat gewesen war. Die Deutsche Wehrmacht hatte ihn mit militärischen Ehren behandelt und, um eine Einzelheit anzuführen, er war von General Rommel nach Paris eingeladen worden, da Rommel ihm die Hochachtung, die er für ihn als Soldaten hegte, bezeigen wollte. Er ist im Laufe des Winters 1944 unter jämmerlichen Umständen gestorben.

Noch ein Name; der belgische Minister Janson war im Lager, unter den bereits geschilderten Verhältnissen, von denen Sie sicherlich schon oft gehört haben. Er starb in einem bejammernswerten geistigen und körperlichen Zustand. Er hatte sein Denkvermögen und zum Teil auch seinen Verstand verloren.

Ich habe nur besonders charakteristische Fälle angeführt, bei denen man erklärt hatte, besonders was die Generale betrifft, daß man ihnen Sonderbedingungen zugestanden habe. Davon habe ich jedoch nichts bemerkt.

Abschließend komme ich zum letzten Mittel, durch das die menschliche Erniedrigung erreicht wurde. Die Häftlinge wurden gegeneinander aufgehetzt.

M. DUBOST: Bevor Sie dazu übergehen, wollen Sie bitte die Verhältnisse schildern, unter welchen Sie Ihren Lehrer, den Professor der Medizin, Léon Kindberg, wiedertrafen?

DUPONT: Ich war Schüler Léon Kindbergs im Beaujon-Spital gewesen.

M. DUBOST: In Paris?

DUPONT: In Paris.

Ein Mann von sehr großer Bildung und glänzender Begabung. Im Januar 1945 hörte ich, daß er gerade aus Monowitz eingetroffen war. Ich fand ihn in Block 58 wieder, einem Block, in dem normalerweise 300 Mann untergebracht werden sollten und in dem jetzt 1200 hausten: Ungarn, Polen, Russen, Tschechen und ein großer Prozentsatz Juden. Sie waren in einem außerordentlich elenden Zustand. Ich erkannte Léon Kindberg nicht wieder, so ähnelte er dem üblichen Typ, der in diesem Block untergebracht war. Von seiner Intelligenz war nichts mehr vorhanden, und es war sogar schwierig, in ihm irgend etwas von dem Menschen wiederzufinden, den ich gekannt hatte. Es gelang uns, ihn aus diesem Block herauszubekommen. Leider war seine Gesundheit zu sehr angegriffen; er starb kurze Zeit nach seiner Befreiung.

M. DUBOST: Können Sie dem Gerichtshof die Verbrechen nennen, die dieser Mann begangen hat, soweit Sie davon wissen?

DUPONT: Léon Kindberg lebte nach dem Waffenstillstand in Toulouse, wo er als Lungenspezialist praktizierte. Ich weiß aus vollkommen verläßlicher Quelle, daß er niemals an irgend welchen Aktionen gegen die deutschen Besatzungstruppen in Frankreich beteiligt gewesen ist. Eines Tages wurde festgestellt, daß er Jude war, und als solcher wurde er verhaftet und deportiert. Er kam nach Buchenwald, nachdem er durch Auschwitz und Monowitz gegangen war.

M. DUBOST: General Duval, der zwischen Zuhältern, Pederasten und Mördern leben mußte? Was für ein Verbrechen hatte er begangen? Und General Vernaud?

DUPONT: Ich weiß nichts über das Leben von General Duval und General Vernaud während der Besatzungszeit. Ich weiß jedoch, daß die Tätigkeit dieser beiden Männer mit einer asozialen Betätigung nichts gemein hatte.

M. DUBOST: Und Graf Lipkowski und Herr de Tessan?

DUPONT: Graf Lipkowski und Herr de Tessan hatten ebensowenig mit Vergehen zu tun, die man asozialen Elementen und gewöhnlichen Verbrechern vorzuwerfen pflegt.

M. DUBOST: Sie können fortfahren.

DUPONT: Das letzte Mittel, um bei der Gesamtheit der Häftlinge eine menschliche Erniedrigung zu erzielen, bestand darin, wie ich bereits erwähnt habe, Häftlinge durch andere Häftlinge foltern zu lassen. Ich möchte mit einem grausamen Beispiel beginnen.

In Wansleben am See, 70 Kilometer von Buchenwald, Kommando A. S. 6, waren Häftlinge aller Nationalitäten, unter ihnen ein besonders hoher Prozentsatz Franzosen. Ich hatte zwei Freunde dort, Antoine d'Aimery, Sohn des Generals d'Aimery, und Thibaut, ein Missionsstudent.

M. DUBOST: Katholisch?

DUPONT: Katholisch.

In Wansleben am See wurden die Häftlinge öffentlich in einer Werkshalle, die neben dem Salzbergwerk lag, gehängt. Die SS-Leute wohnten diesen Hinrichtungen in Paradeuniform, mit allen Auszeichnungen geschmückt, bei.

Die Häftlinge wurden unter Androhung schwerster Schläge gezwungen, bei diesen Hinrichtungen zugegen zu sein. In dem Augenblick, in dem man den Unglücklichen hängte, mußten die Häftlinge den Hitler- Gruß erweisen. Es gab noch Schlimmeres. Ein Häftling war dazu ausersehen, das Brett, auf dem der Verurteilte stand, wegzuziehen. Er konnte sich diesem Befehl nicht entziehen, denn die Gefahr war für ihn zu groß.

Als die Erhängung endlich vorüber war, mußten die Häftlinge, zwischen zwei SS-Männern, vor dem Gehängten vorbeipassieren, ihn berühren und – das war eine besondere Einzelheit – ihm in die Augen sehen.

Ich glaube, daß die Leute, die man zu dieser Zeremonie gezwungen hatte, dabei in hohem Maße in ihrer Würde getroffen werden mußten.

In Buchenwald selbst war die gesamte praktische innere Verwaltung den Häftlingen anvertraut. Die Hinrichtungen, das heißt die Erhängungen, wurden von einem deutschen Häftling durchgeführt, der dabei von anderen Häftlingen unterstützt wurde. Die Lagerpolizei wurde ebenfalls von Häftlingen gestellt. Wenn jemand verurteilt war, dann mußten diese Häftlinge ihn abholen und zur Richtstätte führen.

Die Auswahl für die Kommandos, die wir gut kannten – ich wiederhole, also für Dora, Laura, S. 3, Vernichtungskommandos –, wurde von Häftlingen getroffen.

So würdigte man die Häftlinge auf den allerniedrigsten Grad herab, indem man sie zwang, die Henker ihrer eigenen Brüder zu sein. Ich habe Ihnen von Block 61 berichtet, wo die Vernichtung der Untauglichen, der Arbeitsunfähigen, durchgeführt wurde. Die Hinrichtungen wurden ebenfalls von Häftlingen unter der Aufsicht und Kontrolle der SS durchgeführt. Dort liegt vielleicht, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, das Hauptverbrechen; denn die Männer, die dazu gezwungen wurden, ihre Kameraden zu foltern, sind jetzt dem Leben zurückgegeben; aber sie sind völlig andere Menschen geworden. Was soll aus ihnen werden? Was werden sie tun?

M. DUBOST: Wer sind die Schuldigen, die für diese Verbrechen verantwortlich sind, soweit Sie über diese Verantwortung ein persönliches Zeugnis ablegen können?

DUPONT: Eines ist besonders auffällig: Die Methoden, die ich in Buchenwald beobachten konnte, habe ich später, von kleinen Abweichungen abgesehen, in allen anderen Lagern wieder angetroffen. Die Führung der Lager war von methodischer Einheitlichkeit, die zweifellos auf höheren Befehl schließen läßt. Im Falle Buchenwald führte das Personal, so roh es auch war, solche Handlungen nie aus eigener Initiative durch. Übrigens verschanzten sie sich – der Lagerführer und auch der SS-Arzt – stets hinter höheren Befehl, oft in vager Form. Der am meisten genannte Name war der Himmlers. Im Zusammenhang mit Nummer 61, dem Vernichtungsblock, wurden weitere Namen genannt: Der Name des Chefarztes aller Lager, Lolling, wurde sehr oft erwähnt, besonders von einem SS-Arzt des Lagers, der Bender hieß. Im Zusammenhang mit der Auswahl der Invaliden oder Juden, die zur Vergasung nach Auschwitz oder Bergen-Belsen geschickt wurden, hörte ich den Namen Pohl nennen.

M. DUBOST: Welche Funktion hatte Pohl?

DUPONT: Er war der Verwaltungschef der SS in Berlin, Abteilung D 2.

M. DUBOST: Konnten diese Greueltaten im allgemeinen vor dem deutschen Volk verborgen bleiben oder mußte es davon erfahren?

DUPONT: Nachdem diese Lager seit Jahren bestanden, war eine Unkenntnis unmöglich. Auf unserem Transport machten wir in Trier halt. In manchen Wagen waren vollkommen nackte Häftlinge, in anderen waren sie bekleidet. In der Umgebung des Bahnhofs waren sehr viele Leute aus der Bevölkerung, diese haben diesen Transport gesehen. Einige spornten die SS-Soldaten an, die auf dem Bahnsteig patrouillierten.

Es gab jedoch noch andere Wege, auf denen die Bevölkerung Kenntnis erhielt. Zunächst einmal die Außenkommandos der Lager. In Buchenwald gab es Kommandos, die nach Weimar, andere die nach Erfurt und wieder andere, die nach Jena fuhren. Sie verließen das Lager am Morgen und kamen am Abend zurück. Während des Tages waren sie mitten unter der Zivilbevölkerung. Außerdem war in den Fabriken das Bewachungspersonal kein militärisches; der Meister war kein SS-Mann. Sie gingen abends nach Hause und während des Tages beaufsichtigten sie die Arbeit der Häftlinge. In einigen Fabriken gab es auch Zivilarbeiter, vor allem im Gustloffwerk in Weimar. Die Häftlinge waren mitten unter den Zivilisten.

Weiterhin erfolgte die Verpflegung des Lagers durch zivile Stellen, die Zutritt zum Lager hatten. Ich habe Zivilkraftwagen in das Lager fahren sehen.

Die Eisenbahnverwaltung mußte ebenfalls im Bilde sein. Zahlreiche Züge führten täglich den Transport der Gefangenen von einem Lager zum anderen oder von Frankreich nach Deutschland durch. Diese Züge wurden von deutschem Eisenbahnpersonal geführt. Außerdem hatte Buchenwald regelmäßigen Zugverkehr und war Endstation. Daher konnte also die Eisenbahnverwaltung Bescheid wissen.

Schließlich wurden ja auch den Fabriken Aufträge erteilt. In Industriekreisen mußte man über das Personal Bescheid wissen, das man beschäftigte.

Außerdem erhielten die deutschen Häftlinge manchmal Besuch. Ich kannte einige deutsche Häftlinge und weiß, daß sie sich während dieser Besuche mit ihrer Familie unterhielten, die wiederum, soweit möglich, ihrer Umgebung davon berichteten. Es kann wohl nicht geleugnet werden, daß die deutsche Bevölkerung von den in diesen Lagern begangenen Grausamkeiten Kenntnis hatte.

M. DUBOST: Und die Wehrmacht?

DUPONT: Auch die Wehrmacht wußte von den Lagern. Auf alle Fälle weiß ich folgendes: Mindestens jede Woche einmal kam eine sogenannte Kommission nach Buchenwald, das heißt eine Gruppe von Offizieren, die das Lager besichtigte. Unter diesen Offizieren befanden sich auch SS-Männer. Ich habe jedoch sehr oft auch Angehörige des Heeres und der Luftwaffe beobachtet, die bei diesen Besichtigungen dabei waren.

Manchmal konnten wir die Personen, die das Lager besichtigten, dem Namen nach feststellen; ich allerdings sehr selten. Am 22. März 1945 besichtigte General Mrugowsky das Lager und hielt sich insbesondere in Block 61 sehr lange auf. Er wurde dabei von einem SS-General und vom Chefarzt des Lagers, Schiedlauski, begleitet.

Noch etwas: In der letzten Zeit hat die Wache von Buchenwald, einschließlich der SS-Leute...

M. DUBOST: Bitte entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche. Wollen Sie uns nochmal sagen, was Block 61 war?

DUPONT: In Block 61 wurden die völlig Entkräfteten liquidiert, also die, die einen derartigen Zustand der Entkräftung erreicht hatten, daß sie keinerlei Arbeit mehr verrichten konnten.

M. DUBOST: Beruht Ihre Aussage über diese Besichtigung von Block 61 auf eigener unmittelbarer Kenntnis.

DUPONT: Ja, auf eigener, unmittelbarer Kenntnis.

M. DUBOST: Wen betrifft es?

DUPONT: Den General Mrugowsky.

M. DUBOST: Von der Wehrmacht?

DUPONT: SS-Arzt; und SS-General, was ich nicht genau feststellen kann.

M. DUBOST: Wußte man in Universitätskreisen von den Arbeiten, die im Lager durchgeführt wurden?

DUPONT: Im Pathologischen Institut von Buchenwald wurden pathologische Präparate angefertigt; es gab darunter natürlich äußerst seltene, denn es gab Fälle – ich spreche hier als Mediziner –, welche die Medizin heute nicht mehr beobachten kann. Es handelte sich um Fälle, die in Handbüchern der letzten Jahrhunderte beschrieben worden sind. Es wurden ausgezeichnete Präparate hergestellt, die vor allem an die Universität Jena gesandt wurden. Andererseits gab es auch Arbeiten, die nicht in das eigentliche Gebiet der Anatomie fielen, man sandte präparierte Tätowierte an die Universitäten.

M. DUBOST: Haben Sie das persönlich gesehen?

DUPONT: Ich habe gesehen, wie Tätowierungen präpariert wurden.

M. DUBOST: Wie beschaffte man sich die anatomischen Teile und Tätowierungen? Man wartete selbstverständlich auf den natürlichen Tod?

DUPONT: In den von mir beobachteten Fällen handelte es sich um natürlichen Tod oder Liquidierung. Vor unserer Ankunft – ich kann in diesem Zusammenhang Zeugen nennen – tötete man einen Mann, um seine Tätowierungen zu bekommen. Das geschah, als ich noch nicht in Buchenwald war, ich betone dies. Ich berichte, was mir bestimmte Zeugen erzählt haben, deren Namen ich nennen werde. Während ein gewisser Koch Lagerkommandant war, liquidierte man Leute, die besonders kunstvolle Tätowierungen hatten. Der Zeuge, den ich angeben kann, ist Luxemburger und heißt Nicolas Simon; er lebt in Luxemburg. Er hat sechs Jahre in Buchenwald verbracht, und zwar unter außergewöhnlichen Bedingungen, die ihm einzigartige Beobachtungsposten zugänglich machten.

M. DUBOST: Man hat uns jedoch gesagt, daß Koch wegen seiner Ausschreitungen zum Tode verurteilt und hingerichtet worden ist.

DUPONT: Soviel ich weiß, war Koch in eine Betrugsaffäre verwickelt. Er hatte Meinungsverschiedenheiten mit der SS-Verwaltung. Er wurde zweifellos verhaftet und eingesperrt.

VORSITZENDER: Wir wollen nun eine Pause einschalten