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[Keine Antwort.]

Wünscht dann einer der Verteidiger dem Zeugen irgendwelche Fragen vorzulegen?

DR. MERKEL: Herr Zeuge, bei dem ersten Verhör, das in der Regel etwa zehn Tage nach der Verhaftung stattfand, wurden Sie da von deutschen oder von norwegischen Gestapoleuten verhört?

CAPPELEN: Ich wurde von zwei Norwegern verhört, die, wie ich später erfuhr, der sogenannten Staatspolizei angehörten. Das war nicht die Polizei in Norwegen; sie arbeiteten mit der Gestapo zusammen; tatsächlich war es dasselbe. Aber von diesen wurde ich nach den zehn Tagen verhört. Sie machten dies, wie ich später erfuhr, gewöhnlich so, weil es leicht war, das Verhör auf norwegisch vorzunehmen, und weil einige Deutsche nicht Norwegisch konnten; die meisten konnten es nicht. Ich glaube, daß sie deswegen die Norweger nahmen, die man tatsächlich als Gestapo bezeichnen kann. Sie ließen diese die Leute zuerst verhören.

DR. MERKEL: Als Sie dann in der Viktoria-Terrasse – ich glaube, ich habe das recht verstanden, daß Sie damit das Hauptquartier der Gestapo in Oslo bezeichnet haben – vernommen wurden, waren bei diesem Verhör norwegische oder deutsche Beamte zugegen?

CAPPELEN: Ich glaube sagen zu können, daß ein Norweger als eine Art Dolmetscher fungierte, da ich aber deutsch sprach, kann ich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob dort ein oder zwei norwegische Polizisten zugegen waren. Das ist schwer zu beantworten. Da aber die Viktoria-Terrasse das Hauptquartier der Gestapo war, hatten sie natürlich einige norwegische Nazis zu ihrer Unterstützung dort. Aber die meisten von ihnen waren Deutsche.

DR. MERKEL: Waren die Beamten, die Sie verhört haben, in Uniform oder in Zivil?

CAPPELEN: Während meiner Verhöre habe ich sie manchmal auch in Uniform gesehen; aber wenn sie mich folterten, waren sie meistens in Zivil. Soweit ich mich erinnern kann, war nur ein Mann in Uniform bei einem der Folterverhöre.

DR. MERKEL: Sie sagten, daß Sie dann von einem Arzt behandelt wurden. Ist dieser Arzt von sich aus, freiwillig, gekommen oder haben Sie den Arzt gebeten, zu kommen?

CAPPELEN: Das erstemal, als ich um einen Arzt bat, habe ich keinen bekommen. Als ich jedoch damals wieder zum Bewußtsein kam, als man mich vielleicht schon für tot hielt, hatte der Wächter mich wohl angesehen, denn er lief dann weg, und später kamen sie mit einem Arzt.

DR. MERKEL: Wußten Sie, daß für die Lagerinsassen in den deutschen Lagern ein absolutes Schweigeverbot bestand, über die Zustände im Lager zu sprechen, sowohl untereinander wie selbstverständlich auch dritten Personen gegenüber, und daß strengste Strafen gegen die Verletzung dieses Schweigeverbotes bestanden?

CAPPELEN: Nun, in den Lagern war es so – es war natürlich mehr oder weniger klar, daß es mehr oder weniger verboten war, über die erlittenen Folterungen zu sprechen. In den Lagern aber, den »Nacht- und Nebel-Lagern«, in denen war ich, war es derart schrecklich, daß selbst die Folterung manchmal besser erschien als das langsame Dahinsterben. Fast der einzige Unterhaltungsgegenstand war bei uns: »Wann wird der Krieg vorbei sein – wie können wir unseren Kameraden helfen – und werden wir heute abend etwas zu essen bekommen oder nicht?«

DR. MERKEL: Ich danke Ihnen.

VORSITZENDER: Wünscht irgendein anderer Verteidiger Fragen zu stellen? Herr Dubost, wünschen Sie irgend etwas zu fragen?

M. DUBOST: Ich habe keine Fragen mehr zu stellen; ich danke Ihnen.

VORSITZENDER: Der Zeuge kann sich entfernen.