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[Filmvorführung.]

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Hoher Gerichtshof! Ich muß jetzt bei noch einer anderen Art von Verbrechen verweilen, die von den Hitleristen begangen wurden, und zwar handelt es sich um die Plünderung und Zerstörung von Kirchen, Klöstern und anderen religiösen Kultstätten. Durch die Zerstörung von Klöstern, Kirchen, Moscheen und Synagogen sowie durch die Plünderung ihres Eigentums verhöhnten die Hitler-Eindringlinge in sadistischer Weise das religiöse Volksempfinden. Diese gotteslästerlichen Verbrechen wurden überall auf allen Gebieten ausgeübt, die unter deutscher Kontrolle standen.

Soldaten und Offiziere organisierten blutige Orgien an den zum Gottesdienst bestimmten Stätten, brachten Pferde und Hunde in Kirchen unter, zogen sich Kirchengewänder an und stellten Schlafstellen aus Heiligenbildern her.

Ich habe nicht die Zeit, all die zahlreichen Dokumente zu verlesen, die der Sowjetischen Anklagebehörde zur Verfügung stehen. Ich beschränke mich daher nur auf einen Teil dieser Dokumente, insbesondere auf die dokumentarischen Photokopien, deren Sammlung ich dem Gerichtshof als USSR-99 vorlege.

Mit Erlaubnis des Gerichtshofs möchte ich noch einige Dokumente verlesen, insbesondere einen kleinen Auszug aus dem dem Gerichtshof bereits als Dokument USSR-51/3 vorgelegten Schriftstück. Dieser Auszug befindet sich auf Seite 321, Rückseite des Dokumentenbuches. Ich zitiere:

»Die hitlerischen Eindringlinge verschonen auch nicht die religiösen Gefühle des gläubigen Teiles der Sowjetbevölkerung. Sie haben auf dem Sowjetterritorium Hunderte von Kirchen niedergebrannt, ausgeplündert, in die Luft gesprengt und besudelt, darunter einige unersetzliche Denkmäler alter Kirchenbaukunst.«

Ich lasse zwei Absätze aus und verlese weiter:

»Der Priester Amwrossi Jwanow, schreibt aus dem Dorf Jklinskoje, Bezirk Moskau:

Bevor die Deutschen kamen, war die Kirche in bestem Zustand. Ein deutscher Offizier gab mir den Befehl, alles aus der Kirche auszuräumen.... Nachts trafen Truppen ein, besetzten die Kirche und führten Pferde hinein... In der Kirche begannen sie alles kurz und klein zu schlagen und Pritschen zu bauen. Sie warfen alles hinaus: den Altar, die Altartüren, die Kirchenfahnen, die Tücher mit der Grablegung Christi. Mit einem Wort, sie machten das Gotteshaus zu einer Räuberhöhle.‹«

Ich überspringe den letzten Teil auf Seite 88 und beginne auf Seite 89 meines Vortrags:

»Im Dorf Gostjeschewo plünderten die Deutschen die Kirche aus, zerbrachen die Kirchenfahnen, warfen die Bücher hinaus, raubten den Geistlichen Michael Strachow aus und verschleppten ihn in einen anderen Bezirk. Im Dorfe Cholm, in der Nähe von Moshaisk, bestahlen und verprügelten die Deutschen den 82jährigen Dorfpriester. Bei ihrem Rückzug aus Moshaisk sprengten die Deutschen die Himmelfahrtskirche und die Dreifaltigkeitskirche sowie den Dom Nikolaus des Wundertätigen. In der Regel treiben die Deutschen vor ihrem Abzug einen Teil der Bevölkerung der niedergebrannten Dörfer gerade in die Kirchengebäude hinein und lassen die Kirchen und die darin eingesperrten Menschen Opfer der Flammen werden.«

Ich verlese weiterhin einen kurzen Auszug aus dem dem Gerichtshof bereits als USSR-312 vorgelegten Dokument:

»... So wurde von den Deutschen in der Znamenskykathedrale in einem nördlichen Seitenaltar ein Abort für Soldaten eingerichtet, die in der Krypta der Kathedrale einquartiert waren. In der Kirche des Propheten Elia, an der Slavna, wurde ein Pferdestall eingerichtet. In Pleskau wurden in den Kirchen ›Bogojavlenie‹ am Zapskovie, der Kirche ›Kozma und Demian‹ auf dem Gremjatschiberg, der Kirche ›Constantin und Helena‹ und auch in der Kirche des Apostels Johannes Pferdeställe eingerichtet.«

Das als USSR-279 vorgelegte Dokument beschreibt die gotteslästerlichen Verhöhnungen, die in der Stadt Gdzatsk stattfanden, wo die Kirchen von den Deutschen in Ställe und Lagerhäuser umgewandelt wurden. In der Kirche »Mariä Verkündigung« richteten die Deutschen eine Rinderschlächterei ein.

Das Dokument, das ich jetzt dem Gerichtshof als USSR-246 vorlege, ist ein Bericht der Außerordentlichen staatlichen Kommission und enthält allgemeine Angaben über die zerstörten oder beschädigten Kirchen, Kapellen und andere religiöse Einrichtungen. In dem Dokument wird gesagt:

»Die deutsch-faschistischen Eindringlinge zerstörten vollständig oder teilweise 1670 Kirchen, 69 Kapellen, 237 römisch-katholische Kirchen, 4 Moscheen, 532 Synagogen und 254 andere Gebäude religiösen Charakters.«

Diese allgemeinen Tatsachen finden Sie, meine Herren Richter, auch in dem bereits vorgelegten Dokument USSR-35. Ich möchte die Zeit und Aufmerksamkeit des Gerichtshofs nicht mit der Verlesung des ganzen Dokuments in Anspruch nehmen, sondern nur einige sehr kurze Auszüge daraus verlesen. Ich zitiere:

»Die materielle Verantwortlichkeit der Deutschen kann die Zerstörung, die den Gebäuden der Religionsgemeinschaften und seltensten historischen Denkmälern zugefügt wurden, nicht wiedergutmachen, denn die meisten können nicht wieder hergestellt werden.«

Ich lasse den nächsten Teil bis zum Ende der Seite aus, ebenso wie die ersten vier Absätze auf Seite 91. Ich fahre mit dem letzten Absatz auf dieser Seite fort:

»Viele alte Kirchen und Denkmäler des Altertums wurden von den deutschen Eindringlingen in Weißrußland vernichtet. So z.B. wurde in Witebsk die Kirche ›Geburt Christi‹, ein interessantes Denkmal der weißrussischen Architektur aus dem 12. Jahrhundert zerstört. Die Holzbauten der Kirchen des 18. Jahrhunderts, die Apostelkirche und die Nikolauskirche wurden völlig vernichtet.

Schwer wiedergutzumachender Schaden wurde der Woskressensk-Sarutschewsk-Kirche zugefügt. Sie wurde im späten 18. Jahrhundert im Stil des weißrussischen Klassizismus erbaut. Auch zerstörten die Deutschen in der Stadt Witebsk eine römisch-katholische Kirche aus dem 18. Jahrhundert....

In der Stadt Djesna, im Gebiet Polotsk, brannten die Deutschen eine römisch-katholische Kirche aus dem 17. Jahrhundert, nachdem sie sie ausgeplündert hatten, nieder.

Rudolf Timoschel, der deutsche Stadtkommandant von Roshnjatow, im Bezirk Stanislav, benützte drei Synagogen als Kasernen und zerstörte diese Gebäude, nachdem er sie ausgeplündert hatte.«

Ich lasse den nächsten Absatz aus.

»Vor Zerstörung kirchlicher Gebäude plünderten und vernichteten die Deutschen deren gesamte Einrichtung. Zahlreiche Heiligenbilder und Kirchenschmuck wurden aus kirchlichen Gebäuden entfernt und nach Deutschland geschafft. Das Joseph-Volokolamsky-Kloster wurde ausgeplündert, die alten Leichentücher und das persönliche Eigentum des Klostergründers Joseph Wolotsky, sind verschwunden...

Im Jahre 1941 stahlen deutsche Soldaten und Offiziere aus der Staritzkikirche alle Weihgefäße, Altarkreuze, Kronen, Mitren und Tabernakel. Sie plünderten und nahmen mit sich den ganzen Besitz der Moschee in Dokschitza, einer Stadt im Bezirk Polotzk. Das gleiche Schicksal wurde fast allen Kirchen in den Gebieten, die von den Deutschen besetzt waren, zuteil.

Überall plünderten die Deutschen griechisch-orthodoxe und römisch-katholische Kirchen, Synagogen, Moscheen und andere kirchliche Gebäude.«

Die Hitler-Verschwörer plünderten, folterten und mordeten nicht nur, sondern versuchten auch, die Gläubigen moralisch zu demütigen und sie ihres geistigen Reichtums zu berauben.

Hoher Gerichtshof! Dies sind die dokumentarischen Beweise für die Verbrechen gegen die Kultur, die von Rosenberg, Frank, Göring, Ribbentrop, Keitel und den anderen Mitgliedern der Verschwörung begangen wurden.

Die Folgen der Verbrechen, die von den Angeklagten an der Kultur verübt wurden, sind wahrlich grauenvoll.

Obwohl die Städte und Dörfer, die von den Hitleristen zerstört wurden, unter großen Schwierigkeiten wieder aufgebaut werden können, obwohl es auch möglich ist, die Fabriken und Anlagen, die von ihnen in die Luft gesprengt und niedergebrannt wurden, wieder herzustellen, hat die Menschheit jedoch für immer die einzigartigen Kunstwerke verloren, die die Hitleristen barbarisch zerstört haben. Sie sind für immer verloren, wie das Leben der Millionen von Menschen verloren ist, die sie in Auschwitz und in Treblinka, in Baje-Yar und in Kertsch ermordet haben.

Sie entnahmen ihre Theorien des Menschenhasses den dunkelsten Zeiten der Weltgeschichte und haben als die Hunnen von heute mit ihrer erschreckenden Grausamkeit und ihrem Vandalismus die schwärzesten Seiten der Geschichte in den Schatten gestellt.

Sie forderten arrogant die Zukunft der Menschheit heraus und haben das schönste Erbe menschlicher Vergangenheit mit den Füßen getreten.

Sie waren selbst ohne Ideale und Glauben und vernichteten deshalb frevelhaft Kirchen und Reliquien.

In diesem beispiellosen Kampf zwischen Kultur und Finsternis, zwischen Zivilisation und Barbarei, haben Kultur und Zivilisation am Ende den Sieg davongetragen.

Die Hitler-Verschwörer, die von einer Weltherrschaft träumten, von einer Vernichtung der Kultur der Slawen und anderer Völker, sitzen jetzt auf der Anklagebank. Mögen sie ihre wohlverdiente Strafe empfangen!

VORSITZENDER: Wollen Sie bis 5.00 Uhr weitersprechen?

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Ganz wie Sie wünschen, Herr Vorsitzender.

VORSITZENDER: Ja, bitte, wollen Sie bis 17.00 Uhr weitersprechen.

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Ich möchte nur um einige Minuten bitten, um die Dokumente zu beschaffen. Es kann sich buchstäblich nur um einige Minuten handeln.

VORSITZENDER: Es würde sich kaum lohnen, wenn Sie eine Pause brauchen. Wir hören um 17.00 Uhr auf.

STAATSJUSTIZRAT RAGINSKY: Dann wäre es vielleicht doch besser, wieder morgen um 10.00 Uhr anzufangen.

VORSITZENDER: Wir werden uns dann bis auf morgen vertagen.