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[Pause von 10 Minuten.]

VORSITZENDER: Der Gerichtshof hat die Beobachtung gemacht, daß der Zeuge seine Aussagen mit Hilfe von Notizen ablegt. Der Beschluß, den ich heute Morgen bekanntgegeben habe, bezog sich lediglich auf die Angeklagten und nicht auf die Zeugen. Trotzdem wird der Gerichtshof die Anwendung dieser Bestimmung auch auf die Zeugen gestatten. Allerdings darf die Aussage nicht heruntergelesen werden. Der Zweck dieser Verfügung ist lediglich, das Gedächtnis bei Ablegung der Aussagen zu unterstützen. Bitte, Dr. Stahmer.

DR. STAHMER: Sind Sie darüber unterrichtet, ob sich an den Reichsmarschall Leute gewandt haben mit dem Ersuchen, ihre Angehörigen aus den KZs zu befreien oder ihnen bei ihren Schwierigkeiten mit der Gestapo zu helfen?

BODENSCHATZ: Für die Beantwortung dieser Frage ist eigentlich der Chef des Stabsamtes zuständig. Ich selbst habe nur gehört, daß solche Gesuche und Bitten an den Reichsmarschall gerichtet worden sind.

DR. STAHMER: Haben Sie nicht in dem militärischen Sektor derartige Gesuche bearbeitet?

BODENSCHATZ: In dem militärischen Sektor bearbeitete ich die Gesuche, die aus dem Bereich der Luftwaffe kamen. Da kamen aber nur Gesuche über Verhaftungen von deutschen Staatsbürgern, die angaben, daß man ihnen den Grund nicht sage, weshalb sie verhaftet worden sind. Und außerdem kamen auch Mitteilungen über Mißstände bei Arretierungen, auch über Festnahme von Juden. Solche Gesuche kamen an mich nur aus dem Bereich der Luftwaffe oder aus meinem persönlichen Bekanntenkreis.

DR. STAHMER: Wie wurden solche Gesuche behandelt?

BODENSCHATZ: Solche Gesuche wurden immer so behandelt:

Die Masse der Gesuche, die aus den breiten Schichten der Bevölkerung kamen, wurden durch das Stabsamt dem Reichsmarschall vorgelegt. Die Gesuche, die aus dem Bereich der Luftwaffe kamen, trug ich vor, also mein Amt, und Gesuche, die von Verwandten und Bekannten des Reichsmarschalls kamen, trugen diese selbst vor. Der Reichsmarschall hat seine Hilfe nicht versagt.

In einzelnen Fällen hat er den Führer persönlich um eine Entscheidung gebeten. In allen Fällen, die ich zu bearbeiten hatte, konnte geholfen werden.

DR. STAHMER: Haben sich zahlreiche Juden mit der Bitte um Hilfe an Göring gewandt?

BODENSCHATZ: Es haben sich auch Juden und besonders auch Judenmischlinge an den Reichsmarschall Göring gewandt.

DR. STAHMER: Wie wurden diese Gesuche behandelt?

BODENSCHATZ: Diesen Gesuchen hat der Reichsmarschall seine Hilfe nicht versagt, und er hat hier Anweisung gegeben, wenn nur irgendwie möglich, zu helfen.

DR. STAHMER: Wie war im allgemeinen die soziale Einstellung Görings?

BODENSCHATZ: Die soziale Einstellung von Hermann Göring war folgende: Sozial fühlend, denkend und handelnd war er ein Wohltäter aller Bedürftigen. Stets war er hilfsbereit für Leute, die in Not waren, so gegenüber Kranken, Verwundeten, den Hinterbliebenen von Gefallenen und Kriegsgefangenen. Die Fürsorge für die Arbeiterschaft lag ihm besonders am Herzen. Ein Beispiel hierfür, die Einführung des Bergmann-Treuegeldes, das jeder Bergmann nach 25jähriger treuer Arbeit in der Höhe von über 20000 Mark ausbezahlt erhielt, ist eines seiner bedeutendsten sozialen Werke.

DR. STAHMER: Hatten Sie Kenntnis von den Zuständen in den Konzentrationslagern?

BODENSCHATZ: Von den Zuständen in den Konzentrationslagern hatte ich keine Kenntnis.

DR. STAHMER: Ist im Führerhauptquartier bei den Führerbesprechungen oder bei anderer Gelegenheit über die Konzentrationslager gesprochen worden?

BODENSCHATZ: Im Führerhauptquartier habe ich aus dem Munde des Führers niemals etwas gehört über Konzentrationslager. Er sprach in unserem Kreise nie darüber.

DR. STAHMER: Ist dort über die Vernichtung der Juden gesprochen worden?

BODENSCHATZ: Nein, er hat nicht über die Vernichtung der Juden gesprochen, mit mir jedenfalls nicht.

DR. STAHMER: Auch bei den Lagebesprechungen nicht?

BODENSCHATZ: Nein, bei den Lagebesprechungen kann ich mich nicht erinnern, daß er jemals in meiner Gegenwart über diese Judenvernichtungen gesprochen hat.

DR. STAHMER: Wurde von anderer Seite dort etwas erwähnt?

BODENSCHATZ: Nein.

DR. STAHMER: Von Himmler?

BODENSCHATZ: Mit Himmler hat er nie darüber gesprochen. Ich habe nur gehört, jetzt in der Gefangenschaft, daß Leute, die den Himmler auf diese Frage angesprochen haben, daß er diesen Leuten sagte: »Das stimmt nicht, was ihr da hört, das ist falsch«. Ich selbst habe mit Himmler über diese Frage nicht gesprochen.

DR. STAHMER: Wußten Sie, wie viele Konzentrationslager es gab?

BODENSCHATZ: Daß es Konzentrationslager gab, das wußte jeder. Aber die Existenz von so vielen Lagern war mir nicht bekannt. Die Namen Mauthausen und Buchenwald sind mir nach dem Kriege erst durch das, was ich in der Zeitung las und hörte, bekanntgeworden. Ich kenne nur den Namen Dachau, weil ich zufällig hier aus Bayern gebürtig bin.

DR. STAHMER: Haben Sie auch nichts über die Scheußlichkeiten erfahren?

BODENSCHATZ: Nein, über diese Scheußlichkeiten habe ich nichts erfahren. Ich habe nur das erstemal, voriges Jahr, als ich mich beim Reichsmarschall abmeldete, und zwar war das Mitte März 1945, als ich mich für meinen Genesungsurlaub abmeldete, sagte mir der Reichsmarschall mittags beim Essen, daß sehr viele Juden umgekommen sein müssen, und das würde uns teuer zu stehen kommen. Das ist das erstemal, daß ich von Verbrechen gegen die Juden gehört habe.

DR. STAHMER: Ich habe keine weiteren Fragen, und stelle den Zeugen jetzt für die übrige Verteidigung und die Anklage zur Verfügung.

VORSITZENDER: Wünscht einer der Herren Verteidiger irgendwelche Fragen an den Zeugen zu richten?

DR. HANS LATERNSER, VERTEIDIGER FÜR GENERALSTAB UND OBERKOMMANDO: Ich habe nur wenige Fragen an diesen Zeugen.

Herr Zeuge! Sie haben in Ihrer Eigenschaft als Verbindungsoffizier des Oberbefehlshabers der Luftwaffe zum Führerhauptquartier an den Lagebesprechungen, wie Sie vorhin gesagt haben, teilgenommen. Haben Sie auch an Lagebesprechungen teilgenommen, als Front-Oberbefehlshaber zum Vortrag bei Hitler waren?

BODENSCHATZ: An solchen Besprechungen habe ich persönlich nicht teilgenommen. Ich war aber bei zwei Besprechungen im Nebenzimmer anwesend, und zwar war es einmal, als der Feldmarschall von Kleist zu einer Besprechung da war und das zweitemal, als der Führer der Krim-Armee nach Räumung der Krim zum Vortrag befohlen war. Ich war, wie gesagt, bei diesen Besprechungen nicht anwesend, schloß aber aus dem überlauten Ton im Nebenzimmer, daß irgendwelche Meinungsverschiedenheiten zwischen Adolf Hitler und dem betreffenden Herrn stattgefunden haben. Mehr kann ich nicht sagen.

DR. LATERNSER: Haben Sie soviel gehört, daß Sie etwa den Gang dieser Besprechungen verfolgen konnten?

BODENSCHATZ: Nein, ich habe den Gang dieser Besprechungen nicht verfolgen können, auch den Inhalt der Besprechungen nicht.

DR. LATERNSER: Dann habe ich keine weiteren Fragen.

VORSITZENDER: Wünscht irgendein anderer Verteidiger Fragen an diesen Zeugen zu richten?

Wünscht die Anklagebehörde irgendwelche Fragen zu stellen?

JUSTICE JACKSON: Hoher Gerichtshof!

Sie sind gegenwärtig Kriegsgefangener der Vereinigten Staaten?

BODENSCHATZ: Entschuldigen Sie. Ich bitte noch einmal. Ich habe nicht verstanden.

JUSTICE JACKSON: Sie sind gegenwärtig ein Kriegsgefangener der Vereinigten Staaten?

BODENSCHATZ: Ich bin zur Zeit ein Kriegsgefangener der Vereinigten Staaten.

JUSTICE JACKSON: Sie sind bei verschiedenen Anlässen durch Vertreter der Vereinigten Staaten vernommen worden?

BODENSCHATZ: Ich bin mehrmals vernommen worden durch Vertreter der Vereinigten Staaten.

JUSTICE JACKSON: Sie haben auch verschiedene Besprechungen mit Herrn Dr. Stahmer gehabt, der Sie gerade verhört hat?

BODENSCHATZ: Ich hatte mehrere Besprechungen mit Herrn Dr. Stahmer, der eben die Fragen an mich richtete.

JUSTICE JACKSON: Diese Fragen sind Ihnen schon vorher mitgeteilt worden, und Sie haben sich schriftlich auf die Antworten vorbereitet?

BODENSCHATZ: Diese Fragen sind mir vorher gesagt worden, und ich konnte mich darauf vorbereiten.

JUSTICE JACKSON: Wir kommen nun zum Thema der Konzentrationslager und der Rolle, die Ihre Abteilung bei der Freilassung von Leuten aus diesen Lagern gespielt hat.

Wie ich höre, sind viele Gesuche um Entlassung aus den Konzentrationslagern im Göring-Büro eingelaufen?

BODENSCHATZ: Ich habe vorhin gesagt, daß die Gesuche um Entlassung aus dem Konzentrationslager nicht an meine Abteilung gekommen sind, sondern an das Stabsamt. An mich sind lediglich Gesuche gekommen und Beschwerden, in denen Leute baten, um Hilfe baten, da sie festgenommen worden waren, darunter auch Juden, die festgenommen werden sollten.

JUSTICE JACKSON: Waren diese Gesuche, die bei Ihnen einliefen, zahlreich?

BODENSCHATZ: Mein Sektor ist nur aus dem Bereich der Luftwaffe. Es waren ungefähr zehn bis zwanzig Anträge.

JUSTICE JACKSON: Und diese Anträge stammten von Personen, denen eine Verhaftung drohte, die bereits verhaftet worden waren, oder beides?

BODENSCHATZ: Es waren teilweise Personen, die mit Verhaftung bedroht waren und teilweise Personen, die verhaftet worden sind.

JUSTICE JACKSON: In jedem Falle, so wie ich Sie verstehe, übernahmen Sie es, ihnen Hilfe angedeihen zu lassen?

BODENSCHATZ: Ich habe nach Weisung des Reichsmarschalls in allen Fällen, die an mich gekommen sind, geholfen.

JUSTICE JACKSON: Sind Ihnen irgendwelche anderen Fälle bekannt, die beim Stab einliefen, und in denen den Verhafteten nicht geholfen wurde?

BODENSCHATZ: Davon weiß ich nichts. Ich hörte nur von Dr. Gritzbach, dem Chef des Stabsamtes, daß auch solche Gesuche, die bei ihm einliefen, in menschlicher Weise erledigt wurden.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie für Unschuldige interveniert, oder haben Sie Menschen geholfen, die eines Verbrechens schuldig waren?

BODENSCHATZ: Das waren unschuldige Menschen, denen ich half.

JUSTICE JACKSON: Sie hatten also davon Kenntnis, daß unschuldige Personen damals in Konzentrationslager gebracht wurden?

BODENSCHATZ: Ich bitte noch einmal die Frage zu wiederholen.

JUSTICE JACKSON: Sie hatten also Kenntnis davon, daß unschuldige Menschen damals in Konzentrationslager gebracht wurden?

BODENSCHATZ: Nicht gebracht wurden, sondern gebracht werden sollten.

JUSTICE JACKSON: Ich dachte, Sie hätten gesagt, daß Sie für einige Leute intervenierten, die schon verhaftet waren?

BODENSCHATZ: Ja, die waren nicht in Konzentrationslager gebracht. Ich nenne Ihnen ein praktisches Beispiel: ein Kamerad vom Jagdgeschwader Richthofen, namens Luther, der Jude war, ist von der Geheimen Staatspolizei verhaftet worden, also nicht ins Konzentrationslager gebracht worden, sondern zunächst von der Geheimen Staatspolizei verhaftet worden. Sein Rechtsanwalt ließ mir Nachricht zukommen. Ich habe diesen Fall dem Reichsmarschall gemeldet, und der Reichsmarschall gab mir Weisung, daß man diesen Mann wieder aus der vorläufigen Haft der Geheimen Staatspolizei, es war in Hamburg, entlasse. Er war also nicht im Konzentrationslager. Dieser Fall passierte im Jahre 1943 meines Wissens.

JUSTICE JACKSON: Was legte man ihm zur Last, als er verhaftet wurde?

BODENSCHATZ: Er wurde deswegen verhaftet, weil er Jude war, und man sagte ihm, er hätte einen Verstoß begangen gegen die Sittlichkeit, indem er mit einer Arierin in einem Hotel angetroffen worden sei.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie sich danach erkundigt, ob diese Beschuldigung auch wirklich der Wahrheit entsprach?

BODENSCHATZ: Ich brauchte mich deswegen nicht erkundigen, weil die Entlassung keine Schwierigkeiten machte. Er wurde, als ich anrief, entlassen und stand dann unter dem Schutz von Hermann Göring.

JUSTICE JACKSON: Wen haben Sie damals angerufen, um seine Freilassung zu erwirken?

BODENSCHATZ: Es wurde damals angerufen der Vorstand der Geheimen Staatspolizeistelle in Hamburg, den Namen weiß ich nicht. Das habe ich aber nicht persönlich gemacht, sondern mein Referent Ministerialrat Dr. Boettger.

JUSTICE JACKSON: Die Gestapo entließ also Personen auf Wunsch von Hermann Görings Büro?

BODENSCHATZ: Nicht Hermann Görings Büro, sondern der Reichsmarschall hat Weisung gegeben, daß das gemacht werden soll, und dann ist das ausgeführt worden.

JUSTICE JACKSON: Sie haben doch gerade gesagt, daß Ihr Referent dort angerufen hat. Hat Göring selbst auch die Gestapo angerufen?

BODENSCHATZ: Er hat sie nicht selbst angerufen, in diesem Falle nicht.

JUSTICE JACKSON: Mit anderen Worten, obwohl dieser Mann hätte schuldig sein können, wurde er, wenn er der Luftwaffe angehörte, auf Weisung des Reichsmarschalls freigelassen?

BODENSCHATZ: Er war nicht Angehöriger der Luftwaffe, sondern war Zivilist. Er war früher Kamerad bei uns im Jagdgeschwader Richthofen. Er war während des Krieges nicht bei der Wehrmacht.

JUSTICE JACKSON: Aber Sie hatten Auftrag, alle Personen frei zu bekommen, die Juden waren, oder die der Luftwaffe angehörten? Waren das die Instruktionen Görings?

BODENSCHATZ: Der Reichsmarschall sagte mir immer, in einem solchen Fall sollte ich human handeln, und ich habe es in allen Fällen getan.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie feststellen können, daß Juden verhaftet wurden, denen überhaupt nichts zur Last gelegt werden konnte?

BODENSCHATZ: In einem Falle, in dem Fall der beiden Familien Ballin in München. Diese beiden Familien, es waren zwei ältere Ehepaare über siebzig Jahre, diese beiden Ehepaare sollten verhaftet werden. Mir wurde dies mitgeteilt, und ich trug dies dem Reichsmarschall vor. Der Reichsmarschall sagte mir, daß diese beiden Ehepaare ins Ausland zu bringen seien.

Es handelt sich um die beiden Ehepaare Ballin, die seinerzeit im Jahre 1923, als Hermann Göring an der Feldherrnhalle so schwer verwundet wurde, und als er in ein Haus zurückging, ihn aufgenommen und ärztlich betreut haben. Und diese beiden Familien sollten verhaftet werden.

JUSTICE JACKSON: Aus welchem Grunde sollten sie verhaftet werden?

BODENSCHATZ: Sie sollten verhaftet werden, weil allgemein angeordnet war, daß Juden in Sammellager kommen.

JUSTICE JACKSON: Und Sie kannten diesen Befehl?

BODENSCHATZ: Den Befehl kannte ich nicht. Erst durch diese Beispiele, die an mich herangetragen wurden, war es mir klar, daß dieser Abtransport stattfinden sollte. Den Befehl selbst habe ich nie gelesen und auch nicht gehört, weil ich nichts damit zu tun hatte.

JUSTICE JACKSON: Sie hörten davon, daß Juden in Konzentrationslager gebracht wurden, nur weil sie Juden waren?

BODENSCHATZ: Ich spreche hier nicht von Konzentrationslagern, sondern diese Leute sollten in Sammellager gebracht werden.

JUSTICE JACKSON: Nicht in Konzentrationslager, sondern in Sammellager? Wohin sollten Sie von diesen Sammellagern aus gebracht werden?

BODENSCHATZ: Das weiß ich nicht.

JUSTICE JACKSON: Wo befanden sich denn diese Sammellager, von denen Sie eben sprechen?

BODENSCHATZ: Das weiß ich auch nicht, ebensowenig wie ich wußte, wo sie hingebracht werden sollten. Man sagte mir, sie sollten abtransportiert werden.

JUSTICE JACKSON: Aber weder Sie noch Göring hatten den geringsten Verdacht, daß ihnen etwas zustoßen könnte, wenn sie in Konzentrationslager kommen sollten?

BODENSCHATZ: Das, was in den Konzentrationslagern geschehen ist, davon habe ich nichts gewußt.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie überhaupt nichts von Konzentrationslagern gehört? Wollten Sie die Leute nicht vor den Konzentrationslagern retten, weil sie dort mißhandelt wurden?

BODENSCHATZ: Ich muß immer wiederholen, daß ich die Leute aus der ersten Haft, in der sie bei der Geheimen Staatspolizei waren, herausgeholt habe, das war noch nicht im Konzentrationslager.

JUSTICE JACKSON: Weshalb hat die Gestapo diese Leute überhaupt in Haft genommen, wenn nicht zum Zwecke der Verschickung ins Konzentrationslager?

BODENSCHATZ: Welchen Zweck die Geheime Staatspolizei mit diesen Verhaftungen verfolgte, das weiß ich nicht.

JUSTICE JACKSON: Aber Sie bemühten sich darum, die Leute vor der Gestapo zu retten, ohne überhaupt festzustellen, ob die Gestapo Grund hatte, sie zu verhaften?

BODENSCHATZ: Ja, wenn die Geheime Staatspolizei irgend jemanden verhaftet, dann hat sie mit ihm irgend etwas vor.

JUSTICE JACKSON: Aber Sie haben keine Nachfragen angestellt, nicht wahr?

BODENSCHATZ: Ich sagte ja schon, daß es bekannt war, daß diese Leute in Sammellager kamen, nicht Konzentrationslager, in Sammellager. Daß die Leute abtransportiert wurden, das war bekannt, das wußten sehr viele Deutsche, daß die Leute in Arbeitslager kamen und in solchen Arbeitslagern zur Arbeit eingesetzt wurden.

JUSTICE JACKSON: Zwangsarbeit?

BODENSCHATZ: Wie bitte?

JUSTICE JACKSON: Zwangsarbeit?

BODENSCHATZ: Das waren normale Arbeiten. Mir ist bekannt, daß zum Beispiel in Lodz die Leute in der Textilindustrie arbeiteten.

JUSTICE JACKSON: Und wo waren sie untergebracht, während sie diese Arbeiten verrichteten?

BODENSCHATZ: Das kann ich nicht sagen, weil ich es nicht weiß.

JUSTICE JACKSON: Waren Sie nicht in einem Lager untergebracht?

BODENSCHATZ: Das kann ich alles nicht sagen, weil ich es nicht weiß.

JUSTICE JACKSON: Sie wissen nichts darüber?

BODENSCHATZ: Ich habe keine Ahnung.

JUSTICE JACKSON: Was ist der Unterschied zwischen einem Arbeitslager und einem Konzentrationslager, da Sie diesen Unterschied machen?

BODENSCHATZ: Ein Arbeitslager ist ein Lager, in dem die Leute untergebracht sind, ohne daß man sie irgendwie schlecht behandelt.

JUSTICE JACKSON: Und ein Konzentrationslager ist also ein Lager, in dem sie schlecht behandelt werden? Ist das Ihre Aussage?

BODENSCHATZ: Ja, das kann ich jetzt nur sagen, weil ich das inzwischen durch die Presse und in der Gefangenschaft erfahren habe. Damals wußte ich es auch nicht. Das weiß ich jetzt erst, weil ich das durch die Presse erfuhr. Ich war in England längere Zeit in Gefangenschaft, und in der englischen Presse habe ich das gelesen.

JUSTICE JACKSON: Sie haben von den Sammellagern gesprochen. Sie sagen, viele Leute hätten gewußt, daß sie in Sammellager gebracht werden sollten, um deportiert zu werden. Wohin wurden sie gebracht?

BODENSCHATZ: Das weiß ich nicht, wohin sie von dort gebracht wurden.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie jemals Nachfragen angestellt?

BODENSCHATZ: Nein, ich habe keine Nachfragen angestellt.

JUSTICE JACKSON: Sie waren der Adjutant des zweitwichtigsten Mannes in Deutschland, nicht wahr?

BODENSCHATZ: Ja.

JUSTICE JACKSON: Und Sie haben es niemals gewagt, ihn über die Konzentrationslager zu fragen?

BODENSCHATZ: Nein, über dieses Thema habe ich nicht mit ihm gesprochen.

JUSTICE JACKSON: Sie hatten nur Befehl, herauszuholen, wen sie herausholen konnten.

BODENSCHATZ: Wo ein Bittgesuch des Betreffenden oder eine Beschwerde einlief, diese Fälle habe ich verfolgt, und in diesen Fällen habe ich geholfen.

JUSTICE JACKSON: Sie wußten, daß Hermann Göring ein enger Mitarbeiter Himmlers war, das wußten Sie doch?

BODENSCHATZ: Daß er ein Mitarbeiter von Himmler war, wußte ich nicht, weil er ja nicht mit ihm in einer direkten Tätigkeit zusammenarbeitete. Himmler kam öfters zu Besprechungen zu Hermann Göring, und diese Besprechungen fanden unter vier Augen statt.

JUSTICE JACKSON: Sie wußten, daß er nicht nur sein Freund war, sondern daß er auch Kaltenbrunner zu seinem Posten verholfen hatte, wußten Sie das nicht?

BODENSCHATZ: Nein, das wußte ich nicht.

JUSTICE JACKSON: Das haben Sie nicht gewußt?

BODENSCHATZ: Das habe ich nicht gewußt, daß Reichsmarschall Göring Kaltenbrunner in sein Amt empfohlen hat. Meine Tätigkeit ist ja lediglich auf den militärischen Sektor beschränkt gewesen. Ich war militärischer Adjutant beim Reichsmarschall. Ich hatte mit diesen Dingen nichts zu tun.

JUSTICE JACKSON: Hatten Sie jemals mit dem Verfahren zu tun, wodurch Halbjuden Vollarier wurden?

BODENSCHATZ: In der Mischlingsfrage kamen Gesuche aus dem Bereich der Luftwaffe an mich, und zwar hätten Offiziere nach den Bestimmungen entlassen werden müssen, – Mischlinge. In vielen Fällen hat der Reichsmarschall Weisungen gegeben, daß diese Offiziere nicht zu entlassen sind.

JUSTICE JACKSON: Was geschah in diesen Fällen?

BODENSCHATZ: In diesen Fällen wurde der Chef des Personalamtes der Luftwaffe angewiesen, diese Herren nicht zu entlassen.

JUSTICE JACKSON: Und in manchen Fällen wurde die Regelung getroffen, daß sie nunmehr Vollarier seien, ungeachtet ihrer jüdischen Herkunft?

BODENSCHATZ: Ich kann mich augenblicklich an keinen solchen Fall erinnern.

JUSTICE JACKSON: Sie sprachen von den Bittgesuchen, die aus weiten Kreisen an Göring kamen. Diese Gesuche gingen an seinen Stab? Stimmt das?

BODENSCHATZ: Ja.

JUSTICE JACKSON: Wer stand an der Spitze dieses Stabes?

BODENSCHATZ: An der Spitze dieses Stabes stand der Chef des Stabsamtes, Dr. Gritzbach.

JUSTICE JACKSON: Wieviele Mitarbeiter hatte er?

BODENSCHATZ: Es gab drei Abteilungen, eine Presseabteilung, es war die Abteilung Dr. Gerner und das Privat-Sekretariat. Es waren drei Abteilungen.

JUSTICE JACKSON: Und welche dieser Abteilungen befaßte sich mit den Gesuchen um Freilassung aus der Verhaftung?

BODENSCHATZ: Dr. Gritzbach und Dr. Gerner haben sich damit befaßt.

JUSTICE JACKSON: Mit wem haben sie über diese Angelegenheiten gesprochen, wissen Sie das?

BODENSCHATZ: Diese Herren haben, wie auch ich, dem Reichsmarschall vorgetragen.

JUSTICE JACKSON: Er wußte also genau, was Sie und die anderen taten?

BODENSCHATZ: Ich bitte die Frage noch einmal zu stellen.

JUSTICE JACKSON: Der Reichsmarschall war über diese Anträge an Sie und die anderen Abteilungen völlig informiert?

BODENSCHATZ: Von meiner Seite aus ist er orientiert gewesen.

JUSTICE JACKSON: Wenn ich Sie richtig verstehe, hat er den an ihn gerichteten Bittgesuchen niemals seine Hilfe versagt, soweit Sie wissen?

BODENSCHATZ: Soweit die Gesuche an mein Amt oder persönlich an mich gerichtet waren, hat er die Hilfe niemals versagt, und es wurde auch tatsächlich immer geholfen.

JUSTICE JACKSON: Und niemals untersuchte er die Schuld oder Unschuld der Person, der er half?

BODENSCHATZ: Sie waren unschuldig, es stand von vornherein fest.

JUSTICE JACKSON: Sie waren am 20. Juli beim Bombenattentat anwesend, wie ich aus Ihrer Aussage entnehme?

BODENSCHATZ: Ich war am 20. Juli bei dieser Lagebesprechung anwesend, und ich stand ganz nahe an der Bombe.

JUSTICE JACKSON: Wo befand sich Hermann Göring an diesem Tage?

BODENSCHATZ: Hermann Göring befand sich an diesem Tage in seinem Hauptquartier, das ungefähr von dem Führerhauptquartier siebzig Kilometer entfernt ist.

JUSTICE JACKSON: Nur siebzig Kilometer entfernt, ist das richtig? Und wann erhielten Sie den Auftrag, ihn bei dieser Besprechung zu vertreten?

BODENSCHATZ: Ich hatte keinen Befehl, ihn bei dieser Besprechung zu vertreten. Ich war... Ich nahm... An dieser Besprechung nahm ich teil wie an jeder anderen Besprechung, als Zuhörer. Ich hatte keinen Befehl, ihn zu vertreten, ihn im Führerhauptquartier zu vertreten. Ich war lediglich im Führerhauptquartier, um ihn über die Dinge zu orientieren, die sich dort zugetragen haben.

JUSTICE JACKSON: Sie haben ihn dort als Zuhörer vertreten, aber nicht, um selbst zu sprechen. Ist das richtig?

BODENSCHATZ: Ich habe nicht viel gesprochen in diesen Jahren. Ich war lediglich Zuhörer und habe ihn unterrichten müssen über das, was da vorging, über das, was ihn als Reichsmarschall interessierte.

JUSTICE JACKSON: Wie lange vorher wurde Ihnen befohlen, an dieser Besprechung teilzunehmen?

BODENSCHATZ: An dieser Sitzung? Am 20. Juli... ich war in einem Sonderauftrag nach Lager Munster, dem Munsterlager, geschickt, um dort an einer Besichtigung einer italienischen Division teilzunehmen. Ich kam am 20. Juli, 12.00 Uhr mittags, mit dem Flugzeug im Führerhauptquartier an, erstattete Adolf Hitler eine militärische Meldung, und Adolf Hitler sagte zu mir: »Gehen Sie mit in die Lage!« Ich wollte eigentlich gar nicht hineingehen. Ich ging mit und nach 15 Minuten war dann das Attentat.

JUSTICE JACKSON: Wer hat Sie mit der Meldung gesandt? Wessen Meldung sollten Sie überbringen?

BODENSCHATZ: Ich hatte den Auftrag damals vom Reichsmarschall Göring, in Munsterlager einer Besichtigung der dortigen italienischen Division beizuwohnen und dem Feldmarschall Graziani zu sagen, daß die Mannschaften dieser Division für die Flakartillerie bereitgestellt werden sollten. Nachdem der Feldmarschall Graziani sich nicht damit einverstanden erklärte, war ich gezwungen, mich im Flugzeug nach dem Führerhauptquartier zu begeben. Ich sollte nämlich in dem Sonderzug von Mussolini mitfahren, der in Munster, der dort in der Nacht vom 19. zum 20....

JUSTICE JACKSON: Herr Zeuge, beantworten Sie meine Frage. Beantworten Sie nur meine Frage, und Sie sparen uns viel Zeit. Wessen Meldung sollten Sie dem Führer überbringen?

BODENSCHATZ: Ich brachte die Botschaft, daß Graziani mit der Abgabe dieser Soldaten, dieser italienischen Division, nicht einverstanden war. Diese Meldung...

JUSTICE JACKSON: Bevor Sie zum Führerhauptquartier fuhren, haben Sie sich mit Göring deswegen in Verbindung gesetzt, nicht wahr?

BODENSCHATZ: Vor dieser Abreise, als ich nach Munsterlager flog, das war einige Tage vorher, da habe ich mit ihm gesprochen, und als ich zurückkam, und bevor ich zum Führer ging, habe ich Hermann Göring telephonisch in seinem Hauptquartier angerufen und ihm die gleiche Meldung gemacht.

JUSTICE JACKSON: Hat er Ihnen befohlen, zu dieser Zeit in das Führerhauptquartier zu gehen und dem Führer Meldung zu erstatten?

BODENSCHATZ: Den Entschluß zu dieser Abreise vom Munsterlager habe ich selbständig gefaßt, weil es für Adolf Hitler wichtig war, diese Meldung zu wissen, bevor Mussolini, der am 20. Juli um 3.00 Uhr nachmittags im Führerhauptquartier erwartet wurde...

JUSTICE JACKSON: So wie ich Sie verstehe, wünschte Göring eine friedliche Lösung der Verhandlungen in München?

BODENSCHATZ: Das hat er mir mehrmals gesagt.

JUSTICE JACKSON: Und er war mit dem Ergebnis, das dort erzielt wurde, höchst zufrieden?

BODENSCHATZ: Er war sehr zufrieden. Ich habe das vorher betont, indem ich sagte, als er aus dem Sitzungssaal kam, sagte er spontan: »Das ist der Friede«.

JUSTICE JACKSON: Und wenn Sie sagen, daß Göring auch Frieden mit Polen wünschte, so wollte er die gleiche Art von Frieden, nicht wahr?

BODENSCHATZ: Über den Frieden mit Polen habe ich nicht mit ihm gesprochen.

JUSTICE JACKSON: Hatte er selbst jemanden gesandt, oder hat er Hitler veranlaßt, jemanden nach München zu senden, um Ribbentrop zu kontrollieren?

BODENSCHATZ: Persönlich weiß ich darüber nur folgendes: Hier, in der Gefangenschaft, hat Hauptmann Wiedemann mir erzählt, daß Hermann Göring den Wunsch geäußert habe, den Herrn von Neurath mitzunehmen, und Wiedemann sagte mir, daß Adolf Hitler diesem Wunsche entsprochen habe.

JUSTICE JACKSON: Sie wurden bereits von einem Vertreter der Vereinigten Staaten über dieses Thema verhört, bevor Wiedemann hierher kam. Stimmt das?

BODENSCHATZ: Bevor?

JUSTICE JACKSON: Bevor Wiedemann hierher gebracht wurde.

BODENSCHATZ: Über dieses Thema bin ich nicht verhört worden, über das Münchener Abkommen und Herrn von Neurath.

JUSTICE JACKSON: Wurden Sie am 6. November 1945 verhört, und haben Sie nicht damals ausgesagt, daß Göring sich in scharfer Form über Ribbentrop äußerte und Hitler bat, Neurath mit sich nach München zu nehmen, um einen Repräsentanten in Bereitschaft zu haben? Haben Sie das nicht gesagt, als Sie von einem Vertreter der Vereinigten Staaten verhört wurden?

BODENSCHATZ: Ich kann mich im Augenblick nicht erinnern. Wenn das aber im Protokoll steht, so wird es wohl so sein.

JUSTICE JACKSON: Bei dieser Zusammenkunft... Sie wissen übrigens, daß Göring nach München den Tschechen sein Ehrenwort gegeben hatte, daß kein weiterer Angriff gegen sie stattfinden würde. Wußten Sie das nicht?

BODENSCHATZ: Ich bitte noch einmal zu wiederholen.

JUSTICE JACKSON: Sie wissen, daß Göring nach München, als er mit dem Ergebnis zufrieden war, sein Ehrenwort gab, daß keine weiteren Angriffshandlungen gegen die Tschechen erfolgen würden. Wußten Sie das?

BODENSCHATZ: Nein, das wußte ich nicht.

JUSTICE JACKSON: Diese Zusammenkunft, die in London stattfand, ich meine die Zusammenkunft, die stattfand, als Engländer anwesend waren...

BODENSCHATZ: In Husum, ja.

JUSTICE JACKSON: Wer war der Schwede, der anwesend war?

BODENSCHATZ: Der anwesende Schwede war Herr Dahlerus.

JUSTICE JACKSON: Wer waren die anwesenden Engländer?

BODENSCHATZ: Es waren sechs bis acht englische Wirtschaftsführer, die Namen sind mir nicht bekannt.

JUSTICE JACKSON: Und zu jener Zeit... Übrigens, welches war das genaue Datum dieser Zusammenkunft?

BODENSCHATZ: Ich kann das nicht genau sagen; es war Anfang August.

JUSTICE JACKSON: War es nicht am 7. August?

BODENSCHATZ: Ich kann es nicht sagen.

JUSTICE JACKSON: War Herr Dahlerus anwesend?

BODENSCHATZ: Die Frage, ob Dahlerus da war? Ich kann mich hundertprozentig nicht erinnern, ob er da war. Ich wußte nur, als ich mit dem Herrn Rechtsanwalt darüber sprach, sagte er mir, Dahlerus war da. Aber ich kann hundertprozentig nicht beschwören, ob er anwesend war. Ich habe das angenommen, weil mir der Rechtsanwalt, Herr Dr. Stahmer sagte, er sei dagewesen. Darauf gründete ich meine Aussage von vorher, daß ich sagte, daß Hermann Göring und Dahlerus bei dieser Sitzung anwesend waren.

JUSTICE JACKSON: Und das Thema der Besprechung bildeten die polnischen Beziehungen zum Deutschen Reich?

BODENSCHATZ: Es war nicht von polnischen Beziehungen die Rede, sondern von den englischen Beziehungen. Von den Beziehungen zwischen England und Deutschland. Von polnischen Beziehungen war nicht die Rede.

JUSTICE JACKSON: Und Göring wollte, daß die englischen Herren dafür sorgen sollten, daß England Deutschland nicht angreifen würde?

BODENSCHATZ: In diesem Sinne hat er das nicht ausgedrückt. Er sagte, wie ich vorhin bereits ausdrückte, die englischen Herren sollten, wenn sie nach Hause kämen, im gleichen Sinne wie er bei den maßgebenden Stellen ihren Einfluß für den Frieden geltend machen.

JUSTICE JACKSON: Wurde das nicht im Zusammenhang mit den polnischen Verhandlungen gesagt, die damals stattfanden?

BODENSCHATZ: Von den polnischen Verhandlungen? Ich kann mich nicht erinnern, daß von den polnischen Verhandlungen gesprochen wurde.

JUSTICE JACKSON: Waren Sie mit Hermann Göring zusammen, als der Polenkrieg ausbrach?

BODENSCHATZ: Als der polnische Krieg anfing, war ich in Berlin.

JUSTICE JACKSON: Waren Sie da noch in Ihrem Amte unter dem Befehl Hermann Görings?

BODENSCHATZ: Ich stand damals unter Hermann Görings Befehl.

JUSTICE JACKSON: Wann hatten Sie die ersten Vorbereitungen für den Vormarsch Ihrer Streitkräfte nach Polen getroffen?

BODENSCHATZ: Darüber kann ich keine maßgebenden Auskünfte geben, das war Sache des Generalstabs. Ich weiß nur, daß in der Zeit vor Beginn des Krieges der Generalstabschef mehrmals beim Oberbefehlshaber der Luftwaffe, bei Hermann Göring, war, und da sind solche Fragen besprochen worden. Ich selbst bin nicht orientiert, wieviel Kräfte im polnischen Feldzug eingesetzt werden sollten.

JUSTICE JACKSON: Waren Sie bei der Besprechung anwesend, in der Hermann Göring mitteilte, daß er gleich nach München den Befehl erhalten hätte, die Luftwaffe auf das Fünffache zu erhöhen?

BODENSCHATZ: Ich kann mich nicht erinnern, daß ich bei einer solchen Besprechung anwesend war.

JUSTICE JACKSON: Sie wissen, daß die Luftwaffe nach München stark vergrößert wurde?

BODENSCHATZ: Nein, das weiß ich nicht. Planmäßig ist diese Luftwaffe weiter gefördert worden. Ich kann in diesem Zusammenhang überhaupt sagen, daß die Luftwaffe zu Beginn des polnischen Feldzuges weder führungsmäßig noch richtungsmäßig noch materialmäßig auf der Höhe war.

VORSITZENDER: Mr. Jackson! Wollen Sie jetzt die Verhandlung unterbrechen, oder wollen Sie bis zum Schluß fortsetzen?

JUSTICE JACKSON: Es wäre bequem, jetzt abzubrechen. Wir werden am Vormittag sicher nicht mehr fertig.

VORSITZENDER: Sie wollen also jetzt unterbrechen?

JUSTICE JACKSON: Ja.

VORSITZENDER: Gut.