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[Zum Zeugen gewandt:]

Hier ist das Schreiben vom 20. Mai 1942; es handelt sich um Ihren Brief an »Wölffchen«, das ist Obergruppenführer Wolff; er ist von Ihnen unterschrieben, nicht wahr?

MILCH: Ich habe ihn unterschrieben; das ist ein Brief, der mir von der Sanitäts-Inspektion, wie ich heute Morgen sagte, vorgelegt worden ist und aus dem ersichtlich ist, daß wir uns aus dieser Sache ziehen wollten, und dem wir nach Möglichkeit eine höfliche Form gegeben haben.

MR. ROBERTS: Der wichtige Teil dieses Briefes, wenn ich zusammenfassen darf, besteht darin, daß Sie sagen: »Bezüglich des Telegramms vom 12. Mai hat unser Sanitäts-Inspektor...«

VORSITZENDER: Herr Roberts, wenn ich mich richtig erinnere, hat der Zeuge, als ihm diese Briefe vorgelegt wurden, gesagt, er habe sie nicht gelesen, er habe sie unterschrieben, ohne sie gelesen zu haben.

MR. ROBERTS: Gut, Euer Lordschaft! Vielleicht sollte ich dieses Thema besser verlassen, wenn Euer Lordschaft glauben, daß ich ein Thema behandle, das schon zu oft behandelt worden ist.

[Zum Zeugen gewandt:]

Wollen Sie dem Gerichtshof glauben machen, daß Sie diese beiden Briefe an Wolff unterschrieben haben, der Verbindungsoffizier war zwischen... nicht wahr... wer war Wolff?

MILCH: Nein, Wolff war kein Verbindungsoffizier, er war der Adjutant von Himmler. Er hatte ein Telegramm an uns geschickt, anscheinend an die Sanitäts- Inspektion. Der Sanitäts-Inspektor antwortete über mich, weil es, ich kann nicht sagen aus welchem Grunde, nicht praktisch erschien, daß er antwortete. Ich habe in meinen Vernehmungen gesagt, daß ich diese Briefe unterschrieben habe, daß diese Briefe aber nicht in meinem Büro diktiert worden sind, sondern daß man sie auf meinem Briefpapier, das wurde allgemein so gehandhabt, als Antwort der Sanitäts-Inspektion geschrieben hat. Ich hatte weder mit unseren Versuchen über Höhenluftfahrt zu tun, noch hatte ich mit der Sanitäts-Inspektion etwas zu tun oder mit irgendwelchen Sachen bei den Versuchen der SS.

MR. ROBERTS: Wußten Sie, daß diese Luftdruckkammerversuche an lebenden Menschen, an lebenden Seelen, die von Dachau geliefert worden waren, ausgeführt wurden?

MILCH: An wem sie gemacht wurden, das geht ja aus dem Brief hervor, den die Sanitäts-Inspektion mir vorgelegt hatte. Wir machten bei der Luftwaffe viele Versuche an unseren eigenen Sanitätsoffizieren, die sich freiwillig dazu meldeten und betrachteten das als unsere Sache, da wir es nur mit unseren eigenen Leuten machten. Wir wollten daher von der SS keinerlei Versuche haben, weil sie uns nicht interessierten. Die Versuche waren bereits bei uns mit unseren eigenen Leuten durchgeführt worden vor langer Zeit wir brauchten das gar nicht, es war eine Einmischung der SS; es ging die SS nichts an und wir haben es nie verstanden, warum die SS sich in diese Sache eingemischt hat.

MR. ROBERTS: Hat Himmler Ihnen nicht einen Brief geschrieben im November 1942, Dokument 1617-PS, in dem er sagte, daß Experimente durchgeführt würden, sowohl Höhendruck- als auch Kaltwasserexperimente, und daß er, Himmler, Asoziale und Verbrecher aus Konzentrationslagern dafür zur Verfügung stelle. Erinnern Sie sich dieses Briefes?

MILCH: Mir ist dieser Brief gezeigt worden. Ich habe auch an diesen Brief keine Erinnerung. Ich weiß nicht, warum Herr Himmler überhaupt an mich geschrieben hat. Von meinem Büro gingen diese Briefe immer unmittelbar, ohne mir vorgelegt worden zu sein, an die entsprechenden Stellen der Sanitäts-Inspektion. Von dort kam dann die Antwort über mein Büro zurück. Ich war nicht in der Lage, dazu eine eigene Stellung zu nehmen, weil ich nicht wußte, um was es sich handelte und nicht beurteilen konnte, was medizinisch dort vorging.

MR. ROBERTS: Wenn Sie behaupten, daß Sie nichts über Briefe wissen, die Sie unterschrieben haben, dann kann ich die Angelegenheit nicht länger behandeln.

Ich komme nun zum letzten Punkt.

MILCH: Ich hatte im Tage mehrere hundert Briefe zu unterschreiben, von denen ich nicht wissen konnte, um was es im einzelnen ging. Es handelte sieh um ein Spezialwissen und ich habe nur unterschrieben, um dem Sanitäts-Inspektor, der aus dem heute Morgen erwähnten Grunde diese Unterschrift nicht selbst leisten wollte, die Verantwortung abzunehmen.

MR. ROBERTS: Gut, ich verlasse diesen Punkt.

Also jetzt zum letzten Punkt. Sie sagten am Freitag, daß ein deutscher General hingerichtet worden sei, weil er Juwelen gestohlen hatte. Wo hat dieser Diebstahl stattgefunden?

MILCH: Das vermag ich nicht zu sagen. Ich habe es in Erinnerung, als ob es in Belgrad gewesen wäre. Der Name des Generals ist General Wafer, das weiß ich noch.

MR. ROBERTS: Es handelt sich um Juwelen, die in Belgrad gestohlen worden waren?

MILCH: Das vermag ich nicht zu sagen. Ich kenne es nur soweit wie ich es am Freitag gesagt habe.

MR. ROBERTS: Die deutschen Behörden haben also die Todesstrafe als eine angemessene Strafe für Diebstahl angesehen? Scheinbar ist es so?

MILCH: Ich habe die Frage hier nicht hören können.

MR. ROBERTS: Gut, vielleicht war es ein Kommentar.

Ich werde jetzt die nächste Frage an Sie stellen. Wie hoch war der Wert der gestohlenen Juwelen?

MILCH: Ich kann nur sagen, ich weiß weder, wie gestohlen wurde, noch weiß ich, was gestohlen wurde, noch wie hoch es war, nur die Tatsache, daß es Juwelen gewesen sein sollen, die er sich angeeignet hatte, und daß dafür die Todesstrafe ausgesprochen wurde.

MR. ROBERTS: Hat Göring jemals über seine Kunstsammlung mit Ihnen gesprochen, die er aus den besetzten Gebieten bekam?

MILCH: Mir ist nichts davon bekannt.

MR. ROBERTS: Soll ich Ihnen einen Abschnitt aus einem Beweisstück verlesen; es handelt sich um einen Befehl Görings vom 5. November 1940. Göring an den Chef der Militärverwaltung in Paris und an den Einsatzstab Rosenberg, Verfügung über Kunstgegenstände, die in den Louvre gebracht worden waren, in folgender Reihenfolge: Erstens, jene Kunstgegenstände...

VORSITZENDER: Herr Roberts, er hat dieses Dokument nie gesehen, und er sagt, daß er nichts darüber wisse.

MR. ROBERTS: Wenn Euer Lordschaft der Ansicht sind, daß ich ihn nicht darüber befragen soll...