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[Zum Zeugen gewandt:]

Herr Oberst von Brauchitsch, können Sie etwas darüber angeben, wie die Beziehungen des Reichsmarschalls zu Himmler waren?

VON BRAUCHITSCH: Soweit ich darüber unterrichtet bin und darüber Auskunft geben kann, bestand zwischen Himmler und Göring ein Verhältnis, bei dem äußerlich äußerste Vorsicht angewandt wurde; innerlich aber kann von keinem Verhältnis zwischen den beiden gesprochen werden.

DR. STAHMER: Können Sie etwas angeben darüber, ob das deutsche Volk noch bis zum letzten Augenblick dem Reichsmarschall Göring gegenüber sich durchaus so verhalten hat, daß es ihm vertraute, und daß es ihm noch sein besonderes Vertrauen erwiesen hat bei besonderen Gelegenheiten? Können Sie solche Fälle anführen?

VON BRAUCHITSCH: Ich kann da vielleicht zwei Fälle anführen. Das eine Mal war der Reichsmarschall Ende 1944, Anfang 1945 – den Zeitpunkt kann ich nicht mehr genau sagen – in einem öffentlichen Luftschutzkeller ohne jegliche Begleitung oder Bewachung, unterhielt sich freundlich mit den Leuten und wurde mit seinem alten Ruf »Hermann, halt' die Ohren steif!« begrüßt.

Ein anderes Beispiel: Auf der Fahrt von Berlin nach Berchtesgaden, in der Nacht vom 20. auf den 21. April, war der Reichsmarschall am 21. vormittags oder gegen Mittag in einer Stadt im Sudetengau, in der er eine kurze Frühstückspause in einem öffentlichen Restaurant machte; nach kurzer Zeit war der Markt von Menschen so angefüllt, die ihn um seine Unterschrift baten, daß wir ihn in dem Gedränge nicht mehr mit seinem Wagen herausbringen konnten. Auch hier wurde er mit seinem alten Ruf »Hermann« begrüßt.

DR. STAHMER: Ich habe keine weiteren Fragen.

VORSITZENDER: Der Zeuge kann abtreten.

DR. STAHMER: Ich rufe als nächsten Zeugen den Staatssekretär Paul Körner.

[Der Zeuge betritt den Zeugenstand.]

VORSITZENDER: Heißen Sie Paul Körner?

ZEUGE PAUL KÖRNER: Ja.

VORSITZENDER: Sprechen Sie mir bitte diesen Eid nach:

Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen und nichts hinzusetzen werde.

[Der Zeuge spricht die Eidesformel nach.]

VORSITZENDER: Sie können sich setzen, wenn Sie wollen.

DR. STAHMER: Herr Zeuge, welche dienstliche Stellung hatten Sie vor der Kapitulation?

KÖRNER: Ich war Staatssekretär des Preußischen Staatsministeriums.

DR. STAHMER: Gehörten Sie in diesem Amt zu den engeren Mitarbeitern des Reichsmarschalls?

KÖRNER: Ja.

DR. STAHMER: Wann lernten Sie den Reichsmarschall kennen?

KÖRNER: Im Jahre 1926.

DR. STAHMER: Wann wurden Sie von ihm zur Mitarbeit herangezogen?

KÖRNER: Ende 1931.

DR. STAHMER: In welcher Eigenschaft?

KÖRNER: Ich habe Sekretärdienste bei ihm geleistet.

DR. STAHMER: Wann wurden Sie in den Staatsdienst übernommen?

KÖRNER: Im April 1933. Verzeihung, das frühere Datum war 1931.

VORSITZENDER: Der Übersetzer sagte, das frühere Datum war 1931; was war 1931 für ein Datum?

DR. STAHMER: 1931 kam er erstmalig mit Göring in Berührung und wurde sein Privatsekretär. 1933 trat er in den Staatsdienst ein.