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Wünscht die Anklagevertretung Fragen zu stellen?

JUSTICE JACKSON: Sie haben in Ihrer Aussage auf eine Unterhaltung zwischen Göring und Thälmann hingewiesen.

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Wollen Sie uns berichten, wann diese Besprechung stattgefunden hat?

KÖRNER: Das muß im Sommer 1933 gewesen sein.

JUSTICE JACKSON: Im Sommer 1933? War das vor oder nach dem Reichstagsbrand?

KÖRNER: Das ist nach dem Reichstagsbrand gewesen.

JUSTICE JACKSON: Und Thälmann war im Reichstagsbrandprozeß angeklagt und vom Gerichtshof freigesprochen, nicht wahr?

KÖRNER: Ich kann mich daran nicht mehr genau erinnern.

JUSTICE JACKSON: Erinnern Sie sich gar nicht daran? Erinnern Sie sich, daß er angeklagt war?

KÖRNER: Ich kann mich nicht mehr ganz genau entsinnen, ob er angeklagt war, aber es kann sein.

JUSTICE JACKSON: Wissen Sie, wo er starb?

KÖRNER: Nein, das weiß ich nicht.

JUSTICE JACKSON: Wissen Sie, daß er nach dem Reichstagsbrand in Buchenwald interniert wurde und dort blieb, bis er 1944 starb. Wußten Sie das?

KÖRNER: Ich entsinne mich, daß er einem Luftangriff zum Opfer gefallen sein soll.

JUSTICE JACKSON: Und wo war er, als er ein Opfer dieses Luftangriffs wurde?

KÖRNER: Wo sich Thälmann... Ich habe die Frage nicht richtig verstanden.

JUSTICE JACKSON: Wo war Thälmann, als er dem Luftangriff zum Opfer fiel?

KÖRNER: Soviel ich gehört habe, soll er sich im Konzentrationslager Buchenwald aufgehalten haben.

JUSTICE JACKSON: Und wie lange ist er dort gewesen?

KÖRNER: Das weiß ich nicht. Es entzieht sich meiner Kenntnis.

JUSTICE JACKSON: Wohnten Sie der Besprechung zwischen Thälmann und Göring bei?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Worüber hat er sich denn in dem Konzentrationslager beschwert?

KÖRNER: Über bestimmte Behandlungen bei Vernehmungen.

JUSTICE JACKSON: Waren das die einzigen Beschwerden, die er vorbrachte?

KÖRNER: Soviel ich mich entsinne, ja. Der Reichsmarschall erkundigte sich, ob er auch gut zu essen bekäme und ob er auch richtig behandelt würde. Das wurde alles dabei erörtert.

JUSTICE JACKSON: Und Thälmann hatte nichts weiter am Konzentrationslager auszusetzen, abgesehen von seiner Behandlung bei den Verhören?

KÖRNER: Soviel ich mich entsinne, war das seine Hauptbeschwerde.

JUSTICE JACKSON: Wurden die Kommunisten von den Nazis als Staatsfeinde betrachtet?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Und Konzentrationslager wurden also gebaut, um unter anderen Kommunisten aufzunehmen. Ist das richtig?

KÖRNER: Ja.

JUSTICE JACKSON: Und Juden?

KÖRNER: Jawohl, soweit diese als Staatsfeinde bekannt waren.

JUSTICE JACKSON: Wurden Juden auch als Staatsfeinde betrachtet?

KÖRNER: Im allgemeinen nicht, nur wenn sie als solche erkannt waren.

JUSTICE JACKSON: Als solche erkannt waren – als Juden?

KÖRNER: Nein, wenn ein Jude als Staatsfeind erkannt war, dann wurde er auch als Staatsfeind behandelt.

JUSTICE JACKSON: Wovon hing das ab, ob er als Staatsfeind betrachtet wurde oder nicht?

KÖRNER: Sein entsprechendes Verhalten, seine aktive Beteiligung an staatsfeindlichen Aktionen.

JUSTICE JACKSON: Was zum Beispiel? Was für Aktionen?

KÖRNER: Das kann ich im einzelnen auch nicht sagen. Ich bin nicht Leiter der Geheimen Staatspolizei gewesen und kenne natürlich die Einzelheiten nicht.

JUSTICE JACKSON: Waren Sie nicht bei Göring als sein Sekretär, während er Chef der Geheimen Staatspolizei war?

KÖRNER: Ich bin ja im Jahre 1933 Staatssekretär des Preußischen Staatsministeriums geworden.

JUSTICE JACKSON: Und haben Sie nicht als solcher mit Konzentrationslagern unter der Gestapo zu tun gehabt?

KÖRNER: Nein, ich habe nicht damit zu tun gehabt.

JUSTICE JACKSON: Wer hat das für Göring getan?

KÖRNER: Der damalige Ministerialdirektor Diels.

JUSTICE JACKSON: Wußten Sie, daß Göring bei der Aufstellung der Geheimen Staatspolizei SS-Leute verwendete, um die Gestapo aufzufüllen?

KÖRNER: Daran kann ich mich nicht mehr entsinnen.

JUSTICE JACKSON: Sie waren Mitglied der SS, nicht wahr?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Welche Dienststellung hatten Sie in der SS?

KÖRNER: Ich habe in der SS nie eine Dienststellung eingenommen und habe auch keinerlei Formation geführt. Ich war lediglich Mitglied der SS.

JUSTICE JACKSON: Waren Sie nicht Obergruppenführer?

KÖRNER: Jawohl, ich war SS-Obergruppenführer.

JUSTICE JACKSON: Nun zu diesen wilden Konzentrationslagern... Sie sind gefragt worden, wer sie errichtet hat, und ich glaube, Sie haben nicht geantwortet. Wollen Sie uns bitte erzählen, wer diese Konzentrationslager errichtete?

KÖRNER: Ja, ich entsinne mich an zwei Lager. Bei dem einen weiß ich es ganz genau, das war der Gruppenführer Heines in Breslau.

JUSTICE JACKSON: Gruppenführer welcher Organisation?

KÖRNER: SA-Gruppenführer Heines in Breslau.

JUSTICE JACKSON: Wer war der andere?

KÖRNER: Das weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, es ist Karpfenstein gewesen. Das kann ich aber nicht mehr mit Bestimmtheit sagen.

JUSTICE JACKSON: Wer war das?

KÖRNER: Karpfenstein war Gauleiter in Stettin.

JUSTICE JACKSON: Und der Gauleiter war ein Parteifunktionär?

KÖRNER: Jawohl, war ein Parteifunktionär.

JUSTICE JACKSON: Und die Konzentrationslager waren geplant nicht nur für Staatsfeinde, sondern auch für Feinde der Partei. Stimmt das?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: War der Ministerpräsident von Preußen Chef der Geheimen Staatspolizei?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Und in seiner Abwesenheit sollte der Staatssekretär des Staatsministeriums als Chef der Geheimen Staatspolizei fungieren?

KÖRNER: Nein, das war Diels.

JUSTICE JACKSON: Beruhte das alles nicht auf dem Gesetz? Wußten Sie nicht, daß das das Gesetz war, durch welches die Geheime Staatepolizei errichtet wurde – Paragraph 1, Absatz 2?

KÖRNER: Ich kann mich nicht mehr genau an dieses Gesetz erinnern. Ich kenne die Einzelheiten nicht mehr.

JUSTICE JACKSON: Kennen Sie das Gesetz vom 30. November 1933? Sie kennen nicht mehr das Gesetz, nach dem Sie handelten?

KÖRNER: Ich habe das Gesetz jetzt nicht in Erinnerung. Ich muß es zuerst mal wieder zu sehen bekommen.

JUSTICE JACKSON: Was war an diesen Konzentrationslagern nicht in Ordnung, daß sie geschlossen werden mußten?

KÖRNER: Diese wilden Konzentrationslager waren damals ohne Genehmigung des damaligen preußischen Ministerpräsidenten ins Leben gerufen worden, und er hat sie auch deswegen unverzüglich verboten.

JUSTICE JACKSON: War das der einzige Grund, daß sie ohne seine Genehmigung errichtet worden waren?

KÖRNER: Ich glaube ja.

JUSTICE JACKSON: Und er hat sie sofort aufgelöst?

KÖRNER: Aufgelöst, jawohl.

JUSTICE JACKSON: Göring hat keine Konzentrationslager geduldet, die nicht unter seiner Kontrolle standen, und der Führer hat ihn dabei gedeckt. Stimmt das?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Nun, von Zeit zu Zeit sind an Sie Beschwerden über die Behandlung von Leuten in Konzentrationslagern eingelaufen, und zwar während der ganzen Zeit, als Sie bei Göring waren, nicht wahr?

KÖRNER: Da sind öfters Beschwerden eingelaufen, jawohl.

JUSTICE JACKSON: Welcher Art waren diese Beschwerden?

KÖRNER: Verschiedener Art.

JUSTICE JACKSON: Sagen Sie dem Gerichtshof, was für Beschwerden Sie zu bearbeiten hatten.

KÖRNER: Das waren meistens Angehörige von Leuten, die ins Konzentrationslager gebracht worden waren. Sie baten um Freilassung oder beschwerten sich, daß diese Leute zu Unrecht ins KZ gebracht worden waren.

JUSTICE JACKSON: Das heißt also, daß sie unschuldig waren und keinerlei Verbrechen begangen hatten?

KÖRNER: Das behaupteten die Angehörigen.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie irgend etwas unternommen, um sie aus dem Konzentrationslager zu entlassen?

KÖRNER: Der Reichsmarschall hat angeordnet, daß alle Beschwerden beantwortet werden mußten. Es ist dann sofort der Sache nachgegangen worden.

JUSTICE JACKSON: Und haben Sie gefunden, daß viele dieser Leute unschuldig waren? Oder fanden Sie, daß sie schuldig waren?

KÖRNER: Wenn ein Fall darunter war, daß einer zu Unrecht in ein Konzentrationslager gebracht worden war, dann wurde er auch unverzüglich entlassen.

JUSTICE JACKSON: Und wem wurde mitgeteilt, daß er unschuldig befunden worden war und daß er aus dem Konzentrationslager entlassen werden sollte?

KÖRNER: Die Mitteilung ging an die Geheime Staatspolizei.

JUSTICE JACKSON: An wen bei der Geheimen Staatspolizei? Wie hieß der Mann, mit dem Sie sich in Verbindung setzten?

KÖRNER: Wer diese Fälle im einzelnen bearbeitet hat, weiß ich nicht. Der Leiter war, soviel ich mich entsinne, früher Heydrich, dann später Kaltenbrunner, beziehungsweise Müller.

JUSTICE JACKSON: Göring stand auf gutem Fuße mit all diesen Leuten, nicht wahr?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Er war mit all jenen Männern gut bekannt?

KÖRNER: Selbstverständlich.

JUSTICE JACKSON: Wenn Sie behaupten, daß Göring Leute aus Konzentrationslagern entließ, sprechen Sie da von nur einem Fall oder zwei Fällen, oder hat er eine ganze Menge Leute freigelassen?

KÖRNER: Im Laufe der Jahre sind natürlich mehrere Fälle zusammengekommen.

JUSTICE JACKSON: Was meinen Sie mit »mehreren Fällen«?

KÖRNER: Ich kann die Anzahl natürlich jetzt auch nicht mehr sagen. Auf jeden Fall sind es eine ganze Masse von Fällen gewesen, wo die Leute freigelassen wurden.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie bei Ihren Untersuchungen jemals gefunden, daß die Leute schuldig waren?

KÖRNER: Wenn sie nicht freigelassen werden konnten, dann waren sie ja irgendwie schuldig.

JUSTICE JACKSON: Wer hat das entschieden?

KÖRNER: Das wurde, soviel ich weiß, von der Leitung der Geheimen Staatspolizei entschieden.

JUSTICE JACKSON: Was haben Sie bei Gesuchen um Freilassungen unternommen? Haben Sie der Geheimen Staatspolizei mitgeteilt, daß Sie deren Auffassung über die Schuld des Betreffenden nicht teilten, oder hat Göring einfach angeordnet oder verlangt, daß der Mann entlassen werde?

KÖRNER: Nein. Es wurde den Leuten genau mitgeteilt, warum der betreffende Mann freigelassen werden sollte.

JUSTICE JACKSON: Kennen Sie irgendeinen Fall, in dem Göring die Freilassung eines Mannes aus einem Konzentrationslager verlangte, diesem Verlangen aber nicht entsprochen wurde?

KÖRNER: Das kann ich so ohne weiteres jetzt nicht sagen. Ich will einmal darüber nachdenken.

JUSTICE JACKSON: Sie können sich doch wohl heute an keinen solchen Fall erinnern, in dem Görings Ersuchen um Entlassung nicht nachgekommen wurde?

KÖRNER: Im Augenblick kann ich mich an keinen Fall erinnern.

JUSTICE JACKSON: Wieviel Leute wurden im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch in Konzentrationslager gesteckt?

KÖRNER: Das kann ich auch nicht sagen.

JUSTICE JACKSON: Wieviel Leute wurden in diesem Zusammenhang getötet?

KÖRNER: Das kann ich aus dem Gedächtnis auch nicht mehr sagen. Aber soviel bekannt ist, sind diese Zahlen seinerzeit bekanntgegeben worden.

JUSTICE JACKSON: Könnten es ein paar Hundert sein, die deswegen getötet wurden?

KÖRNER: Ich möchte mich auf eine Zahl nicht festlegen, da mich da mein Gedächtnis täuschen kann.

JUSTICE JACKSON: Es handelte sich doch um eine sehr große Anzahl von Menschen, nicht wahr?

KÖRNER: Eine sehr große Anzahl ist es sicherlich nicht gewesen.

JUSTICE JACKSON: Nennen Sie eine Zahl.

KÖRNER: Die Zahl ist damals bekanntgegeben worden. Das könnte man ja heute noch nachprüfen.

JUSTICE JACKSON: Warum wünschte der Reichsmarschall, daß Hitler mit der Bestrafung der Leute, die an dem Röhm-Putsch beteiligt waren, aufhören sollte?

KÖRNER: Ich habe die Frage nicht richtig verstanden.

JUSTICE JACKSON: Ich habe Ihre Aussagen so verstanden, daß der Reichsmarschall irgendwann zu Hitler ging und ihn bat, die Verfolgung der Leute, die an der Röhm-Revolte teilgenommen haben, einzustellen. Und ich möchte wissen, warum er sie eingestellt haben wollte.

KÖRNER: Damit nicht Unschuldige darunter leiden sollten. Es sollten nur absolut Schuldige gefaßt und entsprechend auch bestraft werden. Es war klar, daß der eine oder andere sein Mütchen kühlen wollte und irgendwie einen persönlichen Feind bei dieser Gelegenheit mit beseitigen wollte. Damit das nicht überhand nahm und weiterging, sollte sofort diese Aktion abgestoppt werden, und nur noch die Gerichte sollten sich mit dieser Sache befassen.

JUSTICE JACKSON: Wer traf die Auswahl der Leute, die im Verfolg der Röhm-Revolte erschossen oder sonstwie getötet wurden?

KÖRNER: Die traf der Führer persönlich.

JUSTICE JACKSON: Und hatte der Reichsmarschall, wenn er sich beschwerte, hinreichenden Einfluß, diese Aktion sofort zum Stillstand zu bringen?

KÖRNER: Damals hatte der Reichsmarschall absolut diesen Einfluß.

JUSTICE JACKSON: Sie sagten, es sei die Aufgabe des Vierjahresplanes gewesen, die Verwirrung auf dem Arbeitsmarkt in Ordnung zu bringen?

KÖRNER: Ja.

JUSTICE JACKSON: Sie vertraten den Reichsmarschall bei vielen Konferenzen, nicht wahr?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: War es nicht eine Ihrer Aufgaben, Kriegsgefangene zur Arbeit in der Rüstungsindustrie und anderen Industrien, die Arbeitskräfte brauchten, herbeizuschaffen?

KÖRNER: Nein.

JUSTICE JACKSON: Sie hatten nie etwas damit zu tun?

KÖRNER: Nein. Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz forderte selbstverständlich Kriegsgefangene für den Arbeitseinsatz an.

JUSTICE JACKSON: Sie haben an vielen Sitzungen, in denen dies besprochen wurde, teilgenommen, nicht wahr?

KÖRNER: Das weiß ich nicht so aus dem Gedächtnis.

JUSTICE JACKSON: Haben Sie dem Reichsmarschall berichtet, was sich bei solchen Sitzungen ereignete?

KÖRNER: Fragen allgemeiner Art, die auf diesen Besprechungen zur Sprache gebracht wurden, wurden immer in einem Bericht zusammengefaßt und dem Reichsmarschall vorgelegt.

JUSTICE JACKSON: Sie waren Mitglied der Zentralen Planung, nicht wahr?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Und Sie haben den Reichsmarschall dort vertreten?

KÖRNER: Nein, da habe ich den Reichsmarschall nicht vertreten. Das war ein Gremium von drei Männern, und zwar Minister Speer, Feldmarschall Milch und ich. Die Zentrale Planung wurde im Frühjahr 1942 geschaffen.

JUSTICE JACKSON: Wer hat Sie ernannt?

KÖRNER: Wir drei sind bestimmt worden, dieser Zentralen Planung anzugehören.

JUSTICE JACKSON: Von wem wurden Sie ernannt?

KÖRNER: Soviel ich mich entsinne, von Göring.

JUSTICE JACKSON: Und Sie haben ihm berichtet, was sich dort von Zeit zu Zeit ereignete, nicht wahr?

KÖRNER: Die Zentrale Planung war nichts anderes als eine Einrichtung, die die Verteilung der Rohstoffe vorzunehmen hatte. Und zwar trafen wir uns im allgemeinen vor jedem Vierteljahr, um die entsprechenden Kontingente für das kommende Vierteljahr festzulegen. Früher wurde diese Verteilung vom Vierjahresplan in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsminister vorgenommen und nach dem Frühjahr 1942, im Interesse der Rüstung, dann von dieser Zentralen Planung.

JUSTICE JACKSON: Sie wollen uns zu verstehen geben, daß die Zentrale Planung nur alle drei Monate zusammentrat?

KÖRNER: Ungefähr, ja. In ganz seltenen Fällen ist sie dann noch einmal einberufen worden, wenn es sich um Fragen handelte, die dringend gelöst werden mußten. Ich entsinne mich zum Beispiel eines Falles, daß die Landwirtschaft nicht mehr genügend Stickstoff bekam, beziehungsweise gesagt wurde, daß bei der zu geringen Zuteilung des Stickstoffes die landwirtschaftliche Produktion darunter leiden würde. Daraufhin bat der Staatssekretär Backe um eine entsprechende Besprechung, die in der Zentralen Planung stattfand.

JUSTICE JACKSON: Würden Sie bezeugen, daß Sauckel bei einer Sitzung, an der Sie teilgenommen haben, der Zentralen Planung nicht berichtet hat, daß von all den Millionen Arbeitskräften, die nach Deutschland gelangten, nur 200000 freiwillig kamen?

KÖRNER: Ich kann mich dieser Sache nicht mehr entsinnen.

JUSTICE JACKSON: Behaupten Sie, daß die Zentrale Planung niemals Arbeiterfragen besprochen hat?

KÖRNER: Bei der Zentralen Planung wurden lediglich die Arbeiteranforderungen mit aufgestellt, die einzelnen Bedarfsträger, die Rohstoffe zugeteilt bekamen, forderten dann auch die entsprechenden Arbeiter an, die ihnen fehlten. Da wurden nur ganz generelle Zahlen angegeben und diese Zahlen wurden dann an den Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz weitergeleitet.

JUSTICE JACKSON: Wie war es mit Kriegsgefangenen?

KÖRNER: Das interessierte die Zentrale Planung gar nicht, denn der Zentralen Planung wurden nur allgemeine Zahlen angegeben. Zum Beispiel, es fehlten für den einen oder anderen Industriezweig einige tausend Arbeiter, dann wurden sie mit angefordert.

JUSTICE JACKSON: Und wie war es mit Arbeitskräften aus Konzentrationslagern?

KÖRNER: Die Arbeiterverteilung wurde ja von den Arbeitsämtern vorgenommen, da hatte ja die Zentrale Planung gar nichts damit zu tun.

JUSTICE JACKSON: Ist Ihnen ein Brief vom 9. März 1944 bekannt, aus dem hervorgeht, daß 36000 Gefangene aus Konzentrationslagern eingesetzt waren und eine Erhöhung auf 90000 gefordert wurde?

KÖRNER: Ich kenne diese Anforderung nicht.

JUSTICE JACKSON: Wissen Sie etwas über die Verwendung von russischen Kriegsgefangenen für die Bemannung von Flakgeschützen?

KÖRNER: Nein.

JUSTICE JACKSON: Wußten Sie, daß, nachdem Göring die wilden Konzentrationslager aufgelöst hatte, sich die Zahl der Konzentrationslager in Deutschland sehr stark erhöhte?

KÖRNER: Das weiß ich nicht. Was nach der Übergabe an Himmler erfolgte, entzieht sich meiner Kenntnis. Es kann sein, daß eine entsprechend größere Anzahl von Lagern geschaffen worden ist.

JUSTICE JACKSON: Wie kamen Sie zu Ihrer Kenntnis über die Beziehungen Görings zu Himmler? Hat Göring Ihnen darüber erzählt?

KÖRNER: Göring hat auch einmal darüber gesprochen, und daraus konnte ich entnehmen, daß das Verhältnis in keiner Weise ein gutes war.

JUSTICE JACKSON: Wissen Sie etwas über die Ernennung Kaltenbrunners zum Führer der österreichischen Staatspolizei nach dem Anschluß?

KÖRNER: Nein.

JUSTICE JACKSON: Wissen Sie, wer Kaltenbrunner die Stellung verschafft hatte?

KÖRNER: Nein, ich habe keine Ahnung.

JUSTICE JACKSON: Sie sagten, daß Göring und Sie in der Nacht oder den Nächten in München waren, als die antijüdischen Ausschreitungen in Deutschland stattfanden?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: War auch Goebbels dort?

KÖRNER: Nein.

JUSTICE JACKSON: Fahren Sie fort; wollten Sie sonst noch irgend etwas sagen?

KÖRNER: Wir fuhren ja am 9. November von München nach Berlin, da konnte doch Goebbels gar nicht mit dabei sein.

JUSTICE JACKSON: Warum konnte er nicht dabei sein?

KÖRNER: Weil der Reichsmarschall mit seinen Leuten in seinem Zug nach Berlin fuhr.

JUSTICE JACKSON: Ich meine, wußten Sie, daß Goebbels vor diesen Ausschreitungen in München war?

KÖRNER: Jawohl, das habe ich hinterher erfahren, daß Goebbels in München war. Außerdem waren ja alle nationalsozialistischen Führer in München, weil der 9. November ja ein Tag war, wo alle sich wieder trafen.

JUSTICE JACKSON: Und Goebbels hat an diesem Abend über die Judenfrage in München gesprochen, nicht wahr?

KÖRNER: Das weiß ich nicht. Ich erinnere mich an diese Rede nicht.

JUSTICE JACKSON: Göring war dort, um an der Zusammenkunft der nationalsozialistischen Führer teilzunehmen, nicht wahr?

KÖRNER: Ja. Am 9. November traf sich ja die gesamte Führerschaft der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in München. Ein allgemeines Treffen jedes Jahr...

JUSTICE JACKSON: Und Göring hat regelmäßig daran teilgenommen?

KÖRNER: Selbstverständlich.

JUSTICE JACKSON: Und Sie haben teilgenommen?

KÖRNER: Habe auch teilgenommen.

JUSTICE JACKSON: Und Heß hat teilgenommen?

KÖRNER: Wie ich schon vorhin versicherte, haben ja alle nationalsozialistischen Führer, soweit sie überhaupt in der Lage waren, daran teilzunehmen, immer daran teilgenommen. Es hat niemals jemand gefehlt, es sei denn, daß er krank war oder wegen einer anderen dienstlichen Obliegenheit nicht hatte teilnehmen können.

JUSTICE JACKSON: Wer von den Angeklagten hier auf der Anklagebank hat an diesen Zusammenkünften teilgenommen? Ribbentrop natürlich?

KÖRNER: Ribbentrop sicher.

JUSTICE JACKSON: Keitel?

KÖRNER: Ich nehme an.

JUSTICE JACKSON: Kaltenbrunner?

KÖRNER: Ich habe Kaltenbrunner nie gesehen, weil Kaltenbrunner erst in den letzten Jahren in den öffentlichen Dienst gekommen war, und in den letzten Jahren diese Zusammenkünfte nicht mehr so stattfanden wie früher.

JUSTICE JACKSON: Rosenberg war natürlich da?

KÖRNER: Sicher, wie ich schon sagte.

JUSTICE JACKSON: Und Frank und Frick?

KÖRNER: Gewiß.

JUSTICE JACKSON: Und Streicher?

KÖRNER: Ja, in den letzten Jahren glaube ich nicht mehr. Aber früher hat er teilgenommen.

JUSTICE JACKSON: Was heißt in den letzten Jahren?

KÖRNER: Soviel ich weiß, hat Streicher in den letzten Jahren nicht mehr daran teilgenommen. Ich weiß es aber nicht mehr genau.

JUSTICE JACKSON: Er hat im November 1938, als die antijüdischen Ausschreitungen stattfanden, teilgenommen, nicht wahr?

KÖRNER: Das glaube ich, denn Streicher war damals noch in Nürnberg.

JUSTICE JACKSON: Er war sehr aktiv, nicht wahr?

KÖRNER: Ich habe die Frage nicht ganz richtig verstanden.

JUSTICE JACKSON: Er war äußerst aktiv in antijüdischen Angelegenheiten, nicht wahr?

KÖRNER: Jawohl, das ist ja allgemein bekannt.

JUSTICE JACKSON: Und haben Sie Funk bei diesen Zusammenkünften gesehen?

KÖRNER: Ich glaube, daß Funk auch öfters bei den Zusammenkünften war.

JUSTICE JACKSON: Was wurde auf dieser Zusammenkunft am 9. November, der Nacht der antijüdischen Ausschreitungen, besprochen?

KÖRNER: Es ist mir gar nicht bekannt, daß damals überhaupt etwas besprochen worden ist, denn es war ja immer ein feststehendes Programm, das sich an diesem Tage abrollte; etwas anderes ist mir nicht bekannt geworden und kann ja auch dem Reichsmarschall nicht bekannt geworden sein.

JUSTICE JACKSON: Wie hieß der Adjutant, der ihn bei seiner Ankunft am nächsten Morgen davon unterrichtete, daß sich etwas in der Nacht ereignet hatte?

KÖRNER: Das kann ich nicht mehr genau sagen, weil ja die Adjutanten dauernd wechselten. Ich weiß nur, daß ein Adjutant kam und den Bericht erstattete.

JUSTICE JACKSON: Was hatte sich seinem Berichte nach ereignet?

KÖRNER: Er teilte mit, daß in der Nacht Ausschreitungen gegen die Juden stattgefunden hatten, und daß die Ausschreitungen noch weitergingen, daß Schaufenster eingeworfen würden, Waren auf die Straßen geschmissen würden und so weiter. Darüber war Göring sehr empört.

JUSTICE JACKSON: Worüber war er empört?

KÖRNER: Über die ganzen Ausschreitungen.

JUSTICE JACKSON: Sie wollen sagen, daß er die Partei der Juden ergriff?

KÖRNER: Über die ganze Aktion.

JUSTICE JACKSON: Sie wollen sagen, daß er die Partei der Juden ergriff?

KÖRNER: Göring hatte immer eine andere Einstellung in der ganzen Judenfrage.

JUSTICE JACKSON: Sagen Sie uns, worin sie bestand. Sie können auf alle Einzelheiten eingehen. Erzählen Sie uns über seine Einstellung.

KÖRNER: Seine Haltung war immer eine gemäßigte Haltung gegenüber den Juden.

JUSTICE JACKSON: Zum Beispiel eine Geldbuße von einer Milliarde Reichsmark gleich nach dem Brand, gleich nach diesen Ausschreitungen? Sie wissen, daß er dies tat, nicht wahr?

KÖRNER: Jawohl, das war ja vom Führer verlangt worden.

JUSTICE JACKSON: Sie wissen, daß der Führer tot ist, nicht wahr? Sie wissen, daß das wahr ist?

KÖRNER: Jawohl, daß er tot ist, weiß ich.

JUSTICE JACKSON: Es ist bei Ihnen allgemein bekannt, daß der Führer tot ist?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Der Führer hat also dem Reichsmarschall befohlen, eine Geldstrafe von einer Milliarde Reichsmark zu erheben? Wer hat die Beschlagnahme der jüdischen Versicherungen, wenige Tage nach diesen Ausschreitungen, angeordnet?

KÖRNER: Das weiß ich nicht. Ich kenne jetzt die Einzelheiten nicht mehr.

JUSTICE JACKSON: Erinnern Sie sich nicht, daß dies auf Befehl Görings geschah?

KÖRNER: Ich entsinne mich jetzt nicht, in diesem Augenblick.

JUSTICE JACKSON: Warum ist Göring zu Hitler gegangen, um diesen Dingen ein Ende zu machen? Warum ging er nicht zum Chef der Polizei, deren Aufgabe es ist, Verbrechen zu verhüten?

KÖRNER: Ja, er hat sich natürlich gleich an den obersten Chef gewandt, damit ein entsprechender autoritärer Befehl nach unten gegeben werden konnte, daß diese Ausschreitungen unverzüglich aufzuhören hätten.

JUSTICE JACKSON: Ahnte er, wer sie begonnen hatte?

KÖRNER: Es hatte sich herumgesprochen, daß Goebbels der Veranlasser dieser Ausschreitungen gewesen sein soll.

JUSTICE JACKSON: Wußte er, daß auch die Gestapo und SS teilnahmen?

KÖRNER: Das weiß ich nicht. Soviel ich weiß, hat die SS nicht teilgenommen.

JUSTICE JACKSON: Hat die Gestapo teilgenommen?

KÖRNER: Nein, mir ist auch dies nicht bekannt.

JUSTICE JACKSON: Er ging also zu Hitler, um sich über Goebbels zu beschweren, der zu diesen Ausschreitungen angestiftet hatte? Ist das richtig?

KÖRNER: Jawohl, das stimmt.

JUSTICE JACKSON: Er hat also am nächsten Morgen gewußt, daß diese Ausschreitungen gegen die Juden von Mitgliedern der Regierung angestiftet worden waren?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Sie wurden am 4. Oktober vergangenen Jahres auf dem Obersalzberg in der Vernehmungszentrale von Dr. Kempner, einem Angehörigen unseres Stabes, vernommen, nicht wahr?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Und Sie haben zu Beginn Ihres Verhörs betont, daß Sie gegen Ihren früheren Vorgesetzten, Reichsmarschall Göring, nichts aussagen würden, und daß Sie Göring als den letzten großen Mann der Renaissance betrachteten; das letzte große Vorbild eines Mannes aus dem Renaissancezeitalter; daß er Ihnen die größte Aufgabe Ihres Lebens anvertraut hätte, und daß es treulos und illoyal wäre, gegen ihn auszusagen. Haben Sie das gesagt?

KÖRNER: Ja, das ist ungefähr das, was ich gesagt habe.

JUSTICE JACKSON: Nehmen Sie noch immer die gleiche Haltung ein?

KÖRNER: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Ich habe keine weiteren Fragen mehr.

VORSITZENDER: Will irgendein anderes Mitglied der Anklagebehörde diesen Zeugen vernehmen?

GENERAL RUDENKO: Zeuge, vielleicht erinnern Sie sich an eine Besprechung der Leiter der deutschen Behörden in den besetzten Gebieten, die am 6. August 1942 unter dem Vorsitz des Angeklagten Göring stattfand?

KÖRNER: Ich kann mich nicht so ohne weiteres entsinnen, um was für eine Besprechung es sich handeln soll.

GENERAL RUDENKO: Vielleicht erinnern Sie sich, daß Sie nach Beendigung dieser Konferenz vom 6. August allen Ministern die Sitzungsniederschrift zusandten. Im Anhang zu dieser Sitzungsniederschrift war die Menge, welche nach Deutschland an Nahrungsmitteln und anderen Rohmaterialien abzuliefern war, angeführt.

KÖRNER: Ich kann mich so ohne weiteres dieser Sache nicht entsinnen.

GENERAL RUDENKO: Ich werde Ihnen ein von Ihnen selbst unterzeichnetes Dokument vorlegen, das diese Besprechung beweist.