[Dem Zeugen wird ein Dokument vorgelegt.]
KÖRNER: Jawohl, ich habe Kenntnis genommen.
GENERAL RUDENKO: Erinnern Sie sich, daß dieses Dokument von Ihnen versandt wurde?
KÖRNER: Jawohl.
GENERAL RUDENKO: Aus diesem Dokument geht hervor, daß gewisse Lieferungen nach Deutschland festgesetzt wurden; so sollten insbesondere 1200000 Tonnen Nahrungsmittel von Frankreich, Belgien, den Niederlanden und von Norwegen geliefert werden. Aus Rußland sollten 3000000 Tonnen Weizen nach Deutschland versandt werden und so weiter. Halten Sie derartige Lieferungen nicht für eine Ausplünderung der besetzten Gebiete?
KÖRNER: Es war selbstverständlich, daß die besetzten Gebiete mit aller Macht an der Nahrungsmittelversorgung teilzunehmen hatten. Es wurden den besetzten Gebieten die Auflagen gemacht, die sie erfüllen konnten, beziehungsweise wenn sie nicht in der Lage waren, sie zu erfüllen, konnten sie ja nachher entsprechende Abänderungen verlangen.
GENERAL RUDENKO: Sie sagten etwas über »auspumpen«?
KÖRNER: Nein, ich habe nicht von auspumpen gesprochen. Ich habe gesagt, es wäre selbstverständlich, daß die besetzten Gebiete mit all ihren Kräften teilnehmen mußten an der Nahrungsmittelversorgung.
GENERAL RUDENKO: Die besetzten Gebiete mußten sich beteiligen?
KÖRNER: Jawohl.
GENERAL RUDENKO: Hatten denn die besetzten Gebiete die Deutschen gerufen und sie gebeten, über sie zu herrschen?
KÖRNER: Ich habe die Frage nicht richtig verstanden.
GENERAL RUDENKO: Das hätte ich auch gar nicht angenommen. Ich möchte Sie im Zusammenhang damit etwas anderes fragen. Sie erkannten nicht, daß dies eine Plünderung war; aber erinnern Sie sich nicht, daß Göring selbst...
KÖRNER: Das kann ja kein Raub gewesen sein.
GENERAL RUDENKO:... daß Göring bei der gleichen Besprechung in seiner Ansprache erklärt hatte, er beabsichtige, die besetzten Gebiete systematisch auszurauben? Erinnern Sie sich an seinen Ausdruck »systematisch ausrauben«?
KÖRNER: Nein, der Ausdruck ist mir nicht weiter bekannt.
GENERAL RUDENKO: Vielleicht entsinnen Sie sich, daß er bei der gleichen Zusammenkunft, als er zu den Führern der besetzten Gebiete sprach, er zu ihnen sagte: »Sie sind nicht dorthin geschickt worden, um für das Wohl des Ihnen anvertrauten Volkes zu arbeiten, sondern, um aus diesem Lande alles auszupumpen, was möglich ist.« Entsinnen Sie sich an diese Worte des Angeklagten Göring?
KÖRNER: Ich kann mich auf diesen Ausdruck nicht besinnen.
GENERAL RUDENKO: Sie können sich nicht darauf besinnen?
KÖRNER: Nein.
GENERAL RUDENKO: Erinnern Sie sich an einen längeren Briefwechsel zwischen Göring und Rosenberg, worin Rosenberg darauf bestand, daß alle Funktionen der wirtschaftlichen Ausbeutung der besetzten Gebiete der Sowjetunion den militärischen Wirtschaftsstellen weggenommen und dem von Rosenberg geführten Ministerium übertragen werden sollten?
KÖRNER: Ich kenne dieses Schreiben nicht.
GENERAL RUDENKO: Sie wissen das nicht? Und in diesem Zusammenhang können Sie sich auch nicht daran erinnern, daß dieser Briefwechsel nicht zu einer Lösung der Frage geführt hat?
KÖRNER: Ich kann mich auf diesen Briefwechsel nicht entsinnen.
GENERAL RUDENKO: Sie wissen überhaupt nichts. Erinnern Sie sich, daß im Jahre 1944...
DR. STAHMER: Ich möchte auf eines hinweisen: die Übersetzung ist sehr unvollständig und unverständlich. Wir verstehen die Frage zum Teil auch nicht.
GENERAL RUDENKO: Ich glaube, ich kann nichts dafür, wenn der Zeuge nicht alle meine Fragen versteht.