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[Der Zeuge verläßt den Zeugenstand.]

DR. LATERNSER: Herr Präsident! Sowohl heute vormittag durch einen Vertreter der Anklage als auch jetzt durch eine Äußerung des Herrn Präsidenten ist mir aufgefallen, daß der Zeuge zweimal als Angeklagter bezeichnet worden ist. Ich glaube, daß diese Bezeichnung nicht richtig ist. Der Zeuge ist erstmals hier in seiner Funktion als Zeuge aufgetreten, und im übrigen ist nicht das einzelne Mitglied der Gruppe angeklagt, sondern die Gruppe selbst, so daß es nicht richtig sein kann, den Zeugen als Angeklagten zu bezeichnen.

VORSITZENDER: Dr. Laternser! Es ist vielleicht nicht ganz richtig, ihn als Angeklagten zu bezeichnen. Er ist aber ein Mitglied des Generalstabs. Ich glaube, Sir David Maxwell-Fyfe hat klargestellt, daß er ihn nur als Mitglied der Gruppe betrachtet, hinsichtlich der die Anklageschrift den Gerichtshof auffordert, sie für verbrecherisch zu erklären. Nur so sollte es aufgefaßt werden, und ich habe Dr. Stahmer nur darauf aufmerksam gemacht, daß die Fragen, die gestellt worden sind, nicht notwendigerweise für den Fall Göring erheblich waren, sondern daß sie erheblich und allein erheblich für den Fall des Generalstabs sein könnten.

DR. LATERNSER: Herr Präsident! Mir ist die Stellung der einzelnen Generale völlig klar. Ich wollte nur verhindern, daß die Generale, obwohl sie es nicht sind, nunmehr als Angeklagte bezeichnet werden. Und dazu wollte ich Beweismaterial haben.

VORSITZENDER: Gut.

DR. STAHMER: Wenn das Gericht einverstanden ist, rufe ich nun den Angeklagten, den früheren Reichsmarschall Göring als Zeugen auf.

[Der Angeklagte betritt den Zeugenstand.]

VORSITZENDER: Wollen Sie bitte Ihren Namen nennen.

HERMANN WILHELM GÖRING: Hermann Göring.

VORSITZENDER: Wollen Sie mir diesen Eid nachsprechen: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sage, nichts fortlassen und nichts hinzufügen werde.

[Der Zeuge spricht die Eidesformel nach.]

VORSITZENDER: Sie können sich setzen.

DR. STAHMER: Wann und wo sind Sie geboren?

GÖRING: Ich bin am 12. Januar 1893 in Rosenheim in Bayern geboren.

DR. STAHMER: Geben Sie dem Gerichtshof eine kurze Darstellung Ihres Lebenslaufes bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. Aber bitte ganz kurz.

GÖRING: Normale Erziehung, zuerst Hauslehrer, später Kadettenkorps, dann aktiver Offizier geworden. Kurze Merkmale, die für meine spätere Entwicklung von entscheidender Bedeutung waren: die Stellung meines Vaters als erster Gouverneur von Südwestafrika. Seine damaligen Beziehungen, insonderheit zu zwei englischen Staatsmännern, Cecil Rhodes und dem älteren Chamberlain. Dann die starke Zugehörigkeit meines Vaters zu Bismarck. Die Erlebnisse meiner Jugend, die ich zur Hälfte in Österreich verlebte- ich habe dort schon die enge Verbundenheit als Brudervolk in mir aufgenommen. Bei Ausbruch des Weltkrieges war ich Leutnant in einem Infanterieregiment.

DR. STAHMER: In welchen Stellungen haben Sie an dem ersten Weltkrieg teilgenommen?

GÖRING: Wie ich eben sagte, zuerst als Leutnant in einem Infanterieregiment, bei den sogenannten Grenzschlachten. Ab Oktober 1914 wurde ich zunächst Flugzeugbeobachter. Im Juni 1915 wurde ich Flugzeugführer, zunächst Aufklärungsflugzeug, kurze Zeit Bombenflugzeug, und im Herbst 1915 wurde ich Jäger. Wurde schwer verwundet im Luftkampf. Nach Wiederherstellung wurde ich Führer einer Jagdstaffel, und nach dem Sturz Richthofens wurde ich Kommandeur des damals bekannten Jagdgeschwaders Richthofen.

DR. STAHMER: Welche Kriegsauszeichnungen?

GÖRING: Ich bekam zuerst das Eiserne Kreuz II. Klasse, dann das Eiserne Kreuz I. Klasse, dann den Zähringer Löwen mit Schwertern, den Karl-Friedrich- Orden, III. Klasse Hohenzollern mit Schwertern, und zum Schluß erhielt ich die höchste Auszeichnung, die möglich war, den Orden Pour le Mérite.

DR. STAHMER: Erzählen Sie dem Gericht, wann und unter welchen Umständen Sie mit Hitler bekannt wurden.

GÖRING: Ich möchte hier eine Voraussetzung vorweg schicken. Nach dem Zusammenbruch im ersten Weltkrieg mußte ich mein Geschwader demobilmachen. Die Aufforderung, in die Reichswehr einzutreten, lehnte ich ab, weil ich von vornherein in jeglichem Widerspruch mit der durch Revolution zur Macht gelangten Republik war. Ich hätte das nicht mit meiner Auffassung vereinbaren können. Ich ging sehr bald darauf ins Ausland, um mir dort eine Position zu schaffen. Nach wenigen Jahren zog es mich aber doch stark in die Heimat zurück. Ich verbrachte zunächst einen längeren Aufenthalt auf einer Jagdhütte in den Bergen und trieb dort Studien. Ich wollte in irgendeiner Weise am Schicksal meines Vaterlandes teilnehmen. Da ich als Offizier das aus den vorerwähnten Gründen nicht konnte und nicht wollte, habe ich zunächst einmal die Voraussetzung schaffen wollen und besuchte die Universität in München, um Staatswissenschaft und Geschichte zu studieren. Ich siedelte mich damals in der Nähe von München an und kaufte mir dort ein Haus für meine Frau. Als nun eines Tages, an einem Sonntag im November oder Oktober 1922 die Auslieferungsbegehren unserer militärischen Führer wieder von der Entente gestellt worden waren, bei einer Protestkundgebung in München... Zu dieser Protestkundgebung ging ich als Zuschauer, ohne irgendeinen Zusammenhang zu haben.

Dort sprachen verschiedene Redner von Parteien und Verbänden. Zum Schluß wurde auch nach Hitler gerufen. Ich hatte den Namen vorher einmal kurz gehört und achtete nun darauf, was er sprechen wollte. Er lehnte ab zu sprechen, und es war ein reiner Zufall, daß ich in der Nähe stand und die Gründe der Ablehnung hörte. Er wollte die Einheitlichkeit der Kundgebung nicht stören, sah sich aber nicht in der Lage, zu den, wie er sich ausdrückte, zahmen »bürgerlichen Piraten« zu sprechen. Er sah es für sinnlos an, Proteste wegzuschicken, hinter denen überhaupt kein Nachdruck stand Das machte auf mich einen tiefen Eindruck. Dieselbe Auffassung hatte ich auch.

Ich erkundigte mich dann genauer und hörte, daß ich am Montag Abend darauf Hitler hören könnte, da er jeden Montag Abend eine Versammlung abhielt. Ich begab mich dorthin, und dort sprach Hitler im Zusammenhang mit dieser Kundgebung über Versailles, das Diktat von Versailles und die Ablehnung von Versailles.

Er sprach davon, daß solche leeren Proteste wie am Sonntag gar keinen Sinn haben, weil man darüber absolut zur Tagesordnung selbstverständlich übergehen würde. Daß ein Protest nur dann von Erfolg ist, wenn hinter ihm auch diejenige Macht steht, die dem Protest Nachdruck geben würde. Bevor Deutschland nicht stark werden würde, hätte es keinen Sinn.

Diese Auffassung war Wort für Wort mir aus der Seele gesprochen. Ich habe mich daraufhin an einem der nächsten Tage in die Geschäftsstelle der NSDAP begeben. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich gar nichts von dem Programm der NSDAP und gar nichts, als daß es eine kleine Partei war. Ich hatte mir auch die anderen Parteien angesehen. Ich hatte, als die Nationalversammlung gewählt worden war, in damalig völlig unpolitischer Auffassung sogar demokratisch gewählt. Als ich dann sah, wen ich gewählt hatte, habe ich zunächst wieder Abstand von der Politik genommen. Nun sah ich hier endlich einen Mann, der ein ganz klares und festes Ziel vor Augen hatte. Ich wollte mit ihm zunächst nur sprechen, ob ich ihm in irgendeiner Weise helfen könnte. Er empfing mich sofort, und als ich mich ihm vorgestellt hatte, begrüßte er es außerordentlich, daß es eine Schicksalsfügung sei, daß er mit mir zusammenkäme. Wir sprachen sofort über das, was uns beide bewegte, das Darniederliegen des Vaterlandes, und daß man sich mit dem nicht abfinden könnte.

Das Hauptthema bildete auch bei dieser Unterredung Versailles. Ich sagte ihm, daß er über meine Person in vollem Umfange und über das, was ich bin und habe, verfügen könnte in diesen für mich entscheidendsten und wesentlichsten Punkten meines ganzen Denkens: Kampf dem Diktat von Versailles.

Das zweite, was mir dabei außerordentlich stark auffiel und ich sehr stark in mir aufgenommen habe und durchaus als Voraussetzung empfand, war die Tatsache, daß er mir in längeren Ausführungen darlegte, es sei nicht möglich, unter den derzeitigen Verhältnissen nur mit dem, was sich heute als national betrachte, also seien es nun die politischen sogenannten nationalen Parteien oder solche, die sich noch als national bezeichneten, oder auch den damals vorhandenen Verbänden, Kampfverbänden, die Freikorps und so weiter, mit diesen alleine eine Umgestaltung in der Richtung eines starken nationalen Willens des deutschen Volkes hervorzurufen, solange die Masse der deutschen Arbeiterschaft dieser Auffassung ablehnend entgegenstände.

Man könne nur Deutschland wieder aufrichten, wenn man die Masse der deutschen Arbeiterschaft hinter sich brächte, und getragen nun wirklich von den breiten Schichten des Volkes, der Wille der Freiwerdung von den unerträglichen Fesseln des Diktates, und daß nur in der Vereinigung der nationalen Auffassung und einer sozialen Zielsetzung dies erreicht werden könnte.

Er gab mir damals zum ersten Male eine wundervolle und tiefe Erklärung des Begriffes Nationalsozialismus, der Vereinigung der beiden Begriffe Nationalismus auf der einen, Sozialismus auf der anderen Seite, und daß wir unbedingt die Träger sowohl des Nationalismus, die sich als solche bisher herausstellten, wenn ich so sagen soll, der bürgerlichen Welt, und des Sozialismus und der marxistischen Welt, daß wir denen die Begriffe wieder klarstellen müßten, und durch die Zusammenfassung beider Ideen in eine einzige auch eine neue Trägerschaft für diesen Gedanken schaffen müßten.

Wir gingen dann zur praktischen Seite über, indem er mich bat, ihn vor allen Dingen in einem Punkt zu unterstützen. Er hat innerhalb der Partei, so klein sie war, eine besondere Auswahl getroffen von solchen Leuten, die überzeugte Anhänger waren und auch jederzeit bereit waren, für die Ausbreitung unserer Idee sich voll und ganz und rückhaltlos einzusetzen. Ich wisse ja selbst, wie stark zur Zeit überall sowohl der Marxismus wie der Kommunismus wären, und daß eigentlich er sich erst in der Versammlung etwas durchsetzen hätte können, seitdem er einmal der Brachialgewalt der Versammlungsstörung die Brachialgewalt zum Schutze der Versammlung entgegengesetzt hätte. Zu diesem Zwecke hätte er die SA geschaffen. Die derzeitigen Führer waren zu jung, und er habe sich die ganze Zeit schon umgesehen, hierfür einen Führer zu bekommen, der nach seiner Vorstellung aber in dem letzten Krieg, der erst wenige Jahre zurücklag, sich in irgendeiner Form hervorgetan haben müsse, so daß die notwendige Autorität gegeben sei. Er habe immer daran gedacht, entweder einen Pour le Mérite-Flieger oder einen Pour le Mérite-U-Bootmann für diesen Zweck zu bekommen, und nun erschien es ihm als ein besonderes Schicksal, daß ausgerechnet ich, als der letzte Kommandeur des Richthofengeschwaders, mich ihm zur Verfügung stellte.

Ich habe ihm gesagt, daß es mir an sich nicht so sehr angenehm wäre, gleich von Anfang an eine führende Stelle zu haben, da man sonst glauben könnte, daß ich nur wegen dieser Stellung käme. Wir kamen dann so überein, daß ich ein bis zwei Monate offiziell mich noch zurückhalten würde und dann erst die Führung übernehme, daß ich aber tatsächlich sofort meinen Einfluß geltend machen sollte. Das sagte ich zu, und so bin ich mit Adolf Hitler zusammengekommen.

DR. STAHMER: Wann war das?

GÖRING: Es war Ende Oktober oder Anfang November 1922.

DR. STAHMER: Ende Oktober?

GÖRING: Ende Oktober oder Anfang November 1922.

DR. STAHMER: Und dann traten Sie der Partei offiziell bei?

GÖRING: Ja, das war auch dasselbe Datum. Wenige Tage später schrieb ich mich auch ein.

DR. STAHMER: Welche Aufgaben übertrug Ihnen dann Hitler, und zwar zunächst einmal bis zum November 1923?

GÖRING: Die Aufgaben erwuchsen für mich eben aus meiner Stellung, wie es damals hieß, »Kommandeur der SA«. Es galt zunächst, die SA in ein festes Gefüge zu bringen, sie zu disziplinieren und sie zu einer absolut zuverlässigen Einheit zu gestalten, die die Befehle, die ich ihr geben würde beziehungsweise Adolf Hitler, auszuführen hatte. Bis dahin war das mehr ein Verein gewesen, der sich wohl sehr wacker herumschlug, aber noch nicht die notwendige Formung und Disziplin hatte.

Ich trachtete von Anfang an, in die SA jene Mitglieder aus der Partei hineinzubekommen, die jung und idealistisch genug gesinnt waren, ihre Freizeit und ihre ganze Persönlichkeit einzusetzen, denn es war damals sehr schwierig für diese braven Männer. Wir waren sehr klein, die Gegner weit überlegen. Sie wurden schon damals sehr großen Unannehmlichkeiten ausgesetzt und hatten auch allerhand zu erdulden.

Zweitens versuchte ich, besonders in der Arbeiterschaft zu werben, weil mir klar war, daß ich gerade aus der Arbeiterschaft viele Mitglieder in die SA hineinbekommen wollte.

Gleichzeitig hatten wir nun selbstverständlich dafür zu sorgen, daß die Versammlungen der Partei, die sich damals auf München, bayerisches Oberland und Franken im allgemeinen beschränkten, tatsächlich einwandfrei durchgeführt werden konnten und jede Störung ausgeschlossen wurde. Das gelang in den meisten Fällen. Manchmal aber waren sehr starke Zusammenziehungen der Gegner vorhanden. Die eine oder andere Seite hatte aus der Kriegszeit noch Waffen und es ging also manchmal sehr kritisch zu, und man mußte die SA unter Umständen zur Verstärkung in andere Ortschaften schicken.

Im Laufe des Jahres 1923 bildete sich nun zwischen Bayern und dem Reich immer stärker und stärker der Gegensatz heraus. Man sah, daß die damalige Bayerische Regierung einen anderen Weg gehen wollte als die Reichsregierung. Die Reichsregierung war stark vom Marxismus beeinflußt, die Bayerische Regierung war frei davon, war bürgerlich.

Als nun in Bayern plötzlich die Regierung in eine ganz neue Form umgewandelt wurde dadurch, daß Bayern, ich glaube es hieß damals, daß ein Generalstatthalter oder so ähnlich eingesetzt wurde, es war von Kahr, dem die Bayerische Regierung unterstand und der alle Ermächtigungen seitens dieser Bayerischen Regierung hatte.

Kurz darauf kam es zum Reichswehrkonflikt. Die in Bayern stehende 7. Reichswehrdivision wurde von ihrem Reichseid, den sie auf die Reichsverfassung geleistet hatte, entbunden und auf die neue Bayerische Regierung, ich weiß den Namen jetzt nicht mehr, also auf von Kahr, vereidigt. Dies führte zum Konflikt der Generale von Seeckt und Lossow. Dasselbe geschah mit der bayerischen Polizei.

Gleichzeitig warb die Bayerische Regierung damals um die sogenannten nationalen Verbände, die zum Teil militärisch oder halb militärisch, wie man es nehmen will, organisiert waren, und auch Waffen besaßen. Und das Ganze war gerichtet gegen Berlin und, wie wir uns ausdrückten, die »Novemberrepublik«. Soweit konnten wir mitmachen.

Am Sonntag vor dem 9. November fand ein großer Aufmarsch in München statt. Die ganze Bayerische Regierung war da. Reichswehr, Polizei, vaterländische Verbände und auch wir marschierten vorbei. Plötzlich sahen wir bei dieser Gelegenheit, daß die Figur, die in den Vordergrund trat, nicht mehr Herr von Kahr war, sondern der bayerische Kronprinz Rupprecht. Das machte uns außerordentlich stutzig. Der Verdacht entstand bei uns, daß hier Bayern einen Weg gehen wollte, der womöglich zu einer außerordentlich starken Lockerung führen, und daß Bayern aus dem Reichsgefüge kommen könnte. Uns lag aber alles andere ferner, als das zuzulassen. Wir wollten das starke Reich, das einheitliche Reich. Wir wollten es allerdings gesäubert von gewissen Parteien und Stellen, die es jetzt regierten.

Wir waren mißtrauisch geworden über den sogenannten Marsch nach Berlin. Als dies zur Gewißheit wurde und Herr von Kahr die bekannte Versammlung im Bürgerbräukeller einberufen hatte, waren es die letzten Stunden, um solche Pläne zu vereiteln und dem ganzen Unternehmen eine Richtung im großdeutschen Sinn zu geben. Und so kam es ganz kurzfristig zu den Ereignissen des 9. November 1923.

Was mich persönlich betrifft, so war ich – ich habe ja kein Hehl daraus gemacht – von Anfang an bereit, mich an jeder Revolution zu beteiligen, gleichgültig wo und von wem sie ausging, außer wenn sie von links gekommen wäre gegen den sogenannten Novemberstaat, und für diese Aufgaben hatte ich mich ja auch immer zur Verfügung gestellt.

Ich wurde dann, die Ereignisse sind ja bekannt, an der Feldherrnhalle schwer verwundet, und damit schließe ich dieses erste Kapitel ab.

DR. STAHMER: Wann traten Sie nach dieser Zeit mit Hitler dann wieder in Verbindung?

GÖRING: Zunächst war ich in Österreich im Lazarett, und es kam zu dem Prozeß vor dem bayerischen Volksgericht über den 9. November.

DR. STAHMER: Wer war angeklagt?

GÖRING: Angeklagt war in erster Linie Hitler und selbstverständlich die, die anwesend waren und gefaßt worden waren. Ich war in schwerverwundetem Zustand mehrere Tage in Oberbayern gewesen, dann an die Grenze gebracht worden, bin dort verhaftet worden, und die bayerische Polizei hat mich dann an einer anderen Stelle wieder hinübergebracht. Ich fragte Hitler damals, ob ich zu dem Prozeß erscheinen sollte; er bat mich dringendst, dies nicht zu tun, und das war gut. Auf diese Weise konnte der Prozeß nicht hinter verschlossenen Türen geführt werden, weil ich die Erklärung abgegeben hatte, wenn das geschehen würde, würde ich meinerseits zu dem Prozeß eine dementsprechende Veröffentlichung geben.

Ich bin dann nach meiner Wiederherstellung ein Jahr in Italien gewesen, ungefähr ein Jahr, dann weiter im Ausland.

Im Jahre 1926 oder 1927 kam eine Generalamnestie für die ganzen, bis dahin nicht nur von uns, sondern auch von linker Seite, von Bauernseite, diese verschiedenen illegalen, wenn ich so sagen soll, Ereignisse, die eingetreten waren, für alle diese Leute kam damals eine Amnestie, und ich konnte nach Deutschland zurückkehren.

Ich traf Hitler wieder 1927 zum ersten Male zu einer kürzeren Besprechung in Berlin, wo er anwesend war. Ich war damals aber nicht zu dieser Zeit bei der Partei tätig, sondern ich wollte mir erst wieder eine unabhängige Position schaffen. Dann habe ich mit Hitler monatelang nicht mehr Berührung gehabt. Kurz vor den Maiwahlen des Deutschen Reichstages 1928 ließ mich Hitler kommen und sagte, er wünschte mich als Reichstagsabgeordneten unter den ersten Abgeordneten aufzustellen, ob ich einverstanden wäre; ich sagte jawohl, und ob ich wieder meine Tätigkeit verstärkt der Partei...

DR. STAHMER: Eine Frage; waren Sie inzwischen bei der SA eingetreten?

GÖRING: Nein, mit der SA hatte ich dann nichts mehr zu tun, die SA war mittlerweile neu besetzt worden, es war nur verständlich, daß der neue Führer der SA, von Pfeffer, seine Position behalten wollte und es nicht gerne sah, wenn ich eine engere Berührung mit der SA hätte.

DR. STAHMER: Also Sie hatten nach 1923 nicht wieder ein Amt in der SA gehabt, eine Stellung in der SA gehabt?

GÖRING: Nach 1923 hörte meine aktive Stellung in der SA auf. Erst nach der Machtergreifung, zu einem späteren Zeitpunkt, wie die sogenannten Ehrenämter geschaffen wurden, bekam ich den höchsten Rang der SA, ehrenamtlich. Aber ich kehre zurück. 1928 wurde ich in den Reichstag gewählt und trat dann von da ab als Redner im Land für die Partei auf. Die SA war, ich weiß nicht in welchem Jahre, wieder errichtet worden, und sie war jetzt nicht mehr auf Bayern beschränkt, sondern auf das ganze Reich ausgedehnt worden.

DR. STAHMER: War sie nach 1923 verboten?

GÖRING: Nach 1923 war sie zunächst verboten.

DR. STAHMER: Wann wurde das Verbot aufgehoben?

GÖRING: Das kann ich nicht genau sagen, jedenfalls zu einem Zeitpunkt, wo ich noch nicht in Deutschland war.

Jedenfalls hatte sie sich ausgebreitet über ganz Deutschland und war nun dringend notwendig. Die Parteien damals, die größeren, hatten alle sogenannte Kampfverbände. Ich erinnere mich daran, besonders aktiv war die Rote Front, Zusammenfassung des Kampfverbandes der Kommunisten, unsere schärfsten Gegner, mit denen es fortgesetzt Zusammenstöße gab, und die unsere Versammlungen sehr häufig zu sprengen versuchten. Es gab daneben das Reichsbanner, das war die Organisation der Sozialdemokratie, der Demokratischen Partei, es gab dann den Stahlhelm, das war eine rechtsgerichtete nationale Organisation, und dann gab es unsere SA, die hier in demselben Zusammenhang zu nennen ist.

Ich möchte gerade betonen, daß damals die SA oft sehr schwer zu leiden hatte. Der SA-Mann kam im allgemeinen von der breiten Masse, es waren kleine Angestellte, es waren Arbeiter, Männer, die nur aus idealistischer Einstellung gekommen waren, die den Dienst nachts und abends versehen mußten, ohne irgend etwas dafür zu bekommen, die nur ihr wirklicher Glaube an das Vaterland dazu befähigt hat. Sie wurden oft aufs schwerste verletzt, eine Reihe von ihnen wurde erschossen bei diesen Zusammenstößen, sie wurden von der Regierungsseite verfolgt. Sie konnten nicht Beamte sein, oder ein Beamter konnte nicht in der SA sein. Sie hatten einen ungeheuren Druck auszuhalten.

Ich möchte besonders betonen, daß ich immer mit größter Achtung und Liebe zu diesen Männern gestanden habe, zu den SA-Männern, die nicht, wie es hier dargestellt worden ist, nur entschlossen waren, etwas Grausames zu tun, sondern daß es Männer waren, die wirklich für ihren Idealismus, ihre Ziele sich freiwillig schwersten Prüfungen und schwersten Drangsalierungen aussetzten und auf vieles verzichteten, um ihre Ideale durchzusetzen.

DR. STAHMER: Wie war Ihre Stellung in der Partei in der Zeit vom Jahre 1928 bis zur Machtübernahme?

GÖRING: Ich hatte kein Amt in der Partei. Ich war niemals in der Partei – das ist vielleicht eigenartig – ein Politischer Leiter, weder in der Reichsleitung noch sonst irgendwie. Ich war zunächst, wie ich sagte, Reichstagsmitglied und damit Mitglied der Fraktion der Partei und war gleichzeitig Redner, das heißt, ich fuhr von Stadt zu Stadt und versuchte, was ich nur irgendwie tun konnte, die Partei auszubreiten, zu verstärken, neue Mitglieder zu werben, zu überzeugen, besonders von den marxistischen und kommunistischen Anhängern zu uns herüberzubringen, um das breite Fundament des Volkes zu schaffen und nicht nur rechtsstehende Kreise, die an sich national waren, zu besitzen.

Ich war ab 1932 dann, Mitte 1932, nachdem wir zahllose Wahlen durchzumachen hatten und für alle diese Wahlen immer wieder in den Wahlkampf gehen mußten, zum Beispiel Reden halten mußten, oft drei an einem Abend, oft die ganze Nacht durch, wurde ich als Mitglied, oder besser gesagt, da unsere Partei als stärkste in den Reichstag einzog, zum Reichstagspräsidenten gewählt, und damit übernahm ich ja nun auch eine allgemeine politische Aufgabe.

Kurz vorher, Ende 1931, als ich schon sah, daß die Partei außerordentlich stark gewachsen und im Zunehmen war, sprach der Führer mit mir einmal darüber, daß er gern, unabhängig von einem Parteiamt, einen direkten Vertreter haben möchte, der politische Verhandlungen führen könnte, und zwar sollte der nicht in irgendeinem Parteiamt gebunden sein, er fragte mich, ob ich das übernehmen wollte, da ich ja zu dieser Zeit sowieso in der Reichshauptstadt wohnte.

Ich übernahm diesen Auftrag – es war kein Amt, es war ein Auftrag –, er war ganz generell. Mit wenigen Sätzen gab er mir die Freiheit, mit allen Parteien, von den Kommunisten angefangen, bis zur äußersten Rechten zu verhandeln, sagen wir mal für gewisses gemeinsames Vorgehen im Reichstag, oder sonst irgendwie geeignete politische Schritte zu unternehmen. Selbstverständlich erhielt ich auch den Auftrag dabei, für die Ausdehnung und die Durchdringung unserer Ideen in allen Kreisen zu wirken. Dazu gehörten, wie das schon angegeben worden ist, die Industrie, geistige Kreise. Da ich zu allen diesen Kreisen Verbindung hatte, Zugang hatte, war es ja selbstverständlich, daß ich dem Führer hierfür geeignet erschien, zumal der Führer sich auf mich in dieser Richtung absolut verlassen konnte und wußte, daß ich mit aller Kraft fähig war, unsere Ideen voranzutragen.

Als ich nun Reichstagspräsident wurde, wurde mein Amt außerordentlich in dieser Eigenschaft erleichtert; denn nun war ich auch sozusagen legal autorisiert, verpflichtet sogar, in die politischen Ereignisse mit eingeschaltet zu sein. Wenn zum Beispiel eine Regierung im Reichstag abtrat oder durch Mißtrauen gestürzt wurde, so war es mein Amt als Präsident des Reichstages, dem Reichspräsidenten vorzuschlagen, welche Möglichkeiten einer neuen Regierungskombination nach meiner Auffassung, nach vorheriger Verhandlung mit den Parteien, denkbar wäre. Es war also so, daß der Herr Reichspräsident verpflichtet war, mich auf jeden Fall in dieser Eigenschaft jederzeit zu empfangen. Ich konnte also mit dem Reichspräsidenten eine engere Verbindung herstellen.

Ich möchte aber betonen, daß diese Verbindung bereits vorher bestand. Es war selbstverständlich, daß der Feldmarschall von Hindenburg, wenn ich darum bat, aus der Erinnerung an den ersten Weltkrieg, wo er mich kannte, für mich auch zu sprechen war.

DR. STAHMER: Worin bestand Ihre Mitwirkung bei der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler?

GÖRING: Ich möchte vorher noch aufklären. Wenn ich sagte, daß ich kein Amt in der Partei gehabt habe, kein politisches Amt, so war trotzdem natürlich meine Stellung und Position besonders seit Ende 1931, seitdem ich mehr und mehr unmittelbar mit dem Führer zusammenarbeitete und als sein Sonderexponent galt, allmählich stärker und stärker geworden, aber nur auf der Grundlage der normalen und natürlichen Autorität, die sich nach der Machtergreifung ganz erheblich steigerte.

Nun die Mitwirkung bei Ernennung Hitlers. Hier muß ich, wenn ich das dem Hohen Gericht erklären soll, die Situation kurz vorher schildern. Es war das Gleichgewicht in den parlamentarischen Parteien schon Ende 1931 gestört, Anfang 1932. Es ging in Deutschland sehr schlecht, und es konnte keine richtige haltbare parlamentarische Mehrheit eigentlich geschaffen werden; und schon damals begann ja das Regieren mit dem Ermächtigungsgesetz, mit der Ausschaltung auch zum Teil der Verfassung.

Ich erinnere nur an das Kabinett Brüning, das schon stark mit Ermächtigungsgesetzen arbeiten mußte, das seinerzeit schon stark mit dem Paragraphen 48 der Reichsverfassung arbeitete. Danach kam dann das Kabinett von Papen, das auch nicht auf einer parlamentarischen Grundlage, auf einer dauernden oder festeren Grundlage, fußen konnte. Herr von Papen versuchte damals, das zustandezubringen, und stellte, um eine parlamentarische Grundlage zu bekommen, auch an die damals stärkste Partei der Nationalsozialisten die Aufforderung, mit den anderen eine solche Grundlage herzustellen. Es wurde damals davon gesprochen – er war als Reichskanzler vom Präsidenten nominiert –, daß Hitler in diesem Kabinett Vizekanzler werden sollte.

Ich erinnere mich, daß ich damals Herrn von Papen erklärte, Hitler könne alles mögliche werden, aber niemals Vize –; wo immer er etwas werden würde, müßte er selbstverständlich der Höchste sein, und es wäre völlig undenkbar und für uns völlig untragbar, daß wir unseren Führer zu irgendeiner Vizestellung zur Verfügung stellen würden. Wir hätten damals die Rolle gespielt, daß regiert worden wäre, gar nicht in unserem Sinne womöglich, und Hitler hätte dann als Vertreter der stärksten Partei diese Dinge decken müssen. Wir lehnten dies ganz kategorisch ab.

Ich betone das nicht, weil Herr von Papen mit mir auf der Anklagebank sitzt, er weiß es, daß wir ihm persönlich nie die Achtung versagt haben, aber ich sagte ihm damals, nach Scheiterung dieses Begehrens, daß wir ihn nicht nur nicht unterstützen würden, sondern daß wir sein Kabinett auf das schärfste im Reichstag bekämpfen würden, wie wir jedes Kabinett konsequent bekämpfen würden, das uns nicht führenden Einfluß in der Kanzlerschaft einräumte.

Es kam dann mit Herrn von Papen, ich weiß nicht wieviele Monate er regierte, ich erinnere mich nicht genau, zu jenem bekannten Zusammenstoß zwischen mir und ihm, er als Reichskanzler, ich als Reichstagspräsident, wo es mir darauf ankam, seine Regierung zu stürzen, und ich wußte, daß von den Kommunisten ein Mißtrauensantrag lief, bei dem so ziemlich alle mitmachen würden. Es kam nur darauf an, daß dieses Mißtrauensvotum unter allen Umständen ausgesprochen wurde, und den Reichspräsidenten zu veranlassen und zu zeigen, daß mit solchen Kabinetten, ohne irgendeine starke Rücklage, nicht regiert werden konnte. Ich sah die rote Mappe und wußte, daß da die Auflösungsorder drin ist, ließ aber die Abstimmung vorher durchführen. Es gab ein Ergebnis von 32 Stimmen für Papen und etwa 500 gegen ihn. Das Kabinett von Papen trat zurück.

Bis dahin hatten nun alle Parteien Kabinette gestellt, wenn ich von den paar kleinen Splitterparteien absehe. Alle Männer, die irgendwie zur Verfügung waren, waren schon mal dem Volk präsentiert. Zum Schluß hatte immer mehr und mehr die politische Figur hinter den Kulissen der damalige Reichswehrminister, Herr von Schleicher, abgegeben, und es gab deshalb nur zwei Möglichkeiten: entweder es wurde die Konsequenz gezogen aus dem tatsächlichen Machtverhältnis und der Führer der stärksten Partei, wie das ja sonst üblich ist, in die Verhandlung gebracht und damit betraut, oder aber der Kulissenzieher, das letzte, was noch übrig blieb, wurde herausgestellt, und das geschah. Herr von Schleicher übernahm selbst die Kanzlerschaft in Verbindung, was wichtig ist, mit dem Amt des Reichswehrministers; und es war uns allen klar, nicht nur uns, sondern auch den anderen Parteien, daß das Ziel, nachdem Herr von Schleicher, der ja noch viel weniger wie Herr von Papen persönliche Sympathien besaß, eine Mehrheit zustandebringen konnte, die Militärdiktatur letzten Endes von Schleicher beabsichtigt war. Ich hatte Verhandlungen mit Herrn von Schleicher und hatte ihm gesagt, es sei in diesem Augenblick sogar möglich, eine parlamentarische Mehrheit zu bilden. Es war in Besprechungen mir möglich gewesen, Deutschnationale, Nationalsozialisten, Zentrum, Deutsche Volkspartei und kleinere Anhängsel zusammenzubringen und eine Mehrheit zu bilden. Mir war persönlich klar, daß solch eine Mehrheit nur vorübergehend sein konnte. Dazu waren die Interessengegensätze viel zu groß. Mir war es ja aber auch gleichgültig, ob ich auf diesem oder jenem Weg unsere Partei an die Macht brachte, wenn über die parlamentarischen Verhandlungen, einverstanden, wenn durch die Berufung des Reichspräsidenten, um so besser.

Diese Verhandlung durchkreuzte Herr von Schleicher, weil er wußte, daß er dann ja nicht Kanzler bleiben konnte. Es gab dann wieder Ausnahmegesetze, Ermächtigungsgesetze. Das Parlament war also vor unserer Machtergreifung bereits mehr oder weniger ausgeschaltet.

Ich habe sofort auch Herrn von Schleicher ebenfalls die gleiche Kampfansage im Parlament gegeben, noch viel schärfer wie vorher Herrn von Papen. Es war mittlerweile die Präsidentenwahl gewesen, und nach der Präsidentenwahl eine Reichstagswahl, bei der wir nach Auflösung des Kabinetts Papen einige Sitze verloren haben. Wir waren von 232 Sitzen auf 196 zurückgegangen. Nun kamen neue Wahlen im Januar, die wieder ein außerordentliches Ansteigen der Partei zeigten und bewiesen, daß die kurze Krise überwunden war und die Partei im stärkeren Ansteigen denn jemals vorher war.

Es war am Sonntag, der 30. war ein Montag, also am Sonntag, den 22. Januar 1933, befand ich mich in Dresden auf einer großen politischen Versammlung am Vormittag, als ich vom Führer angerufen wurde, ich möchte per Auto augenblicklich nach Berlin kommen. Ich traf am Nachmittag ein, und er unterrichtete mich darüber, was ich ja schon wußte, daß der Reichspräsident mit Schleicher nicht mehr zufrieden war und sah, daß die Dinge politisch so nicht weitergehen konnten, es kam zu nichts; und daß der Reichspräsident von sich aus nun doch dem Gedanken nähergetreten war, die stärkste Partei nun irgendwie in die Verantwortung einzuschalten; denn vorher war immer in sehr geschickter Form gegen den Führer persönlich bei dem alten Herrn eine falsche Vorstellung erweckt worden, und er hatte eine – er stieß sich wohl auch an dem Wort Sozialismus – Voreingenommenheit, weil er das in einem anderen Zusammenhang verstand.

Kurzum, an diesem Tage eröffnete mir Hitler, daß ich am Abend in der Wohnung des Herrn von Ribbentrop mit dem Sohn des Feldmarschalls sprechen sollte. Es würde auch da sein, ich glaube, Herr von Papen und Meißner, das weiß ich nicht, er war der Staatssekretär des Reichspräsidenten. Der Sohn wollte sich im Auftrage seines Vaters erkundigen, wie nun und welche Möglichkeiten gegeben wären bei einer Kanzlerschaft von Hitler und bei Einschaltung der Partei in die Verantwortung.

Ich erklärte dann in einem längeren Gespräch dem Sohne, daß er seinem Vater sagen möge, er würde mit Schleicher absolut Schiffbruch erleiden aus diesen oder jenen Gründen, erörterte ihm dann die neuen Voraussetzungen einer neuen Regierungsbildung, und hörte nun als Wunsch des Feldmarschalls, daß er schon bereit sein würde, Adolf Hitler mit der Kanzlerschaft zu betrauen und die Partei damit als das Hauptfundament der künftigen Regierungsmehrheit anzusehen, wenn es Adolf Hitler bei dieser Gelegenheit allerdings gelingen würde, künftig die Deutschnationalen und den Stahlhelm ebenfalls mit hereinzunehmen, denn er wollte dann eine klare nationale Basis sehen. Nun war der Stahlhelm ja nicht eine parlamentarische Partei, aber er hatte sehr viele Anhänger. Die Deutschnationalen unter Hugenberg waren eine parlamentarische Partei.

Sehr viel mehr wurde an diesem Abend nicht gesprochen. Ich sagte dem Sohn Hindenburgs, er könne seinem Vater sagen, daß ich das zweifelsohne zustandebringen würde, und der Führer gab mir den Auftrag, in der kommenden Woche die Verhandlungen mit diesen Parteien einerseits, dem Reichspräsidenten andererseits, zu führen. Es gab Schwierigkeiten da und dort. Ich fand, daß die Einräumung unserer...

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