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[Zum Zeugen gewandt:]

Herr Zeuge, haben Sie die letzte Frage etwa noch im Kopf, die ich fragte, ob Ihnen etwas darüber bekanntgeworden ist, daß die Hitler-Jugend oder Angehörige der Hitler-Jugend im Ausland, das Ihnen unterstand, derartige Greueltaten begangen haben soll?

BOHLE: Ich muß Ihnen leider sagen, Herr Rechtsanwalt, daß das Generalgouvernement nicht zur Auslandsorganisation gehörte, daß ich nie dagewesen bin und deshalb nicht in der Lage bin, über diesen Punkt irgend etwas auszusagen. Offenbar besteht die falsche Auffassung, daß das Generalgouvernement parteimäßig zur Auslandsorganisation gehörte, das war aber nicht der Fall. Ich habe da keinerlei Organisation gehabt.

DR. SAUTER: Ich habe sonst keine weiteren Fragen.

DR. ROBERT SERVATIUS, VERTEIDIGER DES ANGEKLAGTEN SAUCKEL, VERTEIDIGER FÜR DAS KORPS DER POLITISCHEN LEITER: Herr Zeuge, inwieweit wurden Sie über die außenpolitischen Absichten des Führers unterrichtet in Ihrer Eigenschaft als Reichsleiter der Auslandsorganisation?

BOHLE: Ich war nicht Reichsleiter, sondern Gauleiter, und bin über die außenpolitischen Absichten des Führers niemals unterrichtet worden.

DR. SERVATIUS: Wissen Sie, ob der Führer grundsätzlich Ihrer Organisation gegenüber den Standpunkt der Verständigung mit England vertreten hat?

BOHLE: Diese Frage verstehe ich nicht ganz.

DR. SERVATIUS: Hat Hitler vor dem Kriege vor Ihnen und anderen Gauleitern mehrfach betont, daß er unbedingt eine Verständigung mit England wünsche und daß auch Sie in dieser Hinsicht wirken sollten?

BOHLE: Ich habe in dieser Hinsicht vom Führer keinerlei Aufträge bekommen, wohl aber vom Stellvertreter des Führers. Der Führer hat sich mit mir über außenpolitische Dinge in den 12 Jahren meiner Amtstätigkeit niemals unterhalten.

DR. SERVATIUS: Ich habe keine Fragen mehr.

VORSITZENDER: Wünscht ein anderer Verteidiger Fragen zu stellen?

[Keine Antwort.]

OBERSTLEUTNANT J. M. G. GRIFFITH-JONES, M. C., HILFSANKLÄGER FÜR DAS VEREINIGTE KÖNIGREICH: Ihre Auslandsorganisation war in der gleichen Art und Weise organisiert wie die Partei im Reich organisiert war. Stimmt das?

BOHLE: Nicht in allen Punkten, weil es verschiedene Organisationen innerhalb der Parteistruktur im Reiche gab, die für das Ausland nicht in Frage kamen, zum Beispiel das Amt für Kommunalpolitik.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Vielleicht kann ich meine Frage kürzer formulieren. Hatten Sie im. Ausland ebenso Hoheitsträger, wie Sie sie in Deutschland hatten?

BOHLE: Ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: In jedem Land unterstand die Organisation einem Landesgruppenleiter, stimmt das?

BOHLE: In fast allen Ländern.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Und unter vielen gab es Hoheitsträger niederen Ranges?

BOHLE: Ja, die Ortsgruppenleiter.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Bestand das Ergebnis darin, daß Sie Ihre deutsche Bevölkerung im Ausland gut organisiert hatten und daß diese Leute den Führern in diesen Ländern bekannt waren?

BOHLE: Zum großen Teil dürfte das stimmen, aber es war nicht so durchorganisiert und konnte es auch praktisch nicht sein, daß der Führer der Partei alle Reichsdeutschen in dem betreffenden Lande kannte.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ist Ihnen nie eingefallen, daß im Falle eines Einmarsches Ihrer Armee in ein Land, in dem Sie eine gut eingerichtete Organisation hatten, diese Organisation von äußerst großem militärischen Wert sein könnte?

BOHLE: Nein, denn es war nicht der Sinn der Auslandsorganisationen, und es sind auch keine Stellen in dieser Richtung an mich herangetreten.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie dem Gerichtshof jetzt erzählen, daß, als die deutsche Armee tatsächlich in die verschiedenen europäischen Länder eindrang, sie von Ihren örtlichen Organisationen weder in militärischer noch in halbmilitärischer Hinsicht keine Unterstützung erhielt?

BOHLE: Jawohl.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Gut. Lassen Sie mich nun im Augenblick etwas anderes fragen:

Sie hatten doch ein gut funktionierendes Meldesystem von Ihren Landesgruppenleitern zu Ihrem Berliner Hauptamt, nicht wahr?

BOHLE: Ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich glaube, Sie haben selbst in Ihren Verhören erklärt, daß Sie besonders stolz darauf waren, mit welcher Schnelligkeit Ihre Berichte einliefen, nicht wahr?

BOHLE: Mit Bezug auf Schnelligkeit habe ich das, glaube ich, nicht gesagt, sondern mit Bezug auf die Richtigkeit ihrer politischen Übersicht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Tatsächlich gingen Ihre Meldungen mit großer Schnelligkeit ein, nicht wahr?

BOHLE: Das kann ich im allgemeinen nicht sagen. Es kam auf die Möglichkeit an, sie schnell nach Berlin zu bringen, und wieweit das in den einzelnen Fällen der Fall gewesen ist, kann ich heute natürlich nicht sagen. Aber eine besondere Schnelligkeit oder Schnelligkeitsverfahren hatte ich jedenfalls nicht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Tatsächlich aber haben Sie beim Verhör erklärt, wenn es notwendig sein sollte, kann ich es Ihnen zeigen, daß es vorkam, daß Sie Informationen erhielten, bevor Himmler oder das Auswärtige Amt Nachrichten ähnlicher Art erhalten hatte.

BOHLE: Das muß ein Mißverständnis sein. Es handelt sich um eine politische Berichterstattung von den Landesgruppenleitern, die ich dann von Berlin aus an die verschiedenen Stellen gegeben habe.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Gut. Wir werden die Schnelligkeitsfrage auslassen. Jedenfalls haben Sie erklärt, daß Sie ein gründliches Meldesystem hatten, stimmt das?

BOHLE: Um das beantworten zu können, müßte ich zuerst wissen, in Bezug auf welche Nachrichten ich gründliche Meldesysteme gehabt haben soll.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Das sollte meine nächste Frage sein. Ich wollte Sie fragen: Worüber haben Ihre Landesgruppenleiter Bericht erstattet?

BOHLE: Die Landesgruppenleiter haben von sich aus dann an mich berichtet, wenn sie irgend etwas Wichtiges hatten, was sie durch mich den zuständigen Reichsstellen mitteilen wollten.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Haben Sie jemals Meldungen erstattet, die militärische oder halbmilitärische Bedeutung hatten?

BOHLE: Das kann in einzelnen Fällen der Fall gewesen sein, obwohl ich mich im Augenblick an solche Einzelfälle nicht erinnern kann.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Und sind Ihnen niemals Anweisungen gegeben worden, derartige Informationen zu übermitteln?

BOHLE: Nein, im allgemeinen nicht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wie haben Sie Ihre Meldungen empfangen? Hatten Sie mit Ihrer Organisation im Ausland drahtlose Verbindungen?

BOHLE: Nein, solche Sendungen oder drahtlose Stationen besaßen wir nicht. Sie kamen entweder mit dem Kurier in besonderen Fällen oder wurden von einzelnen Männern selbst nach Deutschland gebracht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Haben Ihre Organisationen nach Kriegsanfang in neutralen Ländern weiterbestanden?

BOHLE: Ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Hatten Sie zur Berichterstattung niemals drahtlose Einrichtungen?

BOHLE: Mir ist davon nichts bekannt. Ich glaube nicht, daß sie solche hatten, denn das hätte ich wissen müssen.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Jetzt will ich Sie einmal über eine oder zwei Urkunden befragen. Wollen Sie sich bitte 3258-PS ansehen. Euer Lordschaft, dies ist bereits als Beweisstück GB-262 eingereicht worden. Ich habe Abschriften des Auszuges für den Gerichtshof und die Verteidiger. Ich nehme an, daß Sie englisch lesen können. Das Buch wird gleich gebracht.

BOHLE: Ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Hier haben Sie die Abschrift einiger Auszüge. Wollen Sie sich bitte den letzten Abschnitt am Schluß der ersten Seite ansehen, er fängt an mit: »Im Jahre 1938...« Hatten Sie einen Landesgruppenleiter in Holland, der Butting hieß?

BOHLE: Jawohl.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie mir bitte einen Augenblick zuhören, bevor Sie sich das Dokument ansehen. Wissen Sie, daß Butting im Haag mit dem militärischen Nachrichtendienst ein Haus teilte? Wissen Sie das?

BOHLE: Das weiß ich nicht, nein.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Nun will ich Ihnen kurz zwei Absätze aus diesem Dokument vorlesen. Dies ist ein Bericht, der als amtliche Publikation der Vereinigten Staaten veröffentlicht worden ist, und zwar unter dem Titel: »Nationalsozialismus, Grundprinzipien, Ihre Anwendung durch die Auslandsorganisation der NSDAP und die Einschaltung der Deutschen im Ausland für die Zwecke der Nazis«. Ich möchte gern, daß Sie dem Gerichtshof zunächst sagen, was Sie von dem Bericht halten, der in diesem Buche veröffentlicht ist:

»Im Jahre 1938 hatte die Deutsche Botschaft zwei Häuser im Haag. Beide standen natürlich unter diplomatischem Schutz, und aus diesem Grunde konnte die holländische Polizei weder Haussuchungen noch Beschlagnahmen vornehmen. Ich werde das Haus, in dem Dr. Butting sein Büro hatte, Haus Nummer 2 nennen.

Was ging im Haus Nummer 2 vor? Es war renoviert worden und war wie ein Zweifamilienhaus vertikal geteilt, nicht horizontal.

Aber zwischen den beiden Hälften war eine Verbindungstür. Die eine Seite des Hauses war die des Dr. Butting, die andere war die des nazistischen militärischen Nachrichtenagenten in Holland.«

Sie sagen, daß Sie davon nichts wissen?

BOHLE: Butting war Landesgruppenleiter der Auslandsorganisation. Von diesem Hause, oder von diesen beiden Häusern, habe ich bisher zum erstenmal etwas erfahren, das ist mir völlig neu.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Gut. Ich verlese weiter:

»S. B. (der militärische Nachrichtenagent) hatte vielleicht zwölf Leute in Holland unter sich, die für ihn arbeiteten. Diese waren alle Unteragenten des Canaris- Büros. Sie waren Berufsspione, die ihr Gewerbe kannten, aber sie konnten Holland unmöglich so gut kennen, wie es die Strategie des deutschen Oberkommandos er forderte, wie es sich nach der Invasion im Mai 1940 herausgestellt hat. Das erforderte nicht ein Dutzend, sondern vielleicht mehrere hundert Informationsquellen. Und an diesem Punkt kamen Butting und der militärische Nachrichtenagent zusammen. Durch seinen Verband der deutschen Bürger hatte Butting ein paar Nazi- Augen und ein paar Nazi-Ohren in jeder niederländischen Stadt und in jedem Dorf. Es waren die Augen und Ohren seiner unteren Parteibeamten. Wenn immer der militärische Nachrichtenagent irgendeine Information über irgendeinen Winkel in Holland brauchte, den seine Leute noch nicht erforscht hatten, oder er wollte die ihm von seinen eigenen Leuten zugegangenen Nachrichten überprüfen, wandte er sich an Butting.«

Ist Ihnen bekannt, ob Butting dem militärischen Nachrichtenagenten in Holland in dieser oder ähnlicher Weise behilflich war?

BOHLE: Es ist mir anschließend bekannt geworden, daß er in Holland geholfen hat. In welchem Maße er ihm geholfen hat, weiß ich nicht, weil er von mir keinerlei Aufträge in der Richtung hatte.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich verstehe, er hatte keine Instruktionen, aber er tat es. Sehen Sie sich nun den letzten Absatz auf dieser Seite an:

»›Ich kenne jeden Stein in Holland‹, prahlte S. B. einmal. Bei ›Steinen‹ meinte er Kanäle, Schleusen, Brücken, Viadukte, versteckte Wege, Straßen, Seitenwege, Lufthäfen, Notlandungsplätze und die Stellung und die Namen sämtlicher holländischer Nazi-Sympathisierender, die der einmarschierenden Armee zur rechten Zeit helfen würden. Hätte es die Parteiorganisation von Dr. Butting – unter dem harmlosen Namen ›Bürgerverein‹ – nicht gegeben, so wären S. B.'s Kenntnisse von Holland ein Nichts, verglichen mit dem, was sie in der Tat gewesen waren. Auf diese Weise diente der Bürgerverein einem doppelten Zweck: Er erwies sich als unschätzbar für die Spionage, und gleichzeitig erfüllte er die ihm in erster Linie gestellte Aufgabe, als Fünfte Kolonne zu wirken.«

Wissen Sie, ob die Mitglieder Ihrer Organisation in Holland, den Auftrag bekommen haben, sich über jeden Kanal, jede Schleuse, jede Brücke, jeden Viadukt, jede Eisenbahnlinie zu unterrichten?

BOHLE: Nein, davon hatte ich gar keine Ahnung.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Sehr wohl. Ich möchte, daß Sie sich darüber ganz klar sind.

Ich halte Ihnen vor, daß Ihre Organisation in erster Linie ein Spionagesystem war, das wichtige Informationen in das Reich weitergab, und daß sie zweitens eine Organisation war, die helfen sollte, und die tatsächlich auch geholfen hat, als Ihre deutschen Armeen die Grenzen der Nachbarländer überrannten. Verstehen Sie diese beiden Punkte?

BOHLE: Jawohl.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Hat Ihre Organisation ein Jahrbuch herausgegeben, Ihr Jahrbuch der Auslands-Organisation?

BOHLE: Ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Enthielt dieses Buch Informationen über die Tätigkeit Ihrer Organisation während des Jahres?

BOHLE: Teilweise, ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich glaube, daß der Gerichtshof mit Recht annehmen darf, daß das, was in diesem Buch veröffentlicht wurde, genau stimmt?

BOHLE: Das kann man annehmen.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Sehen Sie sich bitte das »Jahrbuch für 1942« an. Ich habe Abschriften von Auszügen. Schlagen Sie bitte Seite 37 in dem Buch auf. Wenn Sie ein oder zwei Seiten in dem Buch zurückblättern, finden Sie einen Artikel, mit der Überschrift: »Die Arbeit des Landeskreises Norwegen der AO der NSDAP im Kriege.« Ist Ihr Landesgruppenleiter in Norwegen der Verfasser?

BOHLE: Ich nehme es an, ich kann mich daran nicht erinnern.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie sich bitte Seite 37 ansehen und Sie werden dort in dem Ihnen vorliegenden Buch einige Zeilen finden, die am Rande leicht mit Bleistift angestrichen sind.

BOHLE: Ja, ich habe es.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie sich bitte den Absatz ansehen, der mit den Worten anfängt: »Aus diesem Grunde, kurz nach dem Ausbruch des Krieges September 1939...« Haben Sie es?

BOHLE: Ja, ich habe es.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Vielleicht sind Sie so freundlich, mir nachzulesen:

»Kurz nach dem Ausbruch des Krieges im September 1939 hat sich die Vergrößerung und Erweiterung der Deutschen Gesandtschaft in Oslo und der Konsulate in Bergen, Drontheim, Stavanger, Kristiansand, Hangesund, Narvik und Kirkenes als von größter Wichtigkeit gezeigt. Diese Erweiterung der Reichsvertretung hatte zur Folge, daß auch der Landkreis Norwegen der NSDAP sein Wirkungsfeld in gleichem Maße ausdehnen mußte, um die Arbeit der Reichsvertretung vor allem durch unbedingt landes- und sprachkundige Partei- und Volksgenossen zu unterstützen.«

Warum hielt es die Partei im September 1939 für notwendig, ihre Organisation durch Leute zu erweitern, die in höherem Maße landes- und sprachkundig waren? Antworten Sie mir darauf, bevor Sie weiterlesen. Machen Sie sich über den Rest keine Sorgen. Wir werden uns mit ihm noch beschäftigen. Warum war es im Jahre 1939 notwendig, Ihre Organisation zu vergrößern?

BOHLE: Es hat in Norwegen, soweit ich mich erinnere, überhaupt nur – und zwar im ganzen Lande – 80 Mitglieder der Partei gegeben, und es war ganz klar, daß nach Kriegsausbruch die amtlichen Vertretungen nicht nur Deutschlands, sondern bekanntlich auch der anderen Staaten sich vergrößerten und sich als Hilfsarbeiter nationale Elemente nahmen, die das betreffende Land kannten. Das ist nicht auf Deutschland allein beschränkt gewesen, sondern auf sämtliche Staaten, die am Kriege teilnahmen.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ja, ich verstehe immer noch nicht, warum Ihre absolut harmlose Organisation es für notwendig befand, ihre Mitgliederzahl durch Leute zu vergrößern, die die Sprache und das Land gründlich kannten. Warum hielt die Auslandsorganisation das für notwendig?

BOHLE: Weil auf Aufforderung der Reichsvertretung Deutsche gebraucht wurden, die Land und Leute kannten, namentlich auch zur Aufklärung über die deutschen Angriffsziele in Norwegen, genau dasselbe, was jeder andere Staat hat.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ihre Antwort ist also, daß Sie von ihnen verlangten, über die Angriffsziele in Norwegen zu erfahren, nicht wahr?

Ist das Ihre Antwort?

BOHLE: Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, daß sie zur Verfügung stehen sollten in Norwegen, falls sie für die Aufklärung, also für die deutsche Propaganda innerhalb des norwegischen Volkes, gebraucht würden. Und ich möchte vor allem noch einmal unterstreichen, daß das keineswegs allein von Deutschland, sondern selbstverständlich von allen kriegführenden Staaten gemacht wurde.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Gut, gehen wir weiter und sehen, was sich dann ereignete:

»Die Auswahl und der Einsatz dieser zusätzlichen Mitarbeiter traf der Landeskreisleiter in engem Einvernehmen mit der Reichsvertretung. So waren vom ersten Augenblick des Kriegsausbruches an eine große Anzahl von Parteigenossen aus ihren Berufen herausgezogen und eingesetzt für den Dienst an Volk und Vaterland. Ohne Zögern und ohne Rücksicht auf ihre Person und Familie, ihre Existenz und ihr Hab und Gut sind sie angetreten und haben sich den neuen und oft gefährlichen Aufgaben mit dem Einsatz ihrer ganzen Kraft und Persönlichkeit verschrieben.«

Sagen Sie mir, bestanden die »oft gefährlichen Aufgaben« darin, das norwegische Volk zu bespitzeln und dann Berichte darüber zu machen?

BOHLE: Sicher nicht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Welches waren dann diese oft gefährlichen Aufgaben, von denen Ihr eigener Landesgruppenleiter spricht und die von Mitgliedern Ihrer Organisation vom Augenblick des Kriegsausbruches an, im September 1939, unternommen wurden?

BOHLE: Dazu kann ich deshalb nichts sagen, weil mir darüber nicht das geringste bekannt ist und ich mir auch keine gefahrvollen Aufgaben vorstellen kann. Ich habe den Eindruck bei diesem Artikel, den ich übrigens nicht kannte, daß der Landeskreisleiter, was menschlich verständlich ist, etwa den Wunsch gehabt hat, seine Organisation wesentlich wichtiger zu machen als sie war.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Aber Sie sagen, daß Sie davon nichts wußten. Dies ist doch in dem Amtlichen Jahrbuch Ihrer Organisation erschienen. Haben Sie niemals gelesen, was in diesem Buche erschien?

BOHLE: Ganz habe ich es sicher nicht gelesen, denn dieser Artikel ist mir nicht bekannt.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Sie haben uns gesagt, daß die Mitglieder Ihrer Organisation nicht daran teilgenommen hätten. Wie steht es mit den Leuten, die für die Veröffentlichung dieses Buches verantwortlich waren? Haben denn diese niemals Ihre Aufmerksamkeit auf einen derartigen Artikel gelenkt?

BOHLE: Offensichtlich nicht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Sehen Sie sich nun den nächsten kleinen Abschnitt an:

»Der Erfolg dieses in aller Stille erfolgten Einsatzes zeigte sich dann auch, als am 9. April 1940 die deutschen Truppen in Norwegen landeten und dem geplanten Flankenstoß der Alliierten zuvorkamen.«

Welche Arbeit zeigte sich am 9. April? Welche Arbeit, die in aller Stille erfolgte, wurde offenbar? Arbeit, die von Mitgliedern Ihrer Organisation ausgeführt wurde?

BOHLE: Das kann ich leider nicht sagen, weil ich davon überhaupt nichts weiß. Weiß ich nicht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Schön. Wollen Sie sich den letzten Abschnitt dieser Seite ansehen? Es ist der zweite Satz – vier oder fünf Zeilen weiter unten – gegen Ende der fünften Zeile. Ich bitte um Verzeihung, Sie haben das Buch vor sich, ich hatte das vergessen. Wollen Sie sich bitte Seite 40 des Buches ansehen. In der Mitte eines Absatzes, das fünftletzte Wort der fünften Zeile von unten:

»Nach dem vorbereiteten Einsatzplan.....«

Finden Sie dies? Auf Seite 40.