HOME

<< Zurück
|
Vorwärts >>

[Zum Vorsitzenden gerichtet:]

Ich habe dem Zeugen noch ein Dokument vorzulegen.

VORSITZENDER: Bitte, setzen Sie fort.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Es handelt sich um ein Dokument, das ich soeben gefunden habe. Es ist nicht vervielfältigt worden. Der Gerichtshof wird mir gestatten, daß ich Auszüge hieraus verlese?

[Zum Zeugen gewandt:]

Sie halten in Ihrer Hand ein Originaldokument, und es ist augenscheinlich eine Durchschrift eines Briefes von...

VORSITZENDER: Hat Dr. Seidl ein Exemplar?

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ja, er hat ein Exemplar auf deutsch.

[Zum Zeugen gewandt:]

Ist dies ein Brief von Ihrem Landesgruppenleiter Konradi?

BOHLE: Offensichtlich eine Anweisung des Landesgruppenleiters Konradi, die nicht von ihm unterschrieben ist.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wenn Sie den Schluß dieses Briefes ansehen, so werden Sie finden, daß er tatsächlich mit »Konradi« unterschrieben ist, und zwar nach dem üblichen »Heil Hitler«...

BOHLE: Dieses Exemplar, das ich habe, ist nicht unterschrieben.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie das Dokument zurückgeben, vielleicht sind diese Dokumente....

[Das Dokument wird an Oberstleutnant Griffith-Jones zurückgegeben.]

Tatsächlich ist es mit »Konradi« unterschrieben. Zeigen Sie es dem Zeugen.

[Das Dokument wird dem Zeugen zurückgegeben.]

BOHLE: Nein, es ist nicht von Konradi unterschrieben, sondern mit der Schreibmaschine.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich danke Ihnen. Es ist mein Fehler, weil ich mich nicht klar ausgedrückt habe. Ich habe Ihnen gesagt, daß es eine Durchschrift ist, die Durchschrift eines Briefes, der von Konradi unterschrieben und abgesandt wurde. Es scheint so zu sein, nicht wahr?

BOHLE: Das kann ich nicht wissen, denn ich kenne natürlich nicht alle Briefe, die Herr Konradi geschrieben hat.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Sie können mir glauben, soweit es Sie anbetrifft, daß es sich hier um ein erbeutetes deutsches Dokument handelt. Dieses Stück Papier, das Sie in der Hand halten, wurde von alliierten Truppen gefunden und trägt die mit der Schreibmaschine geschriebene Unterschrift von Konradi, der Ihr Landesgruppenleiter in Rumänien war, nicht wahr? Sie erinnern sich daran, daß Sie einen Landesgruppenleiter in Rumänien hatten?

BOHLE: Er hieß Konradi.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ist das Dokument eine Anweisung an den Zellenleiter in Konstantza?

BOHLE: Ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Es trägt das Datum vom 25. Oktober 1939. Wollen Sie den ersten Abschnitt lesen?

»Am 9. bis 12. Oktober haben bei der Leitung der Auslandsorganisation Besprechungen mit dem Obersten Hoheitsträger bezw. ihren Stellvertretern der Gruppen von Südosteuropa und Südeuropa stattgefunden.«

Heißt das in Berlin?

BOHLE: Berlin, jawohl.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Das heißt in Ihrem Büro?

BOHLE: In meinem Büro ja, aber nicht in meinem persönlichen Büro.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Aber in dem Bürogebäude, das Ihnen vollständig unterstand?

BOHLE: Ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Gut. Ich nehme an, bevor wir weitergehen, daß von Ihrem Hauptamt bei einer solchen Konferenz keine Befehle ausgegeben wurden, die Ihren Anweisungen widersprechen, nicht wahr?

BOHLE: Nicht in wichtigen Sachen, natürlich nicht.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Danke sehr.

»Anschließend erhielt ich hier direkte Weisungen der zuständigen Stelle der Leitung der AO.«

Es scheint also, daß die Anweisung, die in der Konferenz gegeben wurde, schriftlich bestätigt wurde:

»Während des Krieges muß jeder Nationalsozialist im Auslande sich in den unmittelbaren Dienst der Heimat stellen, es geschieht dies entweder durch Propagandatä tigkeit für die deutsche Sache oder durch Abwehr der Feindmaßnahmen.«

Würden Sie jetzt umwenden oder lassen Sie die englische Zusammenfassung lieber aus. Ich verlese aus dem nächsten Absatz sodann den übernächsten. Ich gehe jetzt auf den nächsten über:

»Wie überall ist es entscheidend wichtig zu wissen, wo der Feind steht und was er tut...«

Ich möchte, daß Sie sich darüber klar sind und sich daran erinnern. Diese Anweisungen kommen direkt aus Ihrem Hauptamt in Berlin:

»Es ist festgestellt, daß der IS (Intelligence Service) manchmal mit Erfolg versucht hat, scheinbar unverdächtige Personen in den Verkehr der Gruppen der Partei und der angeschlossenen Verbände Eingang gewinnen zu lassen. Es ist somit notwendig, daß Sie nicht nur alle mit Ihnen in Berührung tretenden Personen, die Ihnen nicht vollkommen bekannt sind, genauest untersuchen, sondern Sie müssen auch vor allen Dingen neu in Ihrer Nähe auftauchende Menschen, Besuche usw. besonders eingehend unter die Lupe nehmen, evtl. sogar durch einen Kameraden, dessen restlose nationalsozialistische Einstellung nicht allgemein auf der Gasse bekannt ist, anfassen lassen...«

Ich glaube, daß wir uns den Rest ersparen können.

»Sie wollen alles, was Ihnen auffällt, melden, und mag es scheinbar auf den ersten Blick noch so bedeutungslos erscheinen. Hierzu gehören auch plötzlich entstehende Gerüchte, mögen sie auch noch so falsch sein.«

Erinnern Sie sich daran, daß Ihren Mitgliedern in Rumänien gesagt wurde, alles zu berichten, alles was sie sahen?

BOHLE: Selbstverständlich.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES:

»Ein wichtiger Sektor Ihrer und Ihrer Kameraden Arbeit müssen Wirtschaftsbetriebe, Handelsunternehmen usw. sein. Nicht nur, daß Sie auf diesem Wege gut Ihre Propaganda fortpflanzen können. Sie können gerade in solchen Unternehmen leicht Nachricht über sonderbare Besuche erhalten. Es ist bekannt, daß gerade die feindlichen Spionageorganisationen sich sowohl zu Erkundigungen wie zu Sabotageakten in den Wirtschaftskreisen bewegen. Besonders geeignet zu diesem Dienst sind Kameraden, die intime Beziehungen zu Speditionsgesellschaften haben. Selbstverständlich müssen Sie in der Auswahl Ihrer Mitarbeiter besonders peinlich genau und vorsichtig vorgehen,«

VORSITZENDER: Haben Sie noch etwas mehr aus dem Dokument zu verlesen? Falls ja, dann wollen wir jetzt eine Pause bis 14.00 Uhr einlegen.