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[Zum Zeugen gewandt:]

Sie hatten also den Eindruck, daß beide Staatsmänner sehr erregt waren?

DR. SCHMIDT: Ja, den Eindruck hatte ich.

DR. HORN: Auf welche Ursache führen Sie diese Erregung zurück?

DR. SCHMIDT: Auf die gespannte Lage der Verhandlungen, auf die zahlreichen Besprechungen, die während der ganzen vorhergehenden Tage fast ununterbrochen stattgefunden und starke Anforderungen an die Nervenkraft aller Beteiligten gestellt hatten.

DR. HORN: Ist es richtig, daß von Ribbentrop, wie Sir Nevile Henderson in seinem Buch behauptet, in den häßlichsten Ausdrücken gesagt habe, daß er den Polnischen Botschafter niemals um seinen Besuch bitten würde?

DR. SCHMIDT: Das ist mir nicht erinnerlich. Der Außenminister hatte lediglich gesagt, daß er den Polnischen Botschafter nur als Verhandlungs- oder Gesprächspartner brauchen könnte, wenn der Polnische Botschafter mit entsprechenden Verhandlungsvollmachten zu ihm käme.

DR. HORN: Und diese Vollmacht hatte der Botschafter Lipski nicht?

DR. SCHMIDT: Er hat auf eine diesbezügliche Frage, die der Außenminister an ihn richtete, als der Botschafter Lipski bei ihm war, mit einem deutlichen Nein geantwortet. Er habe keine Verhandlungsvollmachten.

DR. HORN: Und daraufhin hat Ribbentrop Sir Nevile Henderson erklärt, daß er dann den Botschafter nicht empfangen könne. Ist das richtig?

DR. SCHMIDT: Nein, ich habe eben gesprochen von einer Unterhaltung, die der Außenminister mit dem Polnischen Botschafter gehabt hat, und in derem Verlauf die Frage an den Polnischen Botschafter gestellt wurde, ob er Verhandlungsvollmachten habe. Darauf hat der Polnische Botschafter gesagt: »Nein!« und darauf hat der Außenminister erwidert, daß in diesem Falle sich natürlich kein Gespräch machen ließe.

DR. HORN: Von Ribbentrop hat dann dieses Memorandum, von dem wir vorhin gesprochen hatten, dem Botschafter Sir Nevile Henderson nicht überreicht. Hatten Sie den Eindruck, daß von Ribbentrop den Text des Ultimatums dem Botschafter Sir Nevile Henderson deshalb nicht überreichte, weil er nicht wollte oder weil er nicht durfte?

DR. SCHMIDT: Es ist schwer für mich, auf diese Frage eine ganz klare Antwort zu geben, da ich ja bei den vorbereitenden Besprechungen, die Hitler mit dem Außenminister sicherlich über diesen Punkt vor der Unterredung mit dem Englischen Botschafter gehabt hat, nicht zugegen war. Ich kann also nur aus meinen Eindrücken der Unterredung mit dem Englischen Botschafter Rückschlüsse ziehen über das, was dem Außenminister möglicherweise von Hitler als Instruktion für die Unterredung mitgegeben worden war. Und dazu kann ich folgendes sagen:

Als Henderson bat, man möge ihm das Dokument, das die deutschen Vorschläge enthielt, übergeben, sagte der Außenminister: »Nein, das Dokument kann ich Ihnen nicht geben«, und zwar gebrauchte er diese Worte. Das war natürlich ein etwas außergewöhnliches Verfahren, denn normalerweise hätte Sir Nevile Henderson wohl erwarten können, daß ihm ein soeben verlesenes Dokument am Schluß auch überreicht würde. Ich selbst war über die Antwort des Außenministers ziemlich überrascht und blickte auf, weil ich glaubte, ich hätte falsch verstanden; ich blickte den Außenminister an und hörte, daß er nun zum zweitenmal sagte: »Ich kann Ihnen das Dokument nicht geben«. Ich sah aber, daß ihm diese Angelegenheit wohl selbst etwas peinlich war und daß er sich der ziemlich schwierigen Lage, in der er sich durch diese Antwort befand, wohl bewußt sein mußte, denn es spielte ein gewisses unbehagliches Lächeln um seine Lippen, als er diese Worte: »Ich kann Ihnen das Dokument nicht geben« mit ruhiger Stimme Sir Nevile Henderson gegenüber gebrauchte. Ich sah daraufhin Sir Nevile Henderson an, weil ich natürlich nun erwartete, daß Sir Nevile Henderson mich auffordern würde, ihm dieses Dokument zu übersetzen, aber die Aufforderung kam nicht. Ich blickte Sir Nevile Henderson von mir aus ziemlich einladend an, denn ich wollte von mir aus dieses Dokument übersetzen, weil ich wußte, wie außerordentlich wichtig eine schnelle und vollständige Übergabe seines Inhalts an die Englische Regierung war und hätte, wenn ich aufgefordert worden wäre, zu übersetzen, ganz langsam, fast in Diktatgeschwindigkeit, sprechen können, um gewissermaßen durch diese Hintertür dem Englischen Botschafter es zu ermöglichen, nicht nur die allgemeine Linie, sondern die Einzelheiten des deutschen Vorschlages niederzuschreiben und anschließend an seine Regierung zu übermitteln. Aber auch auf mein aufforderndes Hinsehen reagierte Sir Nevile Henderson nicht, so daß dann die Unterredung sehr bald ihr Ende fand und die Ereignisse ihren Laut nahmen.

DR. HORN: Haben Sie am Morgen des 3. September 1939 das englische Ultimatum an die Deutsche Regierung entgegengenommen?

DR. SCHMIDT: Jawohl, das trifft zu.

DR. HORN: Wem haben Sie dieses Ultimatum überreicht?

DR. SCHMIDT: Am Morgen des 3. hatte die Englische Botschaft so zwischen zwei und drei Uhr an die Reichskanzlei telephoniert, wo ich noch mit dem Außenminister anwesend war, um mich für eventuelle Besprechungen zur Verfügung zu halten, um mitzuteilen, daß der Englische Botschafter von seiner Regierung Instruktionen erhalten habe, wonach er genau um neun Uhr morgens dem Außenminister eine wichtige Mitteilung namens der Englischen Regierung zu machen hätte, und er bat daher um eine Unterredung bei Herrn von Ribbentrop zu dieser Zeit. Dieser ließ erwidern, daß er selbst nicht verfügbar wäre, daß er aber einen Angehörigen des Auswärtigen Amtes, in diesem Falle mich, ermächtigen würde, an seiner Stelle die Mitteilung der Englischen Regierung durch den Englischen Botschafter entgegenzunehmen. Und so kam es, daß ich morgens um neun Uhr den Englischen Botschafter in Ribbentrops Arbeitszimmer empfing. Meine Aufforderung, sich zu setzen, lehnte Henderson ab und verlas mir stehend das bekannte Ultimatum der Englischen Regierung an die Deutsche Regierung, wonach, wenn nicht gewisse Bedingungen von deutscher Seite erfüllt würden, die Englische Regierung sich um elf Uhr vormittags als mit Deutschland im Kriegszustand betrachten würde.

Nachdem wir noch einige persönliche Abschiedsworte gewechselt hatten, nahm ich das Dokument und begab mich damit in die Reichskanzlei.

DR. HORN: Wem haben Sie dieses Dokument dort überreicht?

DR. SCHMIDT: In der Reichskanzlei habe ich es Hitler überreicht, das heißt ich habe ihm, den ich bei Besprechungen mit dem Außenminister in seinem Arbeitszimmer traf, dieses Dokument ins Deutsche übersetzt. Als ich mit der Übersetzung fertig war, herrschte zunächst Stillschweigen.

DR. HORN: War Hitler allein in dem Raum?

DR. SCHMIDT: Nein, wie ich bereits sagte, befand er sich in seinem Arbeitszimmer zusammen mit dem Außenminister. Und als ich mit der Übersetzung fertig war, waren beide Herren ungefähr eine Minute lang völlig still. Ich konnte deutlich bemerken, daß ihnen diese Entwicklung der Dinge keineswegs gelegen kam. Hitler saß eine Weile lang nachdenklich auf seinem Stuhl und blickte einigermaßen besorgt vor sich hin. Dann beendete er das Schweigen mit einer etwas brüsken Frage an den Außenminister und sagte: »Was sollen wir denn nun machen?« Darauf begannen dann die Herren unter sich über die nächsten diplomatischen Schritte, die zu ergreifen wären, zu sprechen, ob dieser oder jener Botschafter herbeizurufen wäre und so weiter. Ich verließ natürlich das Zimmer, da ich weiter nichts zu tun hatte. Als ich in das Vorzimmer kam, fand ich dort, oder hatte vielmehr schon beim Hineingehen einige Kabinettsmitglieder und höhere Beamte versammelt gefunden, denen ich beim Hineingehen nur auf ihre fragenden Blicke – denn sie wußten, daß ich soeben mit dem Englischen Botschafter zusammengewesen war – gesagt hatte, daß keine zweite Münchener Konferenz stattfinden würde. Als ich nun wieder herauskam, sah ich an den besorgten Gesichtern, daß meine Äußerung richtig aufgefaßt war, und als ich nunmehr ihnen noch mitteilte, daß ich soeben ein englisches Ultimatum Hitler überbracht habe, da fiel ein sehr bedrücktes Schweigen über den Raum, die Gesichter wurden plötzlich ziemlich ernst, und ich erinnere mich noch, daß zum Beispiel Göring, der vor mir stand, sich zu mir herumdrehte und sagte: »Wenn wir diesen Krieg verlieren, dann gnade uns der Himmel.« Goebbels stand in einer Ecke für sich allein und machte ein außerordentlich ernstes, um nicht zu sagen bedrücktes Gesicht, und diese Atmosphäre der Bedrücktheit herrschte bei allen Anwesenden und ist mir natürlich als etwas sehr Bemerkenswertes zu der Stimmung am ersten Kriegstage in dem Vorzimmer der Reichskanzlei bis auf den heutigen Tag in Erinnerung geblieben.

DR. HORN: Sie hatten also nicht den Eindruck, daß diese Männer eine Kriegserklärung erwarteten?

DR. SCHMIDT: Nein, den Eindruck hatte ich nicht.

DR. HORN: Herr Zeuge, hatten Sie Gelegenheit zu beobachten, wie von Ribbentrop auf das Eintreffen der Nachricht des japanischen Überfalles auf Pearl Harbor reagierte?

DR. SCHMIDT: Eine direkte Gelegenheit dazu hatte ich nicht. Aber es war bei uns im Auswärtigen Amt allgemein bekannt, daß der Außenminister, genau so wie das ganze Auswärtige Amt, von der Nachricht von Pearl Harbor völlig überrascht worden war. Bestätigt wurde bei mir dieser Eindruck durch eine Mitteilung, die mir ein Mitglied der Presseabteilung machte. Die Presseabteilung hatte eine Abhörstelle für Rundfunknachrichten, und bei wichtigen Nachrichten hatte der diensttuende Beamte die Weisung, sofort den Außenminister persönlich ins Bild zu setzen. Als nun die erste Nachricht von Pearl Harbor von dieser Abhörstelle der Presseabteilung aufgefangen wurde, glaubte der Diensthabende, sie sei wichtig genug, um sie seinem Chef, also dem Leiter der Presseabteilung, zu melden, der sie an den Außenminister weitergeben sollte. Er wurde aber von dem Außenminister – so ist mir berichtet worden – ziemlich unwirsch abgewiesen und der Außenminister sagte: Das wäre sicher irgendeine Presseerfindung oder eine Presseente, und unsere Presseabteilung sollte ihn nicht mit solchen Sachen stören. Daraufhin kam eine zweite und eine dritte Meldung über Pearl Harbor. Ich glaube, es war dann auch eine Reutermeldung darüber von der Abhörstelle aufgefangen worden, und da faßte der Leiter der Presseabteilung, wie er mir sagte, noch einmal Mut, trotz des Verbots, den Außenminister nicht mehr zu stören, und teilte ihm diese Nachricht noch einmal mit.

VORSITZENDER: Diese Aussage erscheint dem Gerichtshof absolut unerheblich und uninteressant.

DR. HORN: Von Ribbentrop wird beschuldigt, auch den Angriffskrieg gegen die USA vorbereitet zu haben.

VORSITZENDER: Sie sprachen über die Reaktion der Presse. Was haben wir mit der Reaktion der Presse zu tun?

DR. HORN: Der Zeuge schildert, wie von Ribbentrop auf den Angriff von Pearl Harbor reagierte. Von Ribbentrop wußte nichts davon, daß Pearl Harbor von den Japanern, überhaupt daß Amerika angegriffen werden sollte. Eine derartige Vereinbarung hat auch nicht zwischen Japan und Deutschland bestanden. Es ist also nicht richtig, daß von Ribbentrop einen Angriffskrieg gegen die USA vorbereitet habe. Das wird dadurch....

VORSITZENDER: Sie haben über die Presse gesprochen. Ich sage nicht, daß Sie ihn nicht fragen sollten, ob der Außenminister nichts über den Angriff auf Pearl Harbor wußte; das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, es interessiert den Gerichtshof nicht, und er hält es für unerheblich, daß Sie auf die Reaktion der Presse eingehen.

DR. HORN: Herr Zeuge, Sie waren bei den Verhandlungen zu dem Flottenvertrag mit England dabei. Können Sie uns sagen, wie diese Verhandlungen verliefen, und ob sie von Ribbentrop aufrichtig meinte, und was er damit für Ziele verfolgte.

DR. SCHMIDT: Der Verlauf der Verhandlungen, bei denen ich auch als Dolmetscher zugegen war, vollzog sich durchaus glatt, nachdem einige Schwierigkeiten überwunden worden waren. Die Ziele, die der Außenminister...

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Euer Lordschaft! Wenn ich recht verstehe, handelt es sich hier um das Flottenabkommen von 1935. Soweit ich mich erinnere – ich versuche gerade, das zu klären – war das eine der Angelegenheiten, die wir bei der Beantragung von Zeugen erörterten, und der Gerichtshof entschied, daß die Vorverhandlungen zu diesem Abkommen nicht zur Diskussion stehen. Die Frage erhob sich bei den Zeugenanträgen. Ein oder zwei Zeugen wurden beantragt, die über diese Verhandlungen aussagen und auch, glaube ich, auf den Punkt eingehen sollten, den Dr. Horn in seiner letzten Frage erwähnt hat, nämlich, die Einstellung des Angeklagten von Ribbentrop. Ich habe ein oder zwei Namen gefunden, Lord Monsell zum Beispiel ist einer, der auf der Zeugenliste stand, die vom Gerichtshof abgelehnt wurden, wie auch mehrere deutsche Zeugen, die aus demselben Grunde abgelehnt wurden. Euer Lordschaft, es steht in der Erklärung des Gerichtshofs vom 26. Februar, Euer Lordschaft können auf Seite 2 nachlesen, dort ist bestimmt der Zeuge Monsell aufgeführt, der mir zufälligerweise auch sehr gut bekannt ist, aber ich bin sicher, daß auch noch andere Zeugen da waren. Ich weiß, daß wir anläßlich der Beantragung der Zeugen diesen Punkt eingehend besprochen haben.

VORSITZENDER: Wer waren die anderen, Sir David?

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Ich habe eine Liste der Zeugen, die abgelehnt wurden. Admiral Schuster zum Beispiel...

VORSITZENDER: Ja, er ist einer davon.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE:... der für die Frage, von wem die Initiative für den Vertrag ausging, erheblich war. Und dann ist da Sir Robert Craigie, Nummer 24 und Lord Monsell...

VORSITZENDER: Er wurde abgelehnt.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Aus demselben Grunde. Nr. 25.

VORSITZENDER: Ja.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Ja, Euer Lordschaft, ich glaube, das sind die drei.

VORSITZENDER: Herr Dr. Horn, was haben Sie dazu zu sagen? Diese drei Zeugen, Schuster, Craigie und Monsell, die, wie Sie behaupten, über dieses Flottenabkommen von 1935 aussagen sollten, wurden alle abgelehnt. Und was den Zeugen, den Sie jetzt vernehmen, betrifft, so war in dem Antrag für ihn kein solcher Hinweis enthalten. Er ist lediglich als Dolmetscher im Auswärtigen Amt beantragt worden.

DR. HORN: Ich nahm an, daß mir diese anderen drei Zeugen als kumulativ abgelehnt wurden. Ich will auch nicht über das Flottenabkommen als solches den Zeugen hören, sondern ich möchte ihn nur über die Einstellung Ribbentrops anläßlich des Abschlusses und nach dem Abschluß dieses Vertrags hören, um dem Gericht darzutun, daß von Ribbentrop jedenfalls damals nicht zielbewußt auf einen Angriffskrieg hingewirkt hat noch an einer Verschwörung zur Entfesselung eines Angriffskrieges, zumindest damals nicht, teilgenommen hat. Und ich möchte weiter damit unter Beweis stellen, daß dieser Vertrag nicht, wie der vorhin erwähnte Englische Botschafter Sir Nevile Henderson es hinstellte, »eye wash« war.

VORSITZENDER: Ihr Antrag bezüglich Botschafter Craigie lautete: Der Zeuge kann aussagen, daß im Jahre 1935 Ribbentrop sich mit dem Vorschlag an England wandte, das Flottenabkommen zu unterzeichnen, und daß Ribbentrops Initiative die Zustimmung Frankreichs zu diesem Abkommen, das mit dem Versailler Vertrag zusammenhing, herbeigeführt hatte. Auf diese Weise ist das Abkommen zustandegekommen.

Wollten Sie den Zeugen nicht in diesem Zusammenhang vernehmen?

DR. HORN: Nein.

VORSITZENDER: Wenn Sie keine Fragen über das Flottenabkommen von 1935 stellen wollen, können Sie Ihr Verhör fortsetzen.

DR. HORN: Herr Zeuge, Sie waren im Jahre 1943 bei einer Unterredung zwischen Horthy und Hitler in Kleßheim anwesend, an der auch von Ribbentrop teilgenommen hat, und in der über die Lösung der Judenfrage in Ungarn gesprochen wurde. Wie äußerte sich von Ribbentrop zu Ihnen zu dieser Frage?

DR. SCHMIDT: Es hatte bei der Unterredung selbst eine Schwierigkeit gegeben, als Hitler darauf bestand, daß Horthy in der Judenfrage energischer vorgehen sollte, und Horthy ihm in einer gewissen Erregung antwortete: »Ja, was soll ich denn tun, soll ich die Juden vielleicht totschlagen?« Darauf war eine gewisse Stockung eingetreten, und der Außenminister hatte sich zu Horthy gewandt und gesagt: »Ja, es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder das, oder die Juden zu internieren«, und hat, was ein verhältnismäßig seltener Fall war, hinterher zu mir gesagt, daß die Forderung Hitlers in diesem Zusammenhang vielleicht doch etwas weitgehend gewesen sei.

DR. HORN: Am 25. August 1939 haben Sie an einer Besprechung zwischen Hitler, Henderson und Ribbentrop teilgenommen, in der Ribbentrop und Hitler noch einmal ihrem Wunsch Ausdruck gaben, zu einer Einigung mit Polen zu kommen, unter Zuhilfenahme der englischen Vermittlung. Ist es richtig, daß Sie dann mit dem Entwurf dieser über die Besprechung angefertigten Note von Ribbentrop zu Henderson in die Botschaft geschickt wurden, um ihn zu bitten, sich der Verwirklichung dieses Vorschlages möglichst anzunehmen und ihn durchzubringen zu versuchen? Ist das richtig?

DR. SCHMIDT: Jawohl, das trifft zu.

DR. HORN: Ich darf dem Gericht eine Kopie dieses Telegramms von Sir Nevile Henderson an Lord Halifax überreichen? (Dokument Nummer TC-72 (69).