HOME

<< Zurück
|
Vorwärts >>

[Keine Antwort.]

OBERST AMEN: Ja oder nein?

VON RIBBENTROP: Nein, so nicht genau, sondern...

OBERST AMEN: Nun, ungefähr so, ist das richtig?

VON RIBBENTROP: Nein, so kann man es nicht sagen. Ich habe nur damit gemeint – wenn ich es so erklären darf –, daß ich ihm nicht Schwierigkeiten machen würde, wenn wirklich eine ernste Divergenz auftauchte, sondern daß ich meine Meinung zurückstellen würde; das war der Gedanke dabei.

OBERST AMEN: Sie haben ihm darauf Ihr Ehrenwort gegeben; ist das richtig?

VON RIBBENTROP: Jawohl, das ist richtig, ja.

OBERST AMEN: Und zu dieser Zeit haben Sie darüber gesprochen, daß Sie zurücktreten würden. Ist das richtig?

VON RIBBENTROP: Ja, das ist auch richtig, ja.

OBERST AMEN: Und das machte den Führer wütend und er wurde krank, stimmt das?

VON RIBBENTROP: Ja. »Krank« ist nicht der richtige Ausdruck, aber er hat sich damals sehr erregt. Ich möchte nicht gerne darüber sprechen im einzelnen.

OBERST AMEN: Er sagte, daß es seine Gesundheit beeinträchtige, ist das nicht wahr? Und er sagte Ihnen, Sie sollten aufhören, mit ihm über diese Punkte herumzustreiten und sollten einfach tun, was er Ihnen sagte, ist das richtig?

VON RIBBENTROP: Ich möchte über die internen Gründe da nichts Näheres sagen, sondern ich glaube auch nicht, daß das Dinge sind, die irgendwie hier interessieren. Das waren persönliche Verhältnisse zwischen dem Führer und mir.

OBERST AMEN: Dafür interessiere ich mich nicht. Mich interessiert nur festzustellen, ob es nicht Tatsache ist, daß Sie unter Eid erklärt haben, bei dieser Gelegenheit Hitler geschworen zu haben, daß Sie niemals etwas äußern oder auf irgendwelchen Ansichten bestehen würden, die seinen Wünschen zuwiderliefen. Ist das nicht richtig?

VON RIBBENTROP: Nein, nein, das ist absolut nicht richtig. Das ist eine falsche Interpretation, sondern ich habe dem Führer gesagt, daß ich ihm keine Schwierigkeiten machen würde. Ich habe nach 1941 noch manche Divergenz mit ihm gehabt und habe meine Meinung auch dann immer oft zum Ausdruck gebracht.

OBERST AMEN: Nun, Ribbentrop, welche abweichenden Ansichten Sie auch gehabt haben mögen, Sie sind nach 1941 nie imstande gewesen, auch nur eine davon durchzusetzen, nicht wahr? Ja oder nein?

VON RIBBENTROP: Die Frage habe ich nicht verstanden, ich bitte nochmals die Frage.

OBERST AMEN: Ich sage: Gleichgültig, wie abweichend Ihre Ansichten auch immer gewesen sein mögen, oder welche Ansichten auch immer Sie nach 1941 über diese Fragen dem Führer gegenüber geäußert haben, so sind Ihre Vorschläge, soweit sie denen des Führers widersprachen, doch niemals in die Tat umgesetzt worden. Stimmt das nicht? Sie haben schließlich immer das getan, was der Führer Ihnen befahl und was der Führer wollte, ohne jede Rücksicht auf Ihre eigenen Ansichten.

VON RIBBENTROP: Das sind zwei Fragen, die Sie stellen. Zur ersten Frage muß ich sagen, daß es nicht richtig ist, daß Hitler niemals irgendwelche Vorschläge von mir akzeptiert hätte, das stimmt nicht. Im übrigen aber stimmt die Frage zwei. Diese kann ich so beantworten, daß, wenn Adolf Hitler eine Auffassung mir gegenüber kundgetan und einen Befehl erteilt hatte, ich diesen Befehl durchgeführt habe, wie das bei uns selbstverständlich war.

OBERST AMEN: Mit anderen Worten, zum Schluß haben Sie immer ja gesagt, stimmt das nicht?

VON RIBBENTROP: Ich habe seine Befehle durchgeführt, ja.

OBERST AMEN: Jetzt will ich Ihnen noch etwas aus Ihrer Aussage vorlesen, wo es heißt:

»Er« – das bezieht sich auf den Führer – »betrachtete mich als seinen engsten Mitarbeiter, wir unterhielten uns damals sehr ernst, und dann, als ich weggehen wollte, versprach ich ihm das, und ich habe es immer gehalten bis zum letzten Moment. Es war manchmal sehr schwer, das versichere ich Ihnen, dieses Versprechen zu halten und heute tut es mir leid, daß ich es damals gegeben habe. Es wäre wirklich vielleicht besser gewesen, wenn ich es nicht gegeben hätte. Es hat mich seit damals in eine Lage versetzt, daß ich in sehr ernsten und wichtigen Augenblicken dieses Krieges nicht mit Hitler in dem Sinne sprechen konnte, wie ich es gewünscht hatte, mit ihm zu sprechen, und in einem Sinne, wie ich vielleicht hätte zu ihm sprechen können nach dieser Besprechung im Jahre 1941.

Ich muß Ihnen all das erklären. Wenn Sie nicht den Hintergrund zu diesen Dingen kennen, könnten Sie vielleicht denken, daß ich als Außenminister während dieser Jahre mehr darüber sagen möchte. Vielleicht könnte ich sagen, daß man etwas mehr Auskunft über diese Dinge geben konnte, aber ich wünsche zu diesem Mann, selbst jetzt nach seinem Tode, treu zu sein und zu bleiben, soweit es mir möglich ist. Aber ich will mir das Recht vorbehalten, der Geschichte zu zeigen, daß ich mein Versprechen hielt und auch zu zeigen die Rolle, die ich in diesem ganzen Drama gespielt habe.«

Haben Sie diese Erklärung mit unter Eid abgegeben, ja oder nein?

VON RIBBENTROP: Das sind...

OBERST AMEN: Ja oder nein?

VON RIBBENTROP:... wiederum zwei Fragen, auf die erste Frage – demgegenüber weiß ich nichts. Die zweite Frage, unter Eid, wohl zweifellos nein. Ich bin nur zweimal überhaupt vereidigt worden, aber das tut ja hier nichts zur Sache. Die Erklärung trifft im einzelnen Wortlaut nicht genau zu, sie muß da etwas falsch übersetzt worden sein. Stimmen tut, daß ich gesagt habe, daß ich dem Führer treu war, und daß ich weiter gesagt habe, daß ich mit ihm manche Divergenz hatte, daß wir nicht immer einer Auffassung waren, und das ist die Quintessenz. Das ist richtig.

OBERST AMEN: Ich habe nur eine Frage gestellt, und ich bitte Sie nochmals, mit Ja oder Nein zu antworten. Haben Sie die Erklärung in genau demselben Wortlaut gegeben, den ich Ihnen gerade verlesen habe oder nicht?

VORSITZENDER: Oberst Amen! Ich glaube, er hat das tatsächlich schon beantwortet, denn er sagte, daß es nicht wörtlich sei.

OBERST AMEN: Es ist aber doch wörtlich.

VORSITZENDER: Das ist Ansichtssache. Er sagt, es sei nicht wörtlich.

OBERST AMEN: Jawohl, Euer Lordschaft.