HOME

<< Zurück
|
Vorwärts >>

[Zum Zeugen gewandt:]

004-PS, haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?

ROSENBERG: Ja, ich bitte mir das Dokument zu geben.

[Das Dokument wird dem Zeugen übergeben.]

Auf Seite 5 dieses Dokuments 004-PS wird erklärt, daß Hagelin, der Mitarbeiter Quislings, der in norwegischen Regierungskreisen verkehrte und von der Norwegischen Regierung selbst Aufträge erhalten hatte für Waffenlieferungen aus Deutschland, zum Beispiel nach der sogenannten Altmark-Affäre, das heißt, eine Beschießung eines deutschen Schiffes in norwegischen Hoheitsgewässern, ein Gespräch mit norwegischen Stortingabgeordneten hörte, daß dieses Verhalten, dieses zurückhaltende Verhalten norwegischerseits ja eine »aufgelegte Sache« gewesen sei.

Ferner am 20 März, auf Seite 7 in der Mitte:

»Am 20. März führte er anläßlich seiner Anwesenheit zu den Verhandlungen über die deutschen Flaklieferungen in einem Bericht die fortschreitende Tätigkeit der Alliierten in Norwegen unter Duldung der Regierung Nygardsvold näher aus. Nach seinen Mitteilungen untersuchten die Alliierten nunmehr schon die norwegischen Hafenstädte auf Lande- und Transportmöglichkeiten. Der damit beauftragte französische Kommandant Kermarec« – nebenbei gesagt, der Name ist mir auch in anderer Schreibweise erinnerlich als »Karramac« oder ähnlich, – »habe in einem vertraulichen Gespräch den Obersten Sunlo, Kommandant von Narwik, der auch Anhänger Quislings ist, über die Absichten der Alliierten informiert, motorisierte Truppen in Stavanger, Drontheim und eventuell auch Kirkenes zu landen und den Flughafen Sola bei Stavanger zu besetzen.«

Dann heißt es unten; ich zitiere:

»In seinem Bericht vom 26. März führte er« – also Hagelin – »dann noch einmal aus, daß die Rede des norwegischen Außenministers Koth über die norwegische Neutralität und seine Proteste weder in London von den Engländern, noch in Norwegen von den Norwegern ernst genommen würden, da man genau wisse, daß die Regierung gar nicht die Absicht habe, ernstlich gegen England Stellung zu nehmen.«

DR. THOMA: Das hat Ihnen Quisling berichtet?

ROSENBERG: Ja, das waren die Berichte, die Quisling Hagelin beauftragte zu berichten. Ich möchte ferner bemerken, daß, nachdem der Führer Quisling empfangen hatte, er mir einige Zeit später mitteilte, er hätte das OKW beauftragt, sich diesen Fall zu überlegen, militärisch zu überlegen, und ersuchte mich, darüber nicht weiter zu sprechen. Ich verweise in diesem Zusammenhang noch darauf, daß, wie aus dem Bericht 004-PS ersichtlich ist, der Führer bei den Meldungen betont hätte, er wolle mit dem ganzen skandinavischen Norden unbedingt die Neutralität aufrechterhalten und seine Haltung nur ändern, falls diese durch andere Kräfte bedroht sei.

In der Folgezeit wurde ein Mitarbeiter von mir vom Führer beauftragt, die Verbindung zu Quisling in Oslo aufrechtzuerhalten, und erhielt zur Unterstützung der deutschfreundlichen Propaganda gegenüber der anderen Propaganda vom Auswärtigen Amt eine bestimmte Summe überwiesen, und kam darauf ebenfalls mit ein paar Nachrichten über die Ansichten Quislings nach Deutschland. Später hörte ich, was an sich ja verständlich war, daß dieser Mitarbeiter, der um diese Zeit Soldat war, auch militärische Nachrichtenaufträge bekommen hatte, die er nach dem Norwegen-Unternehmen dann mitteilte.

DR. THOMA: Herr Rosenberg, wollen Sie sich kürzer fassen.

ROSENBERG: In welcher Weise nun der Führer beschlossen hatte, und ob er wirklich beschlossen hatte, die Aktion durchzuführen, davon hat er mir keine Mitteilung mehr gemacht. Die ganze Aktion vom 9. April habe ich dann aus der Zeitung erfahren und besuchte dann den Führer an diesem Tage, und ein paar Wochen später rief mich der Führer zu sich und sagte, er hätte diesen Beschluß fassen müssen auf Grund der konkreten Warnungen, die er nun bekommen hatte, und es hätte sich aus Dokumenten gezeigt, die man vorgefunden hatte, daß diese Warnungen richtig gewesen seien, und es sei buchstäblich richtig gewesen, daß, als die letzten deutschen Schiffe, ich glaube, in den Fjord von Drontheim einfuhren, sie schon ein Gefecht mit den ersten nachrückenden britischen Schiffen hatten.

DR. THOMA: Ich habe in diesem Zusammenhang nur noch eine Frage: Sind Sie jemals als Leiter des Außenpolitischen Amtes zu außenpolitischen oder militärischen Besprechungen durch Hitler herangezogen worden?

ROSENBERG: Der Führer hat auch hier streng unterschieden zwischen der amtlichen Außenpolitik und der auf die eine oder die andere von außen kommende Initiative oder Anregung, die an mich herangetragen wurde. Er hat mich, und ich glaube, das ist ja aus allen Dokumenten die ich hier vorgelegt habe ersichtlich, an keiner einzigen militärisch vorbereitenden Unterredung beteiligt.

DR. THOMA: Also bei den Unternehmungen gegen Österreich, Tschechoslowakei, Polen, Rußland und so weiter sind Sie niemals herangezogen worden?

Ich glaube, Herr Vorsitzender, daß das eine geeignete Gelegenheit wäre, für heute abzuschließen.