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[Keine Antwort.]

General Rudenko, wollen Sie noch einige zusätzliche Fragen stellen?

GENERAL RUDENKO: Ich habe einige Fragen im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Angeklagten in den Ostgebieten zu stellen.

VORSITZENDER: Gut, Herr General.

GENERAL RUDENKO: Angeklagter Rosenberg! Wann begannen Sie persönlich und unmittelbar an den Vorbereitungen für den Angriff gegen die Sowjetunion teilzunehmen?

ROSENBERG: Überhaupt nicht.

GENERAL RUDENKO: Stand Ihre Ernennung zum Beauftragten für die besetzten Ostgebiete am 20. April 1941 nicht in direktem Zusammenhang mit der Planung zum Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion?

ROSENBERG: Es war ja keine Planung mehr, an der ich teilgenommen habe, sondern die Folge eines bereits gefaßten Entschlusses, zu dem ich ja nicht zur Beratung herangezogen worden war, sondern die Mitteilung, daß hier ein Entschluß gefaßt sei und die militärischen Befehle ergangen seien. Ich habe also nichts... denn ich muß ja Ihnen die Frage mit Ja oder Nein möglichst beantworten. Ich habe soeben auf Grund des Wortlautes mit Nein geantwortet.

GENERAL RUDENKO: Sie bestreiten also nicht, daß es im April 1941 gewesen ist?

ROSENBERG: Das liegt ja vor, daß ich einen Auftrag bekommen habe.

GENERAL RUDENKO: Mit dieser Ernennung hat Hitler Ihnen sehr große Vollmachten erteilt. Sie arbeiteten mit den höchsten Reichsbehörden zusammen, erhielten von ihnen Informationen und beriefen die Zusammenkünfte der Reichsbehörden ein, Sie arbeiteten insbesondere mit Göring, dem Wirtschaftsminister und mit Keitel zusammen. Können Sie mir das bestätigen? Bitte antworten Sie kurz!

ROSENBERG: Es sind hier wieder mal drei Fragen an mich gerichtet worden. Die erste Frage, ob ich große Vollmachten bekommen habe: Eine Vollmacht hatte ich dort überhaupt nicht bekommen, also nein. Die zweite Frage: ob ich Besprechungen gehabt habe, beantworte ich mit ja, denn selbstverständlich habe ich mit den für den Osten vorgesehenen obersten Reichsbehörden Besprechungen gehabt, wie es meine Pflicht dem Auftrage entsprechend war.

GENERAL RUDENKO: Beantworten Sie bitte kurz folgende Frage: Hatten Sie mit dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht gleich nach Ihrer Ernennung am 20. April 1941 eine Besprechung?

ROSENBERG: Jawohl, ich habe Feldmarschall Keitel einen Besuch gemacht.

GENERAL RUDENKO: Hatten Sie im Zusammenhang mit Ihrer Ernennung ein Gespräch mit Brauchitsch und Raeder über die Lösung der Ostprobleme?

ROSENBERG: Mit Brauchitsch habe ich, meiner Erinnerung nach, nicht gesprochen und mit Admiral Raeder habe ich, meiner Erinnerung nach, in dieser Zeit auch keine Unterhaltung gehabt.

GENERAL RUDENKO: Hatten Sie eine Unterredung mit dem Angeklagten Funk, der Dr. Schlotterer zu seinem ständigen Vertreter ernannte?

ROSENBERG: Der damalige Reichsminister Funk ist selbstverständlich kurz von diesem Auftrag an mich unterrichtet worden und hat als Verbindungsmann Dr. Schlotterer ernannt.

GENERAL RUDENKO: Unterhielten Sie sich mit General Thomas, Staatssekretär Körner, Staatssekretär Backe und Ministerialdirektor Riecke über die wirtschaftliche Ausbeutung der Ostgebiete?

ROSENBERG: Ich glaube nicht, daß ich mit Thomas gesprochen habe, und die anderen Herren habe ich nach und nach einzeln kennengelernt. Riecke habe ich später als Verbindungsmann zum Wirtschaftsstab Ost ins Ministerium übernommen. Backe, den habe ich später sicher auch mal getroffen, wie das im Laufe der Zeit selbstverständlich ist. Mit General Thomas, ich weiß gar nicht, ob ich den persönlich kennengelernt habe, höchstens ganz kurz.

GENERAL RUDENKO: Gut. Dann lege ich Ihnen Dokumente vor, in denen Sie selbst darauf hinweisen. Sie führten Gespräche mit dem Außenminister, deren Ergebnis darin bestand, daß der Angeklagte Ribbentrop Großkopf zum ständigen Verbindungsmann zu Ihrer Dienststelle ernannte, zum Vertreter der politischen Abteilung dagegen Dr. Bräutigam bestimmte. Ist das richtig?

ROSENBERG: Das ist richtig, weil der Außenminister selbstverständlich kurz unterrichtet wurde, und für den Gesandten den damaligen Generalkonsul Großkopf...

GENERAL RUDENKO: Haben Sie die verantwortlichen Vertreter der Propaganda, Fritzsche, Schmidt, Glasmeier und andere empfangen?

ROSENBERG: Ja, das wird ja wohl so gewesen sein. Ich habe die Herren damals zum großen Teil zum erstenmal persönlich kennengelernt. Es ist selbstverständlich, daß ich mit diesem Auftrage mich unterrichten mußte.

GENERAL RUDENKO: Unterhandelten Sie mit dem Stabschef der SA über die Abstellung der erfahrensten SA-Führer zu Ihrer Verfügung?

ROSENBERG: Ich habe selbstverständlich auch mit dem Stabschef der SA über eventuell geeignete Mitarbeiter bei einer eventuellen Besetzung der Ostgebiete gesprochen.

GENERAL RUDENKO: Somit werden Sie im Zusammenhang damit nicht ableugnen wollen, daß ein Verbindungszentrum für die vorbereitenden Maßnahmen zum Angriff auf die Sowjetunion vorhanden war?

ROSENBERG: In dieser Form nicht. Denn die gesamten Aufgaben für die Auseinandersetzungen mit der Sowjetunion waren ja militärisch geteilt; sie waren vorbereitend wirtschaftlich für Göring geteilt; sie waren, wie sich später herausstellte, besonders klar bei der Polizei geteilt. Ich hatte hier eine politische Verbindungsstelle bekommen, um die politischen Probleme des Ostens zu besprechen und den verschiedenen Stellen Vorstellungen über diese politische, eventuell kommende Verwaltung und die Richtung dieser Politik zu machen. Ich habe das im wesentlichen in dem Sinne getan, wie in meiner Rede vom 20. Juni.

GENERAL RUDENKO: Gut. Eineinhalb Monate vor dem verräterischen Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion haben Sie die Unterweisungen für alle Reichskommissare in den besetzten Ostgebieten bearbeitet. Wollen Sie das ableugnen?

ROSENBERG: Ich habe dieses gestern schon erwähnt. Es sind sofort pflichtgemäß von mir und meinen Mitarbeitern einige vorläufige Entwürfe bearbeitet worden. Diese Entwürfe, die hier vorliegen oder die mir bisher vorgelegt worden sind, sind in dieser Form nicht hinausgegangen.

GENERAL RUDENKO: Ich werde auf diese Frage später noch zurückkommen. In Ihrem Bericht, den Sie Hitler am 28. Juni 1941 über die Vorarbeiten hinsichtlich der mit den Ostgebieten zusammenhängenden Fragen übermittelten, sagten Sie, daß Sie ein Gespräch mit Admiral Canaris hatten. Im Verlauf dieses Gespräches baten Sie Canaris, zum Zwecke der Abwehr Leute auszuwählen, die neben ihren Abwehrarbeiten auch politisch tätig sein könnten. Ist das richtig?

ROSENBERG: Nein, das stimmt nun nicht. Sondern ich hörte, daß Admiral Canaris eine bestimmte Gruppe von, ich glaube, Ukrainern und Angehörige anderer Völker dafür, sei es Sabotage oder sonstige Arbeit, bestimmt hatte. Er ist einmal bei mir gewesen, und ich habe ihn gebeten, sich nicht in die politische Arbeit, in die politische vorbereitende Arbeit einzumengen, und das hat er mir zugesagt.

GENERAL RUDENKO: Sie streiten Ihr Zusammentreffen mit Admiral Canaris nicht ab?

ROSENBERG: Das Zusammentreffen – nein.

GENERAL RUDENKO: Und auch nicht das Gespräch, in dem Sie ihn baten, zum Zwecke der Abwehr gewisse Leute zu Ihrer Hilfe auszuwählen? Bestreiten Sie das?

ROSENBERG: Nein – ja, das verneine ich. Ich verneine aber nicht, daß selbstverständlich, wenn Canaris eine interessante, wichtige politische Meldung hatte, es von ihm richtig gewesen wäre, wenn er mich gelegentlich auch davon unterrichten wollte. Ich habe keine Spionageabwehr oder Organisation für Spionage gehabt. Ich bin in diesen Jahren überhaupt nicht...

GENERAL RUDENKO: Wir werden Ihnen dieses Dokument vorlegen.

Herr Vorsitzender! Wir können vielleicht jetzt eine Pause machen, weil ich dem Angeklagten noch eine Reihe von Fragen vorzulegen habe.

VORSITZENDER: Gut.