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[Pause von 10 Minuten.]

VORSITZENDER: Der Gerichtshof wird morgen, Samstag, keine öffentliche Sitzung abhalten, sondern wird in geschlossener Sitzung tagen.

DR. DIX: Sie hielten nach der Jüterbog-Rede des Generaloberst Beck bei der Durchführung seines Entschlusses, seinen Abschied einzureichen. Was tat er denn nun?

GISEVIUS: Beck wurde von Hitler und Brauchitsch dringend ersucht, in seinem Amte zu bleiben. Beck weigerte sich und beharrte auf seinem Rücktritt. Daraufhin drangen Hitler und Brauchitsch in Beck, es möge wenigstens sein Rücktritt nicht publiziert werden und Beck möge formell seinen Rücktritt auf einige Monate später verschieben. Beck, der damals noch nicht den Weg zum Hochverrat gegangen war, glaubte diesem Ansuchen stattgeben zu sollen. Er hat diese loyale Haltung späterhin aufs tiefste bedauert. Tatsache ist, daß bereits Ende Mai oder Anfang Juni sein Nachfolger, der General Halder, die Dienstgeschäfte des Generalstabschefs übernahm und Beck von diesem Augenblick an faktisch seines Amtes nicht gewaltet hat.

DR. DIX: Darf ich nochmals fragen: Die Kenntnis dieser Tatsachen gründen Sie auf welche Beobachtungen und Unterhaltungen mit wem?

GISEVIUS: Damals auf ständige Gespräche zwischen Beck, Oster, Goerdeler, Schacht und einer ganzen Gruppe, und die Frage, warum Beck seinen Rücktritt nicht publiziert hat, hat ihn später so sehr bedrückt, daß es ein ständiges Gespräch bis in die letzten Tage zwischen ihm und mir war.

DR. DIX: Das war der Rücktritt von Beck. Nun spukte aber in den Überlegungen wahrscheinlich auch das Problem eines eventuellen Rücktritts von Schacht. Ist diese Frage der Notwendigkeit oder Zweckmäßigkeit eines Rücktritts von Schacht zwischen Beck und Schacht nach Ihrer Kenntnis und Beobachtung besprochen worden?

GISEVIUS: Jawohl, es wurde sehr eingehend darüber gesprochen.

Beck war der Meinung, sein Rücktritt allein würde vielleicht nicht wirksam genug sein. Er trat daher an Schacht mit der Bitte heran, ob Schacht nicht auch seinerseits sich dem Rücktritt Becks anschließen wolle. Es wurde eingehend hierüber gesprochen, einerseits zwischen Beck und Schacht persönlich, andererseits zwischen Oster und mir als den beiden Mittelsmännern. In diesen Gesprächen, gestehe ich ein, war ich ebenfalls der Meinung, Schacht solle unbedingt zurücktreten. Ich habe ihn auch in diesem Sinne beraten. Oster war der Meinung und bat Schacht, er möge unbedingt im Amte bleiben, weil für die Beeinflussung der Generale unbedingt der Schacht mit dem Ministertitel und im Amte notwendig sei.

Rückblickend muß ich hier aussagen, daß ich mit meinem damaligen Rat an Schacht unrecht hatte; denn die Ereignisse, die ich hernach zu schildern habe, haben bestätigt, wie wichtig es für Oster und andere war, daß Schacht im Amte blieb.

DR. DIX: Das war ja nun eine sehr schwere Gewissensfrage für Schacht. Sie haben dem Gericht bekundet, welche Ansicht Sie hatten und welche Ansicht und welche Gründe Oster hatte. Hatte nun Schacht seine Gewissensqualen und seine pros und contras seiner Überlegungen mit Ihnen besprochen in seinem endgültigen Entschluß?

GISEVIUS: Jawohl.

JUSTICE JACKSON: Herr Vorsitzender! Ich erhebe keine Einwendung gegen die Art und Weise, in der die Angeklagten versuchen, ihre Darstellung von ihrer Sache zu geben. Ich glaube aber, daß wir über die Grenzen eines notwendigen Verhörs hinausgehen. Schacht ist persönlich da, er kann uns über sein Gewissen Auskunft geben. Ich glaube nicht, daß ein anderer Zeuge dazu imstande ist, Aus diesem Grunde denke ich, daß dies nicht eine Frage ist, deren Antwort Beweiskraft hat und ich erlaube mir, Einwand dagegen zu erheben.

VORSITZENDER: Dr. Dix! Es ist besser, Sie sagen uns nur, was Schacht getan, das heißt vielmehr, Sie lassen den Zeugen aussagen, was Schacht getan hat.

DR. DIX: Darf ich dazu kurz eine Bemerkung machen. Es ist natürlich richtig, was Herr Justice Jackson sagte, daß Schacht am besten über seine Gründe Bescheid wissen wird und dem Gericht darüber Bekundung machen kann. Aber bei einer so diffizilen Frage, deren Berechtigung ja auch umstritten ist – die Anklagevertretung, so habe ich sie wenigstens verstanden, neigt ja dazu, die Gedankengänge, die damals Schachts Entschluß leiteten, als nicht berechtigt anzuerkennen – meine ich, daß es doch wenigstens nach unseren Beweisgrundsätzen für das Gericht von Erheblichkeit ist, auch von einem Augen- und Ohrenzeugen zu erfahren, was denn nun die Erwägungen gewesen sind, und ob sie es wirklich damals gewesen sind, oder ob nicht jetzt Schacht auf der Anklagebank, ex post facto, sich eine Erklärung zurechtzimmert, einem Verdacht, unter dem ja ein Angeklagter immer leicht leidet.

VORSITZENDER: Herr Dr. Dix! Der Gerichtshof glaubt, daß der Zeuge nur aussagen soll, was Schacht gesagt und getan hat, aber nicht, was Schacht dachte.

DR. DIX: Sehr richtig, Euer Lordschaft, er soll ja auch nur sagen, was er dem Zeugen damals über seine Meinung seinerzeit mitgeteilt hat.

VORSITZENDER: Ich glaube, daß eine weitere Diskussion darüber überflüssig geworden ist. Der Zeuge hat gehört, was ich gesagt habe, und Sie können ihn fragen, was Schacht sagte, oder was Schacht tat, aber nicht, was Schacht dachte.

DR. DIX: Also, was hat Schacht zu Ihnen gesagt über die Gründe seines Rücktritts?

GISEVIUS: Schacht sagte mir damals, erstens es sei nach allem, was wir erlebt hätten, kein Verlaß auf die Generale, daß sie wirklich einmal putschen würden. Aus diesem Grunde habe er als Politiker die Pflicht, sich auch auf Möglichkeiten einzurichten, wie man ohne einen Putsch eine Änderung der Zustände in Deutschland herbeiführen könne. Aus diesem Grunde hatte er sich einen Plan zurechtgelegt, den er mir damals entwickelte. Schacht sagte mir wörtlich: »Ich habe Hitler an der Gurgel«, und damit meinte er, wie er mir eingehend begründete, daß nunmehr der Tag nahe, wo die bei der Reichsbank aufgenommenen Schulden von dem Reichsfinanzminister und somit auch von dem gesamten Reichskabinett zurückgezahlt werden müssen. Schacht zweifelte, ob der Finanzminister Schwerin-Krosigk so ohne weiteres bereit sein würde, die moralische und rechtliche Verpflichtung der Zurückzahlung der gegebenen Kredite einzuhalten.

Für diesen Augenblick glaubte Schacht mit seinem Rücktritt herauskommen zu sollen, mit einem Kollektivschritt des Reichsbankdirektoriums, und er hoffte, daß in dieser Situation sich die übrigen Reichsminister, die in ihrer Mehrheit damals noch bürgerlich waren, ihm anschließen würden.

Das meinte er, wenn er mir sagte: »Ich habe hier noch einen Pfeil im Köcher, und dies ist der Moment, wo selbst ein Neurath, Gürtner, Seldte mir die Gefolgschaft nicht versagen können.«

Ich habe damals Schacht geantwortet, ich zweifelte daran, ob es je zu einer solchen Kabinettsberatung kommen werde. Meines Erachtens würden die Schritte, mit denen man sich seiner entledigen würde, viel brachialer sein. Schacht glaubte mir nicht, und vor allem sagte er mir, eines werde er bestimmt erreichen, es werde über diese Dinge im Kabinett geredet werden müssen, und er werde dann eine ähnliche alarmierende Situation in Deutschland erreichen, wie im Februar 1938 anläßlich der Fritsch-Krise. Er rechnete also mit einer Kabinettsumbildung im radikalen Sinne und einem dadurch psychologisch ermöglichten Eingreifen der Generale.

DR. DIX: Sie haben zu Anfang gesagt, Schacht hätte gesagt oder motiviert, er könne der Putschzuverlässigkeit der Generale nicht unbedingt trauen. Welche Generale meinte er da, und was meinte er überhaupt damit?

GISEVIUS: Schacht meinte damals jene erste Putschsituation, die sich in Deutschland ergab in den Monaten Mai bis September 1938, als wir in die Krise um den Krieg gegen die Tschechoslowakei hineingingen. Beck hatte uns bei seinem Rücktritt versichert – mit uns meine ich Goerdeler, Schacht und andere Politiker –, daß er uns einen Nachfolger hinterließe, der noch energischer sei als er, und der hart entschlossen sei, einen Putsch auszulösen, wenn Hitler sich zum Kriege entschließen sollte. Dieser Mann, auf den Beck vertraute, und mit dem er uns zusammenbrachte, war der General Halder. In der Tat unternahm der General Halder unverzüglich nach Amtsübernahme Schritte, um mit Schacht, mit Goerdeler, Oster und unserer ganzen Gruppe diesbezügliche Gespräche aufzunehmen. Er ließ sich wenige Tage nach seiner Amtsübernahme Oster kommen, teilte ihm mit, daß die Dinge nach seinem Dafürhalten zum Kriege trieben, und daß er dann einen Staatsstreich unternehmen werde. Er fragte Oster, was von seiner Seite unternommen sei, um nun die Zivilisten in das Komplott einzubeziehen.

DR. DIX: Welche Zivilisten kamen da in Frage, außer Goerdeler und Schacht?

GISEVIUS: Das fragte Halder Oster und Oster gab in der damaligen Situation, wo wir noch ein sehr kleiner Kreis waren, nach bestem Wissen die Auskunft. Er kenne nur zwei Zivilisten, mit denen Halder politische Vorbesprechungen führen könne. Der eine sei Goerdeler, der andere sei Schacht.

Halder lehnte ab, mit einem so suspekten Manne wie Goerdeler persönlich zu sprechen. Er begründete es, es sei für ihn zu gefährlich, einen Mann, den er noch nicht kenne, jetzt zu empfangen, während er zu einer Besprechung mit Schacht irgendwelche dienstlichen Motivierungen finden könne. Halder bat Oster um Vermittlung einer solchen Unterredung mit Schacht.

Oster wandte sich durch meine Vermittlungen an Schacht. Schacht war bereit. Es sollte ein Treffpunkt an einem dritten Orte stattfinden. Ich warnte Schacht und sagte ihm: »Lassen Sie Halder in Ihre Wohnung kommen, damit Sie auch der Sache ganz sicher sind.«

Halder suchte Schacht persönlich Ende Juli 1938 in seiner Wohnung auf, teilte ihm mit, die Dinge stünden unmittelbar vor einem Kriege; er, Halder, wolle dann putschen, und fragte Schacht, ob er bereit sei, ihm dann politisch in führendem Posten zu helfen.

Das hat mir damals Schacht erzählt, und Halder hat es Oster erzählt.

DR. DIX: Und Oster hatte es Ihnen erzählt?

GISEVIUS: Ja, ich war ja der ständige Vermittler dieser Gespräche. Schacht antwortete, wie er mir unmittelbar anschließend an diesen Besuch Halders versicherte, er sei zu allem bereit, wenn die Generale sich entschließen würden, Hitler zu beseitigen.

Halder ließ sich am nächsten Morgen Oster kommen, erzählte ihm von dieser Unterredung und fragte Oster, ob nun auch alles polizeilich vorbereitet sei für diesen Putsch. Oster schlug ihm vor, Halder möge mit mir persönlich über diese Dinge sprechen. Ich hatte ein langes Gespräch in dunkler Nacht mit Halder über diesen Putsch. Ich glaube, es ist wichtig, daß ich hier sage, was Halder mir damals als seine Absichten auseinandergesetzt hat. Zunächst versicherte mir Halder, daß für ihn kein Zweifel sei im Gegensatz zu vielen anderen Generalen, daß Hitler den Krieg wolle. Halder beschrieb mir Hitler als einen Blutsäufer, und Halder verwies auf das Blutbad vom 30. Juni. Aber Halder sagte mir, es sei leider so unendlich schwer, den Generalen und vor allem dem jungen Offizierskorps klarzumachen, was Hitlers eigentliche Absichten seien; denn nach außen hin sei die Parole, mit der das Offizierskorps beeinflußt werde, es handle sich nur um eine große Bluffaktion; die Armee könne völlig sicher sein, daß Hitler nicht zum Kriege schreiten wolle, sondern nur ein diplomatisches Erpressungsmanöver großen Stiles vorbereite.

Deswegen glaubte Halder, es sei unbedingt nötig, auch dem letzten Hauptmann den Beweis zu führen, daß Hitler nicht bluffe, sondern tatsächlich den Befehl zum Kriege gegeben habe. Halder war also damals entschlossen, um der Unterrichtung des deutschen Volkes und der Offiziere willen sogar den Ausbruch des Krieges in Kauf zu nehmen. Auch dann fürchtete Halder den Hitler-Mythos. Deswegen schlug er mir vor, man solle am Tage nach Kriegsausbruch Hitler durch ein Bombenattentat beseitigen und dem deutschen Volke möglichst erzählen, Hitler sei durch einen feindlichen Bombenangriff in seinem Führerzuge umgekommen. Ich habe damals Halder geantwortet, daß ich vielleicht noch zu jung sei; aber ich könne nicht verstehen, daß er wenigstens nicht hinterher dem deutschen Volke sagen wolle, was die Generale getan hätten.

Halder ließ dann einige Wochen nichts von sich hören. Die Pressehetze gegen die Tschechoslowakei nahm immer bedrohlichere Formen an. Wir ahnten, jetzt werde es nur noch wenige Tage oder Wochen dauern, und es würde zum Kriegsausbruch kommen. In diesem Augenblick entschloß sich Schacht, Halder noch einmal in seiner Wohnung aufzusuchen, und ihn bei seinem Worte zu nehmen. Ich hielt es für gut, daß bei dieser Unterredung ein Zeuge zugegen sei, und deswegen schloß ich mich Schacht einfach an. Ich hatte nicht den Eindruck, daß Halder über diese Zeugengegenwart sehr erfreut war. Halder bestätigte abermals, er sei hart entschlossen, einen Putsch auszulösen. Wiederum aber wollte er warten, bis das deutsche Volk den Beweis von Hitlers Kriegsabsichten durch einen endgültigen Kriegsbefehl erhalten hätte. Schacht wies Halder auf die unerhörten Gefahren eines solchen Experiments hin. Er machte Halder klar daß es doch nicht anginge, einen Krieg auszulösen, nur um dem deutschen Volke die Hitler-Legende zu zerstören.

In einem eingehenden und sehr erregten Gespräch erklärte sich nunmehr Halder bereit, den Putsch auszulösen, nicht nach offiziellem Kriegsausbruch, sondern in dem Augenblick, wo Hitler den endgültigen Befehl an die Armee zum Marsch gegeben hätte.

Wir fragten Halder, ob er dann der Dinge noch mächtig sei, oder ob dann Hitler ihn nicht durch einen Blitz überraschen würde Halder erwiderte uns wörtlich: »Nein, mich kann er nicht betrügen. Ich habe meine Generalstabspläne so angelegt, daß ich es 48 Stunden vorher wissen muß.«

Ich glaube, dieses ist wichtig, weil im späteren Ablauf der Dinge die Frist zwischen Marschbefehl und endgültigem Marsch erheblich verkürzt wurde.

Halder versicherte uns, daß er außer der Berliner Aktion auch noch eine Panzerdivision in Thüringen bereitgestellt habe, unter dem Kommando des Generals von Höppner, die eventuell die Leibstandarte, die in München war, auf dem Marsch nach Berlin aufzuhalten habe.

Trotzdem Halder uns dies alles gesagt hatte, blieb bei Schacht und mir von dieser Unterredung ein gewisser bitterer Beigeschmack. Halder hatte nämlich Schacht gesagt, er, Schacht, schiene Halder zu pressen, den Putsch vorzeitig auszulösen, und Schacht und ich waren der Meinung, daß Halder vielleicht im letzten Augenblick ausbrechen könnte. Wir unterrichteten sofort Oster von unserem schlechten Eindruck und sagten Oster, es müsse unbedingt etwas getan werden, noch einen weiteren General zu gewinnen, falls Halder im letzten Augenblick nicht handeln sollte. Oster sah dies ein, und dies ist die Vorgeschichte, wie nunmehr der spätere Generalfeldmarschall von Witzleben zum ersten Male in unseren Verschwörerkreis eintrat.

DR. DIX: Wer gewann von Witzleben?

GISEVIUS: Schacht gewann Witzleben.

DR. DIX: Wie bitte?

GISEVIUS: Schacht gewann Witzleben.

Oster ging zu Witzleben, erzählte ihm alles, was sich abgespielt hatte. Daraufhin bestellte Witzleben mich zu sich. Ich erzählte ihm, daß meines Erachtens die polizeilichen Dinge so lagen, daß er als kommandierender General des Berliner Armeekorps einen Putsch getrost wagen könne, und Witzleben stellte mir nun daraufhin die Frage, die jeder General damals uns stellte, ob es denn wahr sei, daß es wirklich wegen eines diplomatischen Zwischenfalls im Osten zum Krieg kommen werde, oder ob nicht wahr sei, was Hitler und Ribbentrop vertraulich den Generalen immer wieder sagten, es bestehe ein stillschweigendes Agreement mit den Westmächten, daß Deutschland freie Hand im Osten habe. Witzleben sagte in diesem Falle, wenn wirklich ein solches Agreement bestünde, dann könne er selbstverständlich nicht putschen. Ich erklärte Witzleben, hierüber könne zweifellos Schacht mit seiner guten Kenntnis der angelsächsischen Mentalität umfassend Auskunft geben.

Es wurde eine Zusammenkunft zwischen Schacht und Witzleben vereinbart, Witzleben nahm seinen Divisions-General von Brockdorf, der den Putsch im einzelnen durchführen sollte, zu diesem Gespräch mit. Witzleben, Brockdorf und ich fuhren gemeinsam auf das Landhaus von Schacht zu einer stundenlangen Besprechung; die endete damit, daß Witzleben sich von Schacht überzeugt fühlte, daß die Westmächte auf keinen Fall Deutschland den Weg nach Osten freigeben würden, sondern daß es nunmehr mit der Hitlerschen Politik der Überraschungen zu Ende sei. Witzleben entschloß sich darauf, seinerseits und unabhängig von Halder, alle Vorbereitungen zu treffen, die notwendig waren, wenn er handeln sollte.

Er gab mir falsche Papiere und baute mich in seinem Wehrkreiskommando ein, damit ich dort unter seinem persönlichen Schutze alle polizeilichen und politischen Vorbereitungen ausarbeiten konnte, die notwendig werden konnten. Er delegierte den General von Brockdorf, und ich fuhr mit diesem in Berlin alle Örtlichkeiten ab, die Brockdorf mit seiner Potsdamer Division zu besetzen hatte Frau Strünck saß am Steuer, und als Touristen machten wir genaue Feststellungen, was im einzelnen nötig sei.

DR. DIX: Das ist die Zeugin Strünck.

Bitte, entschuldigen Sie.

GISEVIUS: Ich bin, glaube ich, noch eine kurze Erklärung schuldig, weshalb die Mitarbeit Witzlebens so unbedingt nötig war. Es war nicht so einfach, einen General zu finden, der die faktische Gewalt hat, seine Truppen marschieren zu lassen. Beispielsweise konnten manche Generale in der Provinz nicht die Truppen marschieren lassen.

VORSITZENDER: Dr. Dix! Ist es notwendig, in solchen Einzelheiten darzulegen, warum General von Witzlebens Mitwirkung gewünscht wurde?

DR. DIX: All die Gründe für die Notwendigkeit des Generals Witzleben auszuführen, ist vielleicht für unseren Fall nicht notwendig.

Wir können dann dieses Thema fallen lassen.