HOME

<< Zurück
|
Vorwärts >>

[Zum Zeugen gewandt:]

Ich will Ihnen nur einen Auszug aus einem Artikel vorlesen, den Sie im »Stürmer« im März 1938 geschrieben haben, und zwar sofort nach dem Anschluß von Österreich. Ich möchte gerne von Ihnen wissen, ob Sie für die Nazi-Politik gegenüber Österreich eintraten oder nicht.

»Unser Herrgott sorgt dafür, daß die Macht des Juden nicht bis zum Himmel wachse. Was noch vor wenigen Tagen nur ein Traum war, ist Wirklichkeit geworden; Das Brudervolk Österreichs ist heimgekehrt zum Reich.«

Und dann einige Zeilen weiter unten:

»Wir gehen herrlichen Zeiten entgegen, einem Großdeutschland ohne Juden.«

Behaupten Sie, daß Sie damit keine Propaganda für die Nazi-Politik machten?

STREICHER: Ich habe keine Propagandapolitik gemacht, denn Österreich war ja schon einverleibt. Ich habe das willkommen geheißen. Da brauchte ich ja keine Propaganda mehr zu machen.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Gut. Vielleicht sagen Sie mir, was Sie unter »Großdeutschland« verstehen, das Sie anstrebten. Was für ein Großdeutschland haben Sie im März 1938 angestrebt? Ein größeres Deutschland, als es nach dem Anschluß mit Österreich war?

STREICHER: Ein Großdeutschland, ein Lebensraum, in dem alle Deutschen, Deutschsprechenden, Deutschblütigen zusammenleben können.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Verstehe ich Sie richtig? Sie traten für einen »Lebensraum«, einen größeren Raum, der Deutschland damals noch nicht gehörte, ein?

STREICHER: Das zunächst nicht, nein. Zunächst handelt es sich um Österreich und Deutschland. Die Österreicher sind Deutsche und gehören damit in ein Großdeutschland hinein.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich will mit Ihnen nicht streiten. Ich will Sie nur noch einmal fragen, was Sie unter Großdeutschland verstehen, das Sie im März 1938 anstrebten?

STREICHER: Ich habe bereits gesagt, ein Deutschland, in der alle zusammen leben und arbeiten können, die deutsch sprechen und deutsches Blut haben.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie sich D-818 ansehen, das jetzt GB-328 wird. Vielleicht kann ich weitergehen. Haben Sie persönlich im November 1938, nach München, ein Telegramm an Konrad Henlein, den Führer der Sudetendeutschen Partei, gesandt?

STREICHER: Wenn es hier steht, dann wird es so sein. Ich weiß das nicht mehr.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Lassen Sie mich Ihrem Gedächtnis nachhelfen, über das, was Sie sagten:

»Ohne Ihre mutige Vorarbeit wäre das große Werk nicht gelungen.«

Sind Sie damit nicht für die Propaganda zur Unterstützung der Politik der Nazi-Regierung eingetreten?

STREICHER: Ich muß Sie nochmals fragen. Bitte Ihre Frage noch einmal.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich frage Sie, stellt nicht das Telegramm, das Sie an Konrad Henlein gesandt haben und das Sie in Ihrer Zeitschrift unter einem Bild dieses Mannes abdrucken ließen, eine Propaganda zur Unterstützung der Nazi-Politik, und zwar der Nazi-Außenpolitik, dar?

STREICHER: Da muß ich das gleiche sagen, was ich vorhin gesagt habe, das ist ein Begrüßungs-, ein Danktelegramm. Propaganda brauchte ich nicht mehr zu machen, weil ja das Münchener Abkommen vollzogen war.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich behaupte es und bleibe dabei: Ich behaupte, daß Sie vom Jahre 1933 an bis 1944 oder 1945 tatsächlich alles getan haben, was Sie zur Unterstützung der Regierungspolitik, und zwar sowohl der Innen- als auch der Außenpolitik tun konnten.

STREICHER: Soweit es in meinem Bereich möglich war, ja.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich will nun zur Judenfrage übergehen. Darf ich Sie an die Rede erinnern, die Sie am 1. April 1933, also am Boykott-Tage, gehalten haben?

Euer Lordschaft! Dieses Dokument findet sich im Original-Dokumentenbuch; es ist M-33. Es wurde noch nicht vorgelegt und wird nun GB-329. Es befindet sich auf Seite 15 im Dokumentenbuch, und zwar im Original-Dokumentenbuch, das der Gerichtshof hat.