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[Zum Zeugen gewandt:]

Ich gebe Ihnen jetzt das Dokumentenbuch. Wenn Sie das Original sehen wollen, so können Sie es in jedem einzelnen Falle sehen.

»14 Jahre lang haben wir es hineingeschrien in die deutschen Lande: Deutsches Volk, erkenne deinen wahren Feind! Und vor 14 Jahren horchte der deutsche Spießbürger auf und erklärte, wir predigten den Religionshaß. Heute ist das deutsche Volk aufgewacht, ja, in der ganzen Welt wird heute das Wort vom ewigen Juden ausgesprochen.

Noch nie, solange es Menschen gibt und die Welt besteht, gab es ein Volk, das es wagte, sich einem Volk zum Kampfe zu stellen, das seit Jahrtausenden als Blutsauger und Erpresser über die Erde zieht.«

Und sodann die letzte Zeile im letzten Abschnitt:

»Unserer Bewegung blieb es vorbehalten, den ewigen Juden als Massenmörder aufzuzeigen.«

Ist es richtig, daß Sie 14 Jahre lang in die deutschen Lande hineingeschrien haben: »Deutsches Volk, erkenne deinen wahren Feind«?

STREICHER: Zunächst stelle ich fest, daß das, was Sie mir übergeben, nichts damit zu tun hat. Sie haben einen Artikel hergelegt...

VORSITZENDER: Es wurde Ihnen eine Frage vorgelegt. Sie wurden gefragt, ob es wahr ist, daß Sie 14 Jahre lang in die deutschen Lande hineingeschrien haben: »Erkenne deinen wahren Feind.« Ist das wahr?

STREICHER: Jawohl.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Und haben Sie damit nicht Religionshaß gepredigt?

STREICHER: Nein.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie sich ansehen...

STREICHER: Ich bitte, dazu eine Bemerkung machen zu dürfen zu dieser Antwort. Ich habe in meinem Wochenblatt »Der Stürmer« wiederholt erklärt, für mich sind die Juden keine Religionsgemeinschaft, sondern eine Rasse, ein Volk.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Und wenn Sie sie »Blutsauger«, »ein Volk von Blutsaugern und Erpressern« nennen, glauben Sie nicht, daß dies Haß predigen bedeutet?

STREICHER: Ich muß, bitte ich... Sagen Sie mir, ich habe Sie nicht verstanden.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Sie können sie jetzt Rasse oder Volk nennen, wie Sie wünschen. Aber am 1. April 1933 sagten Sie, daß sie »ein Volk von Blutsaugern und Erpressern« wären. Nennen Sie das nicht Haß predigen?

STREICHER: Das ist eine Feststellung, der Ausdruck einer Überzeugung, die beweisbar ist auf Grund geschichtlicher Tatsachen.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Verstehen Sie mich doch. Ich habe Sie nicht gefragt, ob es eine Tatsache ist oder nicht. Ich habe Sie gefragt, ob Sie das Haß predigen nennen. Ihre Antwort ist ja oder nein.

STREICHER: Nein, das ist keine Haßpredigt, das ist eine Feststellung.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wollen Sie zwei Seiten weiter eine Stelle in diesem letzten Dokument M-33 ansehen? Sehen Sie den vierten Abschnitt des Auszuges von unten? Es ist Seite 17 im Dokumentenbuch.

»Solange ich an der Spitze des Kampfes stehe, wird dieser Kampf so grundehrlich geführt, daß der ewige Jude keine Freude daran haben wird.«

STREICHER: Das habe ich geschrieben, das war richtig.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Und Sie waren dann einer von denen, die an der Spitze dieses Kampfes standen und dort verblieben, nicht wahr?

STREICHER: Ob ich an der Spitze stand? Da bin ich viel zu bescheiden. Aber ich nehme für mich in Anspruch, daß ich klar und deutlich mich über meine Überzeugung, über mein Wissen ausgesprochen habe.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Warum sagten Sie denn, daß, solange Sie an der Spitze stehen, der Jude keine Freude daran haben werde?

STREICHER: Weil ich mich als einen Mann betrachtete, den das Schicksal so geführt hat, daß er in der Lage ist, über die Judenfrage richtig aufzuklären.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: »Aufklärung«, ist das ein anderes Wort für Verfolgung? Meinen Sie mit »Aufklärung« Verfolgung?

STREICHER: Ich habe das nicht verstanden.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Meinen Sie mit »Aufklärung« das Wort »Verfolgung«? Sollte der Jude deshalb keine Freude an Ihrer »Aufklärung« haben?

STREICHER: Ich bitte, mir noch einmal diese Frage zu wiederholen.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Ich kann es Ihnen zeigen und wir werden die Frage so laut, wie Sie es nur wünschen, wiederholen. Meinen Sie mit »Aufklärung« das Wort »Verfolgung«? Können Sie mich verstehen?

STREICHER: Aufklärung, Erzeugung verstehe ich. Unter Aufklärung verstehe ich, einem anderen Menschen etwas sagen, was er noch nicht weiß.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Wir kommen so nicht weiter. Sie wissen doch, daß die Juden gleich nach dem Boykott, den Sie ja im Jahre 1933 angeführt haben, im Laufe der nachfolgenden Jahre ihr Wahlrecht verloren. Sie durften kein öffentliches Amt mehr bekleiden, wurden aus ihren Berufen entfernt. Im Jahre 1938 wurden Demonstrationen gegen sie veranstaltet, sie wurden mit einer Geldstrafe von 1 Milliarde Reichsmark belegt, wurden gezwungen, einen gelben Stern zu tragen. Sie hatten ihre eigenen Bänke, auf denen sie sitzen mußten und Häuser und Geschäfte wurden ihnen weggenommen. Nennen Sie das Aufklärung?

STREICHER: Das hat mit dem, was ich geschrieben habe, nichts zu tun. Ich habe ja die Befehle nicht erteilt. Ich habe ja die Gesetze nicht gemacht. Ich bin ja nicht gefragt worden, als Gesetze vorbereitet wurden. Ich habe mit diesen Gesetzen und Befehlen nichts zu tun.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Aber Sie haben Beifall geklatscht, als diese Gesetze und Befehle erlassen wurden; Sie haben weiterhin die Juden beschimpft und haben den Erlaß weiterer Gesetze gefordert. Ist das nicht eine Tatsache?

STREICHER: Ich bitte, mir vorzuhalten, zu welchem Gesetz ich Beifall geklatscht habe.

OBERSTLEUTNANT GRIFFITH-JONES: Nun, Sie haben doch dem Gerichtshof gestern gesagt, daß Sie Ihrer Meinung nach für die Nürnberger Gesetze verantwortlich waren, für die Sie jahrelang eintraten, ehe sie in Kraft traten. Ist das nicht eine Tatsache?

STREICHER: Die Nürnberger Gesetze? Die habe ich nicht gemacht. Ich bin zuvor nicht gefragt worden, und ich habe sie ja auch nicht unterschrieben. Aber ich erkläre hier, diese Gesetze sind das was das jüdische Volk für sich als Gesetz besitzt. Das ist die größte bedeutungsvollste Gesetzgebung, die je ein moderner Staat zu seinen Schutz gemacht hatte.

VORSITZENDER: Ich glaube, es ist jetzt Zeit, zu unterbrechen.