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[Zum Zeugen gewandt:]

Also, Sie haben in der Schweiz Gespräche geführt?

SCHACHT: Ja.

DR. DIX: Welchen Inhalts, in großen Zügen, und zwar mit wem?

SCHACHT: Dieser Artikel, von dem eben die Rede ist...

JUSTICE JACKSON: Hoher Gerichtshof, darf ich zunächst einen Einwand erheben? Der Grund, weshalb ich mich nicht dem sowjetischen Einwand gegen dieses Dokument angeschlossen habe, war, daß ich wissen wollte, wer dieser Nationalökonom ist. Ich möchte die Angelegenheit überprüfen.

Mit diesem Dokument sind einige recht eigenartige Umstände verknüpft, und ich erhebe Einspruch gegen die ausführliche Wiedergabe eines Gespräches mit einem unbekannten Volkswirtschaftler. Was ich verlange, ist, daß er Zeit, Ort und Namen der Person angibt, mit der er dieses Gespräch hatte, damit wir nachprüfen können, warum er diese Anstrengungen gemacht hat, dem Gerichtshof etwas vorlegen zu können, das erst 1946 bekannt wurde.

DR. DIX: Die Frage erhält eine Bedeutung, die ihrer relativen Unbedeutendheit wahrlich nicht zukommt. Ich verzichte auch auf diese Frage.

Wollen Sie jetzt nichts über Ihre Unterhaltung mit diesem Professor bekunden. Und ich darf es der Prosecution überlassen, in der Cross-Examination die Frage, die Jackson eben anschnitt, ihrerseits zu stellen. Tant de bruit pour une omelette. Also Ihre Gespräche in der Schweiz, mit Ausnahme des unbekannten Professors.

SCHACHT: Ja, ich habe mich immer wieder bemüht, nicht wahr, den Krieg abzukürzen und irgendeine Vermittlung, die ich immer besonders beim amerikanischen Präsidenten gesucht habe, herbeizuführen. Das ist alles, was ich hier sagen kann. Ich glaube nicht, in Details gehen zu müssen.

DR. DIX: Gut, haben Sie nun schriftlich in den Briefen an Ribbentrop und Göring – Hitler haben Sie schon erwähnt – oder sonst während des Krieges schriftlich zur Kriegspolitik irgendeinmal Stellung genommen? Erstens, Hitler gegenüber.

SCHACHT: Ich habe meine Unterhaltung aus dem Februar 1940 mit Hitler erwähnt. Ich habe im Sommer 1941 einen ausführlichen Brief geschrieben an Hitler, den hier der Zeuge Lammers als bekannt zugegeben hat. Er wurde über den Inhalt dieses Briefes hier, glaube ich, nicht gefragt oder durfte sich nicht darüber äußern. Wenn ich das nachholen darf, ich habe in diesem Brief darauf hingewiesen, so ungefähr, ich wähle die direkte Sprache: »Sie befinden sich augenblicklich auf dem Höhepunkt Ihrer Erfolge« – es war dies nach den ersten Russensiegen –, »der Gegner hält Sie für stärker, als Sie wirklich sind. Die Bundesgenossenschaft Italiens ist eine sehr bedenkliche, weil Mussolini eines Tages fallen wird und damit Italien ausfallen wird. Ob Japan Ihnen überhaupt noch zu Hilfe kommen kann, ist bei der Schwäche Japans gegenüber Amerika zweifelhaft. Ich nehme an, daß die Japaner nicht so unsinnig sein werden, Amerika mit Krieg zu überziehen. Die Produktionskraft an Stahl, beispielsweise, beträgt bei ungefähr gleicher Bevölkerungszahl ein Zehntel der amerikanischen Produktion. Ich glaube also nicht, daß Japan in den Krieg eintreten wird. Ich empfehle Ihnen jetzt, unter allen Umständen die Außenpolitik um 180 Grad zu drehen und einen Friedensschluß mit allen Mitteln zu suchen.«

DR. DIX: Haben Sie Ribbentrop gegenüber während des Krieges Stellung genommen?

SCHACHT: Ich weiß nicht, wann es gewesen ist. Herr von Ribbentrop hat mir einmal durch seinen Staatssekretär, Herrn von Weizsäcker, Vorhaltungen machen lassen, ich möge mich nicht in defaitistischen Äußerungen ergehen. Das kann im Jahre 1940, kann auch 1941 gewesen sein, in einem dieser beiden Jahre. Ich habe gefragt, wo ich denn defaitistische Äußerungen gemacht hätte, und es stellte sich heraus, daß ich meinem Ministerkollegen Funk gegenüber ausführlich begründet hätte, daß Deutschland diesen Krieg niemals gewinnen könne, eine Überzeugung, die ich vorher und während des Krieges unverändert in jedem Augenblick, auch nach der Niederlage von Frankreich, unverändert gehabt habe. Ich habe dann Ribbentrop durch seinen Staatssekretär erwidern lassen, daß ich mich als Minister ohne Portefeuille für verpflichtet fühlte, meine Ansicht meinem Ministerkollegen so zu sagen, wie ich sie auffaßte, und hielt in dem geschriebenen Brief die Meinung aufrecht, daß Deutschlands Wirtschaftskraft nicht für diesen Krieg ausreiche. Die Kopie dieses Briefes, also ein Exemplar dieses Briefes, hat sowohl der Minister Funk bekommen als auch der Minister Ribbentrop über seinen Staatssekretär.

DR. DIX: Ich glaube, Euer Lordschaft, das wäre der richtige Zeitpunkt...