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[Zum Zeugen gewandt:]

Ich erinnere Sie daran, daß 1935 der Labour-Party- Abgeordnete Allan Hartwood...

VORSITZENDER: Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß Sie die Frage ganz allgemein stellen sollten, wie ich es Ihnen vorgeschlagen habe und sich nicht auf die Einzelheiten jeden Besuches oder auf Einzelheiten über die Anzahl der Besuche einlassen.

JUSTICE JACKSON: Herr Vorsitzender! Ich möchte auch gegen die allgemeine Frage Einspruch erheben, da bereits ersichtlich ist, daß die Vereinigten Staaten an dieser Angelegenheit nicht teilgenommen haben. Ich habe versucht, europäische Politik diesem Falle fernzuhalten, und dies würde den Anfang dazu bilden. Ich möchte mich nicht auf solche Dinge einlassen. Ich halte es für absolut unerheblich, daß einige Ausländer, getäuscht durch die Aufmachung, die auch von Schacht unterstützt wurde, nicht eher einen Krieg begannen. Diese ganze Angelegenheit ist absolut unerheblich. Die Vereinigten Staaten haben solche Dinge aus diesem Verfahren heraushalten wollen, da es endlos dauern würde, wenn wir darauf eingingen. Meiner Ansicht nach sollte, wenn Herr Schacht die Verantwortung für sein Verhalten auf irgendeinen Ausländer abwälzen will, dieser Ausländer beim Namen genannt werde. Er hat schon gesagt, daß die amerikanischen Vertreter, Herr Messersmith und Herr Dodd, nichts damit zu tun hatten; denn sie waren immer dagegen. Wir kommen langsam in eine Lage, die meines Erachtens vor diesem Gerichtshof unmöglich ist, und ich kann durchaus nicht einsehen, wie es im Rahmen der Verteidigung Schachts einen Milderungsgrund darstellen kann, wenn nachgewiesen wird, daß ausländische Regierungen auch während der Degenerationszeit des Deutschen Reiches mit ihm in Verbindung standen.

VORSITZENDER: Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß die Frage erheblich ist. Sie soll aber nicht in Einzelheiten gestellt werden.

DR. DIX: Ich werde sie ohne Einzelheiten stellen und darf noch vorher bemerken, ich kann mich natürlich nicht in einem Atem mit Amerika nennen, aber auch mein Bestreben ist es, Außenpolitik fernzuhalten; aber das ist keine Außenpolitik, was ich frage.

[Zum Zeugen gewandt:]

Also nun die eine Frage: Wie haben die Ehrungen, welche das Ausland in der ja auch Ihnen bekannten Weise dem Nazi-Regime erwiesen hat, auf Ihre Verschwörungsgruppe gewirkt?

SCHACHT: Es sind in all den Jahren von 1935 an etwa bis einschließlich 1938 unzählige Staatsmänner aus fast sämtlichen Nationen in Berlin bei Hitler zu Besuch gewesen, einschließlich einzelner gekrönter Häupter. Aus Amerika war beispielsweise auch der Undersecretary of State Phillipps da.

DR. DIX: Aber nicht die Namen nennen.

SCHACHT: Nein, ich habe nur, weil hier Namen ausdrücklich genannt worden sind... Es beschränkt sich nicht auf Europa, und ich habe gar nicht die Absicht, politische Ausführungen zu machen, sondern ich sage nur, es sind so viele Besucher dagewesen, die für Hitler nicht nur eine Anerkennung, sondern auch eine Auszeichnung bedeuteten, daß dieser Mann in den Augen des deutschen Volkes als ein ganz großer Mann erschien. Ich erinnere mich noch, wie im Jahre, ich glaube, 1925 oder so etwas der König von Afghanistan, Amanullah, als erster Ausländer bei der sozialdemokratischen Regierung in Berlin erschien und gefeiert wurde, weil endlich einmal ein ausländischer großer Mann zu uns kam. Hier bei Hitler war es so, daß von 1935 an sich die Besuche überstürzten und überschlugen, und Hitler eilte von einem außenpolitischen Erfolg zum anderen, was unsere Aufklärung innerhalb des deutschen Volkes auf das äußerste erschwert hat und es unmöglich machte, innerhalb des deutschen Volkes für diese Aufklärung zu arbeiten.

DR. DIX: Und nun zwei Schlußfragen.

Sie haben die Anklagerede des britischen Kronanwalts Shawcross gehört, welcher sagte, daß einmal der Moment hätte kommen müssen, wo die Diener Hitlers ihm die Gefolgschaft hätten verweigern müssen. Wir wollen uns einmal auf den Boden dieser Auffassung stellen, und ich frage Sie: Sind Sie der Auffassung, für Ihre Person dieses Postulat des Führers der Britischen Delegation erfüllt zu haben?

SCHACHT: Ich stelle mich nicht nur auf den Boden dieser Postulatio, sondern ich billige sie von ganzem Herzen. In dem Augenblick, wo ich erkannt habe, welch ein Schädling Hitler war, welch eine Bedrohung des Weltfriedens, habe ich mich in jeder Form von ihm gewandt, nicht nur heimlich, sondern öffentlich und ihm gegenüber persönlich.

DR. DIX: Sie sind also der Auffassung, das Äußerste an Menschenkraft getan zu haben, um nach Gewinnung der richtigen Erkenntnis das Unheil dieses Krieges der Menschheit zu ersparen und nach Kriegsausbruch sein Ende herbeizuführen?

SCHACHT: Ich kenne in Deutschland niemanden, der es mehr getan hätte als ich. Ich habe vor dem Rüstungsübermaß gewarnt. Ich habe die effektiven Rüstungen mit meiner Wirtschaftspolitik nach Kräften gehemmt und, wenn Sie wollen, sabotiert. Ich habe meinen Rücktritt vom Wirtschaftsministerium gegen den Willen Hitlers durchgesetzt. Ich habe gegen alle Parteiauswüchse protestiert bei Hitler und öffentlich. Ich habe das Ausland ständig gewarnt und unterrichtet. Ich habe den Versuch gemacht, die ausländische Politik gegenüber Deutschland durch Entwicklung der Kolonialfrage zu ändern und damit eine friedliche Atmosphäre herbeizuführen. Ich habe Hitler die Kredite für weitere Rüstungen...

VORSITZENDER: Ich glaube, wir haben das alles schon mehr als einmal gehört.

DR. DIX: Ja.

SCHACHT: Ich bitte einen Satz: Ich habe ihm die Kredite versperrt... und habe schließlich versucht, ihn zu beseitigen.

DR. DIX: Meine Herrn Richter! Ich bin jetzt am Ende meiner Beweisführung im Falle Schacht. Ich habe nur noch eine Bitte. Gerade in den letzten Tagen sind auch mir eine Menge Zuschriften von bekannten Männern, die Schacht kennen, zugegangen, darunter auch Affidavits, Ich werde diese prüfen. Sollte ich der Auffassung sein, daß das eine oder andere Affidavit noch sachdienlich sein sollte, dann würde ich mich mit der Prosecution in Verbindung setzen, mit ihr besprechen, ob sie etwas gegen die Übersetzung einzuwenden hat, um uns dann gemeinsam an das Gericht zu wenden, um eventuell später noch das eine oder andere Dokument nur zur amtlichen Kenntnis, nicht mehr zum Vorlesen, einzureichen; und ich darf bitten, daß Sie mir dieses Recht vorbehalten.

Ich komme ja dann am Schluß der Beweisaufnahme noch kurz mit meinen Dokumenten. Es ist ja nur teilweise erledigt.

VORSITZENDER: Wünscht irgendein anderer Verteidiger Fragen zu stellen?

DR. VON LÜDINGHAUSEN: Ich habe nur einige wenige Fragen an Herrn Dr. Schacht zu richten.