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[Das Gericht vertagt sich bis

6. Mai 1946, 10.00 Uhr.]

Einhundertzweiundzwanzigster Tag.

Montag, 6. Mai 1946.

Vormittagssitzung.

[Der Zeuge Funk im Zeugenstand.]

DR. SAUTER: Herr Präsident! Ich darf dann mit der Befragung des Angeklagten Dr. Funk fortsetzen.

Wir haben am Samstag die Frage der Ernennung des Angeklagten Funk zum Reichswirtschaftsminister behandelt und ich komme nunmehr zu seiner Ernennung zum Reichsbankpräsidenten.

[Zum Zeugen gewandt:]

Herr Zeuge! Im Januar 1939, glaube ich, wurden Sie auch Reichsbankpräsident als Nachfolger des Herrn Dr. Schacht. Wie kam es zu dieser Beauftragung?

FUNK: Ich war von einer Reise zurückgekommen, Mitte Januar 1939, wurde zum Führer bestellt und fand den Führer in einer außerordentlichen Erregung. Er erklärte mir, daß der Reichsfinanzminister ihm mitgeteilt habe, daß Schacht die notwendigen Kredite für die Finanzierung verweigert habe und daß infolgedessen das Reich in finanzielle Schwierigkeiten gekommen sei. Der Führer erklärte in heftiger Erregung, daß Schacht seine Politik sabotiere, daß er sich das nicht weiterhin gefallen lassen werde, wenn die Reichsbank versuche, seine Politik zu stören. Die Herren im Reichsbankdirektorium seien komplette Narren, wenn sie glaubten, daß er sich das gefallen lasse. Keine Regierung in der Welt und kein Regierungschef in der Welt würde seine Politik vom Wollen oder Nichtwollen der Notenbank abhängig machen.

Der Führer erklärte weiterhin, daß er von nun ab die Bestimmung über die Kredite, die die Reichsbank dem Reiche zu gewähren habe, selbst treffen würde, nach den Vorschlägen und Anforderungen des Reichsfinanzministers. Er habe Lammers den Auftrag gegeben, zusammen mit dem Reichsfinanzminister eine Verordnung auszuarbeiten, wonach die Stellung, die die Reichsbank auf Grund der Versailler Vertragsbestimmungen habe, geändert würde, und wonach die Bestimmung über die Kreditgewährung an das Reich in Zukunft von ihm persönlich getroffen werden würde.

Der Führer sagte weiterhin, daß er mich bitte, die Leitung der Reichsbank zu übernehmen, worauf ich ihm erwiderte, daß ich seinem Wunsche nachkommen würde, daß ich aber zunächst von ihm eine Bestätigung dafür haben müsse, daß die Voraussetzungen für die Stabilhaltung der Währung weiterhin bestehen blieben. Die hier vertretene Ansicht, und zwar von einem Zeugen vertretene Ansicht, daß durch eine weitere Kreditgewährung damals eine Inflation heraufbeschworen werden würde, ist falsch und völlig unhaltbar. 12 Milliarden Kredite können durchaus inflationistisch wirken und 20 Milliarden Kredite brauchen in keiner Weise inflationistisch zu wirken, wenn der Staat die notwendige Autorität hat, um Preise und Löhne stabil zu halten und um die Preisbildungs- und Bewirtschaftungsvorschriften durchzuführen, und wenn das Volk die notwendige Disziplin hält; und wenn schließlich die Geldmittel, die auf Grund einer erweiterten Kreditgewährung eine überschüssige Kaufkraft darstellen, durch Steuern abgeschöpft oder durch Anleihen gebunden werden, so besteht für die Währung absolut keine Gefahr. Und es ist Tatsache, daß die deutsche Reichsmark bis zum Zusammenbruch stabil gehalten wurde. Für die notwendigsten Lebensbedürfnisse war die Kaufkraft des Geldes in Deutschland gesichert. Allerdings war der Gebrauchswert des Geldes dadurch beschränkt, daß Gebrauchsgüter nur in geringem Umfang hergestellt werden konnten, weil fast die gesamte Produktion in die Rüstung ging.

DR. SAUTER: Herr Dr. Funk! Sind Sie fertig?

FUNK: Einen Moment noch, bitte. Ich glaube, daß dies eine sehr entscheidende Frage ist.

Es haben auch in anderen Ländern starke Kredithingaben während des Krieges durchaus keine Inflation hervorgerufen. Die Verschuldung war sowohl in den Vereinigten Staaten wie in England relativ und zum Teil auch absolut höher als in Deutschland; und auch in diesen Ländern hat es eine richtige Geld- und Finanzpolitik verstanden, die alte These zu erschüttern, daß der Krieg unbedingt eine Zerstörung des Geldwertes herbeiführen müsse.

Das deutsche Volk hat bis zum Schluß, bis zum furchtbaren Zusammenbruch, eine bewundernswerte Disziplin gehalten, und das Geld als eine staatliche Funktion wird solange gelten, und die Währung wird solange währen, solange der Staat die Autorität hat, die Währung stabil zu halten, die Wirtschaft in Ordnung zu halten, und solange das Volk selbst die notwendige Disziplin übt.

Es war also durchaus nicht so, daß ich diesen Posten übernahm in der Erkenntnis, daß Deutschland jetzt in eine Inflation hineingerät, sondern im Gegenteil, ich war mir bewußt, daß durch die Innehaltung einer entsprechenden Staatspolitik die Währung geschützt werden könnte, und sie ist geschützt worden; aber der grundlegende Unterschied in der Stellung Schachts und in meiner Stellung bestand darin, daß zu Schachts Zeiten die Reichsbank die Kreditgewährung der Notenbank an das Reich bestimmen konnte, während mir diese Bestimmung genommen ward, die Verantwortung für die innere Finanzierung also auf den Finanzminister beziehungsweise auf den Führer selbst verlagert wurde.

DR. SAUTER: Herr Dr. Funk! Eine andere Frage: Vielleicht ist es Ihnen trotz Ihres heutigen schlechten Zustandes möglich, etwas lauter zu sprechen, damit zum Beispiel die Damen, die stenographieren müssen, das leichter verstehen. Geben Sie sich Mühe, wir werden ja die Vernehmung möglichst abkürzen.

Herr Zeuge! Sie haben dann zu den Ämtern, die wir bisher besprochen haben, schließlich noch ein weiteres Amt dazubekommen, auch als Nachfolger von Dr. Schacht, nämlich das des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft. Vielleicht können Sie zu diesem Komplex uns auch Ihre Stellungnahme näher darlegen, soweit es zum Verständnis Ihrer Situation, Ihrer Tätigkeit und Ihrer Leistungen notwendig ist?

FUNK: Dieses war die schwächste Position von allen, die ich hatte. Sie stand, wie der Reichsmarschall richtig gesagt hat, und wie auch Dr. Lammers bestätigt hat, sozusagen nur auf dem Papier. Das war auch ein wesentlicher Unterschied in der Stellung, die Schacht hatte und in der Stellung, die ich hatte. Schacht war zum Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft ernannt worden; ich war zum Bevollmächtigten für die Wirtschaft ernannt worden. Nach dem Reichsverteidigungsgesetz von 1938 sollte der Generalbevollmächtigte für die Wirtschaft die zivilen Wirtschaftsressorts in der vorbereitenden Arbeit für einen Krieg koordinieren. Nun waren aber inzwischen diese Wirtschaftsressorts dem Beauftragten für den Vierjahresplan unterstellt worden, und ich als Generalbevollmächtigter für die Wirtschaft unterstand ebenfalls den Anweisungen des Beauftragten für den Vierjahresplan. Infolgedessen ergaben sich in den Vollmachten und Zuständigkeiten, wie sie formal festgelegt waren, Unklarheiten und Überschneidungen, was dazu führte, daß auf eine Anordnung des Führers bereits wenige Monate nach Kriegsbeginn auch de jure, also auch formell, die Vollmachten des Beauftragten für die Wirtschaft, des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, gegenüber den zivilen Wirtschaftsressorts auf den Beauftragten für den Vierjahresplan übertragen wurden.

DR. SAUTER: Wann war das?

FUNK: Das war im Dezember 1939. Es blieb nur ein formelles Verordnungsrecht, das heißt, ich konnte bei Verordnungen die Unterschrift für die fünf zivilen Wirtschaftsressorts setzen, die nach dem Reichsverteidigungsgesetz dem Generalbevollmächtigten unterstellt waren, und ich behielt die Vollmachten für das Wirtschaftsministerium und die Reichsbank, die ich sowieso hatte.

DR. SAUTER: Sie unterstanden aber auch in diesen Funktionen immer wieder dem Bevollmächtigten für den Vierjahresplan?

FUNK: Ja, wie alle zivilen Wirtschaftsressorts auch; nur beim Wirtschaftsministerium selbst war eine engere Verbindung noch vorhanden.

DR. SAUTER: Herr Zeuge! Im August 1939, also unmittelbar vor Beginn des Polenkrieges, haben Sie in Ihrer Eigenschaft als Generalbevollmächtigter für die Wirtschaft die zivilen Wirtschaftsressorts zu Besprechungen versammelt. Und darauf bezieht sich das Dokument 3324-PS. Es erscheint mir wichtig, daß Sie auch zu diesem Punkt Stellung nehmen, und zwar unter dem Gesichtspunkt, daß anscheinend auf Grund dieser Ihrer Besprechung dann Ihr Brief an Hitler vom 25. August zustande kam. Es ist das ja auch in Ihrem Trialbrief auf Seite 24 erwähnt. Bitte, äußern Sie sich dazu!

FUNK: Unter Schacht war ein Büro für den Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft eingerichtet worden und es bestand ein Arbeitsausschuß, der sich aus den Vertretern sämtlicher Wirtschaftsressorts, sowie des Innenministeriums beziehungsweise des Generalbevollmächtigten für die Verwaltung, des Oberkommandos der Wehrmacht und vor allem auch des Vierjahresplanes selbst zusammensetzte.

Als Schacht ausschied, ging die Leitung dieses Ausschusses, dieses Büros des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, auf seinen früheren Staatssekretär, Dr. Posse, über, nachdem vorher unter Schacht Staatsrat Wohlfahrt dieses Büro und diesen Arbeitskreis geleitet hatte. Diese Personen hielten naturgemäß dauernd Beratungen über die Maßnahmen ab, die für eine Kriegsführung auf wirtschaftlichem Gebiet notwendig waren. Und das ist die Einrichtung des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, die ich in einer Rede in Wien, die hier vorgebracht worden ist, zitiert habe, die also neben dem Vierjahresplan arbeitete und in der Hauptsache die Aufgabe hatte, die zivile Wirtschaft ohne Erschütterungen im Falle eines Krieges in die Kriegswirtschaft hinüberzuführen und eine entsprechende Kriegswirtschaftsverwaltung vorzubereiten.

Als nun im August 1939 der Krieg mit Polen drohte, habe ich die Chefs der zivilen Wirtschaftsressorts zusammengerufen mit den Vertretern des Vierjahresplanes, und wir haben alsdann in gemeinsamen Beratungen die Maßnahmen ausgearbeitet, die notwendig waren, um im Falle eines Krieges die zivile Wirtschaft ohne Erschütterungen in die Kriegswirtschaft zu überführen.

Das waren die Vorschläge, die ich in meinem Brief an den Führer vom 25. August 1939 erwähnt habe, also zu einem Zeitpunkt, als die deutschen und die polnischen Heere sich schon im Zustand der vollen Mobilisierung gegenüberstanden. Es war selbstverständlich meine Pflicht, alles zu tun, um im Falle eines Krieges Erschütterungen auch auf dem zivilen Wirtschaftssektor zu verhindern, und weiterhin war es meine Pflicht als Reichsbankpräsident, den Gold- und Devisenbestand der Reichsbank soweit als möglich zu verstärken. Das war notwendig, schon wegen der allgemeinen politischen Spannung, die damals herrschte, und wäre auch notwendig gewesen für den Fall, daß es gar nicht zu einem Kriege kam, sondern nur zu wirtschaftlichen Sanktionen, wie man ja auch aus der gespannten außenpolitischen Lage der damaligen Zeit erwarten mußte. Und ebenso war es meine Pflicht als Wirtschaftsminister, alles zu tun, um die Produktion zu verstärken.

Aber mit den Anforderungen der Wehrmacht auf finanziellem Gebiet habe ich mich nicht beschäftigt und mit eigentlichen Rüstungsaufgaben hatte ich gar nichts zu tun, da, wie gesagt, die Leitung sowohl der Friedens- wie der Kriegswirtschaft inzwischen auf den Beauftragten für den Vierjahresplan übergegangen war.

Daß ich mich von den Arbeiten dieses Ausschusses damals so zurückgehalten habe, findet seine Erklärung im folgenden:

Ich selbst glaubte an keinen Krieg. Das muß jeder bestätigen, der in der damaligen Zeit mit mir über dieses Thema gesprochen hat. Ich habe in den Monaten vor Kriegsbeginn meine ganze Arbeit konzentriert auf internationale Verhandlungen zur Herbeiführung einer besseren internationalen Wirtschaftsordnung und zur Verbesserung der Handelsbeziehungen Deutschlands zu seinen ausländischen Partnern. Es waren damals Besuche eingeleitet von den englischen Ministern Hudson und Stanley bei mir in Berlin. Ich selbst sollte nach Paris kommen zu Verhandlungen, wo ich im Jahre 1937 einige Kabinettsmitglieder kennengelernt hatte, als ich eine große deutsche Kulturveranstaltung in Paris leitete.

Es mußte das Gebiet der kurzfristigen Auslandsverschuldung neu geregelt werden, die sogenannte Stillhaltung. Ich hatte hierfür neue Vorschläge ausgearbeitet, die besonders in England lebhaft begrüßt wurden, und es fand im Juni 1939 bei mir in Berlin eine internationale Finanzbesprechung statt, an der erste Vertreter der Bankwelt aus den Vereinigten Staaten, aus England, aus Holland, aus Frankreich, aus Belgien, aus der Schweiz und aus Schweden teilnahmen. Diese Besprechungen führten zu einem alle Teile recht befriedigenden Ergebnis. In derselben Zeit führte ich auch den Austausch oder Umtausch der im Besitz des Auslandes befindlichen Reichsbankanteile durch. Auch dieser Umtausch in Goldbankaktien wurde in der ausländischen Bankwelt und Presse allgemein als durchaus fair und befriedigend bezeichnet.

Ich reiste im Juni nach Holland zu Handelsvertragsverhandlungen. Inzwischen nahm ich an den üblichen Monatsbesprechungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel teil, auch noch Anfang Juli 1939, und ich war trotz der starken politischen Spannung, die damals herrschte, der Überzeugung, daß es gelingen würde, einen Krieg zu vermeiden und habe dies auch in allen Gesprächen im In- und Ausland zum Ausdruck gebracht. Und dies war der Grund, warum ich mich an den Besprechungen und Verhandlungen über die Kriegsfinanzierung und die Wirtschaftsgestaltung im Kriege in den damaligen Monaten kaum interessierte.

Ich hatte allerdings der Reichsbank Anweisung gegeben, soweit als möglich aus verfügbaren Guthaben der Wirtschaft im Auslande für die Reichsbank Goldbestände zu beschaffen, überhaupt den Devisenbestand zu vermehren, aber in den wenigen Monaten meiner Amtstätigkeit vor dem Kriege war der Erfolg dieser Maßnahmen nur gering. Der Goldbestand und der Devisenbestand, wie ich ihn von Schacht übernommen hatte, blieb bis zum Kriege im wesentlichen unverändert.

Ich habe in meinem Fragebogen an den Reichsbankvizepräsidenten Puhl um nähere Ausführungen über diese Transaktionen ersucht, da das Reichsbankdirektorium und der geschäftsführende Direktor dieses Direktoriums, der ja Puhl damals war, hierüber Bescheid wissen müsse. Die Antwort auf den Fragebogen ist leider noch nicht eingetroffen.

DR. SAUTER: Herr Zeuge! Sie haben diese Ausführungen gebracht, offenbar um zu zeigen, daß Sie trotz der damaligen gespannten politischen Lage überhaupt nicht an einen Krieg ernstlich dachten.

FUNK: Nicht bis August 1939.

DR. SAUTER: Nun haben wir im Verlauf des jetzigen Verfahrens von einer Reihe von Besprechungen gehört, die Hitler mit Generalen und anderen Personen gehalten hat, teils militärischen, teils politischen Inhalts, lauter Besprechungen, von denen wir heute sagen müssen, daß sie im engsten Zusammenhang mit der Kriegsvorbereitung standen. Bei welchen dieser Besprechungen waren Sie dabei und was haben Sie aus solchen Besprechungen erfahren?

FUNK: Ich wurde zu politischen und militärischen Besprechungen überhaupt nicht zugezogen und habe auch an keiner dieser Besprechungen teilgenommen, die hier im Zusammenhang mit der Anklage wegen eines Angriffskrieges erwähnt worden sind, soweit es sich um Besprechungen beim Führer handelt. Ich bin auch über den Inhalt dieser Besprechungen nicht unterrichtet worden. Aber auch bei den Besprechungen beim Reichsmarschall war ich, soweit ich mich erinnere, kaum anwesend, soweit sie dieses Thema betrafen.

Es ist mir hier eine Sitzung vorgehalten worden, die im Oktober 1938 stattgefunden hat.

DR. SAUTER: 14. Oktober 1938? Und ich kann Ihnen auch die Dokument-Nummer sagen: 1301-PS. Also 14. Oktober 1938, Dokument 1301-PS.

FUNK: Ja, bitte.

DR. SAUTER: Waren Sie in der Sitzung anwesend?

FUNK: Nein.

DR. SAUTER: Das war die Sitzung...

FUNK: Jawohl, in der nach dem Wortlaut der gegen mich erhobenen Anklage Göring darauf hingewiesen hat, daß er vom Führer den Auftrag erhalten habe, die Rüstung abnorm zu steigern. Die Luftwaffe sei schnellstens zu verfünffachen.

Der Herr Anklagevertreter hat gemäß Band V, Seite 187 des amtlichen Protokolls erklärt, daß in dieser Besprechung Göring an mich Worte gerichtet hat, die die Worte eines Mannes waren, der bereits im Kriege war. Ich war in diesen Tagen gar nicht in Deutschland, sondern in Bulgarien, konnte infolgedessen an dieser Sitzung auch nicht teilnehmen.

DR. SAUTER: Herr Präsident! Ich habe zum Beweis dieser Tatsache, daß nämlich der Angeklagte Funk zur Zeit dieser Unterredung bei Göring am 14. Oktober 1938 gar nicht in Deutschland war, im Dokumentenbuch Funk mehrere Urkunden vorgelegt, nämlich Auszüge aus dem »Völkischen Beobachter«. Es sind das im Dokumentenbuch Funk die Nummern 5, 6, 7 und 8. Diese Dokumente habe ich in der Hauptsache deshalb vorgelegt, weil sich daraus ergibt, daß in der Zeit vom 13. Oktober 1938 bis 15. Oktober 1938 Funk tatsächlich in Sofia, in Bulgarien, geweilt hat, also in der Göring-Sitzung am 14. Oktober 1938 nicht anwesend sein konnte. Was damals Funk in Bulgarien über wirtschaftspolitische Beziehungen gesprochen hat, brauche ich wohl im einzelnen nicht zu verlesen. Ich beziehe mich insbesondere auf seine Rede vom 15. Oktober 1938, Dokumentenbuch Funk Nummer 7, wo der Angeklagte Funk namentlich im ersten Absatz proklamatisch ausgeführt hat, daß ihm der Gedanke einer Wirtschaftsgemeinschaft zwischen der deutschen Wirtschaft und der südosteuropäischen Wirtschaft vorschwebte, und wie Funk mit aller Entschiedenheit eine einseitige Abhängigkeit der südosteuropäischen Staaten von ihrer Wirtschaft, von der deutschen Wirtschaft, abgelehnt hat.

Ich bitte also, zum Zwecke des Beweises von diesen Urkunden Kenntnis zu nehmen, und im Interesse der Zeitersparnis werde ich sie nicht weiter verlesen.