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[Pause von 10 Minuten.]

MR. DODD: Herr Zeuge! Ich habe Sie vor der Pause über einen gewissen Oeser befragt, O-e-s-e-r; Sie erinnern sich seiner? Er war einer von Ihren Angestellten an der Frankfurter Zeitung, nicht wahr?

FUNK: Er war Leiter des Berliner Wirtschaftsbüros der Frankfurter Zeitung, er war ein sehr angesehener Journalist.

MR. DODD: Ja, Sie wissen, daß Sie einen Fragebogen oder eine eidesstattliche Erklärung von ihm haben, die Sie dem Gerichtshof unterbreiten; es ist in Ihrem Dokumentenbuch.

FUNK: Er hat sich freiwillig erboten dazu.

MR. DODD: Gut, ich frage Sie nicht – es ist gut –, ob er das getan hat oder nicht, ich wollte nur feststellen, ob Sie wissen, daß er es getan hat.

FUNK: Ja.

MR. DODD: In diesem Affidavit nun, wie ich es verstehe, behauptet Oeser, daß Sie sich wirklich ganz anständig gegenüber den Juden benahmen, die bei dieser Zeitung tätig waren, nicht wahr? War der Sinn nicht der, daß Sie diese Juden, um sie vor der Entlassung und so weiter zu bewahren, als Ausnahmefälle behandelten, wie sie in diesen Erlassen vorgesehen waren?

FUNK: Ja.

MR. DODD: Gut.

FUNK: Ich habe eine ganze Reihe von Redakteuren unter die Ausnahmebestimmungen fallen lassen.

MR. DODD: Jawohl. Ich weiß. Ich möchte Sie aber eins fragen: Es gab in Wahrheit einen anderen Grund für Ihr Benehmen gegenüber dieser Zeitung, außer Ihrer anständigen Haltung den Juden gegenüber, nicht wahr?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Gut, warten Sie einen Moment.

FUNK: Ich kannte diese Leute nicht persönlich.

MR. DODD: Ich will nicht sagen, daß Sie diese Leute persönlich kannten, aber ich behaupte, daß da noch ein anderer Grund vorhanden war, außer Ihrem Gefühl für die Juden als Volk, den Sie aber dem Gerichtshof bis jetzt noch nicht mitgeteilt haben, vielleicht einen anderen Grund?

FUNK: Bei den Redakteuren der Frankfurter Zeitung?

MR. DODD: Jawohl.

FUNK: Nein.

MR. DODD: Nun, stimmt es nicht, daß Sie und wahrscheinlich Hitler und sicherlich Goebbels und einige der anderen höheren Führer der Partei beschlossen hatten, dieser Zeitung wegen ihres großen Einflusses im Ausland den status quo zu erhalten? ist das nicht richtig?

FUNK: Davon war damals noch nicht die Rede, das kam erst später. Das kam erst zu der Zeit als der Führer verlangte, daß fast alle führenden Tageszeitungen entweder in den Besitz der Partei übergingen oder aber mit Parteizeitungen verschmolzen wurden. Da ist es mir gelungen, die Frankfurter Zeitung von diesem Beschluß zu retten, und die Frankfurter Zeitung hat dann auch noch lange bestanden. Das war viel später. Hier war es tatsächlich der Grund, um einigen jüdischen Redakteuren zu helfen.

MR. DODD: Gut.

FUNK: Es war nur ein rein menschlicher Grund.

MR. DODD: Sie können dies antworten. Ich wollte nur Ihre Antwort zu Protokoll nehmen, weil ich diese Sache später noch des weiteren erörtern will. Verstehe ich richtig: Sie bestreiten, daß Ihre Politik, den status quo der Frankfurter Zeitung zu bewahren, nicht auf dem Einfluß, den die Zeitung im Ausland hatte, beruhte?

FUNK: Nein, es war durchaus meine Meinung, daß die Frankfurter Zeitung beibehalten werden soll.

MR. DODD: Geschah dies aus dem Grund, den ich unterstelle, daß nämlich diese Leute in der Finanzwelt im Auslande gut bekannt waren, und Sie den nutzbringenden Einfluß dieser Zeitung im Auslande nicht beeinträchtigen wollten?

Gerade dies meine ich, und das war auch der Grund, warum Sie die Juden nicht entlassen haben und nicht etwa, weil Sie Mitleid mit ihrem Schicksal als Juden hatten.

FUNK: Nein, in diesem Falle nicht, in diesem Falle war das nicht so.

MR. DODD: Sehr gut. Ich will nun im Hinblick auf Ihre Tätigkeit als Generalbevollmächtigter für die Wirtschaft und ihre Beziehung zu den Kriegen gegen Polen und die anderen Mächte einige Fragen an Sie stellen. Ich will Ihnen sagen, worum es sich zuerst handelt, damit Sie im Bilde sind. Sie behaupten doch nicht, daß Ihre Stellung als Generalbevollmächtigter für die Wirtschaft nicht viel mit den Angelegenheiten der Wehrmacht zu tun hatte?

FUNK: Jawohl, das behaupte ich; mit der Wehrmacht...

MR. DODD: Nun, ich habe hier einen Brief in der Hand, den Blomberg an Göring schrieb. Erinnern Sie sich an diesen Brief? Er ist ein neues Dokument, und Sie haben es im Verlauf dieses Prozesses nicht gesehen, aber erinnern Sie sich an irgendeinen solchen Brief?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Gut. Ich bitte, daß Ihnen Dokument EC- 255 übergeben wird.