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[Zum Zeugen gewandt:]

Mein Punkt, Herr Zeuge, ist der: Sie haben dem Gerichtshof mitgeteilt, daß Sie in Wirklichkeit nur für Göring arbeiteten, daß Sie in diesen Dingen nicht viel zu sagen hatten, aber jetzt finden wir, daß Sie einen Brief geschrieben haben, in dem Sie versuchten, Ihre höchste Autorität geltend zu machen. Hier sagen Sie: »Es ist eine Tatsache, daß ich nur Hitler unterstellt bin«, und Sie begreifen, diese zwei Dinge stimmen nicht überein. Was haben Sie dazu zu sagen?

FUNK: Ja, tatsächlich habe ich niemals Erfolg gehabt.

MR. DODD: Nun, wir werden sehen, ob es so ist. Lesen Sie die nächste Seite und Sie werden noch einen Brief von Lammers finden, den er am 6. April 1938 geschrieben hat. Dieser Brief ist an Sie gerichtet. Lammers teilt Ihnen mit, daß Sie in der Auffassung über Ihre Stellung Recht hatten, daß Sie in Wirklichkeit nur dem Führer unterstanden und daß er eine Abschrift Ihres Briefes sowohl an Feldmarschall Göring als auch an den Chef des OKW gesandt hat. Nun, was sagen Sie dazu?

FUNK: Ich ersehe hieraus, daß ich damals versucht habe, diese Stellung zu erreichen. In Wirklichkeit habe ich sie aber nicht erreicht, denn der Reichsmarschall hat selbst nachher erklärt, daß er mir die Kriegswirtschaft nie geben wird. Die Formalvollmachten als Bevollmächtigter für die Wirtschaft sind ja dann auf den Vierjahresplan später übergegangen, durch einen Erlaß des Führers vom Dezember 1939.

MR. DODD: Ist das Ihre Antwort?

Sie haben dem Gerichtshof auch berichtet, soweit ich Sie wenigstens verstanden habe, daß Sie in Wirklichkeit nicht viel mit der Planung von Angriffskriegen zu tun hatten, und daß sich Ihre Tätigkeit auf die Regelung und Kontrolle sozusagen der heimischen Wirtschaft beschränkte. Tatsächlich aber haben Sie am 28. Januar 1939, also einige Monate vor dem Einfall in Polen, die Verwendung von Kriegsgefangenen in Erwägung gezogen, nicht wahr?

FUNK: Davon weiß ich nichts.

MR. DODD: Sind Sie sicher? Ich lasse Ihnen nun ein anderes Dokument zeigen, und zwar EC-488, das Beweisstück US-842 wird. Das ist ein nicht unterschriebener Brief, ein erbeutetes Dokument, aus Ihrem Archiv. Dieser Brief wurde, nebenbei bemerkt, mit der Unterschrift von Sarnow weitergeleitet. Sie wissen, wer das war, er war Ihr Stellvertreter. Dieser Brief trägt das Datum vom 28. Januar 1939 und hat den Betreff: »Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen«. Dann heißt es weiter:

»Nach dem Reichsverteidigungsgesetz vom 4. September 1938 obliegt mir die Leitung der wirtschaftlichen Vorbereitungen für die Reichsverteidigung (ausschließlich der Rüstungsindustrie).«

und fährt dann fort: »Bei den Vorbereitungen für den Kriegsarbeitseinsatz...« und so weiter.

Aber worauf ich Ihre Aufmerksamkeit ganz besonders lenken möchte, steht im zweiten Absatz, wo es heißt:

»Der Fehlbedarf an Arbeitskräften zwingt zu einer möglichst weitgehenden und zweckmäßigen Einsetzung etwaiger Kriegsgefangener. Die dazu nötigen Vorbereitungen müssen in enger Zusammenarbeit von OKW und GBW getroffen werden. Die zu meinem Geschäftsbereich gehörenden Ressorts werde ich dabei heranziehen.«

Erinnern Sie sich noch an diesen Brief?

FUNK: Nein, ich habe den Brief nie gesehen und nie unterschrieben; aber dieser Brief gehört zu den Angelegenheiten, über die ich heute vormittag gesprochen habe. Das Büro des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, im übrigen wie ich sehe, ist »Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft« ausgestrichen, hat sich natürlich fortlaufend mit diesen Dingen beschäftigt. Ich persönlich habe mich damit nicht beschäftigt.

MR. DODD: Nun, das ist nur ein Spiel mit Worten. Diese Vorschläge stammten doch aus Ihrem Ministerium und Ihr erster Vertreter war es, der diesen Brief weiterleitete. Stimmt das nicht?

FUNK: Nein, es war...

MR. DODD: Nun, es steht doch rechts oben auf diesem Brief »Der Generalbevollmächtigte für die Wirtschaft«, und dann kommt die Adresse und das Datum.

FUNK: Ja, er war unterschrieben »Im Auftrag: Sarnow«.

MR. DODD: Richtig, und der war Ihr Hauptstellvertreter, nicht wahr?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Oder was war er?

FUNK: Er war nur in dem Büro des Generalbevollmächtigten tätig. Mein Hauptstellvertreter, der diese Dinge leitete, war Dr. Posse.

MR. DODD: Nun gut, auf jeden Fall...

FUNK: Wie ich vorhin sagte, habe ich mich mit diesen Dingen überhaupt nicht beschäftigt.

MR. DODD: Ich wurde soeben darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn Sie Posse erwähnen, Sie seinen Namen im zweiten Absatz dieses Briefes finden. »Auf die Ausführungen von Herrn Generaloberst Keitel, Staatssekretär Dr. Posse... darf ich Bezug nehmen.« Auf jeden Fall, wichtige Leute in Ihrem Ministerium haben mit dieser Sache zu tun gehabt, nicht wahr?

FUNK: Sicher.

MR. DODD: Gut. Sie erinnern sich an das Dokument 3562-PS. Es wurde hier als Beweisstück US-662 vorgelegt. Es ist das Protokoll einer Sitzung bei Dr. Posse, Ihrem Stellvertreter, in der er eine Denkschrift über die Finanzierung des Krieges besprach. Sie haben heute morgen darüber gesprochen und sagten, daß Sie trotz der Anmerkung; »Herrn Minister vorzulegen« diesen Brief nicht gesehen haben.

FUNK: Dann hätte ich es abzeichnen müssen, wenn ich's gesehen hätte.

MR. DODD: Nun, ob es so ist oder nicht, interessiert mich jetzt nicht. Ich möchte nur, daß Sie zuhören, während ich einen Auszug daraus verlese. Sie können das Dokument auch selbst sehen, wenn Sie wollen, aber ich glaube kaum, daß es nötig ist. Sie erinnern sich doch, daß dieses Dokument eins Ihrer Memoranda erwähnt. Erinnern Sie sich noch, daß Posse sagte:

»Es wurde darauf hingewiesen, daß es dem GBW in erster Linie darauf ankäme, den Gedanken einer Finanzierung der Kriegsausgaben durch Vorgriffe auf künftige, nach dem Krieg zu erwartende Einnahmen des Reiches in die Kriegsfinanzgesetzgebung einzuführen.«

FUNK: Jawohl.

MR. DODD: Gut, das ist alles, was ich in Bezug auf dieses Dokument fragen wollte. Wir können gleich weitergehen.

Ich beziehe mich wieder auf Ihre eigene Aussage vor Gericht, daß Sie im Hinblick auf den Krieg gegen Polen wirklich bis zum August nicht gewußt haben, daß auch nur die Möglichkeit des Krieges mit Polen bestehe; Sie dachten im August noch zeitweilig, daß die Frage diplomatisch beigelegt werden würde. Stimmt das?

FUNK: Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Die Kriegsgefahr war ja monatelang latent. Aber, daß der Krieg kurz bevorstand, das konnte man schon im August erkennen.

MR. DODD: Haben Sie für den Krieg mit Polen wirtschaftliche Pläne schon länger als ein Jahr vor dem Angriff auf Polen gemacht? Sie können das mit Ja oder Nein beantworten.

FUNK: Das weiß ich nicht.

MR. DODD: Sie meinen, Sie wissen nicht, ob Sie Vorbereitungen getroffen haben, oder nicht. Was wollen Sie mit dieser Antwort sagen? Erinnern Sie sich nicht?

FUNK: Ich erinnere mich nicht.

MR. DODD: Gut, dann kann ich Ihnen helfen. Hier ist ein Dokument, 3324-PS, das schon als Beweismittel vorgelegt würde Sie erinnern sich wohl; es ist Beweisstück US-661. Es ist eine Rede, die Sie gehalten haben. Erinnern Sie sich, daß Sie in dieser Rede gesagt haben: Sie hätten insgeheim, und zwar schon über ein Jahr den Krieg gegen Polen geplant? Erinnern Sie sich daran? Möchten Sie das Dokument sehen?

FUNK: Bitte.

MR. DODD: Der Satz steht hier:

»Waren mithin in die Aufgaben und die Arbeit des Vierjahresplanes unter Leitung des Generalfeldmarschalls Göring sämtliche Wirtschafts- und Finanzressorts eingespannt, so wurde die kriegswirtschaftliche Vorbereitung Deutschlands auch noch auf einem anderen Sektor seit Jahr und Tag in aller Stille vorangetrieben...«

Erinnern Sie sich daran?

FUNK: Ja, jetzt weiß ich es.

MR. DODD: Beachten Sie, daß es hier heißt: »seit Jahr und Tag...« und Sie sagen weiterhin, daß dies unter Ihrer Aufsicht geschah. Stimmt das?

FUNK: Jawohl, das ist die Tätigkeit des Generalbevollmächtigten für die Zivilwirtschaft, das habe ich ja heute morgen schon ausgeführt.

MR. DODD: Gut, gut. Das ist alles, was ich wissen wollte...

FUNK: Von Polen sprach ich nicht.

MR. DODD: Es war ja der einzige Krieg, der im Gange war, als Sie diese Rede hielten. Es war Oktober 1939.

FUNK: Die Vorbereitungen waren ja nicht auf einen bestimmten Krieg abgestellt, es war...

MR. DODD: Gut.

FUNK: Es war eine allgemeine Vorbereitung.

MR. DODD: Tatsächlich befanden Sie und Göring sich sogar bis zu einem gewissen Grade im Streit um die Macht, nicht wahr? War die Tür Görings auch eine der Türen, in die Sie versuchten hineinzukommen, daß Sie nur bis zu diesen gelangten, aber niemals hineinkamen. Ich frage Sie nun, ob Görings Tür eine von diesen war?

FUNK: Ich glaube nicht, daß ich so anspruchsvoll war, auf den Posten von Göring zu kommen, das lag mir völlig fern. Ich habe überhaupt wenig Ehrgeiz gehabt.

MR. DODD: Ich sagte nicht, daß Sie seine Stellung, wohl aber einen Teil seiner Macht haben wollten. Oder erinnern Sie sich nicht? Vielleicht ist das die Lösung.

FUNK: Nein.

MR. DODD: Gut. Ihr Herr Posse wurde hier durch Vertreter der Anklagebehörde verhört; das Dokument hat die Nummer 3894-PS. Die folgenden Fragen wurden ihm gestellt:

»Frage: Worin bestand der Konflikt zwischen dem Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft und dem Vierjahresplan?

Antwort: Der Kampf um die Macht.

Frage: War es der Kampf um die Macht zwischen Funk und Göring?

Antwort: Der Kampf um die Macht zwischen Funk und Göring, zwischen Funk und dem Landwirtschaftsministerium und dem Verkehrsministerium.

Frage: Wie wurde der Streit endgültig bereinigt?

Antwort: Niemals, der Kampf ging immer unter der Oberfläche weiter.

Frage: Hat Funk, der sehr wichtige Vollmachten als Wirtschaftsminister und später als Reichsbankpräsident und Generalbevollmächtigter für die Wirtschaft hatte, jemals diese Vollmachten tatsächlich ausgeübt?

Antwort: Ja, aber Görings Vollmachten waren stärker.

Frage: Nichtsdestoweniger hat Funk bedeutende Vollmachten ausgeübt?

Antwort: Ja, als Reichsbankpräsident, Wirtschaftsminister und Generalbevollmächtigter für die Wirtschaft.«

Posse war doch Ihr Hauptstellvertreter?

FUNK: Posse hatte aber eine Stellung, die sehr abseits lag. Mein Stellvertreter war Landfried und in der Reichsbank Puhl. Die kennen die Dinge besser als Herr Posse.

MR. DODD: Nun gut.

FUNK: Die sollten mehr darüber wissen als Posse.

MR. DODD: Sie glauben nicht, daß er es wirklich wußte, wenn er sagte, daß Sie sich an diesem Kampf um die Macht beteiligt hätten? Soll das Ihre Antwort sein?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Das wird Beweisstück US-843. Es ist bis jetzt noch nicht vorgelegt worden. Nun, Herr Zeuge, möchte ich Sie darüber befragen, wann Sie zum erstenmal von dem bevorstehenden Angriff auf Rußland hörten. Ich glaube, daß Sie dem Gerichtshof mitgeteilt haben, Sie hörten ungefähr im Mai davon, stimmt das? Oder war es im Juni?

FUNK: Als Rosenberg beauftragt wurde.

MR. DODD: Ja, das ist es, was wir wissen wollten Sie wußten also, als Rosenberg im April 1941 beauftragt wurde, daß es einen Angriff auf Rußland geben würde. Heute früh aber, glaube ich, haben Sie das nicht klargestellt. Stimmt das, Dr. Funk?

FUNK: Ja, ich sagte, daß als Begründung dieser Ernennung uns mitgeteilt wurde, daß der Führer einen Krieg mit Rußland für wahrscheinlich halte.

MR. DODD: Ja, aber Sie wissen doch, was Sie heute früh vor dem Gerichtshof aussagten. Sie sagten, daß Lammers Sie auf Grund Ihres Interesses an einer Entwicklung der Handelsbeziehungen zu Rußland von Rosenbergs Ernennung in Kenntnis setzte. Das war die Antwort, die Sie heute früh gegeben haben. Nun, das war doch nicht so, nicht wahr?

FUNK: Ja, das hat Lammers auch hier gesagt.

MR. DODD: Es ist mir ganz gleich, was Lammers sagte. Ich frage Sie jetzt, ob es Tatsache ist, daß Ihnen Lammers diese Mitteilung machte, weil Sie in Zusammenarbeit mit Rosenberg die Besetzung dieser Gebiete nach dem Angriff vorbereiten sollten. Sie können das jetzt ganz einfach beantworten. Ist das wahr?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Nun, wir werden sehen. Sie wissen, daß Sie bei einer anderen Gelegenheit eine andere Antwort gegeben haben, ich möchte, nebenbei bemerkt, sagen, in Parenthese. Erinnern Sie sich, daß Sie bei einem Verhör sagten, daß Sie von dem bevorstehenden Angriff auf Rußland zum erstenmal durch Heß gehört haben? Erinnern Sie sich, daß Sie dies seinerzeit als Quelle Ihrer ersten Kenntnis angaben? Erinnern Sie sich an diese Aussage?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Wir werden gleich darüber sprechen. Wir wollen vorläufig noch bei der Sache Rosenberg bleiben.

Da ist ein Dokument 1031-PS vom 28. Mai 1941, also ungefähr einen Monat nach der Ernennung Rosenbergs. Es ist eine Geheime Kommandosache, eine Aktennotiz über eine Zusammenkunft mit Reichsminister Funk. Wissen Sie, wovon Sie damals sprachen? Über die Herstellung von Falschgeld für den Gebrauch in Rußland, in der Ukraine und im Kaukasus? Erinnern Sie sich?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Sie erinnern sich nicht? Bitte sehen Sie sich doch dieses Dokument an, es ist Nummer 1031-PS, US-844. Sie erinnern sich vielleicht des Tages, an dem Ihr Reichsbankdirektor Wilhelm sagte, es dürfe nicht in Erscheinung treten, daß Sie sogenannte Rubelnoten zum Gebrauch in den besetzten Gebieten fälschten?

Rosenberg wohnte dieser Sitzung bei. Es ist ein sehr kurzes Memorandum. Haben Sie es gelesen? Es ist auf Seite 4 des Dokuments, das Ihnen vorliegt. Finden Sie es? Es beginnt: »In der Ukraine und im Kaukasus dagegen würde es notwendig werden, die jetzige Währung, den Rubel, aufrechtzuerhalten...« und so weiter. Sie sprachen über das Währungsproblem in den Gebieten, die Sie voraussichtlich besetzen würden, und das war wohl ein Monat vor dem Angriff und ein Monat nach der Ernennung Rosenbergs, nicht wahr? Können Sie mir keine Antwort geben?

FUNK: Ich habe die Stelle noch nicht.

Jawohl, wenn diese Länder erobert worden wären, mußte man sich ja mit diesen Fragen beschäftigen.

MR. DODD: Der springende Punkt ist, daß Sie zu dieser Zeit von dem bevorstehenden Angriff auf die zu erobernden Länder wußten, nicht wahr?

FUNK: Ich wußte nichts von einem Angriff, ich wußte nur von einer bevorstehenden Kriegsgefahr.

MR. DODD: Gut, gut, wie Sie wollen. Die Hauptsache ist, daß Sie davon sprachen, Geld in der Ukraine und dem Kaukasus zu verwenden, und daß sich das dann einen Monat später ereignete.

FUNK: Ja.

MR. DODD: Gut, gut. Ich habe nur noch wenige Fragen zu stellen. Ich möchte dieses Verhör gern vor der Vertagung zu Ende bringen. Haben Sie irgend etwas dazu zu sagen? Ich wollte Ihnen nur zeigen, daß Sie von dem geplanten Angriff wußten. Sie wußten doch, daß sich etwas im Osten ereignen würde. Ich denke, Sie werden das zugeben, nicht wahr?

FUNK: Jawohl.

MR. DODD: Gut.

FUNK: Seit der Ernennung Rosenbergs, ich habe das heute ganz klar zum Ausdruck gebracht, wußte ich, daß ein Krieg mit Rußland drohte.

MR. DODD: Dann stimmen wir also überein. Wir brauchen nicht weiterzugehen. Ich habe es heute früh so verstanden, daß Sie es nicht wußten. Dann ist es in Ordnung. Ich habe Sie dann mißverstanden. Ich verstehe Sie jetzt dahin, daß Sie davon wußten.

FUNK: Heute morgen habe ich ganz klar gesagt, daß mir mitgeteilt wurde, daß der Führer mit einem Krieg mit Rußland rechnete. Ich bin mir nur noch nicht über dieses Dokument im klaren, wer das aufgestellt hat?

MR. DODD: Ich weiß es auch nicht, ich kann nur sagen, daß es zusammen mit anderen Dokumenten im Rosenberg-Archiv erbeutet wurde. Ich kann Ihnen auch nicht mehr darüber sagen.

Ich glaube, wir können uns etwas anderem zuwenden, wenn Sie mir gestatten. Wir brauchen uns mit diesem Dokument wohl wirklich nicht weiter zu beschäftigen.

FUNK: Ja, aber es ist insofern wichtig, als diese Dinge mit den Rubeln mir zugeschrieben werden.

MR. DODD: Ich finde das auch.

FUNK: Hier steht, ich hätte gesagt, daß mit der Einführung von Reichskredit-Kassenscheinen und mit der Wertfestsetzung eines Umrechnungskurses sehr erhebliche Gefahren verbunden seien. Also, ich war eigentlich sehr bedenklich hinsichtlich der Vorschläge, die hier gemacht wurden.

MR. DODD: Ja, gut. Ich freue mich, Ihre diesbezüglichen Bemerkungen zu hören. Ich möchte mich jetzt ein wenig mit Ihnen über den Zeitpunkt unterhalten, zu dem Sie die Reichsbank übernommen haben. Posse war Ihr Hauptstellvertreter in Ihrem Wirtschaftsministerium, oder nicht?

FUNK: Landfried war mein Hauptstellvertreter.

MR. DODD: Und nebenbei bemerkt, war er auch bei derselben Sitzung anwesend, über die wir soeben gesprochen haben. Wer war Ihr Hauptstellvertreter in der Reichsbank?

FUNK: Puhl.

MR. DODD: Er wurde aus der Zeit Schachts übernommen, nicht wahr?

FUNK: Ja.

MR. DODD: Haben Sie ihn überredet zu bleiben? Haben Sie ihn gebeten zu bleiben?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Sie sagten, daß Sie Ihr Personal ausgewählt hatten. Das haben Sie dem Gerichtshof heute vormittag gesagt.

FUNK: Nein, es blieben Puhl und es blieben Kretschmann und Wilhelm auch.

MR. DODD: Ich interessiere mich nicht für Ihre Personalliste; ich möchte nur Wissen und will Ihnen den Grund hierfür sagen: Puhl war doch ein zuverlässiger Bankmann, nicht wahr? Er war in internationalen Bankkreisen wohlbekannt und einmal wurde ihm sogar eine Stellung in der Chase-Bank in Neuyork angeboten. Wußten Sie das?

FUNK: Nein, das wußte ich nicht.

MR. DODD: Aber es ist zutreffend. Auf jeden Fall war er ein ziemlich bedeutender Mann und auch zuverlässig, nicht wahr?

FUNK: Ja.

MR. DODD: Haben Sie ihn nicht als Zeuge beantragt?

FUNK: Ja.

MR. DODD: Sie haben ihn deswegen hier haben wollen, weil Sie ihm Glauben schenken und weil Sie wissen...

FUNK: Ja.

MR. DODD: Ich möchte mich jetzt etwas über das Gold der Reichsbank unterhalten. Wieviel Gold hatte die Reichsbank Ende 1941 zur Verfügung? Ungefähr? Sie brauchen keine lange Geschichte darüber zu erzählen, denn ich habe kein besonderes Interesse daran. Ich möchte nur versuchen festzustellen, ob bei Ihnen im Jahre 1941 Goldmangel herrschte.

FUNK: Der Goldbestand, den ich übernahm, belief sich auf etwa eine halbe Milliarde, als ich die Stellung von Schacht bekam.

MR. DODD: Gut.

FUNK: Er ist wesentlich vermehrt worden, soviel ich weiß, nur durch das belgische Gold.

MR. DODD: Das ist wirklich... Es ist interessant, alles darüber zu hören; aber ich beabsichtigte etwas anderes:

Woher haben Sie Gold nach der Übernahme Ihrer Stellung erhalten? Woher bekamen Sie neue Goldreserven?

FUNK: Nur durch Umwandlung von Devisen in Gold. Dann haben wir Zuwachs erhalten, nachdem ich meine Stellung übernommen hatte, durch das Gold der Tschechischen Nationalbank. Da muß etwas Gold herübergekommen sein; und dann hauptsächlich durch das belgische Gold.

MR. DODD: Gut. Natürlich war Gold für Sie als Zahlungsmittel für Devisen sehr wichtig. 1942 und 1943 mußten Sie mit Gold bezahlen, nicht wahr?

FUNK: Es war sehr schwer, mit Gold zu bezahlen.

MR. DODD: Das weiß ich.

FUNK: Weil die Länder, mit denen wir überhaupt noch Verkehr hatten, im allgemeinen ein Gold-Embargo einführten. Schweden lehnte das Gold ganz ab. Nur in der Schweiz haben wir noch größere Geschäfte durch Umwandlung von Gold in Devisen machen können.

MR. DODD: Ich glaube, Sie haben festgestellt, daß Sie im Jahre 1942 und 1943 Gold als ausländisches Zahlungsmittel nötig hatten. Das ist alles, was ich wissen wollte. Wann haben Sie angefangen, Geschäfte mit der SS zu machen, Herr Funk?

FUNK: Ein Geschäft mit der SS? – habe ich nie gemacht.

MR. DODD: Ja, Geschäfte mit der SS! Sind Sie dessen sicher? Ich bitte Sie, dies sehr ernst zu nehmen. Wir sind jetzt bald am Ende Ihres Verhörs und es ist sehr wichtig für Sie. Ich frage Sie noch einmal: Wann haben Sie angefangen, Geschäfte mit der SS zu machen?

FUNK: Ich habe niemals ein Geschäft mit der SS begonnen. Ich kann nur dasselbe sagen, was ich im Vorverhör schon ausgeführt habe, daß Herr Puhl mir eines Tages mitteilte, es wäre eine Einlage... eine Einlieferung von der SS gekommen. Ich habe das zunächst so aufgefaßt, daß es ein Depot war, ein Depot, das also verschlossen blieb und das uns weiter nicht interessierte; dann hat aber Herr Puhl mir später gesagt, diese Ablieferung der SS, die sollte von uns verwendet werden, von der Reichsbank, und ich habe angenommen, daß es sich dabei um Ablieferung von Goldmünzen und Devisen handelte, in der Hauptsache von Goldmünzen, die ja auch jeder andere deutsche Mensch abgeben mußte, die also Insassen der KZs abgenommen waren und nun in die Reichsbank eingeliefert wurden. Denn was an Wertgegenständen den KZ-Lagerinsassen abgenommen wurde, ging nicht an die Reichsbank, sondern, wie wir hier mehrfach gehört haben, an den Reichsfinanzminister beziehungsweise...

MR. DODD: Einen Augenblick. Waren Sie gewohnt, daß Goldzähne in der Reichsbank deponiert wurden?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Aber Sie bekamen sie von der SS, nicht wahr?

FUNK: Das weiß ich nicht.

MR. DODD: Sie wissen das nicht?