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[Zum Zeugen gewandt:]

Jetzt, Herr Zeuge, nachdem Sie diese eidesstattliche Erklärung von Ihrem Mitarbeiter und Kollegen im Reichsbankdirektorium, von dem Mann, von dem Sie gestern zugaben, daß er ein zuverlässiger Mann ist, gehört haben, was wollen Sie nun diesem Gerichtshof über Ihre Kenntnis der Vorgänge zwischen der SS und Ihrer Bank sagen?

FUNK: Ich erkläre dieses Affidavit von Herrn Puhl für unwahr. Ich habe über die ganze Angelegenheit dieses Golddepots, wie hier immer gesagt wurde, mit Herrn Puhl höchstens dreimal, ich glaube aber nur zweimal, gesprochen. Von Edelsteinen und Schmuck habe ich mit Herrn Puhl nie ein Wort gesprochen. Es ist jedoch geradezu für mich der unfaßbare Fall eingetreten, daß ein Mann, der sicherlich hier gewisse Funktionen auch in seinen Absprachen mit der SS, mit dem Herrn Puhl, ausgeübt hat, die Schuld auf mich schieben will. Diese Verantwortung übernehme ich keinesfalls, und ich bitte, daß Herr Puhl hier erscheint und in meiner Gegenwart sich in allen Einzelheiten erklärt, wann, wo und wie er diese einzelnen Dinge mit mir besprochen hat und inwieweit er von mir aus Anweisungen bekommen hat.

Ich erkläre noch einmal, daß ich über Schmuck und über Abgaben aus den Konzentrationslagern, von diesen Dingen mit Herrn Puhl niemals gesprochen habe. Ich kann nur das sagen, was ich zur Einleitung gesagt habe, daß Herr Puhl eines Tages mich davon unterrichtete, daß ein Golddepot der SS da wäre und daß später, das ist richtig, ich auf seine Veranlassung hin, ich erinnere mich jetzt daran, es war mir entfallen, weil ich der Sache nicht so große Bedeutung beimaß, daß ich mit dem Reichsführer darüber sprach, ob das verwandt werden könnte für die Reichsbank. Das hat der Reichsführer bejaht. Aber auch mit dem Reichsführer habe ich kein Wort über Schmuck und über Edelsteine und über Uhren und derartige Dinge gesprochen, sondern ich habe immer nur von Gold gesprochen. Und was Herr Puhl sagt über eine Finanzierung, dazu ist mir folgendes bekannt: Das liegt aber wohl schon, glaube ich, Jahre zurück, daß Herr Puhl eines Tages zu mir kam und mir sagte, daß er für gewisse Fabriken der SS einen Kredit geben sollte und daß darüber mit ihm verhandelt werde. Darauf habe ich ihm gesagt: »Ist der Kredit sicher, wird er verzinst?« Er hat gesagt: »Jawohl, der Kredit war bisher ein Bankkredit bei der Dresdner Bank und soll abgelöst werden.« Ich habe gesagt; »Schön, machen Sie das«, und weiter habe ich auch von dieser Angelegenheit nichts mehr gehört. Es ist mir bisher völlig neu, wie hoch dieser Kredit ist, daß er bei der Golddiskontbank geführt ist. Es ist mir auch nicht erinnerlich, aber das kann durchaus sein. Aber weiter habe ich über diesen Kredit, den Herr Puhl gewissen Fabriken gegeben hatte, es ist immer nur von Fabriken gesprochen worden, von Betrieben, es war ja ein Bankkredit vorher, den eine Privatbank gegeben hatte, nichts gehört. Ich erinnere mich, ich habe ihn einmal gefragt: »Ist eigentlich dieser Kredit schon zurückgezahlt«, das ist nach Jahr und Tag, worauf er sagte: »Nein, er ist noch nicht zurückgezahlt.« Das ist alles, was ich von diesen Dingen weiß.

MR. DODD: Gut! Nun, was wissen Sie über diesen einen Teil der eidesstattlichen Versicherung, den Sie nicht berührt haben? Was wissen Sie über den letzten Teil, wonach Sie für die SS einen laufenden Fonds zur Errichtung von Werken in der Nähe von Konzentrationslagern einrichteten? Erinnern Sie sich daran?

Ich habe es Ihnen vorgelesen. Puhl sagt:

»Unter Funks Anweisung errichtete die Reichsbank auch einen laufenden Fonds, der schließlich 10 bis 12 Millionen Reichsmark betrug und der der Wirtschaftsabteilung der SS zur Finanzierung der Produktion den von der SS geleiteten Fabriken durch Arbeitskräfte aus Konzentrationslagern zur Verfügung stand.«

Geben Sie zu, daß Sie das getan haben?

FUNK: Das ist das, wie ich eben erwähnt habe, daß Herr Puhl mir eines Tages, das war, glaube ich, schon im Jahre 1939 oder 1940, mitteilte, daß Herren von den Wirtschaftsbetrieben der SS bei ihm gewesen wären und mit ihm verhandelt hätten über einen Kredit, der bisher bei der Dresdner Bank lief und den sie bei der Reichsbank erbaten. Darauf habe ich Herrn Puhl gefragt: »Wird denn dieser Kredit verzinst, ist der Kredit sicher?« »Jawohl« hat er gesagt. Darauf habe ich gesagt: »Schön, geben Sie ihm diesen Kredit«, und ich habe nachher später noch einmal gesagt, genau was ich vorher schon gesagt habe... Weiter weiß ich nichts, das ist alles, was ich von der Sache weiß.

MR. DODD: Haben Sie von der SS eine Gebühr erhalten für die Behandlung der im Film gesehenen Sachen, nicht wahr? Die Bank erhielt wohl eine Bezahlung für die Ausführung dieses Programms?

FUNK: Das habe ich nicht verstanden.

MR. DODD: Ich fragte: Stimmt es nicht, daß Sie während dieses Zeitraums von mehr als drei Jahren von der SS Gebühren für die Verwaltung der von ihr übergebenen Güter erhielten?

FUNK: Das weiß ich nicht.

MR. DODD: Als Reichsbankpräsident müssen Sie doch wissen, ob Sie eine Zahlung erhielten. Wie können Sie es nicht wissen?

FUNK: Das werden wahrscheinlich so geringe Zahlungen gewesen sein, daß mir darüber niemand etwas berichtet hat. Von Einzahlungen der SS weiß ich nichts.

MR. DODD: Was würden Sie nun sagen, wenn ich Ihnen mitteile, daß Puhl erklärte, daß die Bank während dieser Jahre Zahlungen erhielt und daß im ganzen 77 Sendungen von Materialien, wie Sie hier heute morgen gesehen haben, erfolgt sind? Sagen Sie, daß das nicht wahr ist? Oder stimmen Sie mir zu?

FUNK: Das kann durchaus wahr sein, aber man hat mich über diese Dinge nicht informiert, ich weiß nichts davon.

MR. DODD: Ist es glaubhaft, daß Sie als Reichsbankpräsident von 77 solcher Sendungen und von einer Transaktion, für die Sie bezahlt wurden, nichts wissen konnten? Sind Sie der Ansicht, daß das eine glaubwürdige Geschichte ist?

FUNK: Wenn das Direktorium mir über diese Dinge nichts berichtet hat, kann ich nichts davon wissen, und ich erkläre hier absolut nochmals eindeutig, man hat mich über diese Einzelheiten nicht informiert. Ich bin nur informiert worden einmal über ein Golddepot der SS, das eingelegt worden ist, wie sich nachher noch herausstellte, eine Ablieferung der SS und zweitens über dieses Kreditgeschäft. Das ist alles, was ich von diesen Dingen weiß.

MR. DODD: Nun lassen Sie mich Ihnen etwas sagen, das Ihnen vielleicht helfen wird. Tatsache ist, daß Ihre Bank ab und zu Memoranden über diese Sachen ausgesandt hat, und ich vermute, daß Sie das wissen, nicht wahr? Sie verfaßten Aufstellungen darüber, was Sie vorrätig hatten und für wen das bestimmt war. Ist Ihnen ein solches Memorandum bekannt?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Gut. Dann sehen Sie sich besser Dokument 3949-PS, Beweisstück US-847 an. Vielleicht wird es Ihr Erinnerungsvermögen etwas auffrischen. Es ist 3948-PS.

Dieses Dokument ist ein Schreiben, das anscheinend an die Städtische Pfandleihe in Berlin gerichtet ist und das Datum vom 15. September 1942 trägt. Ich will nicht alles lesen, obwohl es ein sehr interessantes Schriftstück ist, aber, wie Sie sehen können, besagt das Schreiben folgendes:

»Wir übergeben Ihnen mit der Bitte um bestmögliche Verwertung nachstehend aufgeführte Wertgegenstände.«

Und dann sind da aufgeführt:

247 Ringe aus Platin und Silber, 154 goldene Uhren, 207 Ohrringe, 1601 Ohrringe, 13 Broschen mit angeblichem Brillant, ich gehe nur flüchtig durch, ich lese nicht alles, 324 silberne Armbanduhren, 12 silberne Leuchter, Löffel, Gabeln, Messer und dann weiter noch unten verschiedene Schmuck- und Uhrengehäuseteile, 187 Perlen, 4 angebliche Brillanten. Es trägt die Unterschrift: »Deutsche Reichsbank Hauptkasse.« Die Unterschrift ist unleserlich.

Wenn Sie sich vielleicht das Original ansehen möchten, könnten Sie uns dann sagen, wer es unterschrieben hat?

FUNK: Nein, ich weiß nicht, wer es unterschrieben hat.

MR. DODD: Haben Sie das Original?

FUNK: Ich weiß nicht.

MR. DODD: Sehen Sie sich die Unterschrift an und sagen Sie, ob Sie darin die Unterschrift eines Ihrer Mitarbeiter erkennen?

FUNK: Ja hier steht... das hat ein Mann von der Kasse unterschrieben, ich kenne ihn nicht... die Unterschrift nicht.

MR. DODD: Irgend jemand von Ihrer Bank? Stimmt das nicht?

FUNK: Von der Kasse, jawohl, ich kenne die Unterschrift nicht.

MR. DODD: Wollen Sie den Gerichtshof glauben machen, daß die Angestellten und Leute in Ihrer Bank diese Listen an Städtische Pfandleihen geschickt haben, ohne daß es jemals zu Ihrer Kenntnis gelangte?

FUNK: Ich weiß von diesen Vorgängen nichts, sie sind auch nur dadurch erklärlich, daß offenbar Dinge abgeliefert worden sind an die Reichsbank, die sie nicht behalten durften. Das geht doch hieraus hervor.

MR. DODD: Nun, ich möchte auch, daß Sie sich Beweisstück 3949-PS ansehen, das vier Tage später datiert ist, am 19. September 1942, Beweisstück US- 848. Sie werden sehen, daß das ein Schreiben ist über die Verwertung von Noten, Gold, Silber und Schmuckstücken zugunsten des Reichsfinanzministers. Es steht auch darauf, daß es eine Teilabrechnung über die von der »Edelmetall«-Abteilung empfangenen Werte ist. Es ist, glaube ich, unnötig, das ganz zu verlesen. Sie können es sich ansehen und lesen. Nach einer Angabe des Inhalts der Sendungen, wie sie am 26. August 1942 eintrafen, heißt es in den letzten zwei Absätzen folgendermaßen:

»Bevor wir den bisherigen Gesamterlös von RM 1.184.345,59 der Reichshauptkasse für Rechnung des Herrn Reichsministers der Finanzen überweisen, bitten wir uns mitzuteilen, unter welcher Kennzeichnung dieser Betrag und die späteren Erlöse zur Verfügung gestellt werden sollen.

Es dürfte sich ferner empfehlen, der zuständigen Stelle im Reichsfinanzministerium rechtzeitig einen Hinweis auf die von der Deutschen Reichsbank zu erwartenden Überweisungen zu geben.«

Dies ist ebenfalls unterschrieben: »Deutsche Reichsbank, Hauptkasse« und ist gestempelt »im Girowege bezahlt, Berlin, 27. Oktober 1942, Hauptkasse.«

FUNK: Für dieses Dokument, also für diese Nachricht an den Reichsfinanzminister, glaube ich, eine Aufklärung geben zu können, und zwar auf Grund der. Aussagen, die hier von gewissen Zeugen bei den Konzentrationslagern gemacht worden sind. Es haben hier die Zeugen Ohlendorf, soviel ich weiß, und auch noch ein anderer Zeuge ausgesagt, daß die Wertgegenstände, die den Häftlingen in den Konzentrationslagern abgenommen wurden, dem Reichsfinanzminister übergeben werden mußten, ausgeliefert wurden. Nun nehme ich an, ist der technische Vorgang so gewesen, daß diese Dinge zunächst einmal von den Leuten irrtümlicherweise an die Reichsbank gebracht worden sind, die Reichsbank konnte aber, wie ich immer wieder betone, mit Schmucksachen, Perlenketten, Perlenschmuck und so weiter und was hier alles festgestellt ist, nichts anfangen und hat diese Dinge nun dem Reichsfinanzminister abgeliefert oder für Rechnung des Reichsfinanzministers verwandt. Das geht aus diesem Schreiben hervor. Es ist also hier seitens der Reichsbank eine Abrechnung für den Reichsfinanzminister vorgenommen worden; das, glaube ich, aus diesem Schriftstück ersehen zu müssen.

MR. DODD: Nun, Sie haben tatsächlich von Ohlendorf gehört, daß das Eigentum dieser Unglücklichen, die in diesen Lagern ausgerottet wurden, dem Reichsfinanzminister übergeben wurde. Ich glaube, der Zeuge hat derartiges ausgesagt. Nun, Sie haben ja auch...

FUNK: Das habe ich hier gehört; diese Dinge waren mir neu. Ich habe auch nicht gewußt, daß die Reichsbank...

MR. DODD: Sie haben uns das bereits zweimal gesagt.

FUNK:... daß die Reichsbank in diesem Umfange sich mit diesen Dingen beschäftigt hatte.

MR. DODD: Behaupten Sie, daß Sie nicht wußten, daß die Reichsbank sich damit in solchem Umfange befaßte oder daß sie sich mit diesen Sachen überhaupt befaßte? Ich halte das für wichtig Welches ist Ihre Antwort: daß Sie nicht wußten, daß sie sich damit in diesem Umfange befaßte oder daß Sie überhaupt nichts davon wußten?

FUNK: Ich habe mich überhaupt nicht damit befaßt.

MR. DODD: Wußten Sie darüber?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Sie haben niemals etwas darüber gehört?

FUNK: Ich habe nicht gewußt, daß überhaupt hier aus den KZ Schmucksachen, Uhren, Zigarettendosen und ähnliche Dinge bei der Reichsbank abgeliefert worden sind, das ist mir neu.

MR. DODD: Wußten Sie, daß von Konzentrationslagern an die Reichsbank irgend etwas eingeliefert wurde? Überhaupt etwas?

FUNK: Jawohl, das Gold, selbstverständlich, das habe ich hier ja schon gesagt.

MR. DODD: Goldzähne?

FUNK: Ich habe das bereits gesagt, nein.

MR. DODD: Welches Gold von den Konzentrationslagern?

FUNK: Das ist das Gold, von dem Puhl mir berichtet hatte, und da nahm ich an, daß das Goldmünzen und alles Gold ist, was der Reichsbank sowieso abgeliefert werden mußte, das die Reichsbank nach gesetzlichen Bestimmungen ja weiter verwerten konnte; von anderen Dingen weiß ich nichts.

MR. DODD: Was hat Himmler Ihnen gesagt, und was haben Sie zu Himmler gesagt, als Sie diese Unterredung mit ihm über dieses Gold von den Opfern der Konzentrationslager hatten? Ich glaube, daß sich der Gerichtshof für diese Unterhaltung interessieren würde. Was sagten Sie, was sagte er, wo fand die Unterhaltung statt?

FUNK: Wo die Unterhaltung gepflogen wurde, weiß ich nicht mehr. Ich habe Himmler ja sehr selten gesehen, ja, vielleicht ein- oder zweimal. Ich nehme an, es war bei einem Besuch bei Lammers in dessen Feldquartier – wo auch das Feldquartier von Himmler war, da wird es gewesen sein –, und daß ich bei dieser Gelegenheit nur ganz kurz, ganz kurz darüber sprach.

MR. DODD: Eine Sekunde! Wollen Sie uns sagen, wann war das?

FUNK: Na, das kann gewesen sein im Jahre 1943, es kann auch 1944 gewesen sein, ich weiß es nicht.

MR. DODD: Gut.

FUNK: Ich habe dieser Sache gar keine Bedeutung beigemessen. Und dann habe ich zwischendurch einmal gefragt: »Es besteht doch ein Golddepot von Ihnen, von der SS bei der Reichsbank. Die Herren des Reichsbankdirektoriums haben mich gefragt, ob das für die Reichsbank verwertet werden kann.« Darauf hat er gesagt: »Ja«. Ich habe mit ihm kein Wort gesprochen über Schmuck oder über ähnliche Dinge oder gar über Goldzähne oder so etwas. Das ganze Gespräch bezog sich nur ganz kurz auf diesen Gegenstand.

MR. DODD: Wollen Sie uns sagen, daß, unabhängig von Himmler und von Ihnen, ein Abkommen mit Ihrer Bank getroffen wurde, und zwar durch jemanden von der SS, der mit jemandem aus Ihrer Bank verhandelte und daß es nicht ursprünglich Sie waren, der diese Angelegenheit arrangiert hatte?

FUNK: Jawohl, das bin ich auch nicht gewesen.

MR. DODD: Wer in Ihrer Bank hat dieses Arrangement getroffen?

FUNK: Das muß Herr Puhl mit den Herren oder jemand anders aus dem Reichsbankdirektorium mit den Herren der Wirtschaftsbetriebe der SS gemacht haben, und ich bin nur von Herrn Puhl darüber benachrichtigt worden, ganz kurz.

MR. DODD: Kennen Sie Herrn Pohl, P-o-h-l, von der SS?

FUNK: Ich nehme an, daß der das gewesen ist, mit mir hat Herr Pohl nicht darüber gesprochen.

MR. DODD: Sie kennen diesen Mann nicht?

FUNK: Ich habe ihn schon gesehen, sicher mal, aber Herr Pohl hat mit mir über diese Dinge kein Wort und niemals gesprochen.

MR. DODD: Wo sahen Sie ihn, in der Bank?

FUNK: Jawohl, ich habe ihn einmal in der Bank gesehen, als er mit Herrn Puhl und anderen Herren des Direktoriums zusammen zu Mittag aß. Da bin ich durch den Raum durchgekommen, und da habe ich ihn gesehen. Aber ich persönlich habe mit Herrn Pohl niemals über diese Dinge gesprochen. Es ist mir völlig neu, daß solche Dinge gemacht worden sind.

MR. DODD: Erinnern Sie sich an die Aussage des Zeugen Höß hier in diesem Gerichtssaal, die nicht so lange her ist? Erinnern Sie sich an den Mann? Er saß da, wo Sie eben sitzen. Er sagte, daß er zweieinhalb bis drei Millionen Juden und andere Menschen in Auschwitz ausgerottet habe. Bevor ich Ihnen die nächste Frage stelle, möchte ich Sie an diese Aussage erinnern. Ich sage Ihnen etwas, das Ihnen helfen wird. Sie erinnern sich, daß er sagte, daß Himmler ihn im Juni 1941 habe kommen lassen und ihm die Endlösung der Judenfrage mitgeteilt habe und daß er diese Vernichtungen leiten solle.

Erinnern Sie sich, daß er zurückfuhr und die Einrichtungen in einem Lager in Polen besichtigte und fand, daß es nicht groß genug sei, um so viele Leute umzubringen und daß infolgedessen Gaskammern konstruiert werden sollten, die 2000 Leute auf einmal fassen konnten, so daß sein Vernichtungsprogramm erst im Herbst 1941 anlaufen konnte? Sie erinnern sich, daß Ihr Mitarbeiter und zuverlässiger Freund Puhl sagte, daß diese Sendungen von der SS 1942 einzulaufen begannen?

FUNK: Nein. Ich weiß das nicht, wann das gewesen ist, ich weiß nicht, wann diese Dinge sich hier abgespielt haben, ich bin damit nicht beschäftigt worden, es ist mir völlig neu, daß die Reichsbank in diesem Umfange mit diesen Dingen sich beschäftigt hat.

MR. DODD: Ich nehme an, daß Sie es vollständig ableugnen wollen, daß Sie über diese Transaktionen mit der SS oder über ihre Beziehung zu den Opfern der Konzentrationslager jemals etwas gewußt haben, nachdem Sie diesen Film gesehen und Puhls Affidavit gehört haben. Sie leugnen also alles ab?

FUNK: Nur soweit ich es hier gesagt habe.

MR. DODD: Daß also ein Golddepot nur einmal geschaffen worden sei, aber sonst nicht mehr? Das ist Ihre Aussage? Lassen Sie mich noch etwas fragen, Herr Funk...

FUNK: Jawohl, daß fortlaufend hier solche Dinge vorgekommen sind, ist mir unbekannt.

MR. DODD: Gut! Sie wissen, Sie sind mindestens einmal, vielleicht auch zweimal zusammengebrochen und haben geweint, als Sie verhört wurden. Sie erinnern sich, Sie sagten damals, Sie seien schuldig, und Sie haben sich darüber gestern ausgesprochen. Sie erinnern sich an diese Tränen. Ich frage Sie jetzt. Ich bin sicher, daß Sie es tun. Ich versuche nur, eine Grundlage für eine andere Frage zu schaffen; jedenfalls erinnern Sie sich, daß dies stattgefunden hat?

FUNK: Ja.

MR. DODD: Und Sie sagten: »Ich bin ein schuldiger Mann.« Gestern erklärten Sie das dadurch, daß Sie wegen der allgemeinen Lage erschüttert waren. Ich behaupte aber, daß diese Angelegenheit, die wir seit gestern besprochen haben, ständig auf Ihrem Gewissen gelastet hat und daß Sie dies tatsächlich bedrückt und daß über Ihnen ein Schatten schwebt, seit Sie sich in Haft befinden. Und ist es nicht endlich Zeit, daß Sie dem Gerichtshof die ganze Sache erzählen?

FUNK: Ich kann dem Tribunal nicht mehr sagen, als ich hier gesagt habe, das ist die Wahrheit. Das soll Herr Puhl, was er hier ausgesagt hat, vor Gott verantworten. Ich verantworte das, was ich hier gesagt habe. Das ist mir völlig klar, daß Herr Puhl versucht, hier eine Schuld auf mich zu schieben und sich selbst zu exkulpieren; wenn er solche Dinge hier jahrelang mit der SS gemacht hat, dann ist es seine Schuld und seine Verantwortung. Ich habe mit ihm nicht mehr als zwei- oder dreimal überhaupt über diese ganzen Dinge gesprochen, das heißt, über die Dinge, die ich hier erwähnt habe.

MR. DODD: Sie wollen die Schuld auf Puhl abwälzen, nicht wahr?

FUNK: Nein. Er beschuldigt mich, und ich weise das zurück.

MR. DODD: Das Unglück ist, daß Blut an diesem Gold klebt, nicht wahr? Und Sie wußten das seit 1942?

FUNK: Habe ich nicht verstanden.

MR. DODD: Ich möchte an Sie noch eine oder zwei Fragen über zwei kurze Schriftstücke stellen. Es wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Sie sagten dem Gerichtshof gestern, daß Sie mit irgendwelchen Plünderungen in den besetzten Gebieten nichts zu tun gehabt haben.

Wissen Sie, was die Roges-Gesellschaft war?

FUNK: Ja. Was sie im einzelnen gemacht hat, weiß ich nicht, ich weiß nur, daß es eine Gesellschaft war, die im amtlichen Auftrage Einkäufe machte, Käufe durchführte für mehrere Reichsstellen, glaube ich.

MR. DODD: Diese Roges-Gesellschaft hat auf dem schwarzen Markt in Frankreich mit den Überschüssen aus den Fonds der Besatzungskosten eingekauft, nicht wahr?

FUNK: Ich war dagegen, daß solche Käufe auf den schwarzen Märkten ausgeführt wurden.

MR. DODD: Ich frage Sie nicht, ob Sie dafür oder dagegen waren, ich frage Sie nur, ob es Tatsache ist, daß sie es getan hat.

FUNK: Das weiß ich nicht.

MR. DODD: Gut, dann sehen Sie sich bitte Dokument 2263-PS an, das von einem Ihrer Mitarbeiter, Dr. Landfried, geschrieben worden ist, den Sie auch als Zeugen beantragt haben und von dem Sie einen Fragebogen haben. Es ist dies ein Brief vom 6. Juni 1942 an den Chef des OKW, Verwaltungsamt.

»Auf mein Schreiben vom 25. April 1942« und so weiter »sind mir vom Oberkommando der Wehrmacht 100 Millionen Reichsmark aus dem Besatzungskostenkonto B bereitgestellt worden. Über diesen Betrag ist bis auf 10 Millionen Reichsmark schon verfügt worden, da die Anforderungen der Roges-Rohstoffhandelsgesellschaft m.b.H., Berlin, für Ankäufe von Waren auf dem schwarzen Markt in Frankreich sehr groß waren. Um keine Stockung in den Aufkäufen, die im kriegsnotwendigen Interesse vorgenommen werden, stattfinden zu lassen, müssen weitere Beträge aus dem Besatzungskostenfonds zur Verfügung gestellt werden. Nach Mitteilung der Roges und der Wirtschaftsabteilung des Militärbefehlshabers in Frankreich werden alle 10 Tage mindestens 30 Millionen Reichsmark in französischen Franken für derartige Ankäufe benötigt.

Da nach Mitteilung der Roges mit einer Steigerung der Aufkäufe zu rechnen ist, wird die Bereitstellung der restlichen 100 Millionen Reichsmark entsprechend meinem Schreiben vom 25. April 1942 nicht genügen, sondern darüber hinaus ein weiterer Betrag von 100 Millionen Reichsmark notwendig sein.«

Es geht aus diesem Brief, der von Ihrem Mitarbeiter, Dr. Landfried, geschrieben worden ist, klar hervor, daß die Roges-Handelsgesellschaft, die von Ihrem Ministerium gegründet war, sich mit Schwarzmarktgeschäften in Frankreich befaßt hat, und zwar mit Geld, das von den Franzosen durch übermäßige Besatzungskosten erpreßt wurde, nicht wahr?

FUNK: Daß die Roges solche Aufkäufe gemacht hat, ist sicher. Diese Dinge sind auch schon einmal hier behandelt worden im Zusammenhang mit den Aufträgen, den Anweisungen, die der Vierjahresplan für diese Aufkäufe auf den schwarzen Märkten gegeben hat Es handelt sich hier aber um staatlich genehmigte und organisierte Transaktionen; das, wogegen wir insbesondere gekämpft haben, waren die ungehemmten Aufkäufe auf den schwarzen Märkten. Ich habe gestern schon erwähnt, daß es mir dann gelungen ist, vom Reichsmarschall eine Anweisung zu erhalten, daß alle Aufkäufe auf dem schwarzen Markt eingestellt wurden, weil durch diese Aufkäufe naturgemäß von den legalen Märkten die Waren abgezogen wurden.

MR. DODD: Das haben Sie gestern gesagt. Das war 1943. Damals war in Frankreich überhaupt nicht mehr viel übrig, weder auf dem schwarzen noch auf dem weißen noch auf irgendeinem anderen Markt. Stimmt das? Das Land war damals durch die Besatzung recht ausgesogen, wie aus diesen Briefen hervorgeht.

FUNK: 1943 ist noch sehr viel, glaube ich, aus Frankreich gekommen. Es ist ja fortlaufend in Frankreich produziert worden, und zwar in erheblichen Mengen produziert worden. Das geht aus den amtlichen französischen Statistiken hervor, daß noch 1943 sehr erhebliche Mengen von der Gesamtproduktion nach Deutschland abgezweigt worden sind, die keineswegs wesentlich geringer sind als 1941 und 1942.

MR. DODD: Gut. Auf jeden Fall möchte ich auch daß Sie sich ein wenig über Rußland äußern, weil ich Sie gestern dahin verstanden habe, daß Sie damit nicht viel zu tun hatten. Schlotterer war Ihr Mann, der eingesetzt war, um mit Rosenberg zusammenzuarbeiten, nicht wahr?

FUNK: Ich hatte von Anfang an für Rosenberg den Ministerialdirektor Dr. Schlotterer abgestellt, damit nicht zwei Wirtschaftsabteilungen oder zwei Wirtschaftsbehörden in Rußland arbeiteten, sondern nur eine, nämlich die für den zuständigen Ostminister.

MR. DODD: Das ist alles, was ich wissen wollte. Er war beauftragt, und er nahm teil an dem Programm, Rußland der Maschinen, Materialien und Güter zu berauben, was während eines beträchtlichen Zeitraums durchgeführt wurde. Sie wußten davon?

Funk: Nein, das stimmt nicht, das hat nicht dieser Mann gemacht, sondern diese Transaktionen wurden von der Wirtschaftsstelle Ost oder wie die hieß, ich glaube, das stand für den Vierjahresplan, durchgeführt, sie wurden, soviel ich weiß, nicht vom Ministerium Rosenberg durchgeführt, aber vom Wirtschaftsministerium ganz bestimmt nicht.

MR. DODD: Das ist eine verschiedene Geschichte bei verschiedenen Gelegenheiten. Ich halte es für das beste, aus Ihrem Verhör vorzulesen.

Am 19. Oktober 1945 wurden Sie hier in Nürnberg verhört, und es wurde Ihnen folgende Frage gestellt:

»Frage:... und ein Teil des Planes bestand darin, Maschinen, Material und Güter aus Rußland herauszubringen, um sie nach Deutschland zu verschieben, nicht wahr?«

Sie haben geantwortet:

»Ja sicherlich, aber ich habe nicht daran teilgenommen, aber jedenfalls wurde es so gemacht.«

Die nächste Frage:

»Ja, und Sie haben an den Besprechungen über diese Pläne selbst teilgenommen und ebenfalls Ihr Vertreter Dr. Schlotterer?

Antwort: Ich selbst habe daran nicht teilgenommen.

Frage: Aber Sie haben Ihre Vollmachten dafür an Dr. Schlotterer gegeben?

Antwort: Ja, Schlotterer hat mich in Wirtschaftsfragen im Ministerium Rosenberg vertreten.«

FUNK: Nein, das stimmt nicht. Diese Aussage ist völlig konfus, denn Schlotterer ist ja in das Ministerium Rosenberg übergetreten, ist ja im Ministerium Rosenberg der Leiter der Wirtschaftsstelle dort geworden. Im übrigen stimmt auch insofern diese Aussage nicht, als wir bestimmt sehr viel mehr Maschinen nach Rußland hineingegeben haben als aus Rußland herausgenommen haben; denn, als unsere Truppen nach Rußland kamen, war ja dort alles zerstört und, um die Wirtschaft dort wieder in Ordnung zu bringen, mußten ja in großem Umfang aus Deutschland Maschinen und andere Investitionsgüter dort investiert werden.

MR. DODD: Wollen Sie sagen, daß Sie damals diese von mir eben vorgelesenen Antworten nicht gegeben hatten als Sie vernommen wurden?

FUNK: Nein, die Antworten stimmen nicht.

MR. DODD: Sehen Sie, es ist sehr interessant, daß Sie uns gestern gesagt haben, daß die Antworten auf die Fragen des Majors Gans unrichtig seien; dann habe ich Ihnen gestern noch ein Verhör vorgelegt, und Sie behaupten, es sei nicht richtig; und jetzt hat Sie ein dritter Mann befragt, und Sie sagen, daß auch das unrichtig sei?

FUNK: Nein, ich sage, das ist unrichtig was ich gesagt habe.

MR. DODD: Aber natürlich, davon spreche ich eben.

FUNK: Das ist falsch.

MR. DODD: Ich werde dieses Verhör als Beweismittel vorlegen. Ich möchte es etwas später vorlegen, wenn es der Gerichtshof gestattet, da es noch nicht in der Form ist, in der es vorgelegt werden kann.

VORSITZENDER: Sie werden uns dann die Nummer und so weiter mitteilen?

MR. DODD: Jawohl. Ich habe sonst keine Fragen.

VORSITZENDER: Wünscht ein anderer Anklagevertreter ein Kreuzverhör vorzunehmen?

STAATSJUSTIZRAT II. KLASSE M. Y. RAGINSKY, HILFSANKLÄGER FÜR DIE SOWJETUNION: Nach dem Verhör des Herrn Dodd verbleiben mir nur wenige Ergänzungsfragen.