[Zum Zeugen gewandt:]
Herr Zeuge! Das sagt zum Beispiel und das würde ich Sie fragen, ob das auch heute Ihre Auffassung ist, der Staatssekretär Hans Posse in diesem Dokument 3894-PS, Seite 2, der deutschen Übersetzung unten:
»Wie oft« – wurde er gefragt – »haben Sie an Funk Berichte in Verbindung mit Ihren Pflichten als stellvertretender Generalbevollmächtigter gegeben?«
Und der Zeuge antwortete dann wörtlich:
»Der Generalbevollmächtigte für die Wirtschaft trat eigentlich niemals wirklich in Aktion.«
FUNK: Da muß ich das, was ich immer wieder gesagt habe und was von allen, die über diese Frage hier gehört worden sind, bestätigt worden ist, nochmals sagen, das war eine Stellung, die auf dem Papier stand.
DR. SAUTER: Dann wurde der Zeuge gefragt, mit welchem Endziel Sie, Herr Dr. Funk, gearbeitet hätten:
»Dr. Posse« – heißt es – »stimmt es, daß das Büro des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft eingerichtet wurde mit dem Ziel, alle wirtschaftlichen Tätigkeiten gleichzuschalten im Hinblick auf die Vorbereitung des Krieges?«
Der Zeuge antwortete dann wörtlich, ich zitiere:
»Das Ziel war, was ich gerade gesagt habe: Die widerstreitenden wirtschaftlichen Interessen auf ein Ziel auszurichten, aber von einer Vorbereitung des Krieges war keine Rede.«
Und ganz unten auf der nämlichen Seite 4 sagt dann der Zeuge wörtlich:
»Es ist richtig, daß der Zweck war, alle wirtschaftlichen Fragen gleichzuschalten, aber das Ziel war nicht, den Krieg vorzubereiten. Natürlich, wenn Kriegsvorbereitungen notwendig werden, war es auch die Aufgabe des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, sich mit dieser Frage zu befassen und die Dinge gleichzuschalten.«
FUNK: Der Herr Posse war ein alter, kranker Mann, den ich auf diesen Posten abgestellt hatte. Er war vorher Staatssekretär bei Schacht gewesen, und als ich das Ministerium übernahm, habe ich durch Göring einen neuen Staatssekretär bekommen, der leider nachher geisteskrank wurde und dann kam zu mir der Staatssekretär Dr. Landfried, und der Herr Posse, der auch noch als Staatssekretär formell im Wirtschaftsministerium war, hatte keine Beschäftigung mehr, infolgedessen habe ich ihm diesen geschäftsführenden Posten beim Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft gegeben, und hier hatte er natürlich dauernde Schwierigkeiten; das OKW wollte, das Oberkommando der Wehrmacht oder der Wehrwirtschaftsstab wollte von Anfang an den Generalbevollmächtigten in seinen Zuständigkeiten kürzen, was aus dem Brief hervorgeht, der gestern vorgelegt wurde. Die zivilen Wirtschaftsressorts wollten ihm nicht parieren, weil sie an sich schon dem Beauftragten für den Vierjahresplan unterstellt waren und parieren mußten, und infolgedessen ist tatsächlich dieser unglückselige Generalbevollmächtigte für die Wirtschaft im wesentlichen auf dem Papier stehengeblieben.
VORSITZENDER: Wäre dies nicht ein geeigneter Augenblick für die Pause?
[Das Gericht vertagt sich bis 14.00 Uhr.]
Nachmittagssitzung.
[Der Angeklagte Funk im Zeugenstand.]
DR. SAUTER: Herr Präsident! Ich habe noch zwei Fragen an den Angeklagten Dr. Funk.