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[Zum Zeugen gewandt:]

Admiral Aßmann schrieb:

»Ob.d.M. fährt fort, daß dabei Biskaya unser einziges schmales Ausfallstor sei, dessen Überwindung größte Schwierigkeiten bereite und schon jetzt 10 Tage beanspruche. Ob.d.M. sieht beste strategische Lösung in Besetzung Spaniens, einschließlich Gibraltars.«

Haben Sie das gesagt: »... beste strategische Lösung in Besetzung Spaniens, einschließlich Gibraltars?«

DÖNITZ: Das ist möglich. Wenn es darin steht in diesem Wortlaut, ist es möglich, daß es so gefallen ist.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Euer Lordschaft! Ich wollte jetzt von diesem allgemeinen...

VORSITZENDER: Sir David! Haben Sie C-158 auf Seite 69 schon ganz erledigt?

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Ja, Euer Lordschaft, aber ich könnte leicht nochmals darauf zurückkommen.

VORSITZENDER: Der zweite Satz in Absatz 1 scheint eine gewisse Bedeutung für die Antworten zu haben, die der Angeklagte gegeben hat.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Euer Lordschaft! Ich versuche, die Sache so kurz wie möglich zu machen. Es tut mir leid, wenn ich etwas von Bedeutung weggelassen habe.

[Zum Zeugen gewandt:]

Angeklagter! Wollen Sie noch einmal zu dem letzten Dokument C-158 zurückkehren? Es betrifft die Genfer Konvention; Seite 69 des englischen Textes und Seite 102 in der deutschen Übersetzung, je nachdem, welches Sie benutzen. Der Oberfeldwebel wird Ihnen behilflich sein.

Werfen Sie bitte einen Blick auf den ersten Absatz nach dem Satz, den ich schon verlesen habe: »Der Führer erwägt, ob das Deutsche Reich nicht aus der Genfer Konvention austreten solle,« da steht weiter:

»Da nicht nur die Russen, sondern auch die Westgegner mit ihrem Vorgehen gegen die wehrlose Bevölkerung und die Wohngegenden der Städte sich außerhalb jedes Völkerrechts setzen, erscheine es zweckmäßig, daß wir uns auf den gleichen Standpunkt stellen, um dem Gegner damit zu bekunden, daß wir entschlossen sind, mit allen Mitteln bis zum äußersten um unser Dasein zu kämpfen und auch die eigene Bevölkerung durch diese Maßnahme zum äußersten Widerstand aufgerufen werde.«

Waren die hier mit den Worten »den gleichen Standpunkt« bezeichneten Maßnahmen nicht die gleichen, die Sie in dem zweiten Protokoll als »für erforderlich gehaltene Maßnahmen« erwähnen?

DÖNITZ: Der Zeuge, der diese beiden Protokolle aufgesetzt hat, wird eine genaue Erklärung geben können, wo und wann diese Mitteilung gemacht wurde. Ich persönlich habe nur die Mitteilung bekommen, genau so wie das der Reichsmarschall schon ausgesagt hat, daß der Führer erregt war, daß unsere Westfront nicht hielt und die Leute gerne in englische und amerikanische Gefangenschaft gingen. Durch diese Angelegenheit ist die Sache ausgelöst worden, und so ist mir das ursprünglich vorgetragen worden.

Ich kann mich zu diesen Protokollen, die ein Offizier aufgesetzt hat, nicht weiter äußern. Am besten ist, der Admiral Wagner sagt genauer aus, wie diese Dinge im Zusammenhang gewesen sind. Mehr kann ich unter Eid nicht aussagen. Meine Idee ist gewesen, daß der Austritt aus der Genfer Konvention ein ganz grundsätzlicher Fehler und falsch ist, und wie ich hinsichtlich der Gefangenenbehandlung gedacht habe, habe ich praktisch bewiesen. Alle anderen Dinge sind nicht richtig.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Ich will absolut klarstellen: Die Anklagebehörde wirft Ihnen vor, daß Sie bereit waren, nicht aus der Genfer Konvention auszutreten, aber heimlich Maßnahmen zu treffen, die gegen die Genf er Konvention verstießen. Das ist meiner Ansicht nach aus dem letzten Satz zu entnehmen, insbesondere wenn wir ihn im Zusammenhang mit diesen Worten im ersten Absatz lesen.

Euer Lordschaft! Ich werde mich jetzt dem Seekrieg zuwenden.

DÖNITZ: Verzeihung, kann ich noch ein Wort dazu sagen? Wenn man gegen die Neigung überzulaufen Maßnahmen macht, so muß man sie veröffentlichen. Sie müssen abschreckend wirken, also von irgendeiner Geheimhaltung der Sache ist bei mir überhaupt kein Gedanke gewesen; im Gegenteil, mein einziger Gedanke war: »Wie kann man überhaupt aus der Genfer Konvention austreten?« Das habe ich zum Ausdruck gebracht.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Das Dokument spricht für sich selbst.

VORSITZENDER: Der Gerichtshof wird sich vertagen.