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[Pause von 10 Minuten.]

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Admiral Godt! Sie kennen Admiral Dönitz seit 1934 sehr genau und haben seit dieser Zeit viel mit ihm zu tun gehabt. Hat er sich in diesem Zeitraum irgendwie politisch betätigt?

GODT: Vor seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber der Kriegsmarine meines Wissens überhaupt nicht. Als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine hat er bei einzelnen Gelegenheiten außerhalb der Marine gesprochen, zum Beispiel zu Werftarbeitern, einmal zur Hitler-Jugend in Stettin und im Rundfunk am Heldengedenktag und am 20. Juli. An weitere Fälle kann ich mich nicht erinnern.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Hatten diese Ansprachen nicht immer eine direkte Beziehung zu den Aufgaben der Marine, zum Beispiel vor den Werftarbeitern: Schiffbau?

GODT: Vor den Werftarbeitern, ja.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Und vor der Hitlerjugend?

GODT: Ebenso bei der Hitler-Jugend.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Welches war da die Beziehung?

GODT: Es handelte sich, soweit ich mich erinnere, um die Werbung für die Marine dabei.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Hat er seine Stabsoffiziere nach weltanschaulichen Gesichtspunkten ausgesucht oder nach militärischen?

GODT: Ausschlaggebend war allein die militärische und soldatische Eignung. Eine politische Einstellung hat keine Rolle gespielt.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Hier spielt eine große Rolle die Frage, ob Admiral Dönitz von bestimmten Vorgängen außerhalb der Marine Kenntnis gehabt hat oder Kenntnis haben mußte. Können Sie mir sagen, in welchen Kreisen er verkehrte?

GODT: Er hat wohl fast ausschließlich im Kreis seiner eigenen Offiziere und mit den Offizieren seines Alters verkehrt. Darüber hinaus hat er nach meiner Kenntnis kaum Verkehr gehabt.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Hat sich das nach der Ernennung zum Oberbefehlshaber der Kriegsmarine wesentlich geändert?

GODT: Nein, er ist wohl mit einigen Leuten mehr aus andern Sparten zusammengekommen Im wesentlichen ist sein Verkehr derselbe geblieben.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Wo lebte er tatsächlich in der Zeit seit seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber?

GODT: Seit seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber in Berlin und in der Befehlsstelle der Seekriegsleitung in der Nähe von Berlin.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Lebte er in seiner Familie oder lebte er in seinem Stabe?

GODT: Er wohnte mit seiner Familie zusammen. Sein Leben spielte sich zum großen Teil in seinem Stabe ab.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Und wie war das, nachdem der Stab im Herbst 1943 in die Nähe von Berlin nach der Unterkunft »Koralle« ging, wo lebte er dann?

GODT: Er lebte in der Befehlsstelle, in der seine Familie, wenigstens zeitweise, auch gewohnt hat. Aber die dienstlichen Besprechungen zogen sich meistens bis in den späten Abend hinein.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Das heißt also, er lebte seit dieser Zeit ständig in einer Marineunterkunft?

GODT: Jawohl.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Sie haben nun die Laufbahn von Admiral Dönitz vielleicht am längsten von allen Offizieren aus der Nähe verfolgt. Können Sie mir sagen, welche Beweggründe Ihrer Ansicht nach für ihn entscheidend waren bei der Gestaltung seiner militärischen Befehle?

VORSITZENDER: Dr. Kranzbühler! Man kann nicht über Beweggründe von Leuten sprechen; man kann über Gedankengänge anderer keine Aussage machen. Man kann nur darüber, wie sie gesagt oder getan haben, aussagen.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Herr Präsident! Ich meine doch, daß ein Offizier, der jahrelang mit dem anderen zusammengelebt hat, eine gewisse Kenntnis von seinen Beweggründen haben müßte, gerade aus dem, was dieser Offizier ihm gesagt hat und was er getan hat. Vielleicht kann ich die Frage etwas anders fassen.

VORSITZENDER: Er kann etwas über seinen Charakter aussagen, aber nicht über seine Beweggründe.

FLOTTENRICHTER KRANZBÜHLER: Ich werde ihn nach seinem Charakter fragen.