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[Dem Zeugen wird das Dokument überreicht.]

[Zum Zeugen gewandt:]

Wenn Sie das Schriftstück durchgehen, sehen Sie, daß Rosenberg sich beschwert über die Methoden, die von Ihren Agenten und Mitarbeitern angewandt werden.

Was sind das für Stellen, für die Sie dort verantwortlich gemacht werden?

SAUCKEL: Es ist das in diesem Brief ein Irrtum von Herrn Rosenberg, denn nicht ich hatte dort Behörden, sondern der Reichskommissar hatte dort Behörden.

DR. SERVATIUS: Sie wollen also sagen, daß er sich an den falschen Mann wandte?

SAUCKEL: Jawohl.

DR. SERVATIUS: Dann bitte ich, das Dokument beiseite zu legen.

SAUCKEL: Rosenberg schreibt ja auch auf Seite 2:

»... habe ich den Reichskommissar für die Ukraine ermächtigt.«

DR. SERVATIUS: Sie nehmen also an, daß der Schreiber dieses Briefes sich selbst nicht im klaren war, wie die Befugnisse in seinem Gebiet waren?

SAUCKEL: Ja, es war das insoweit möglich, als ich ja selbst erst geraume Zeit im Amte war.

DR. SERVATIUS: Was haben Sie nun auf die Vorstellung Rosenbergs hin veranlaßt? Haben Sie überhaupt etwas veranlaßt?

SAUCKEL: Ich habe auf diesen Brief Rosenbergs sofort mit ihm eine Unterredung gehabt. Ich habe selbst, da es gerade um Weihnachten war, am 21. Dezember 1942, habe telegraphisch nach Weimar für den 6. Januar eine Dienstbesprechung einberufen, zu der auch entsprechende Behördenvertreter aus den Ostgebieten eingeladen waren. Ich habe zu dieser Tagung auch Herrn Reichsminister Rosenberg eingeladen. Und es ist auf dieser Tagung eindeutig und klar diesen Dienststellen noch einmal verpflichtend auferlegt worden, einwandfreie und gesetzliche Methoden anzuwenden.

DR. SERVATIUS: Darf ich in diesem Zusammenhang auf das Dokument S-82 verweisen; das ist Dokumentenbuch Sauckel 3, Seite 207. Ich überreiche hierzu das Handbuch selbst, in dem eine Reihe von Dokumenten sind.

Ich zitiere einen Satz aus der Ansprache, die Sauckel dort über die Grundsätze der Werbung gehalten hat an 800 Leute, die im Arbeitseinsatz beschäftigt waren.

VORSITZENDER: Haben Sie 800 gesagt?

DR. SERVATIUS: Seite 206.

VORSITZENDER: In meiner Abschrift ist von 8000 die Rede. Stimmt 8000 nicht?

DR. SERVATIUS: Das dritte Buch, Seite 206, Dokument Nummer 82.

VORSITZENDER: Ich habe Dokument Nummer 82. Ich dachte, Sie sagten 800 Leute wurden beschäftigt. Ich habe den Anfang des Dokuments Nummer 82.

DR. SERVATIUS: Es beginnt auf Seite 204.

Er sprach vor 800 Leuten, nicht vor 8000. Es sollten 800 sein. Es ist ein Fehler in der Übersetzung des Dokuments.

VORSITZENDER: Gut.

DR. SERVATIUS: Es ist dort folgendes ausgeführt:

»Grundsätze unserer Werbung:

1. Wo die Freiwilligkeit versagt (nach den Erfahrungen versagt sie überall), tritt die Dienstverpflichtung an ihre Stelle...«

Ich überschlage einige Sätze:

»Es ist bitter, Menschen von ihrer Heimat, von ihren Kindern loszureißen. Aber wir haben den Krieg nicht gewollt! Das deutsche Kind, das an der Front seinen Vater verliert, die deutsche Frau, die ihren gefallenen Mann beklagt, ist weit schlimmer getroffen. Schwören wir hier jeder falschen Gefühlsregung ab.«

VORSITZENDER: Sie haben einiges von dem Dokument ausgelassen, nicht wahr?

DR. SERVATIUS: Ich habe Sie nicht ganz verstanden.

VORSITZENDER: Sie haben einiges von dem Dokument ausgelassen?

DR. SERVATIUS: Ja, ich habe einige Sätze ausgelassen und habe das auch mitgeteilt. Ich kann das Ganze lesen.

VORSITZENDER: Ich meine nur auf Seite 206. Ich meine nicht das ganze Dokument. Auf Seite 206 haben Sie zwei Sätze ausgelassen.

DR. SERVATIUS: Ich habe hier vier Sätze stehen. Ich kann sie noch einmal verlesen:

»Wo die Freiwilligkeit versagt,... tritt die Dienstverpflichtung an ihre Stelle.«

Jetzt habe ich zwei Sätze ausgelassen, die ich jetzt lesen werde:

»Das ist das eiserne Gesetz des Jahres 1943 beim Arbeitseinsatz: Es darf in wenigen Wochen kein besetztes Gebiet mehr geben, in dem nicht die Dienstverpflichtung für Deutschland das Selbstverständlichste von der Welt ist....«

VORSITZENDER: Dr. Servatius! Haben Sie nicht auch die Worte »nach den Erfahrungen versagte sie überall« ausgelassen?

DR. SERVATIUS: Ich habe das das erstemal gelesen. Ich wollte Zeit sparen.

»Wir werden die letzten Schlacken unserer Humanitätsduselei ablegen. Jede Kanone, die wir mehr beschaffen, bringt uns eine Minute dem Siege näher! Es ist bitter, Menschen von ihrer Heimat, von ihren Kindern loszureißen. Aber wir haben den Krieg nicht gewollt! Das deutsche Kind, das an der Front seinen Vater verliert, die deutsche Frau, die ihren gefallenen Mann beklagt, ist weit schlimmer getroffen. Schwören wir hier jeder falschen Gefühlsregung ab.

Wir lassen uns dabei auch von der Erkenntnis leiten, daß auf die Dauer von fremdvölkischen Arbeitskräften Produktionsleistungen nur dann verlangt werden können, wenn sie mit ihrem Los zufrieden sind. Ich dulde nicht, daß Menschen schlecht behandelt werden.

3. Sie dürfen als Anwerbekommission draußen unter gar keinen Umständen Dinge versprechen, die nach den gegebenen Richtlinien und Vorschriften nicht möglich sind und auch aus Kriegsgründen nie durchführbar sind. Es ist viel besser, zur Dienstverpflichtung zu schreiten und zu sagen: ›Das müßt Ihr auf Euch nehmen und dafür habt Ihr die Rechte der in Deutschland eingesetzten Arbeiter‹. Wer in Deutschland arbeitet, hat in Deutschland ein Lebensrecht und wenn er Bolschewist ist. Wir werden hier streng darüber wachen, damit man nicht dem deutschen Namen Schande macht. Sie können auf Ihrem Einsatzgebiet von mir jeden Schutz verlangen, nur keinen für Verbrechen. Der Name unserer Nation ist heilig. Sie haben zum erstenmal in der deutschen Geschichte für das Reich die Prinzipien deutscher Arbeit zu vertreten. Seien sie sich dessen jederzeit bewußt.«