[Zum Zeugen gewandt:]
Dort ist auf Seite 4 von einem Rücktransport die Rede, wo große Mißstände gerügt werden. Haben Sie die Stelle gefunden? Es beginnt:
»Recht deprimierend auf die Stimmung sowohl der Facharbeiter wie der Bevölkerung wirken vor allem die untauglich gewordenen oder schon nicht arbeitseinsatzfähig gewesenen Rückbeförderten aus Deutschland.«
SAUCKEL: Es kann sich hier nur um Vorgänge handeln, die vor dem...
VORSITZENDER: Haben wir die Frage schon gehört? Die Frage ist nicht durchgekommen, glaube ich.
DR. SERVATIUS: Ich stelle die Frage neu.
In diesem Dokument ist von Rücktransporten die Rede, die von Deutschland nach dem Osten gingen und wo zwei Transporte gerügt und katastrophale Zustände geschildert werden. Ich zitiere aus dem Dokument:
»Recht deprimierend auf die Stimmung sowohl der Facharbeiter wie der Bevölkerung wirken vor allem die untauglich gewordenen oder schon nicht arbeitseinsatzfähig gewesenen Rückbeförderten aus Deutschland. Mehrmals schon haben sich Facharbeiter-Transporte nach Deutschland mit solchen untauglichen Rücktransporten gekreuzt und haben beide längere Zeit Gleis neben Gleis nebeneinander gelegen. Durch die ungenügende Betreuung dieser Rücktransporte (meist 50 bis 60 in einem Waggon, lauter Kranke oder Verletzte oder Schwache, oft mehrere Tage ohne genügende Verpflegung und Betreuung, da gewöhnlich nur 3 bis 4 Mann Begleitung), durch die oft sehr ungünstigen wenn auch sicher übertriebenen Aussagen der Rückkehrer hinsichtlich Behandlung in Deutschland und unterwegs, sowie durch den sich ergebenden Augenschein wurden bei den Facharbeitern, beziehungsweise dem ganzen nach Deutschland gehenden Transport, Angstpsychosen ausgelöst. Mehrere Transportführer, besonders vom 62. und 63. Transport, meldeten hierüber Einzelheiten. In einem Fall beobachtete der Führer des Facharbeiter- Transportes mit eigenen Augen, wie ein Verhungerter auf dem Nebengeleis aus dem Rückkehrer-Transport ausgeladen wurde (Oblt. Hofmann des 63. Transportes, Bahnhof Darnitza).
Ein andermal wurde gemeldet, daß drei Tote unterwegs vom Begleitkommando...«
VORSITZENDER: Ich glaube nicht, daß Sie dies alles dem Angeklagten vorlesen müssen. Er weiß das alles doch wahrscheinlich und kann darauf antworten.
DR. SERVATIUS: Sie sehen, es ist hier von einer Meldung die Rede, und ich bitte Sie, dazu Stellung zu nehmen.
SAUCKEL: Zu dieser Meldung habe ich folgende Stellung zu nehmen:
Diese furchtbaren Zustände mußten von der dortigen gebietlichen Behörde sofort untersucht werden. Ein Bericht über das Untersuchungsergebnis ist nicht an mich gelangt. Dieser Bericht ging auch nicht an mich. Ich selbst darf darauf hinweisen, daß von mir das Verbringen von Kranken und Arbeitsunfähigen nach Deutschland streng verboten gewesen ist, denn das wäre ja ein Verbrechen und eine wirtschaftliche Unmöglichkeit. Wer nun diese Züge zurückgebracht hat, ist mir unmöglich zu sagen; es ist auch nicht aufgeklärt worden, um was für Transporte es sich in Wirklichkeit gehandelt hat. Es handelt sich hier in diesem Bericht um die Schilderung von Zuständen, die bereits vor meinem Amtsantritt angelaufen waren. Ich selbst habe, und darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen, Anordnungen erlassen, daß bei dem Rücktransport von Kranken, falls es notwendig ist, vom Deutschen Roten Kreuz Begleiter mit bis zurück in den Heimatort zu stellen waren. Diese Anordnungen liegen auch in den Gesetzessammlungen vor. Es widerspricht also eine solche furchtbare Nachlässigkeit und ein solches Verbrechen den klaren Bestimmungen wie sie von den deutschen Arbeitsbehörden gegeben waren.
DR. SERVATIUS: Haben Sie nicht das Bad Frankenthal eingerichtet für Kranke, die nicht zurückkehren konnten?
SAUCKEL: Ich habe in meinem eigenen Gau nicht das Bad Frankenthal, sondern das Bad Frankenhausen am Kyffhäuser für erkrankte sowjetische Arbeiter zur Verfügung gestellt und habe außerdem in dem Dorf Edendorf bei Weimar eine große Schule zur Verfügung gestellt, eine Heimschule mit 100 Betten für Flecktyphuskranke und russische Kriegsgefangene. Ich habe also von mir aus, aus eigener Initiative, selber getan, was möglich war, um in Krankheitsfällen und dergleichen Abhilfe zu schaffen. Es war auch verboten, Menschen im kranken Zustande zurückzubefördern.
VORSITZENDER: Wir wollen uns jetzt vertagen.