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[Zum Zeugen gewandt:]

Haben Sie nun Berichte und Meldungen erhalten über katastrophale Zustände bezüglich des Gesundheitszustandes und der ärztlichen Versorgung bei den ausländischen Arbeitern?

SAUCKEL: Nein. Es wurden nicht nur deutsche Ärzte, Betriebs- und Vertrauensärzte in den Betrieben und in den Lagern für die Obsorge, für die hygienischen Maßnahmen und den Gesundheitszustand eingesetzt, sondern es wurden auch aus den Heimatländern der fremden Arbeiter zahlreiche Ärzte und ärztliches Hilfspersonal engagiert und mit in diesen Lagern eingesetzt.

DR. SERVATIUS: Wie überprüften Sie nun die Durchführung Ihrer Anordnungen, und was gab es sonst für Kontrollstellen?

SAUCKEL: Es gab folgende Kontrollstellen, erstens...

DR. SERVATIUS: Einen Augenblick! Darf ich hier Bezug nehmen auf das Dokument Nummer 2. Dort habe ich die Kontrollstelleninspektionen, die sich mit der Überwachung befaßten, in einem Bild zusammengefaßt. Ich will den Plan kurz erklären:

In der Mitte ist das Reichsarbeitsministerium unter Seldte; darunter die friedensmäßige Aufsicht, die Gewerbeaufsichtsämter mit der Gewerbe- und Baupolizei. Das ist die einzige Stelle, die polizeiliche Zwangsbefugnisse hat, also gegen den Widerstand der Verpflichteten Mißstände abstellen kann. Daneben sind eine Reihe von Instanzen geschaffen worden, die nun ebenfalls dieses schwierige Problem der Betreuung handhabten. Es ist zunächst, wenn man nach rechts geht, die Deutsche Arbeitsfront. Das ist eine Zusammenfassung der Interessen der Arbeitgeber und der Industrie und der Arbeiter und vertritt in einer Art die Stelle, die früher die Gewerkschaft hatte. Von dort aus geht die Betreuung zu den Betrieben. Es ist ein eigenes Inspektionsamt geschaffen worden, das Reichsinspektionsamt der DAF mit einer Stelle für ausländische Arbeiter, die eigene Verbindungsleute in den Betrieben haben, um dort die Beschwerden entgegenzunehmen. In den Betrieben selbst sind auch ausländische Arbeiter, die ihrerseits über die Zustände berichten können.

Weiter nach rechts ist das Reichsernährungsministerium, das ebenfalls durch die Landesernährungsämter bezüglich der Verpflegung und Versorgung unmittelbaren Einblick nimmt. Die Nachrichten, die an den Reichsaußenminister kommen, auf dem diplomatischen Wege, gehen letzten Endes auch weiter zu Sauckel, wie wir nachher sehen werden. Dann befindet sich für die Ostarbeiter eine besondere Stelle bei dem Ministerium Rosenberg; das ist die Zentralstelle für die Völker des Ostens; dieses letzte Schreiben, das hier vorlag, stammt offenbar von einem Herrn dieses Amtes, der dort zugegen gewesen ist. Diese Zentralstellen für die Völker des Ostens haben auch wieder Vertrauensleute in den Betrieben, von denen unmittelbar Meldungen gemacht werden. Alle diese Meldungen gehen herüber zu Sauckel.

Ich komme nun zur linken Seite der Darstellung. Sauckel selbst hat zur Inspektion erstens mal einen eigenen Arbeitsstab eingerichtet, der zu Besuchen herumgeschickt wurde. Wir haben von einigen Zeugen schon gehört, daß diese Inspekteure erschienen und nach dem Rechten sahen. Dann hatte er ein eigenes Amt »Reichsinspektion« errichtet. Zu diesem Amt kamen die Beschwerden, die von der DAF oder den sonstigen Stellen einliefen. Und wenn Sauckel sagt, daß er die Beschwerden sofort weitergegeben habe, so ging dies zunächst an die Reichsinspektion, die nun ihrerseits die nötigen Stellen informierte und sich letzten Endes zur Durchführung der Zwangsmittel des Reichsarbeitsministeriums bediente. Dann waren die Gauleiter zur Überwachung eingesetzt; die Zeugen, die hier aufgetreten sind und Gauleiter waren, haben bestätigt, daß sie als Bevollmächtigte des Arbeitseinsatzes kontrolliert haben.

Weiter nach links kommt die Betreuung durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, das eine Überwachung der Lenkung der Lager und Arbeiter übernommen hatte. Zum Schluß kommt ganz links die Wehrmacht, die einen eigenen Überwachungsapparat hat durch ihre Inspekteure, die die Kriegsgefangenen selbständig zu betreuen und für die Einhaltung der Konventionen zu sorgen hatten. Alles dies lief bei Sauckel zusammen, und er sagt uns hier, daß er keine katastrophalen Mißstände gemeldet bekommen hat, und daß er sich lediglich mit Anordnungen habe durchsetzen können und seine Weisungen gegeben habe.

VORSITZENDER: Herr Dr. Servatius! Wollen Sie bitte den Angeklagten fragen, ob Ihre Darstellung der Bedeutung der Zeichnung richtig ist?

DR. SERVATIUS: Herr Zeuge! Die Darstellung, die ich gegeben habe, und die Zeichnung, die Sie gesehen haben, ist das richtig?

SAUCKEL: Jawohl.

DR. SERVATIUS: Ist das richtig?

SAUCKEL: Jawohl.

DR. SERVATIUS: Wollen Sie selbst noch Stellung nehmen zu der Tätigkeit der Gauleiter als Bevollmächtigte? Wie haben Sie nun die Gauleiter überwacht?

SAUCKEL: Die Gauleiter selbst konnte ich nicht überwachen, denn sie unterstanden mir ja nicht disziplinarisch oder dienstlich. Ich habe aber durch die Mitglieder meines Arbeitsstabes etwa vierteljährlich die Gaue besuchen lassen. Es wurden bei diesen Besuchen die Beschwerden der Gauleiter angehört, und es wurden dann Betriebe und Lager gemeinsam besichtigt und daraufhin geprüft, inwieweit Anordnungen von mir durchgeführt wurden oder nicht. Ich darf bemerken, daß dieser Kontrolle selbstverständlich keine Konzentrationslager und deren Arbeitsvorhaben zugänglich waren, denn das war ja ein anderer Komplex, der dem Obergruppenführer Pohl unterstand, und in den ich weder einen Einblick noch ein Recht hatte.

VORSITZENDER: Wir werden uns jetzt vertagen.