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[Zum Zeugen gewandt:]

Sagen Sie, halten Sie solche Methoden der Kriegführung wie die Massenverschleppung von Millionen friedlicher Einwohner der besetzten Gebiete in die Sklaverei für rechtmäßig und den Gesetzen und Gebräuchen der Kriegführung und der allgemeinen menschlichen Moral für entsprechend?

SAUCKEL: Ich halte Sklaverei und Deportation nicht für zulässig. Ich bitte, zu dieser klaren Antwort folgende Erklärung anfügen zu dürfen: Ich war persönlich der festen Überzeugung, daß es kein Verbrechen ist...

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Weichen Sie von der Frage nicht ab.

SAUCKEL: Ich weiche nicht ab; ich darf und habe das Recht, zu meiner Antwort eine Erklärung abzugeben. Ich habe die Antwort gegeben.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Geben Sie eine direkte Antwort.

SAUCKEL: Es ist für meine Verteidigung notwendig...

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Ich halte dies nicht für notwendig. Antworten Sie unumwunden: Betrachten Sie diese Methoden als verbrecherisch oder nicht.

VORSITZENDER: Einen Augenblick, Herr General! Sie fragen den Angeklagten, ob er es für ehrenhaft hielt. Lassen Sie ihn die Frage auf seine Art beantworten. Es ist keine Frage, ob eine Sache ehrenhaft ist. Er kann die Frage frei beantworten.

SAUCKEL: Ich bitte – nachdem ich klar geantwortet habe, daß ich aus bestem Gewissen heraus nicht der Überzeugung sein konnte, ein Verbrechen zu begehen-die grundlegenden Sätze verlesen zu dürfen als Beweis aus dem Dokument Sauckel-86 im dritten Dokumentenbuch, die ich verpflichtend meinen Dienststellen und den Betrieben gegeben habe. Ich zitiere:

»Wir haben es nicht mit materiellen Dingen zu tun, sondern ich betone es noch einmal auf das Eindringlichste: mit Menschen, mit vielen Millionen von Menschen, von denen jeder einzelne, wir mögen es wollen oder nicht, von seinem Standpunkt aus als deutscher oder fremder Arbeiter Kritik übt.

Die Leistung eines Menschen aber, mag er Volksgenosse« – das heißt Deutscher – »oder nicht Volksgenosse« – das heißt Fremder – »sein, mag er ein Freund oder ein Feind Deutschlands sein, wird immer davon abhängen, ob er innerlich anerkennt, daß er gerecht behandelt wird, oder ob er zu der Auffassung gelangt, Ungerechtigkeiten ausgesetzt zu sein.

Üben Sie Gerechtigkeit!« – ich darf einfügen, das ist die Anweisung an meine Dienststellen – »Üben Sie Gerechtigkeit! Es treten an Sie viele Fragen heran, die können Sie nicht immer beantworten, wenn Sie nur meine Anordnungen oder das Gesetzblatt oder das Reichsarbeitsblatt vornehmen...«

VORSITZENDER: Wir wollen uns über eine solche Frage auf keine langen Reden einlassen, wie Sie wissen. Ich nehme an, daß Sie doch nicht alle Ihre Anweisungen an Ihre Dienststellen verlesen wollen?

SAUCKEL: Nein, ich will nur noch zwei Sätze vorlesen, Euer Lordschaft:

»Das Arbeitsleben ist so reich, daß man es auch in viele dicke Bände nicht einfangen kann. Es gibt jedoch in jedes Menschen Brust ein Gefühl, das ihm sagt, hier hat man dich mit Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt...«

VORSITZENDER: Das ist genug, Angeklagter. Wir haben genug davon gehört.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Angeklagter Sauckel! Im Juli 1944 wurde eine Sitzung im Hauptquartier Hitlers abgehalten, bei welcher die Frage, wie man ausländische Arbeiter im Falle eines weiteren erfolgreichen Vordringens alliierter Armeen behandeln solle, erörtert wurde. Wissen Sie etwas über diese Sitzung?

SAUCKEL: Darf ich nochmals nach dem Datum fragen, bitte?

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Ich frage Sie über die Sitzung in Hitlers Hauptquartier im Juli 1944. Wissen Sie etwas von dieser Sitzung oder nicht?

SAUCKEL: Ich kann mich nicht genau entsinnen. Ich bitte, mir ein Dokument vorzulegen. Ich kann mich an eine Sitzung im Juli nicht mehr erinnern, denn ich bin vom 20. Juni 1944 ab nicht mehr beim Führer in meinen Angelegenheiten vorgelassen worden.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Das genügt mir. Also haben Sie von dieser Sitzung nichts gewußt? Sagen Sie nun, für welche Zwecke, für welche Art von Arbeit wurden die nach Deutschland gebrachten Arbeitskräfte eingesetzt? Waren sie hauptsächlich in der Kriegs- und Rüstungsindustrie eingesetzt? Ist das richtig?

SAUCKEL: Es wurden Arbeiter nach Deutschland gebracht für den Einsatz in der Rüstungsindustrie. Die Rüstungsindustrie ist ein sehr weitgespannter Begriff und ist nicht identisch mit der Waffen- und Munitionsfertigung. Innerhalb der Rüstungsindustrie waren auch alle Produkte einbegriffen – vom Streichholz bis zur Kanone – die irgendwie mit der Versorgung des Heeres zu tun hatten. Es ist hier also in diesem weitgespannten, weitgehenden Begriff noch die Einschränkung oder Absonderung der Waffen- und Munitionsfertigung zu machen. Außerdem wurden Arbeiter nach Deutschland gebracht für sämtliche anderen Zweige der kriegswichtigen zivilen Wirtschaft, Landwirtschaft, Bergbau, Handwerk und so weiter. Wir haben drei Unterscheidungen gemacht:

Kriegswirtschaft, das bedeutete die gesamte deutsche Wirtschaft im Kriege.

Die Rüstungswirtschaft bedeutete die gesamte...

VORSITZENDER: Angeklagter! Wir wollen keine Vorlesung darüber haben. Alles, was Sie gefragt wurden, war, ob sie zum Einsatz in die Kriegsindustrie nach Deutschland gebracht worden sind.

SAUCKEL: Ein Teil davon.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Ich möchte von Ihnen hören, ob die nach Deutschland gebrachten Arbeiter vor allem in der deutschen Kriegswirtschaft und für Kriegszwecke verwendet wurden. Ist das richtig oder nicht? Ich meine im weiten Sinne des Wortes.

SAUCKEL: In weitem Sinne, jawohl, einschließlich der gesamten Wirtschaft im Kriege.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Demnach sind die eingeführten Arbeitskräfte voll und ganz für die Führung des Aggressivkrieges durch Deutschland eingesetzt worden. Geben Sie das zu?

SAUCKEL: Das ist zu weit gespannt. Ich muß da von meiner Anschauung, wie ich damals gehandelt habe und nur handeln konnte, das Wort »aggressiv« ausschalten.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Wenn es Ihnen zu weit gespannt erscheint, so antworten Sie kurz darauf. Geben Sie es zu oder nicht?

SAUCKEL: Ich habe schon geantwortet.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Ihre Rolle ab Organisator von Massendeportationen der friedlichen Bevölkerung der besetzten Gebiete in die Sklaverei ist genügend aufgeklärt.

Ich möchte nun die Rolle, welche die verschiedenen Minister in dieser Angelegenheit spielten, klarstellen. Bitte nennen Sie mir die verschiedenen Ministerien und anderen Regierungsstellen Hitler-Deutschlands, die an den Durchführungsmaßnahmen zur Aufbringung und Ausnutzung ausländischer Arbeiter unmittelbar teilnahmen. Das Ministerium für die besetzten Ostgebiete, das Rüstungsministerium und das OKW sind ja bereits genannt worden. Darüber brauchen Sie nicht mehr zu sprechen; aber zählen Sie die anderen Stellen auf.

SAUCKEL: Auf dem Plan, der auch Ihrer Delegation, Herr Ankläger, vorgelegt worden ist, sind kleine Fehler enthalten, Fehler des Zeichners. Die fertige Zeichnung habe ich nicht gesehen, sondern ich habe angenommen, daß die ursprüngliche Zeichnung, wie sie mir vorgelegt war, vom Zeichner richtig gemacht wurde. Diese kleinen Abweichungen und Fehler sind zu berichtigen, dann liegt der Plan eindeutig vor und gibt die beste Erläuterung.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Ihr Verteidiger hat hier behauptet, daß dieser Plan ungenau sei. Deswegen stelle ich meine Frage und bitte Sie, mir die verschiedenen Ministerien und andere Regierungsstellen Hitler-Deutschlands, welche sich mit der Aufbringung und Ausnutzung der fremden Arbeitskräfte zu befassen hatten, zu nennen. Sie brauchen diejenigen nicht zu erwähnen, die ich bereits genannt habe.

VORSITZENDER: Herr General! Er sagt, daß der Plan im wesentlichen stimmt und daß nur eine kleine Änderung darin zu machen sei. Das genügt uns doch sicherlich.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Herr Vorsitzender! Der Verteidiger des Angeklagten Sauckel hat selbst erklärt, daß in diesem Plan eine Anzahl Ungenauigkeiten enthalten seien. Ich werde mich bemühen, diese Frage zu vereinfachen.