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[Zum Zeugen gewandt:]

Angeklagter Sauckel! Haben Sie sich diese Arbeitskarte angesehen? Haben Sie das Bild einer Sau auf dieser Karte gefunden?

SAUCKEL: Ja.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Wußten Sie von diesen Arbeitskarten, auf denen eine Sau abgebildet war, und die die menschliche Würde erniedrigten?

SAUCKEL: Eine solche Karte und eine solche Kenntnis habe ich nicht gehabt. Ich kann bei dieser Abbildung hier nicht genau erkennen, was sie bedeuten soll. Ich habe damit gar nichts zu tun. Ich kenne eine solche Kennzeichnung einer Karte nicht und weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Ich weiß nicht, ob es bei einer Arbeitsverwaltung möglich gewesen ist, solche Zeichen anzubringen oder nicht. Ich würde bitten, ein Original sehen zu dürfen.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Wußten Sie von der Existenz solcher Karten und ihrer Verwendung?

SAUCKEL: Nein, von solchen Karten mit solchen Zeichnungen hatte ich keine Ahnung, kein Interesse und nicht den geringsten Grund, solche Menschen, die in Deutschland arbeiteten, so zu kränken. Ich habe keine Ahnung davon und weiß auch nicht, was das bedeuten soll.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Nun werde ich einen kurzen Auszug aus dem Dokument USSR- 170 verlesen. Es ist die Niederschrift einer Sitzung beim Reichsmarschall Göring vom 6. August 1942. Ich zitiere den Teil dieser Rede, in dem der Angeklagte Göring seine Wertschätzung Ihrer Tätigkeit ausdrückt. Ich lese:

»Ich muß hierzu eins sagen. Ich will Gauleiter Sauckel nicht loben, das hat er nicht nötig. Aber was er in dieser kurzen Zeit geleistet hat, um in einer solchen Geschwindigkeit Arbeiter aus ganz Europa herauszuholen und in unsere Betriebe zu bringen, das ist einmalig. Ich möchte das allen Herren sagen: Wenn jeder auf seinem Gebiet nur ein Zehntel der Energie verwenden würde, die der Gauleiter Sauckel verwandt hat, dann würde es wirklich eine Leichtigkeit sein, die von Ihnen geforderten Aufgaben zu erfüllen. Das ist meine heilige Überzeugung und keine Redensart.«

Ende des Zitats.

Haben Sie diese Wertschätzung Ihrer Tätigkeit aus dem Munde des Angeklagten Göring gehört?

SAUCKEL: Es ist möglich, daß der Reichsmarschall das gesagt hat. Ich kann mich auf die Einzelheiten einer so lange zurückliegenden Sitzung nicht besinnen. Richtig ist, daß ich als Mensch und Angehöriger meines Volkes verpflichtet war, meine Pflicht zu tun. Ich habe versucht, das erklären meine Dokumente, meine Pflicht auf menschlich anständige Weise zu tun. Darum war ich sehr bemüht.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Ich lege dem Gerichtshof jetzt das Dokument Nummer USSR-462 vor. Es ist ein Artikel von Dr. Friedrich Didier, abgedruckt im »Reichsarbeitsblatt« von 1944. Es handelt sich um eine amtliche Veröffentlichung des Reichsarbeitsministeriums und des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz. Der Artikel trägt die Überschrift: »Fritz Sauckel – zu seinem 50. Geburtstag«.

Ich habe nicht die Absicht, diesen Artikel zu verlesen, denn er ist ein einziges Loblied über den Angeklagten Sauckel, und es lohnt sich nicht, dabei zu verweilen. Jedoch möchte ich Sie fragen, Angeklagter Sauckel, kennen Sie diesen Artikel?

SAUCKEL: Ich kenne diesen Artikel nicht. Ich kann nicht sagen, was in dem Artikel steht. Ich habe das Reichsarbeitsblatt nicht immer durchlesen können. Das Reichsarbeitsblatt ist nicht von mir herausgegeben, es ist eine alte Einrichtung des Arbeitsministeriums, in dem alle Verordnungen des Ministeriums stehen, auch meine Verordnungen. Und die Verordnungen, die von mir im Reichsarbeitsblatt stehen, bezeugen alle meine Fürsorge auch für die fremden und für die deutschen Arbeiter.

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Dann werden Sie jetzt Gelegenheit haben, sich flüchtig mit diesem Artikel vertraut zu machen. Er wird Ihnen gleich überreicht werden.

VORSITZENDER: Welches Dokument liest er jetzt?

GENERALMAJOR ALEXANDROW: Es ist ein Artikel aus dem Reichsarbeitsblatt mit dem Titel: »Fritz Sauckel – zu seinem 50. Geburtstag«.

Wir legen dieses Dokument zum erstenmal unter USSR-462 vor.