[Dem Zeugen wird das Dokument überreicht.]
DR. STEINBAUER: Es ist der Anhang 2.
VORSITZENDER: Dr. Steinbauer! Da Sie das Dokument vorlegen, müssen Sie auch feststellen, ob der Zeuge das Dokument anerkennt oder ob er es bestreitet.
SEYSS-INQUART: Die Darstellung ist richtig, mit dem Zusatz, den ich bezüglich des Generalkommissars für das Sicherheitswesen gemacht habe.
VORSITZENDER: Da sind gewisse Stellen in dem Dokument, auf die Sie Ihre Aufmerksamkeit lenken sollten: Februar 1941, zum Beispiel. – Haben Sie das Dokument vor sich, Dr. Steinbauer?
DR. STEINBAUER: Ja.
VORSITZENDER: Wollen Sie sich den letzten Eintrag unter der Überschritt »Februar 1941« ansehen; sehen Sie es?
DR. STEINBAUER: Ja, ja.
VORSITZENDER: Sie haben das dem Zeugen vorzuhalten: Er hat erklärt, daß die Tatsachen richtig sind.
DR. STEINBAUER: Herr Zeuge! Sie finden unter »Februar 1941« eine Aufzeichnung, ich habe es nur im Englischen hier, die sagt, daß Juden verhaftet und dann nach Buchenwald oder Mauthausen geschickt wurden.
SEYSS-INQUART: Den Fall habe ich gestern schon besprochen. Das war eine Maßnahme über direkten Befehl Himmlers, von der ich nach Durchführung erfahren habe, gegen die ich protestiert habe, und meines Wissens kamen Massenverschickungen nach Mauthausen nicht mehr vor.
VORSITZENDER: Wenn ich also recht verstehe, erklärt der Angeklagte, daß dieses Dokument richtig ist mit Ausnahme der zwei Stellen, auf die Sie sich bezogen haben, unter Ziffer 3 und 4 auf der letzten Seite. Ist das richtig?
SEYSS-INQUART: Ich habe in meiner gestrigen Aussage die Verordnungen bestätigt, die in diesem Dokument enthalten sind, aber nicht alle Einzelheiten des tatsächlichen Geschehens.
DR. STEINBAUER: Die Aufstellung auf Seite 6 der einzelnen amtlichen Stellen ist richtig?
SEYSS-INQUART: Auch die tatsächliche Darstellung ist im wesentlichen richtig. Ich habe gestern auch von der Verbrennung der Synagogen berichtet und von der Verhinderung der Zerstörung der Synagoge im Haag und Amsterdam.
VORSITZENDER: Schön, Dr. Steinbauer, fahren Sie fort.
DR. STEINBAUER: Ich möchte nun auf das Dokument Nummer 79, Seite 203, aus US-708 verweisen. Das ist eine Rede, die Seyß-Inquart über die Judenfrage gehalten hat, die von der Staatsanwaltschaft vorgelegt wurde, aber zu ergänzen ist. Es ist auch der letzte Satz zu lesen, der lautet:
»Das einzige, worüber wir reden können, ist die Schaffung eines erträglichen Übergangszustandes unter Wahrung des Standpunktes, daß die Juden Feinde sind, also unter Beobachtung aller Vorsichten, die man Feinden gegenüber anwendet. Was aber die Zeit anlangt, in der Deutschland nicht als Besatzungsmacht für die Aufrechterhaltung der Ordnung und des öffentlichen Lebens zu sorgen hat, so wird das niederländische Volk vor die Wahl gestellt sein, ob es das kameradschaftliche Zusammengehen mit dem deutschen Volk den Juden zuliebe auf das Spiel setzen will.«
Herr Zeuge! Ich darf Sie zu dieser Rede fragen, haben Sie hiermit an eine vollständige Vernichtung und Auslöschung der Juden denken können?
SEYSS-INQUART: Daran habe ich überhaupt nie gedacht; aber in dieser Rede habe ich nicht einmal an die Evakuierung gedacht. Ich bin damals auf dem Standpunkt gestanden, die Juden in den Niederlanden zu konfinieren, wie man es bei feindlichen Ausländern macht, und zwar aus den Gründen, die in dem vorhergehenden Teil meiner Rede enthalten sind, die die Amerikanische Anklage vorgelegt hat. Das war damals eben noch der Standpunkt der Behandlung als feindliche Ausländer, obwohl zum Beispiel die Engländer auch ins Reich überführt wurden. Ich habe bereits darauf verwiesen, daß der Standpunkt später in die im Reich üblichen Judenmaßnahmen hinübergeglitten ist.
DR. STEINBAUER: Wir kommen jetzt...
VORSITZENDER: Welches Datum hat diese Rede?
SEYSS-INQUART: Die Rede ist vom März 1941. Ich habe dann nur noch einmal Stellung genommen am 20. April 1943 und habe den etwas phantasievollen Vorschlag gemacht, alle Kriegsmächte sollen ein Prozent ihrer Kriegskosten zusammenlegen und damit das ökonomische Problem der Judenfrage lösen. Ich war also damals der Meinung, daß die Juden noch vorhanden sind. Ich habe übrigens die Juden niemals als minderwertig bezeichnet.
DR. STEINBAUER: Ich glaube, dieses Kapitel abschließen zu können, um zu einem anderen Vorwurf, der Ihnen gemacht wird, überzugehen, Verstöße gegen das Völkerrecht, das ist das Kapitel der Plünderungen. Wer hat in den Niederlanden Rohstoffe und Maschinen in Anspruch genommen?
SEYSS-INQUART: Die Initiative hierfür und das Ausmaß ist von den Reichsstellen ausgegangen. Die Durchführung lag teils bei meinen Dienststellen, teils bei der Wehrmacht, den Rüstungsinspektionen, auch bei der Polizei und der Waffen-SS, und Mitte 1944 ging sie im wesentlichen auf die Dienststelle des Rüstungsministers, die zugleich meine Dienststelle war, und auf die Feldwirtschaftskommandos des Oberkommandos des Heeres über. Damals war eine Kontrolle außerordentlich schwierig.
DR. STEINBAUER: Welches war Ihre eigene Stellungnahme zu diesem Problem?
SEYSS-INQUART: Ich war der Meinung, daß die diesbezüglichen Bestimmungen der Haager Landkriegsordnung überholt sind und in einem modernen Krieg nicht anzuwenden, weil das Arbeitspotential der Zivilbevölkerung mindestens so wichtig ist, wie das Kriegspotential der Soldaten an der Front. Die Grenze schien mir die Zumutbarkeit zu sein nach den Verhältnissen des Schicksals der eigenen Bevölkerung. Dies wird in den einzelnen Kriegsländern gewiß sehr verschieden gewesen sein. Ich habe mich daher bemüht, von Reichsmarschall Göring eine Erklärung zu erwirken, daß die Niederländer immer unter den gleichen Bedingungen leben sollen wie das deutsche Volk. In der Folge wurde diese Zusage allerdings nicht voll eingehalten.
DR. STEINBAUER: Wie wurden die Beschlagnahmen überhaupt durchgeführt, durch welche Behörden?
SEYSS-INQUART: Bis zum Jahre 1943 führten die niederländischen Dienststellen unsere Aufträge durch. Die sachliche Rechtfertigung für die Durchführung mußten mir meine Fachleute geben, denn ich habe davon nichts verstanden. Ich bin bei Beschwerden eingeschritten, habe zum Beispiel den Abtransport der Margarinewerke in Dortrecht und eines ganz neuen Elektrizitätswerkes in Leuvarden verhindert. Reichsminister Speer hat eine wichtige Anordnung herausgegeben, daß die Maschinen nur solcher Betriebe ins Reich zurückgeführt werden dürfen, die mehr als die Hälfte der Gesamtproduktion an das Reich liefern, also zum Beispiel Philips, Eindhoven.
DR. STEINBAUER: Die Französische Anklage wirft Ihnen ferner vor, daß Sie den schwarzen Markt begünstigt haben. Was haben Sie dazu zu sagen?
SEYSS-INQUART: Gegen den schwarzen Markt sind wir von Anfang an aufgetreten. Es war daher bei uns immer ein sogenannter »Grauer Markt«. Ich habe verboten, daß Nahrungsmittel aus der laufenden Produktion und ebenso dringende Bedarfsartikel der laufenden Produktion schwarz aufgekauft werden. Jeder einzelne Geschäftsfall wurde von meiner zuständigen Stelle im Einvernehmen mit den niederländischen Dienststellen geprüft. Handelte es sich um ein von mir verbotenes Geschäft, wurde die Ware beschlagnahmt und den niederländischen Dienststellen übergeben. Diese Maßnahmen waren hundertprozentig zugunsten der Niederländer, denn was das Deutsche Reich offiziell haben wollte, hatte es sich ohnehin geholt. Ich habe aus dem Dokument entnommen, daß der Umsatz in den Niederlanden am niedrigsten war. Auch täuschen die Ziffern, da die Preise am schwarzen Markt ein Mehrfaches des normalen Preises waren; die tatsächlichen Warenmengen waren also viel geringer.
DR. STEINBAUER: In der Urkunde 1321-PS wird Ihnen der Vorwurf gemacht, daß Sie medizinische Instrumente der SS ausgeliefert haben?
SEYSS-INQUART: Das ist richtig. Ich bitte, es im Rahmen meiner allgemeinen Ausführungen zu beurteilen. Die SS hat für ihre Frontspitäler Mikroskope gebraucht, überhaupt für ihre Spitäler, die durch Bombenangriffe zerstört waren. In den Laboratorien der Universität Utrecht standen solche, ohne daß sie benützt wurden. Ich habe den Fall durch meine Dienststelle prüfen lassen, und was entbehrlich schien, ausfolgen lassen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf einen für die Niederländer viel wichtigeren Fall. Das Reich wollte das Kammerling-Institut in Leyden abbauen. Das ist eines der berühmtesten Kälte-Institute der Welt. Ich glaube, es gibt nur bei den Sowjets und in Amerika noch eines, besonders für die Atomforschung. Ich habe diesen Abbau verhindert, weil er einen unersetzlichen Verlust für die Niederlande bedeutet hätte. Notwendig erscheinende Versuche wurden von Professor Heisenberg in Leyden selbst durchgeführt.
DR. STEINBAUER: In der Urkunde RF-130 wurde Ihnen der Vorwurf gemacht, daß Sie das Walzwerk in Ymuiden fortschaffen ließen?
SEYSS-INQUART: Das Walzwerk in Ymuiden ist durch eine deutsche Firma aufgebaut worden nach dem Mai 1941, die dafür eine Beteiligung an der Hochofen-Aktiengesellschaft bekommen hat. Die Elektrizitätsanlage dieses Werkes wurde von den Engländern dauernd vernichtet, nicht ohne Mitwirkung des Nachrichtendienstes der holländischen Widerstandsbewegung. Der Herr Reichsmarschall hat meines Erachtens mit Recht den Abtransport ins Reich angeordnet. Das ist geschehen. Warum eine Entschädigung nicht bezahlt wurde, ist mir nicht verständlich, denn ich hatte eine Verordnung erlassen, durch die alle solche Anforderungen voll entschädigt werden müssen. Vielleicht hat die deutsche Firma ihre Beteiligung zurückgegeben.
DR. STEINBAUER: Es wird Ihnen ferner der Vorwurf gemacht, daß Sie die wesentlichen Transportmittel der Niederlande in das Reich ausliefern ließen?
SEYSS-INQUART: Über die Transportmittel konnte ich in der Substanz nicht verfügen, das war eine Angelegenheit der Transportkommandanturen der Wehrmacht. Ich habe lediglich einmal mitgewirkt bei der Anforderung von 50000 Fahrrädern – in den Niederlanden gab es vier Millionen Fahrräder –, und zwar für die Mobilisierung der Truppe in den Niederlanden selbst.
DR. STEINBAUER: Ein weiterer Vorwurf ist, daß Sie aus öffentlichen Museen und Sammlungen Kunstgegenstände wegschaffen ließen?
SEYSS-INQUART: Ich habe peinlichst darauf gesehen, daß die berühmten Kunstschätze, besonders Bilder, in den niederländischen öffentlichen Museen in Amsterdam, Mauritzhuis und so weiter besonders geschützt werden. Es ist aber möglich, daß Leihgaben an diese Museen, die jüdischen Personen gehörten, im Wege der Liquidation des jüdischen Vermögens in Anspruch genommen wurden. Es hat nur einen Fall gegeben; in den Niederlanden ist eine Stiftung Kruller, die testamentarisch dem niederländischen Staat vermacht war. Aus dieser Stiftung wurden ohne mein Zutun drei Bilder ins Reich gebracht, über die ich dann einen Kaufvertrag mit dem Museumsvorstand abgeschlossen habe. Ich habe mich bemüht, dem Museum entsprechende Ersatzstücke zu geben. Es erwarb sehr schöne Van Goghs und einen Corré aus der deutschen Schatzliste, und der Museumsvorstand erklärte mir einmal, daß die neuen Bilder besser in das Museum passen als die alten. Die berühmten Gemälde waren in einem Schutzkeller an der niederländischen Küste. Als die Küste zum Festungsgebiet erklärt wurde, veranlaßte ich die niederländischen Behörden, bei Maastricht einen neuen Schutzkeller zu schaffen. Die Bilder kamen dorthin, immer in niederländischer Verwaltung. Ein Deutscher hatte damit nichts zu tun. Im Herbst 1944 verlangte Dr. Goebbels, daß die Bilder ins Reich geschafft werden; ich habe das entschieden abgelehnt und dafür gesorgt, daß eine zuverlässige Wache zu den Schutzkellern kommt mit einer entsprechend bevollmächtigten Person des niederländischen Ministeriums, um die Bilder den anrückenden feindlichen Truppen zu übergeben. Ich war überzeugt, daß die Niederländische Regierung in England dafür sorgen wird, daß diese Bilder in den Niederlanden bleiben.
DR. STEINBAUER: Haben Sie selbst irgendwelche Bilder sich angeeignet?
SEYSS-INQUART: Ich habe für mich persönlich überhaupt keine Bilder in den Niederlanden gekauft bis auf zwei oder drei klein? Graphiken eines zeitgenössischen Künstlers. Ich habe als Reichskommissar in Ausstellungen Bilder zeitgenössischer Künstler gekauft, wenn sie mir gefallen haben, preiswert schienen und zum Verkauf angeboten waren. Ich habe auch alte Bilder gekauft und habe sie öffentlichen Institutionen im Reich geschenkt, insbesondere dem Kunsthistorischen Museum in Wien und der Reichsstatthalterei in Wien. Das waren alles Ankäufe auf dem offenen Markt, soweit ich unterrichtet bin, darunter war ein Bild, das Vermeer zugeschrieben wurde, aber bestritten war. Ich habe hingegen einen echten Vermeer dem Niederländischen Staat verschafft, indem ich den Verkauf an das Reich unterbunden habe.
VORSITZENDER: Dr. Steinbauer! Der Angeklagte ist nicht besonders beschuldigt worden, Bilder gekauft zu haben.
DR. STEINBAUER: Es ist im Trialbrief erwähnt gewesen. Darf ich fortfahren? Beschließen wir diese Frage.
VORSITZENDER: Wir wünschen keine Einzelheiten. Es genügt, wenn er uns sagt, daß er die Bilder bezahlt hat. Er braucht uns keine Einzelheiten über die Bilder zu geben.
DR. STEINBAUER: Ich komme zur nächsten Frage und halte Ihnen das Dokument RF-136 vor. Das beinhaltet die Beschlagnahme des Vermögens Ihrer Majestät, der Königin der Niederlande.
SEYSS-INQUART: Ich glaube aber, um die volle Wahrheit zu sagen, muß ich zu dem Vorhergehenden etwas hinzufügen. Gemälde und Kunstbesitz aus jüdischen Vermögen oder aus Feindvermögen wurden, wenn Gründe vorlagen, liquidiert und ins Reich verkauft. Überdies hat sich ein sehr lebhafter freier Handel entwickelt unter Beteiligung der holländischen Kunsthändler, der zweifellos durch den freien Devisenverkehr unterstützt wurde.
DR. STEINBAUER: Nun möchte ich weitergehen zur Frage des königlichen Vermögens. Es ist RF-136. Was wissen Sie über die Anordnung der Liquidation dieses Vermögens?
SEYSS-INQUART: Diese Anordnung und Liquidation habe ich selber angeordnet. Es hat bei uns in den Niederlanden natürlich eine Verordnung zur Beschlagnahme feindlichen Vermögens gegeben, wie in jedem besetzten Gebiet. Als wir in die Niederlande kamen, wurde das königliche Vermögen lediglich unter Verwaltung gestellt, ohne daß praktisch irgendein Eingriff vorgenommen wurde. Nach Ausbruch des Ostfeldzuges in den allerersten Tagen hat die Königin der Niederlande persönlich am Rundfunk gesprochen, nicht nur mit einer außerordentlich scharfen Stellungnahme, sondern mit der dezidierten Aufforderung zum aktiven Widerstand und schweren persönlichen Vorwürfen gegen den Führer. Bei diesem Tatbestand wäre gegen jeden Niederländer mit einer Vermögensbeschlagnahme vorgegangen worden. Ich habe mich daher entschlossen, in diesem Falle auch so vorzugehen, um weiteren Ausweitungen auszuweichen, die damals von mir verlangt wurden, aber auch in der Überzeugung, daß ich keine Ausnahme machen darf. Ich habe, wie gesagt, den Einziehungserlaß selbst unterschrieben, um niemand anders zu belasten.
DR. STEINBAUER: Welche Weisungen haben Sie im Zuge dieser Liquidation gegeben?
SEYSS-INQUART: Ich habe sofort Liquidationsanweisungen gegeben, die praktisch die Liquidation nicht zur Durchführung kommen ließen. Ich habe angeordnet, daß die Grundstücke und Schlösser dem Niederländischen Staat übergeben werden, ich glaube, mit Ausnahme eines Miethauses, ebenso die Wertpapiere, desgleichen die Archive, und daß alles historische, künstlerische und sonst wertvolle Mobiliar von einer niederländischen Kommission ausgesucht werde, damit es auch der Niederländische Staat übernimmt. Diese Kommission hat fast alles in ihre Listen aufgenommen, was irgendwie möglich war. Ich habe dies erkannt und nicht ein Stück davon gestrichen. Ich habe insbesondere die historische Einrichtung von Joesdijk und Huistenbosch zur Gänze übergeben lassen, obwohl Berlin die Einrichtung von Huistenbosch als Erinnerung an die Brandenburger haben wollte. Ich habe schließlich noch die persönlichen Dinge...
VORSITZENDER: Ich glaube nicht, daß der Angeklagte auf solche Einzelheiten einzugehen braucht, Dr. Steinbauer. Er hat ja bereits erklärt, daß verschiedene dieser Sachen dem Niederländischen Staat übergeben worden sind.
DR. STEINBAUER: Dann darf ich ganz kurz die Frage in diesem Zusammenhang stellen: Wissen Sie, inwieweit das Vermögen tatsächlich liquidiert wurde?
SEYSS-INQUART: Ich habe mir einen Überblick geben lassen, und es wurde mir gemeldet, daß drei, höchstens fünf Prozent des Vermögens tatsächlich liquidiert wurden.
DR. STEINBAUER: Danke. Es genügt.
SEYSS-INQUART: Der Erlös war für eine Stiftung für Beseitigung der Kriegsschäden.
DR. STEINBAUER: Ich gehe über zur nächsten Frage, das ist die Vornahme von Beschlagnahmungen von Fabriken und Rohstoffen. Wer hat diese Beschlagnahmungen vorgenommen?
SEYSS-INQUART: Ich darf auf meine früheren Ausführungen verweisen. Von Spätsommer 1944 an geschah dies hauptsächlich durch die Feldwirtschaftskommandos. Es liegen ja einzelne Dokumente vor mit einer auch mich betreffenden Bemerkung. Es kamen viele wilde Beschlagnahmungen vor. Es kamen Leute aus dem Reich mit Lastautos und begannen Maschinen wegzuführen. Ich habe zusammen mit dem Wehrmachtbefehlshaber und dem Höheren SS- und Polizeiführer gegen diese Methoden schärfste Maßnahmen angeordnet.
DR. STEINBAUER: Ich möchte in diesem Zusammenhang auf zwei Urkunden verweisen, die ich vorgelegt habe, aber, um Zeit zu sparen, nicht verlesen will. Es ist Urkunde Nummer 80 und Urkunde Nummer 81, Seite 205 und Seite 208. Es ergibt sich daraus, daß es sich um Angelegenheiten der Wehrmacht handelt, diese Beschlagnahmungen also alle von der Besatzungsmacht durchgeführt wurden.