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[Zum Zeugen gewandt:]

Ich fragte Sie, ob Sie diese Erklärungen an jenem Tage machten oder nicht, und wenn Sie sie machten, ob sie wahr waren? Sie können uns das sehr einfach sagen, wir brauchen keine lange Antwort. Sie haben es gelesen, und Sie haben gehört, wie ich es verlas. Bitte, antworten Sie uns jetzt. Sie brauchen nicht mehr zu lesen. Sie haben es einmal gelesen, und ich habe es Ihnen vorgelesen. War es wahr, und haben Sie es gesagt?

RAINER: Es stimmt in Einzelheiten nicht.

MR. DODD: Es ist in mancher Hinsicht wahr? Ist es wahr, daß von Papen informiert wurde und daß Seyß- Inquart von der Konferenz wußte, lange bevor sie stattfand, oder einige Zeit, bevor sie stattfand. Das wollen wir wissen.

RAINER: Als wir bei den Winterkampfspielen in Garmisch-Partenkirchen zusammenkamen, trafen wir...

MR. DODD: Einen Augenblick. Sie beantworten meine Frage nicht. Das ist der nächste Satz oder Absatz, den Sie gelesen haben. Ich weiß, daß das kommt, und ich werde Sie über die Konferenz in Garmisch befragen. Jetzt frage ich Sie, ob das, was Sie über Papen und Seyß-Inquart sagten, die Wahrheit ist, und das ist alles, was ich wissen will.

RAINER: Es ist richtig, daß wir um diese Zeit von der Absicht, eine Besprechung durchzuführen, informiert waren.

MR. DODD: Und daß Seyß-Inquart davon wußte.

Nun wollen wir weiterlesen und etwas über diese Konferenz in Garmisch herausfinden. Sie wurden dorthin zu den Olympischen Spielen eingeladen, wie Sie sagen, und hatten mit Papen und Seyß-Inquart eine Besprechung. Sie führten einige Verhandlungen und fuhren dann nach Berlin.

Etwas weiter im Text finden wir sehr viel interessantes Material. Wir haben keine Zeit, uns jetzt mit allem zu beschäftigen. Es ist ein Stückchen weiter unten, und ich möchte Sie fragen über das, was Sie nach Ihrer Angabe vorbereitet hatten.

»Wir haben folgendes schon vorbereitet gehabt:...«

Sie sprechen von Schuschnigg und der bevorstehenden Konferenz. Das ist auf der Rückseite von Seite 9 Ihres Textes, Herr Zeuge, auf Seite 5 des englischen Textes, letzter Abschnitt. Sie sagen dort:

»Wir haben folgendes schon vorbereitet gehabt: Das letzte Besprechungsergebnis teilte mir Seyß mit in einem Lokal in der Kärntnerstraße. Ich habe die Telephonnummer aufgerufen, auf der Globus in Berlin zu erreichen war...«

Zur Unterrichtung des Gerichtshofs möchte ich bemerken, daß Globus Globocznik ist. Es ist dieselbe Person, nicht wahr?

RAINER: Jawohl.

MR. DODD:

»... habe ihm das negative Ergebnis der Besprechung mitgeteilt. Ich konnte mit Globus auch vollkommen frei sprechen. Wir haben für jeden Namen einen Geheimkodex gehabt, andererseits haben wir beide in fürchterlichem Dialekt gesprochen, daß uns kein Mensch verstanden hätte. Globus hat diese Information sofort schriftlich niedergelegt... Keppler war inzwischen mit Schlafwagen nach München.«

Und dann ein paar Sätze weiter unten:

»Ich habe dann mit Parteigenosse Mühlmann, der sich als ausgezeichneter Verbindungsmann zu Stellen im Reiche als Regierungsstellen erwiesen hat, Instruktionen mitgegeben. Er ist mit dem gleichen Zug, in dem Schuschnigg fuhr, nach Salzburg gefahren. Während Schuschnigg in Salzburg sich abhängen ließ, dort über nachtete und am nächsten Tage mit Auto nach Obersalzberg weiterfuhr, fuhr Mühlmann weiter und war in Berchtesgaden. Keppler und er sind dann vor Schuschnigg zum Führer und konnten ihm alles sagen. Schuschnigg ist in der Früh gekommen, dort empfangen worden und hat die grenzenlose Überraschung erlebt, daß der Führer die Verhandlungen sofort aufnahm, wo am Vortage die Verhandlungen zwischen Seyß und ihm ergebnislos abbrachen. Der Führer führte die Verhandlungen nicht, wie Schuschnigg es sich dachte. Er ging auf das Ganze. Schuschnigg wurde damals fertig gemacht, daß man es sich gar nicht vorstellen konnte. Der Führer hat ihn angefaßt, hat ihn befetzt, angeschrieen, er hat ihm die ganzen Schweinereien, die Schuschnigg in den vergangenen Jahren begangen hat, vorgehalten. Schuschnigg war schon ganz starker Raucher geworden. Man hatte Verbindungen bis in das Schlafzimmer hinein, wir waren informiert über seinen Lebensstil, jetzt rauchte er 50, jetzt 60 Zigaretten. Nun darf er beim Führer nicht rauchen. Schuschnigg konnte auch nicht rauchen. Ribbentrop sagte mir, Schuschnigg hätte ihm schon leid getan. Er ist nur mehr stramm gestanden vor dem Führer, er legte die Hände an die Hosennaht und sagte nurmehr ›Jawohl‹.«

Was haben Sie dazu zu sagen? Alles das sagten Sie in Ihrer Rede. War es die Wahrheit? Bisher, Herr Zeuge, haben Sie ja mit mir mitgelesen. Sagten Sie das oder nicht? Und war es wahr, als Sie es sagten?

RAINER: Die Ereignisse, wie ich sie hier geschildert habe, stimmen im großen und ganzen. Einzelne Formulierungen, die ich hier lese, stammen nicht von mir, in diesem Punkt ist dieses Schriftstück von anderer Hand ergänzt worden. Ob die dargestellten Ereignisse im einzelnen richtig sind, kann ich nicht mit Sicherheit erklären, da sich vieles davon nicht in meiner Gegenwart abgespielt hat.

MR. DODD: Ich wollte nur wissen, ob Sie das gesagt haben. Das ist alles. Gut, dann fahren wir fort. Sie sagten ferner:

»Bevor die Besprechung mit Schuschnigg startete, ist Schmidt zu Ribbentrop gegangen und sagte: ›Bitte, erlauben Sie doch, daß der Bundeskanzler eine einzige Zigarette raucht‹, was auch erlaubt wurde.«

Und ein paar Seiten weiter etwas Wichtigeres, auf Seite 13...

VORSITZENDER: Herr Dodd! Glauben Sie, daß Sie heute abend noch fertig werden, da wir uns um dreiviertel vertagen möchten?

MR. DODD: Jawohl. Ich brauche nur noch zwei Minuten, dann bin ich fertig. Ich glaube nicht, daß es länger dauern wird, es sind nur ein oder zwei Stellen aus dieser Rede.