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[Zum Zeugen gewandt:]

Es wird Ihnen, Herr Zeuge, zum Vorwurf gemacht, daß in dieser Verhandlung von Ihnen Pläne zum Sturz des Kabinetts Schleicher erörtert worden sind. Haben Sie diese Unterredung Herrn von Schleicher vorenthalten?

VON PAPEN: Im Gegenteil. Ich habe unmittelbar nach dieser Besprechung in Köln Herrn von Schleicher einen Brief geschrieben, der am nächsten Morgen in seinen Händen sein mußte. Und nach Berlin zurückgekehrt, habe ich mich sofort zu Herrn von Schleicher begeben und ihm erklärt, was in dieser Verhandlung besprochen wurde. Daraufhin hat Herr von Schleicher ein offizielles Kommuniqué veranlaßt. Das Dokument Nummer 9...

DR. KUBUSCHOK: 9a! Ich überreiche das Dokument 9a.

VON PAPEN: Darin heißt es:

»Die Aussprache ergab die völlige Haltlosigkeit der in der Presse aus dieser Begegnung gefolgerten Behauptungen über Gegensätzlichkeiten zwischen dem Reichskanzler von Schleicher und Herrn von Papen.«

DR. KUBUSCHOK: Haben Sie sodann, also in der Zeit vom 9. bis 22. Januar, an irgendwelchen politischen Gesprächen über eine neue Regierungsbildung sich beteiligt?

VON PAPEN: Nein, zwischen dem 9. und 22. Januar habe ich mich an keinen politischen Gesprächen über die Regierungsbildung beteiligt.

DR. KUBUSCHOK: Geben Sie bitte summarisch, in Stichworten, die politische Entwicklung vom 10. bis 21. Januar wieder.

VON PAPEN: Die Anklage behauptet, daß nun in der Zwischenzeit, zwischen dem 9. und 30. Januar, ich der Hauptakteur gewesen sei, um die Regierung Hitlers vom 30. Januar 1933 zu bilden. Es ergibt sich aus einer chronologischen Darstellung der Tage zwischen dem 11. und 30., wie völlig falsch diese Behauptung der Anklage ist. Ich werde deswegen einige Daten hier nennen müssen.

11. Januar: Hitler ist in Berlin. Er hat weder Schleicher, noch Hugenberg, noch Papen gesehen. Aber der Reichstag beschließt durch den Ältestenrat: »Wir müssen der Regierung Schleichers eine Bewährungsfrist geben.«

Am 13. Januar: Schleicher empfängt Hugenberg, den Chef der Rechten.

Am 14.: Hindenburg empfängt Hugenberg. Wir werden später sehen, daß an diesen beiden Tagen Hugenberg, der Führer der Rechten, mit Schleicher verhandelt hat über seinen Eintritt in das Kabinett, nicht über eine Regierungsbildung mit Hitler.

Dann finden am 15. Januar die berühmten Lippe- Wahlen statt. Die Lippe-Wahlen geben den Nationalsozialisten einen neuen Auftrieb.

Am 20. Januar beschließt der Reichstag, der Ältestenrat, sein Zusammentreten vom 24. auf den 31. zu verschieben. Der Staatssekretär der Reichsregierung Schleicher erklärt dazu: »Die Reichsregierung beabsichtigt, die politische Lage schnellstens zu klären, aber an Mehrheitsfragen ist die Reichsregierung nicht interessiert.« Daraus geht hervor, daß Herr von Schleicher eine Regierungsbildung durch Mehrheit nicht mehr in Betracht zieht.

DR. KUBUSCHOK: Wir können uns jetzt einmal von der politischen Entwicklung entfernen und auf Ihre persönliche...

VORSITZENDER: Wenn Sie auf einen anderen Gegenstand übergehen möchten, wollen wir uns lieber vertagen.

[Das Gericht vertagt sich bis

17. Juni 1946, 10.00 Uhr.]

Einhundertsechsundfünfzigster Tag.