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[Zum Zeugen gewandt:]

Welches waren die Gründe, und wie war Ihre Einstellung zum Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund?

VON PAPEN: Der Austritt aus dem Völkerbund war eine Frage, über die man sehr verschiedener Ansicht sein konnte. Ich selbst war für Verbleiben im Völkerbund. Ich erinnere mich, daß ich vor dem Tage, an dem Hitler sich zu dem Schritt entschloß, persönlich noch nach München gereist bin, um ihn zu bewegen, im Völkerbund zu bleiben. Ich war der Auffassung, daß es für uns viel vorteilhafter gewesen wäre, im Völkerbund zu bleiben, weil wir dort sehr viele gute Beziehungen schon aus der Zeit von Stresemann besaßen. Indessen, wenn man austrat, war es vielleicht eine taktische Frage insofern, als man hoffen durfte, daß unmittelbare Verhandlungen mit den Großmächten versprechender seien. Im übrigen geht aus der Unterhaltung des Herrn von Neurath mit dem Botschafter Bullitt, Dokument L-150, hervor... Herr von Neurath sagt dort, es sei ein Vorschlag Deutschlands, einem reformierten Völkerbund wieder beizutreten.

DR. KUBUSCHOK: Ich verweise auf den Fragebogen Lersner, Dokument 93. Bei Frage 5 läßt sich der Zeuge über die Reise des Angeklagten von Papen nach München aus, Seite 213 des Dokuments 93.

Es kommt jetzt eine etwas längere Frage, Herr Präsident, es dürfte jetzt vielleicht der Zeitpunkt für eine Pause gekommen sein?

VORSITZENDER: Wir werden uns dann jetzt vertagen.

[Das Gericht vertagt sich bis 14.00 Uhr.]

Nachmittagssitzung.

[Der Angeklagte von Papen im Zeugenstand.]

DR. KUBUSCHOK: Ich wurde vorhin wegen der Dokumente zur Regierungserklärung vom 1. März 1933 und vom 23. März 1933 befragt. Auszüge der Regierungserklärung vom 1. März 1933 sind in Dokument 12, Seite 53, enthalten. Es ist dies nur ein kleiner Auszug. Ich werde die ganze Erklärung noch nachreichen.

Die Erklärung vom 23. März 1933 ist im Dokumentenbuch, Dokument 12, Seite 56 bis 58 überreicht, auch nur auszugsweise. Unter US-Exhibit 568 ist diese Erklärung bereits einmal vollständig eingereicht gewesen.

[Zum Zeugen gewandt:]

Am 2. November 1933 haben Sie in einer Rede in Essen zu dem bevorstehenden Volksentscheid über die Frage des Austritts aus dem Völkerbund Stellung genommen und haben die Regierungspolitik gebilligt. Die Anklage hat aus dieser Rede ungünstige Schlüsse für Sie gezogen.

Welche Gründe veranlaßten Sie damals zu dieser Rede?

VON PAPEN: Der Austritt aus dem Völkerbund war eine außerordentlich wichtige außenpolitische Entscheidung. Wir wünschten der Welt zu betonen, daß dieser Austritt nicht eine Änderung unserer außenpolitischen Methoden bedeuten sollte. Daher hat Hindenburg und Hitler in freien Aufrufen betont, daß das deutsche Volk in einem Plebiszit über die Frage abstimmen solle, daß mit dem Austritt aus dem Völkerbund nur und ausschließlich dem Frieden und der Gleichberechtigung gedient werden solle.

DR. KUBUSCHOK: Ich verweise auf Dokument 60, Seite 167, 61 und 62, auf Seiten 147 bis 152 des Dokumentenbuches. Es sind dies die Erklärungen Hitlers, der Reichsregierung und Hindenburgs. Tenor dieser sämtlichen Erklärungen: Nur Wechsel der Methoden, nicht Wechsel in der sachlichen Einstellung.