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[Zum Zeugen gewandt:]

Nun, das war von Tschirschky. Sie haben uns gesagt, daß Baron von Ketteler gegen Ende Ihrer Tätigkeit in Wien ermordet wurde. Baron von Kettelers Vater wurde ermordet, wenn ich mich recht erinnere; das war der Anlaß für die deutsche Expedition gegen die Boxer in China. Das war doch die Familie, der dieser Herr angehörte?

VON PAPEN: Ja.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Nun, diese Dinge, der Mord an Ketteler, Ihre Erfahrung mit Tschirschky, wirkten auf Sie so, daß Sie bereit waren, eine neue Stellung unter der Nazi-Regierung in der Türkei anzunehmen.

Dann habe ich noch einen Punkt, den ich Ihnen vorhalten will.

VON PAPEN: Darf ich vielleicht zu diesem Punkt etwas sagen? Ich habe dem Gericht...

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Herr von Papen, ich will diese Sache zuerst beenden, weil ich glaube, daß wir jenen anderen Hinweis auf das Affidavit von Marchionini haben. Dann können Sie so viel sagen, wie Sie nur wünschen.

Warum haben Sie nach dieser Reihe von Morden, die sich über eine Zeitspanne von vier Jahren erstreckten, nicht mit diesen Leuten gebrochen und sind, wie General Yorck oder jemand anderer, den Sie von der Geschichte her kennen, eingestanden für Ihre eigenen Ansichten und diesen Mördern entgegengetreten? Warum haben Sie das nicht getan?

Jetzt können Sie Ihre Erklärung dazu geben.

VON PAPEN: Ja, Sie sehen, daß ich diesen Bericht des Herrn von Tschirschky über diese Morde Herrn Hitler vorgelegt habe, mit allen seinen Details; aber was Sie nicht wissen, ist, daß ich Herrn Hitler oft persönlich gesagt habe, daß solches Regime unmöglich auf die Dauer anhalten kann, und wenn Sie mich fragen, Sir David, warum ich trotz allem im Dienst des Reiches geblieben bin, dann kann ich darauf nur sagen, daß ich am 30. Juni persönlich mit Hitler und der Verbindung, die wir am 30. Januar geschlossen hatten, gebrochen habe. Von dieser Zeit ab habe ich meine Pflicht getan für Deutschland, wenn Sie es wissen wollen. Ich begreife sehr gut, Sir David, daß Sie nach allem, was wir heute wissen, nach all den Millionen von Morden, die vorgekommen sind, das deutsche Volk als ein Volk von Verbrechern ansehen und daß Sie nicht begreifen, daß es in diesem Volk auch Patrioten gibt. Ich habe es getan, um meinem Lande zu dienen, und darf ich hinzufügen, Sir David, daß ja bis zum Münchener Abkommen und selbst bis zum Polenkrieg auch die Großmächte es versucht haben, trotzdem ihnen alles bekannt gewesen ist, was in Deutschland passierte, mit diesem Deutschland zu arbeiten.

Warum wollen Sie es einem patriotischen Deutschen verübeln, daß er dasselbe getan hat und dasselbe gehofft hat, was alle Großmächte gehofft haben?

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Die Beamten der Großmächte wurden nicht einer nach dem anderen ermordet, und diese Mächte standen Hitler nicht so nahe, wie Sie. Was ich Ihnen vorhalte ist, daß der Grund war, der allein Sie im Dienste der Nazi-Regierung halten konnte, obwohl Sie von all diesen Verbrechen wußten, daß Sie damit sympathisierten und das Werk der Nazis fortführen wollten.

Ich halte Ihnen vor, daß Sie diese genaue Kenntnis hatten; Sie sahen, wie Ihre eigenen Freunde, Ihre eigenen Angestellten rings um Sie ermordet wurden. Sie hatten genaue Kenntnis davon, und der einzige Grund, warum Sie geblieben sind und eine Stellung nach der anderen von den Nazis angenommen haben, war, daß Sie mit deren Werk sympathisierten. Das halte ich gegen Sie, Herr von Papen.

VON PAPEN: Das, Sir David, ist vielleicht Ihre Ansicht. Meine Ansicht ist die, daß ich für den Entschluß, für mein Vaterland zu arbeiten, allein nur meinem Gewissen verantwortlich bin und vor meinem deutschen Volke und daß ich dessen Urteil darüber annehmen werde.

SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Euer Lordschaft! Ich bin fertig.