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[Das Dokumentenbuch wird dem Angeklagten ausgehändigt.]

Band 3 im Affidavit Marchioninis, der letzte Absatz der Antwort auf Frage 6.

VON PAPEN: Einen Augenblick, Mylord. Ich habe es noch nicht gefunden.

VORSITZENDER: Es eilt nicht.

VON PAPEN: Ich habe das Affidavit jetzt.

VORSITZENDER: Haben Sie die Frage 6 oder vielmehr die Antwort auf Frage 6?

VON PAPEN: Die Fragen sind hier nicht numeriert.

VORSITZENDER: Es ist die vorletzte Frage.

VON PAPEN: Die letzte Frage?

VORSITZENDER: Die vorletzte Frage.

VON PAPEN: Ja.

VORSITZENDER: In der Antwort zu dieser Frage sagt er folgendes:

»Besonders deutlich habe ich eine Aktion aus dem Frühling 1944 in Erinnerung, bei der ich auf Ersuchen des Herrn Barlas, des Flüchtlingskommissars der Jewish Agency, Herrn von Papen aufsuchte, um ihn um seine Mitwirkung bei der Errettung von 10000 Juden in Frankreich vor der Verschickung nach Polen zum Zwecke der Vernichtung zu bitten. Diese Juden hatten früher die türkische Nationalität besessen, diese aber später aufgegeben.«

Dann sagt er, durch Ihr Eingreifen sei »das Leben dieser Juden gerettet worden«. Ist diese Erklärung richtig?

VON PAPEN: Ja, sicherlich.

VORSITZENDER: So haben Sie also auf jeden Fall im Frühjahr 1944 gewußt, daß 10000 Juden aus Frankreich zum Zwecke der Ausrottung deportiert werden sollten?

VON PAPEN: Ich glaube, sie sollten deportiert werden, Mylord, nach Polen. Aber daß sie vernichtet werden sollten, das haben wir 1944 nicht gewußt. Wir wollten sie vor der Deportation schützen.

VORSITZENDER: Ich dachte, Sie hätten gesagt, die Erklärung stimme.

VON PAPEN: Zum Zwecke der Vernichtung – ich glaube, daß uns das damals nicht gesagt worden sei. Die Frage war einfach die, ob ich bereit wäre mitzuhelfen, 10000 Juden, die sich in Frankreich befanden, zu schützen vor der Deportation nach Polen.

VORSITZENDER: Das ist alles. Sie können zur Anklagebank zurückkehren.

[Der Zeuge verläßt den Zeugenstand.]

DR. KUBUSCHOK: Ich hatte vom Tribunal drei Zeugen bewilligt bekommen. Der Zeuge Freiherr von Lersner konnte infolge Verkehrsschwierigkeiten zur Zeit nicht hierherkommen; er könnte frühestens Ende Juli hierherkommen. Nach der Eigenvernehmung des Angeklagten und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Lersner einen Fragebogen beantwortet hat, glaube ich, auf den Zeugen verzichten zu können. An sich bedauere ich es, weil es ein Mann ist, der den Angeklagten während seiner ganzen politischen Laufbahn begleitet hat, ein Zeuge, der besonders wertvoll wäre wegen seiner Objektivität in diesen Fragen. Er war Präsident der Deutschen Friedensdelegation in Versailles.

VORSITZENDER: Wenn Sie die eidesstattliche Erklärung oder den Fragebogen haben, können Sie es vorlegen. Wir brauchen darüber keine weiteren Aussagen.

DR. KUBUSCHOK: Ja.

Ich habe als zweiten Zeugen den Grafen Kageneck bewilligt bekommen. Nachdem die Fragen, die an Kageneck zu stellen waren, in der Eigenvernehmung des Angeklagten behandelt und im Kreuzverhör darauf nicht eingegangen wurde, kann ich auch diesen Zeugen entbehren; ich verzichte auf ihn. Es bleibt also nur noch der Zeuge Dr. Kroll, den ich hiermit rufe.